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Ultraleicht Trekking

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  • 4 Wochen später...
Geschrieben

hallo ihrs, 

mal ein kurzes lebenszeichen u stand der dinge...

nach 61 tagen (5.oder 6.7.) bin ich in konstanz angkommen. da ich noch zeit bis mitte ausgust habe, war die idee den e1 weiter nach genua zu laufen- je länger ich aber drüber nachgedacht habe umso mehr missfiel mir die idee- also planänderung bzw -erweiterung:BEFAC122-23B0-4C10-A48B-A48B02F6F01F.thumb.jpeg.dff3edde5008d55dfaf05c5f84a83e94.jpeg

weiter auf dem e5 nach verona- zwischenzeitlich bin ich bis nach sonthofen gelaufen

ich mache grad ein paar zeros in münchen und steige am mittwoch wieder ein- tanke jetzt nur grad ein wenig kraft für die letzten 470km.

 

stand: 2063km flensburg-konstanz-sonthofen in 63 tagen (davon 10 zeros und so 2,3 nerodayz). mir gehts gut (mental und körperlich), dem gear auch (schwund ist immer) - ich freu mich auf die nexten kilometer :D

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nordflanke vom steineberg (nagelfluhkette, allgäu)

wisst ihr bescheid ;)

  • 4 Wochen später...
Geschrieben

done it!

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2 paar schuhe

2 paar socken

8 zecken

12 ibu‘s 

ca. 6kilo partyknabberboxen

ca. 80 wraps 

89 tage 

~2600km

E1 und E5

flensburg - konstanz - verona

 

ausführliches nachdem das erstmal verdaut ist und ich urlaub vom urlaub gemacht habe ;)

aber so viel: ich bin glücklich. überwältigt im wahrsten sinne des wortes. ich bin gesund. alles ist gut :)

grüsse aus dem sonnigen verona

  • 2 Wochen später...
Geschrieben (bearbeitet)

ich hatte ja gesagt, dass ich versuchen werde peu a peu die komplette tour in form eines reiseberichts zu packen... ist ne gute therapie gegen die post-trail-depression;) und hilft auch dem ganzen seinen platz zuzuordenen - so'n thruhike ist ja schon auch groß, den zu verdauen dauert ja auch n bisschen... schön dass ich das hier kann :) dafür schon mal danke...

 

Tag 15

Frisch geduscht, mit frisch gewaschenen Klamotten, reparierter Iso-Matte starte ich einigermaßen erholt – zugeben viel geschlafen habe ich nicht – in bester Nebel-Nieselregen-Suppe morgens gen Hamburg. Gestern regnete es den ganzen Tag – alles Richtig gemacht. In Hamburg also freestyle Richtung Binnenalster, weil zu versuchen irgendwo in den Outskirts den verlornen Trail wieder zufinden hatte ich keine Lust. Gefunden. Und direkt wieder verloren. Egal. Ich kenne Hamburg einigermaßen, also weiter pie mal Daumen durch Planten un Bloomen zu den Landungsbrücken und dann immer der Elbe nach... ich gehe bis zum Fischmarkt, statt über den Altonaer Balkon für ein zweites Frühstück und dann weiter nach Övelgönne. Den Rest Richtung Blankenese kenne ich auch schon und der wird bei dem Wetter auch nicht spannender. Also Fähre. Fährt nicht nach Blankenese von hier aus... Tief durchatmen. Okay. Fährste halt anders. Fähre Finkenwerder und mit dem Bus nach Cranz. Trail gefunden. Los geht’s. Deiche und Obstbäume. Moor und Hafenblicke. Altes Land trifft Hamburg.

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Ach was?, in Fischbek – also wirklich direkt in Hamburg fängt der Heidschnuckenweg an? Geilo, hab ich doch auch aufm Zettel. Ein By the Way-Thruhike...

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Fischbeker Heide: Singeltrails, munter auf und ab, Heide, bleigrauer Himmel, Kiefernwälder mit Heidelbeerteppichen- wunderschön.

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Abzweig: Heidschnucki gradeaus, E1 rechts... klaro. Auf einmal stehe ich auf einer schnurgrade Forstpiste durch Waldmonokultur... geht nicht vorbei. Langweilig. Wenn ich den Heidschnucki wieder treffe bleibe ich auf dem. 60Km länger, aber es geht auch nach Celle. So what. Aber die 500km Marke geht heute... Geschafft. Fühlt sich erhaben an. Lachen. Ein lautes „Yes!“ entfährt mir. Eine Nordic Walkerin guckt mich irritiert an.

