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Ultraleicht Trekking

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Geschrieben (bearbeitet)

Nachdem ich bereits 3 Rucksäcke genäht habe, ist dies der erste, den ich hier im Folgenden präsentieren werde. Er stellt die neueste Evolutionsstufe aus den bisherigen Werken, sowie MYOG Inspirationen aus diesem Forum und käuflich erwerbbaren Rucksäcken dar.;) Optisch gleicht er somit wie nicht anders zu erwarten der Mehrheit an UL-Rucksäcken mit dem ein oder anderen Detailunterschied. Besonders wichtig war mir jedoch eine hohe Robustheit und lange Haltbarkeit

  • Die Anforderungen an Größe und tragbares Gewicht ergaben sich aus meiner Packliste (ca. 5,5kg BW bis in leichte Minusgerade inkl. Fotoausrüstung):
    • Der Hauptkorpus wird per Rolltop verschlossen und besitzt eine Größe von maximal 28cm * 17cm * 70cm. Da die Grundfläche nicht rechteckig ist, sondern abgerundete Ecken besitzt verkleinert sich das Volumen gegnüber einem Quader etwas. Dazu kommen zwei voluminöse Außentaschen und eine geraffte Netztasche an der Front zum luftigen Aufbewahren von nass gewordener Ausrüstung. Insgesamt beträgt das Volumen somit ca. 30L + 7L.

 

  • Der entscheidende Unterschied gegenüber anderen (UL) Rucksäcken besteht in seiner überragenden Robustheit, die aus der Materialwahl und kleinen konstruktiven Anpassungen resultiert:
    • Der Hauptkorpus inkl. Rolltop besteht aus 500Den Cordura von Extex (235g/m2).
    • Das Rücken- und Bodenteil (bestehend aus einem Stoffteil), sowie die Außentaschen bestehen aus 1000Den Cordura von Extex (300g/m2).
    • Der Boden wurde abgerundet bis auf die Vorderseite hochgezogen, sodass dieser zusammen mit den Seitentaschen eine stabile Bodenwanne aus 1000Den Cordura bildet. Durch die Abrundung wird Abrieb am Boden durch eine gleichmäßigere Auflagefläche verringert.
    • Als Gurtmaterial kam das sehr robuste Sicherheitsgurtband in der 40mm und 19mm breiten Ausführung von Extex zum Einsatz.
    • Alle Schnallen sind die hochwertigen und robusten Ausführungen von ITW Nexus.
    • Alle Gurtbänder, bei denen dies möglich war, wurden V-förmig an ihren Befestigungspunkten vernäht. Dadurch wurde einerseits das Nähen durch die flachere Bauweise erleichtert und andererseits wird dadurch Last auf die doppelte Naht- und Stofflänge verteilt.
    • Das Tragesystem setzt sich aus zwei ergonomischen Schultergurten und zwei Hüftflossen bestehend aus 500Den Cordura und 6mm 3D-Mesh von Extex zusammen.
    • Die Tragriemen wurden an den Hüftflossen vernäht anstatt mit einem eigenen Dreieck befestigt zu werden.
      • Daraus ergibt sich ein besseres Stabilitäts-Gewichts Verhältnis dieser Komponenten sowie ein geringerer Fertigungsaufwand, da ein sehr robustes Element (Hüftflosse) zwei Funktionen übernimmt. Zusätzlich wird ein Scheuern der beiden Elemente aneinender vermieden.
      • Die Idee habe ich mir von einem bereits 40 Jahre alten aber tadellos funktionierenden Lowe Alpine Rucksack abgeschaut.

 

  • Oben unten am Pack sind 20mm Leiterschnallen angebracht um das Volumen bei Bedarf deutlich erweitern zu können, indem Ausrüstungsgegenstände wie Zelt oder Schlafsack (der sowieso in einem wasserdichten Beutel steckt) außen befestigt werden können.
  • Außen sind Kompressionsriemen angebracht, die zur Fixierung weiterer Ausrüstungsgegenstände wie Schneeschuhen und Trekkingstöcken  konstruiert sind. Direkt über den Außentaschen findet sich jeweils ein Kompressionsriemen aus einer 2mm Schnur, der hauptsächlich zur Fixierung von Wasserflaschen in den Außentaschen dient. Da diese aus 1000Den Cordura bestehen haben auch starke Gummizüge zum zusammenraffen der Außentasche nicht funktioniert, da das Material einfach zu steif ist.

