crelm Geschrieben 3. Februar 2013 Geschrieben 3. Februar 2013 ... es lohnt sich, die Augen nach Quellen offen zu halten. Und dort dann zu schöpfen. Gibts öfter, als man denkt. Vor allem, wenn man etwas das Gelände "lesen" lernt.(ich glaube, das Thema Wasser ist eines der wenigen, wo wir uns von den Bushcraftern ne Menge abschauen können ...)Dieses Thema finde ich sehr spannend und dachte, daß es einen eigenen Thread verdient.Bei meiner Tour im Elsaß im letzten September hatte ich Probleme die auf der Karte eingezeichneten Quellen zu finden.Es lag zusätzlich aber noch an einer sehr trockenen Zeit, so daß auch einige Brunnen nur noch tröpfchenweise Wasser abgaben.Ich würde gerne meine Fähigkeiten dahingehend verbessern und hoffe auf Eure Tipps und Tricks.@derschorschHast Du weiterführende Informationen zum Lesen des Geländes?
quetzal Geschrieben 3. Februar 2013 Geschrieben 3. Februar 2013 Hallo crealm,Sehr interessante Frage!Allgemein sind die Orte, an denen Wasser an die Oberfläche tritt immer von den umliegenden Gesteinsschichten abhängig. Konkreter gesagt fließt Wasser nach Niederschlag entweder oberflächlich ab, oder es versickert, bis es auf eine wasserundurchlässige Schicht (z.B. Ton) trifft, wo es dann zu Tage tritt. Alternativ kann es auch in Klüfte (Spalten im Gestein) versickern und wenn diese Klüfte irgendwann wieder das Tageslicht treffen, gibts eben da eine Quelle (so ist es z.B. bei Granit).Allgemeine Regeln wie man Quellen findet sind deshalb meiner Meinung nach relativ schwer aufzustellen, da es ja wie oben erwähnt vom Gestein abhängt.In Regionen, in denen Jura-Kalke (z.B. fränkische Schweiz) vorkommen, gibt es häufig eine typische Gesteinsabfolge: Sandstein, Ton, Kalk (von unten nach oben). Da Kalk viele Klüfte hat, versickert das Wasser problemlos, bis es auf die Tonschichten trifft, wo das Wasser dann austritt. Im Gelände kann man es dadurch erkennen, dass die Tonschichten eine Art ebenes Plateau bilden, wohingegen Kalk steile und Sandstein mäßig Steile Hänge bildet.Das einzige Problem ist, dass die Kalkschichten auch mal mächtiger sein können (siehe z.B. Alpen) und du ewig bergab laufen müsstest, bis du zum Ton, beziehungsweise dass die Tonschicht unter der Erde liegt...Theoretisch müsste man diese Prinzip auch ins französische Jura oder die schwäbische Alb (gleiche Entstehungsgeschichte) übertragen können - da ich dort aber noch nie war kann ichs nur vermuten.Bei Granit/Gneis (wie z.B. auch in Teilen der Vogeßen) ist die Sache etwas verzwickter, da es dort meines Wissens eher Kluftgesteuert ist. Bin aber mal gespannt was man in solchen Gebieten lesen kann!In Sandstein versickert Wasser oft sehr langsam, sodass man noch Wasser unterhalb von bereits ausgetrockneten Flüssen finden kann. (Betrifft aber eher Wüstenregionen)So, das war bis auf den einen Tipp oben eine Annäherung von der theoretischen Seite. Hoffe ich konnte dir trotzdem etwas helfen.Grüße,Thorsten http://wegelagern.wordpress.com
el zoido Geschrieben 3. Februar 2013 Geschrieben 3. Februar 2013 eine Annäherung von der theoretischen SeiteFinde ich cool, da lohnt es sich doch einen Fachmann im Forum zu haben!Im Gelände kann man es dadurch erkennen, dass die Tonschichten eine Art ebenes Plateau bilden, wohingegen Kalk steile und Sandstein mäßig Steile Hänge bildet.Kannst du ein Foto, z.B. von Wikipedia, empfehlen, auf dem man das erkennen kann? Bis jetzt kann ich mir nicht darunter vorstellen...Eine Faustregeln, die mit Wasser zu tun hat (aus einem Survivalbuch für Kinder):Pflanzen mit großen Blättern sind in Wassernähe anzutreffen. Das sagt aber leider noch nichts über Quellen aus.Mit entsprechender Erfahrung kann man bestimmt Quellen finden, die Frage ist eben ob die Kriterien für eine Quelle formuliert werden können oder nur unterbewusst analysiert werden. Mikroskope gibt's auch in UL: https://www.jot-entdecken.de/ul-mikroskope/