Ich laufe weiter nach Buchholz... Das Problem an diesen Heidewäldern ist, die Krautschicht ist nicht sonderlich Pennplatzfreundlich. Am Brunsberg: Heide. Naturschutzgebiet. Hier oben esse ich. Es wird Dunkel... ich laufe weiter fluche dass ich keine Taschenlampe eingepackt habe- Stupid light? (haha). Unter einer ausladenden Tanne werde ich fündig.

 

Tag 16

Arschkalt wars... früh raus. Das schöne ist dann ja das schöne Licht und die Stimmung im Wald.

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Im Büsenbachtal bin ich soweit warmgelaufen, dass ich mir Frühstück in der Sonne gönne. Der Dunst der Nacht, die Sonne – Heideromantik.

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Die Matte habe ich anscheinend doch nicht nachhaltig geflickt. Sie verliert immer noch Luft- aber wenigstens nicht mehr soviel. Ich muss Nachts ja eh immer raus, kann dann nachpusten. In Handeloh gabs ne Club Mate beim Edeka, eine Bank in der Sonne... das schöne Leben ist so einfach. Weiter ins wunderschöne Seevetal. Viel Bruchwald und schönes Licht. Es ist Warm. Undeloh: Pause und einen ziemlich geilen glutenfreien Nusskuchen im Teehaus gegessen. Auf dem Wilseder Berg (169,2Meter) gierig die Fernsicht eingesogen – als Kind des Mittelgebirges fehlen mir schon die Weiten Blicke, in der Ferne ist Hamburg schemenhaft erkennbar.

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Irgendwo hinter der Behringer Heide kippe ich nach 45+ Kilometern totmüde um – schaffe es vorher noch mein Zeug hinter einen alten Schafstall zu werfen

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Tag 17

Ich laufe morgens gen Bosteler Schweiz oder Bosteler Kuhlen... ein Sanft wogendes Landschaftsrelief aus der – na? - letzten Eiszeit. Die Sonne scheint, es riecht nach Macchia. Frühstück.

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Recht ereeignislos geht’s bis nach Bispingen. Pause: Erdbeeren und Club Mate. Es Ist sehr Warm heute. Ich laufe durch Wald und Trimm-Dich Plätze. Lange in Hörweite der A7.Unsexy.

Der Heidepark Soltai kündigt sich mit dem Ehbläcker Moor an. Das Rumpeln von Fahrgeschäften und das glückseelige Kreischen von Menschen werden vom Wind durch die Landschaft geweht- Absurd. Noch absurder wird es als auf dem riiiiesigen Parkplatz des Vergnügungsparks stehe. Ich verstehe diese Form der Freizeitbeschäftigung nicht. Egal.

Ich komme am späten Nachmittag in Soltau an und mir wird mit Blick auf die Uhr gewahr, dass ich in den letzten 49 Stunden 110km gemacht habe... krass! Naja, ist ja auch flach. Resupply. Ich baue mir eine Bombe aus Linsen, Blutwurst, Handkäs' und Äpfeln – der Frankforter Bub' hat lukullisches Heimweh ;)

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Kugelrund rolle ich weiter und stelle fest, dass ich sehr großzügig auf einer Landstrasse einen Truppenübungsplatz umlaufe.

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Roadmoviefeeling und meine Füsse brennen. Ich habe keinen Bock mehr. Aber in der „Artilleriefeuerstellung Nummer 33“ will ich dann doch nicht mein Tarp aufstellen. Endlich ist das Dingen umlaufen und ich stehe in intensiv genutzter landwirtschaftlicher Monokultur – vom Regen in die Traufe. Ich finde in einer kleinen Wald mit Sandkuhle was – heute 1000km gefühlt. Real über 40.

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Tag 18

Sch....öner Tag... Bleischwerer Himmel, es geht immer grade aus auf Forstpisten durch Kiefermonokulturen, Äcker und Felder, die Wege sind alle schnurgrade und manchmal so sandig, dass sie dazu noch schwer zu gehen sind. Drückt auf Gemüt. Zudem ich mir am Tag zuvor was in den rechten Spann gelaufen hab' was ich weder rausgedehnt, noch rausmassiert und rausgeIBUt bekomme... ätzend!