 

  • Der Rucksack wurde zunächst in einem CAD-System konstruiert, um das Gewicht bereits vorher berechnen zu können und durch dabei einfließende Optimierungen auf ein Minimum zu reduzieren.
  • Das Gewicht setzt sich wie in der folgenden Tabelle dargestellt zusammen. Das reale Gesamtgewicht beträgt 666g. Nicht wirklich ultraleicht, aber in Anbetracht der verwendeten Materialien bin ich sehr zufrieden.
  • Allerdings fehlt aktuell noch ein Brustgurt, der angenäht wird sobald ich die benötigten Materialien habe.
Komponente Gewicht (g bzw. g/m)    Anzahl/m             Gewicht(g)
Hautpkorpus 109 1 109
Rücken+Boden 79 1 79
Rücken oben 28 1 28
Schultergurte Mesh 35 2 70
Schultergurte Obermaterial 12 2 24
Hüftgurt Mesh 18 2 36
Hüftgurt Obermaterial 19 1 19
Frontnetz 27 1 27
Außentaschen 26 2 52
       
Leiterschnallen 20mm 3 8 24
Steckschnallen 20mm 5,5 4 22
Leiterschnallen 40mm 7 0 0
Steckschnallen 40mm 22 1 22
       
Gurtband 20mm (g/m) 18,5 4 74
Gurtband 40mm (g/m) 35 1 35
Ripsband 25mm 10 2,5 25
       
Garn Rasant 50 0,02 300 6
       
Gesamt     652

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Bearbeitet von Jonathan
Geschrieben (bearbeitet)

sieht gut aus! Und für die verwendeten Materialien dann doch noch leichter als ich erwartet hätte.

Hast du die Nähte innen mit Kantenband eingefasst? Ich nehme da ganz gerne eine französische Naht. Das macht sich ganz super!

Was hast du am Rolltop für die Versteifung genommen?

Hast du den Rucksack schon getragen? Wie sind die ersten Erfahrungen damit?

Bearbeitet von tib
Geschrieben (bearbeitet)
vor 2 Stunden schrieb Gamblex:

Da hast du dir ein schönes Stück gefertigt- Glückwunsch!

 

vor 1 Stunde schrieb tib:

sieht gut aus! Und für die verwendeten Materialien dann doch noch leichter als ich erwartet hätte.

Hast du die Nähte innen mit Kantenband eingefasst? Ich nehme da ganz gerne eine französische Naht. Das macht sich ganz super!

Was hast du am Rolltop für die Versteifung genommen?

Hast du den Rucksack schon getragen? Wie sind die ersten Erfahrungen damit?

 

vor 1 Stunde schrieb Einzelkämpfer:

Glückwunsch ! Das ist KÖNNEN. :smile: Das Gewicht und eine solche Haltbarkeit "Spitze"

Hast Du den RS imprägniert, oder planst Du eine Regenhaube mit ein ?

 

Gruß EK

 

 

vor 1 Stunde schrieb einar46:

Sehr saubere Arbeit. Glückwunsch!

Vielen Dank an alle :)

Ja, ich habe die Kanten innen mit Nahtband eingefasst. Bei meinem ersten Rucksack habe ich tatsächlich französische Nähte verwendet. Das Nahtband finde ich jedoch schöner und wesentlich einfacher zu verarbeiten, besonders bei den schweren und steifen Stoffen. Wahrscheinlich ist es sogar leichter als das 1000Den Cordura. 

Bei meinem 2. und 3. Rucksack habe ich Kappnähte benutzt, die bei dem ohnehin sehr stabilen Cordura jedoch Overkill wären und bei den abgerundeten Ecken nicht funktioniert hätten.

Die Rolltopversteifung ist Polyamid Plattenware von ExTex (0,5mm glaub ich). Die ist eigentlich farblos/weißlich und leuchtet nur durch die Reflektion vom Quilt so blau :D 

Ich habe den Rucksack zwei mal mit einem Gesamtgewicht von 8 bzw. 10 kg auf 1-2 stündigen Waldspaziergängen getragen und finde ihn sehr bequem. Durch den breiten Hüftgurt, der auch auf der gesamten Breite mit dem Rücken verbunden, sind Lasten bis 13-14kg noch gut zu tragen. Zumindest habe ich mit dem Vorgängermodell teils Lasten von 15kg (viel Essen und etwas Gepäck von UH-Kumpanen) noch angenehm tragen können und seitdem kaum Änderungen am Tragesystem vorgenommen.

Bezüglich Imprägnierung: Meine Klamotten und den Schlafsack habe ich sowieso in einem wasserdichten Sack. Ich hoffe auch, dass der Rucksack nicht allzu viel Wasser durchlässt, da die Cordura Stoffe immerhin eine Wassersäule von ich glaube über 1000mm haben und ich mit Rasant 50 genäht habe. Eine zusätzliche Imprägnierung wäre dennoch sehr sinnvoll um das aufgenommene Wasser zu verringern. Kann jemand etwas empfehlen bzw. hat Erfahrung mit Cordura und Wasserdichtigkeit?