derschorsch Geschrieben 3. Februar 2013 Geschrieben 3. Februar 2013 Ohne daß ich da jetzt Fachmann wäre, aber ich sehe auch- Geologie: oben schon besser beschrieben, als ich das könnte- Topologie: Geländestufen oder Einschnitte- Vegetation: Weiden, Seggen, Farne, ...Anständige Literatur hab ich da nicht, aber von Andi bzgl. Geologie bissl was gelernt (wer alte Keltensiedlungen findet, findet auch Karststufen ...) und ab und zu miteinander "komm wir finden eine Quelle" geübt. Kann man doch als Trailrunner auch prima machen, oder? schwer ist leicht was ... (O. Fischer)
quetzal Geschrieben 3. Februar 2013 Geschrieben 3. Februar 2013 Kannst du ein Foto, z.B. von Wikipedia, empfehlen, auf dem man das erkennen kann? Bis jetzt kann ich mir nicht darunter vorstellen...Hmm...leider hab ich kein Foto, und selbst wenn würde mann nicht mehr sehen als als etwas Waldboden. Ich habs mal versucht schnell in ner Skizze darzustellen (da ich gerade keinen Fotoapparat da hab ists ne Freihand Paint Konstuktion geworden...ich bitte um Nachsicht ). Der Maßstab rechts ist in Meter.Im Prinzip gehts darum eben diese Schwelle / Plateau zu erkennen (normalerweise ist alles mit Waldboden überdeckt) . Kannst ja mal in Zukunft bei Wanderungen drauf achten. Wenn man es einmal erkannt hat klappts meist auch häufiger. Ich nehme an das ist auch das ,was derschorsch mit "Karststufen" meint.Grüße,Thorsten http://wegelagern.wordpress.com
dani Geschrieben 3. Februar 2013 Geschrieben 3. Februar 2013 grundsätzlich kannst du mal davon ausgehen, dass wenn du irgendwo ein tal (geländeeinschnitt) siehst, sich dort am oberen ende meist eine quelle befindet oder einmal befand. ist nicht immer absolut sicher aber oft eine gute indikation.in karstgebieten, wie z.b. dem jura (CH/F) gibt es jedoch das phänomen der trockentäler, welche vor (ur)zeiten einmal von wasser gebildet wurden, wo, aufgrund des karstigen untergrunds, mittlerweile/heutzutage aber sämtliches wasser versickert und erst viel weiter unten an einem schichtwechsel (wie oben beschrieben) austritt. im jura ist dies oft/meist erst ganz unten in einem der flusstäler (200-300 höhenmeter weiter unten), wo das wasser dann in einer karst-quelle aus dem berg hervorschiesst (orbe, doubs, loue etc.)übrigens ist die wasser-qualität im karst oft nicht sehr gut. da er so wasserdurchlässig ist, tritt, bei starken niederschlägen, das oben versickerte und möglicherweise durch landwirtschaft/gülle verunreinigte wasser nach kurzer zeit (einigen stunden) unten an der quelle praktisch ungefiltert wieder aus. ... und tschüss.
crelm Geschrieben 3. Februar 2013 Autor Geschrieben 3. Februar 2013 Danke, da sind ja schon einige Informationen dabei, die mich weiterbringen.Bei meiner nächsten Tour (vermutlich im Schwarzwald) versuche ich die entsprechenden Formationen zu erkennen.Ansonsten wäre so etwas als kleiner Kurs bei einer Forumstour mal sinnvoll
dani Geschrieben 4. Februar 2013 Geschrieben 4. Februar 2013 ansonsten hilft es natürlich auch, den wegverlauf vorgänig (zu hause) auf einer guten topographischen karten (landesvermessungsamt. nicht kommerzielle wanderkarte) zu studieren. oft sind quellen eingezeichnet. dabei kannst du auch gerade sehen, was sich oberhalb der quelle befindet und u.u. dort reinfliesst. aber achtung! gefasste quellen sind meist nicht offen, sondern speisen ein geschlossenes wasser-reservoir. ... und tschüss.
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