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In Münden stelle ich an der alten Mühle meine Füße ins Wasser, ein nasser Hund springt mich an und ich schreie noch „ÄÄÄh du bist doch nass!“ Das interessiert, den Hund ja nicht. Naja. Ich habe Pfotenabdrücke auf dem Hemd und muss lachen. Hilft. Füsse ins kalte Nass stellen auch. Meine Laune bessert sich auf einem schmucken Singeltrail an der Örtze entlang.

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Faßberg ist ein ziemlich Trostloses Örtchen mit einem Supermarkt. Essen ist gut für die Moral. Also frühes Abendessen. Gewarptes: Baked Beans, Soja-Granulat, Gurke, Tomate. Lecker.

Ich umlaufe den Fliegerghorst Faßberg - und schon wieder was militärisches... und stehe irgendwann im angepriesenen Wacholderwälchden. Hier gibt es die erste Hütte des Heidschnuckis... ich gucke auf die Uhr, zu früh zum bleiben. Ich horche in mich: schlechte Laune, der Spann tut weh und hey eine Hütte... ich bleibe hier.

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Der Tag war ziemlich unprickelnd. Der Heidnschnuckenweg hat nach Soltau stark nach gelassen. Landschaftlich langweilig, die Streckführung doof und am Ende merke ich das Heide eben Heide ist, die sicherlich ihre Reize hat, sich aber für mich nicht über die ganze Distanz des Heidschnuckis trägt. Musste jetzt durch – auch das ist Thruhike. Ist nicht immer alles geil. (Ich muss ganz ehrlich sagen, dass hier ist die ziviliserte Version: ich habe den Tag über die Norddeutsche Tiefebene verflucht...)

Aner Highlights gibts immer:

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Beste Straßenkreuzung.

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Was will uns das sagen? Dem Beschuß ausweichen?

 

Tag 19

Die ersten 26km bis Weesel: Sandpiste, gerade, Monokulturwald. Es ist eine Quälerei. Ich fluche und verwünsche den Trail. Hilft nur niks.- Macht's nur noch schwerer. Ich mache in Weesel lange Pause und kann mich beim besten Willen nicht erinnern wo und wie... ich sag mal Weichgespült durch die Monotonie.

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In der Misselhorner Heide- die im Übrigen schön daherkommt- meine erste Hedischnucken Herde. Viel määäh und bäääh. Sie rast schier an mir vorbei. Der Schäfer trottet gemächlich intendrein, die Hütehunde umkreisen den Riesenwollknäul und halten in so zusammen. Ich hatte mir das gemütlicher vorgestellt.

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Um mir die Langeweile zu vertreiben mache ich viele Fotos von den geraden Baumreihen und versuche mit der Bildbearbeitung Fototapenmotive zu entwickeln. Arbeitstitel: „The Art of Monotony“. Das ist zwar kurzweilig zerrockt mir aber den Akku. An einem Reiterhof mache ich Pause. Ich habe unbändige Lust auf ein Bier. Ein kleines geht – vor der Realität mit Drogen zu fliehen war noch nie ein gute Strategie, nicht mit anfangen. Mein Gemüt etwas ins Lot gebracht, Akku voll(er). Weiter. An den Wildeker Teichen esse ich zu abend. Es ist wunderschön hier. Ich lasse meine Seele und meine Augen Schönheit und Abwechslung tanken und laufe weiter.

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Hinter dem Forsthaus Kohlenbach finde ich an einer Wegkreuzung eine Schutzhütte. Es nieselt immer wieder und für die Nacht ist Regen angesagt. Auf dem Weg sehe ich direkt neben mir im Unterholz einen Rothirschen - Gänsehaut. Ich schlafe direkt neben einem Truppenübungsplatz – Gänsehaut, nur anders.

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Bearbeitet von effwee
Geschrieben

Seit Tagen warte ich auf deinen Bericht! *entrüstet schau* B) Und endlich passiert mal was hier.

Es liest sich mega angenehm, flüssig und lustig. Freue mich auf den Rest.

 

Geschrieben (bearbeitet)

 

...weiter...

 

Tag 20

...und wieder gerade aus...im Nieselregen. Abwechslung muss sein. In Scheuen am Segelflughafen fragt ich die Trailmarkierung 12km Heidschnuckenweg oder 7 km auf dem E1... klare Sache. Hallo E1! Auf dem Weg nach Celle schmuzel ich mir einen zurecht, dass die Affäre Heidschnuckenweg stürmisch in Fischbek losging, sich schnell abkühlte, bald Unsäglich wurde und ich nun wieder auf dem Trail bin dem ich für 2000km etwas versprochen habe... so blöde die Analogie ist, sie erheitert mich bis Celle.