Bearbeitet von Jonathan
Geschrieben
vor einer Stunde schrieb Jonathan:

Die Rolltopversteifung ist Polyamid Plattenware von ExTex (0,5mm glaub ich). Die ist eigentlich farblos/weißlich und leuchtet nur durch die Reflektion vom Quilt so blau :D 

Wie ließ sich das einnähen? Ich habe damals mal PE-HD (weiß nicht mehr, ob 1 oder 2mm) eingenäht.  Das war ein riesiger Krampf!

 

vor einer Stunde schrieb Jonathan:

Bei meinem 2. und 3. Rucksack habe ich Kappnähte benutzt, die bei dem ohnehin sehr stabilen Cordura jedoch Overkill wären und bei den abgerundeten Ecken nicht funktioniert hätten.

Naja, eine Kappnaht nimmt halt auch die Last aus dem Garn raus. Und bei den Materialien, wird wahrscheinlich eher das Garn als der Stoff irgendwann die Grätsche machen ;) Aber da hast du ja auch mit 50er Rasant erstmal vorgesorgt

Geschrieben
vor 9 Minuten schrieb tib:

Wie ließ sich das einnähen? Ich habe damals mal PE-HD (weiß nicht mehr, ob 1 oder 2mm) eingenäht.  Das war ein riesiger Krampf!

Ich glaube es müsste dieses Polyamid gewesen sein (hatte ich aber noch von meinem ersten Rucksack übrig): https://www.extremtextil.de/polyamid-0-5mm-dicke-plattenware-330x498mm.html.

Ich habe mit einer Jeans Nadel in 110er Stärke und wie erwähnt Rasant 50 genäht. Als Nähmaschine verwende ich eine gute alte Pfaff 1209 Synchromatic mit IDT Obertransport. Das hat einwandfrei funktioniert, lediglich bei der Führung musste ich von Hand nachhelfen, da das ganze durch den Polyamidstreifen sehr steif und somit auch rutschig im Transportfuß ist. 

Eine Sache fällt mir allerdings noch ein, die sehr wichtig beim Vernähen der starken Stoffe und vermutlich auch des Polyamid-Streifens ist: Bei den ersten Testnähten des 1000Den Cordura hat mir die maximale Oberfadenspannung der Pfaff 1209 nicht ausgereicht. Als ich diese aufgeschraubt habe, um mir eine Lösung zu basteln, habe ich festgestellt, dass die Maschine im Innern eine weitere (gröbere) Fadenspannungsjustierung besitzt. Nachdem ich diese auf maximale Spannung eingestellt und die Maschine wieder zusammengebaut hatte, entspricht die außen eingestellte Fadenspannung von 4-5 nun einer vorherigen von 10. Das 1000Den Cordura nähe ich nun einwandfrei mit einer Fadenspannung  von etwa 6. Für "normale" Stoffe muss ich dafür nun runter auf eine Spannung von 1-2 gehen :D . Falls jemand Bedarf hat, kann ich für diese Einstellung gern noch einmal eine Anleitung machen. Wenn man etwas technisch versiert ist, ist sie jedoch auch relativ gut (nach Abschrauben der Deckel und der Justiereinrichtung) zu finden.

 

Zitat

Naja, eine Kappnaht nimmt halt auch die Last aus dem Garn raus. Und bei den Materialien, wird wahrscheinlich eher das Garn als der Stoff irgendwann die Grätsche machen ;) Aber da hast du ja auch mit 50er Rasant erstmal vorgesorgt

Davor hatte ich tatsächlich auch Angst und da ich eh schon dabei war so viel Zeit zu investieren, habe ich alle tragenden Nähte mindestens 3-4 mal übernäht. Die Gurtaufhängungen eher so Richtung 10mal oder öfter :D.

Geschrieben
vor 17 Stunden schrieb Christian Wagner:

Bei 1000er Cordura spart man sich natürlich auch gleich mal das versteifende Tragesystem... (duckandrun). :D

:D Tatsächlich habe ich dieses mal im Gegensatz zu den bisherigen Rucksäcken keine Innentasche für eine Schaumstoffmatte eingenäht. Dies lag aber weniger an der Steifigkeit des Corduras, als viel eher daran, dass ich die bisher noch nie verwendet hatte und alles auf das wirklich Notwendige reduzieren wollte.

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