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Apotheke: Voltaren, der Spann schmerzt noch immer. Kaffee, was zum reintunken und Steckdose fürs Handy- so kriegen alle was sie brauchen. Ich laufe raus.

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Laaange Kurve auf der Fußgänger*innenbrücke, Eine Kurve! Im laufe des Tages werde ich merken, dass meine einzige war. Am Alten Kanal wasche ich meine Füsse und meine Socken – Heidesand ist mean.

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Eine Horde Kitakinder kommt vorbei, ich unterhalte mich mit zweien. Sie erklären mir das hier ihr Abschlussritual von den Waldtagen stattfindet: Alles was sie im Wald gefunden haben und in den Kanal werfen wollen, können sie hier in den Kanal werden (natürlich nur natürliches)... Kool.

Der Weg ist unspektakulär uns setzt dass fort, was schon war:

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Gerade aus, Monowald durchsetzt von Feldern und Weiden. Ich fluche ob der Erkenntnis, dass nicht die Lüneburger Heide das Problem ist, sondern die Norddeutsche Tiefebene. Ich erinnere mich an den Hundebesitzer vom Elbe-Lübeck-Kanal: „Da kann man schon zwei Tage vorher sehen, ob man Besuch bekommt“ Da hat wohl auch noch jemand noch nicht Frieden mit dem Ort seiner Kindheit geschlossen. Kommt mir vertraut vor. Irgendwo mache ich Pause mit Resupply und Essen – ich kann mich, mal wieder, beim besten Willen nicht erinnern wo (jetzt 2,5 Monate später) -bitter und aussagekräftig zu gleich... mein Insta sagt mir, dass die Abwechslung des Tages die Beläge des Weges waren und dass ich heute 43 km gemacht habe. Am Schluss ein wenig Singletrail durch den Wald- was mich sehr glücklich stimmte.

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Ich habe noch etwas Natur-Film von der grausamen Sorte in meiner Nachbarschaft: drei Blaumeisenküken sind aus ihrem Nest gefallen und wildes Piepen und Tschilpen und aufgeregt umherflatternde Eltern-Meisen und hilflos umherkugelnde Küken. Noch bevor ichs Bett gehe sind nur noch zwei...

 

Achja: Ich Sag mal das ich den Heidschnuckenweg by the Way gethru-hiked habe...

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(done it! liebloses Beweisfoto)

 

Tag 21

Ich werden von wildem Vogelgezeter wach... Tschilp. Piep, Kraaah... eine Stunde später ist's vorbei. Das Hörspiel ist zu ende. Die beiden Küken sind weg und eine Krähe ist etwas satter würde ich sagen. Ich baue mein Tarp ab, auf einmal fährt direkt vor mir eine Vespa vorbei (10 Meter vielleicht). Fahrräder folgen... viele. Huch. Ich laufe los. Des Rätsels Lösung: ich habe direkt neben einem Radweg gepennt- es gestern nur nicht gemerkt.

Bis zum Steinhuder Meer Moore und viel Gerade aus... es zehrt an den Nerven. Das Teilstück um das Ottenhagener Moor finde ich ganz großartig. Lerne auf den Infotafeln viel über Moore.

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Eher zufällig stelle ich an einem Teich vor Bordenau fest das ich auf E1 Trailkilometer 700 bin. Kurzes Foto. Lächeln.

Ich laufe weiter nach Steinhude. Es ist sehr windig. Die Luft ist feucht und riecht nach Regen. Ich war hier als Kind mal. Im Hintergrund sehe ich Hügel. Eeeendlich! Das Gelobte Land: Das Hannoversche Bergland! In Steinhude aufm Öffentlichen Klo gabs ne Steckdose. Naja – Hikertrash eben. Also gammel ich vor dem Klo rum. Bereite etwas Cold soaking Zeug vor, fülle Wasser auf. Hui Internet: Instastorie. Klobesucher anlächeln, Spülen, es gibt viel zu tun... (ich hätte nicht alles gleichzeitig tun sollen 10km später merke ich das ich mein Messer im Klo hab liegen lassen)... Ich finde keinen koolen windgeschützten Platz am See zum Essen. Schade!

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Hinter Hagenburg sehe ich ihn: Mount Kali (so nenne ich ihn). Beidruckende Abraum Halde des Kaliwerks Bokeloh. Gefühlte 1000 Fotos gemacht. Das Licht und der Himmel setzen das Ding aber auch echt gut in Szene – und es ist ein BERG!! Eine wohltat für meine Augen.

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Der Tag ist schon lang. Ich finde keinen Pennplatz ausserdem will ich auch noch näher an Bad Nenndorf ran... da ist ne Therme und morgen ist Thermen Tag – für irgendwas muss ich ja Bademantel, Schlappen und Saunatuch seit 730km mit mir rumschleppen...

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Laaaange gerade am Mittellandkanal. Mein Spann schreit aufhören! Da ist mittlerweile ne mittelpächtige Entzündung drin – schlimm geug um nach solchen Tagen zu motzen, aber nicht so schlimm als dass ich am Grundtempo und der Strecke ändern müsste... Im Hasterwald finde ich was.

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Tag 22

Die Nacht war... saukalt. AAAABER egal: Thermentag! Ich laufe nach Bad Nenndorf- vor mir Berge: Der Große Deister.

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Ich bin Euphorisiert. Die Sonne scheint. Ein erster Anstieg. Höhenmeter! OH MEIN GOTT! Oben angekommen blicke ich zurück in die Norddeutsche Tiefebene. Nie wieder flach! Die Therme hat noch nicht auf, dafür die Supermärkte: Fettes Frühstück und fetter Einkauf fürs SPA. Geilo!. Ich leihe mir alle Utensilien für einen entspannten Tag- das hatte ich vorher recherchiert. In der Therme senke ich mit meinen dann doch beinah 40 den Altersschnitt beträchtlich. Egal. Ich mache acht Stunden Wellness und breche gegen 16h wieder auf.

Es geht direkt mit einem knackigen Anstieg los und ich bin direkt klatschnass und frage mich ob ich das wirklich vermisst habe. Ich stehe in einem alten Buchenwald, rauf und runter und vor allem Kurvig geht’s weiter bis ich auf dem Rücken des Großen Deisters angekommen bin immerhin 380m über Null... ich finde kurz vor dem Annaturm eine gute Stelle und baue entspannt und glücklich mein Tarp auf.

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Tag 23

ich habe entspannt sehr lange geschlafen. Das Wetter ist so la la. Viel Wind, leichte Schauer, ziemlich grau. Laufe los nach Bad Münder. Der ganze Wald ist voll mit welkem Bärlauch und es duftet dezent nach Knobi und Zwiebel. (Ein paar Blätter packe ich mir fürs Essen schonmal ein – Gourmet Hiker). In Bad Münder einen Affogato, Steckdose, noch einen Espresso – diesmal ohne Eis.

Aufstieg in den Süntel hinein... bis ich sie hörte: Junge Männer, Bollerwägen, Bier, Boomboxen. Es ist Vatertag. Und die werdenden Väter dieser Nation bewehren sich mit eben jenem genannten und ziehen in die Wälder – und hinterlassen eine Spur der Verwüstung. Bis auf dem Hohen Süntel hatte ich einen ganzen Beutel von Müll. Ich legte mich noch mit einem schlaueren Exemplar an, weil er mir irgendeinen Spruch drückte und ich meine Affekte nicht im Griff hatte und pampig reagierte. Naja... Auf dem Gipfel: Bratwurtschwaden, Rockmusik, Müll, Bierseeligkeit und viel viel Testosteron... schnell weg. Beim Abstieg traf ich ein älteres Paar, die mich fragten ob das der Weg zum Hohen Süntel sei – ich bejahte und umriß kurz was sie da erwarten würde „Nein, das ist nichts für uns“.

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Gegen 17h erreichte ich Hameln. Eis und Füsse in den Brunnen – die Stadt hat schon schlimmeres gesehen. Zwei Leute verlassen dennoch den Platz am Brunnen, als ich mit einem seufzenden „Oh jaa“ meine dampfenden Füsse ins kalte Nass stecke. In Hameln bewege ich mich ob schwieriger Markierungsverhältnisse recht freestyle bis ich wieder welche finde. Sehr knackig geht’s hoch auf den Klütturm.

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Irgendwie schaffe ich es hier meinen Cold Soaking Container zu crashen und die Soße läuft mit in die Aussentasche... keine Ahnung wie. Notdürftig mit Gaffa geflickt und das Abendessen gerettet.

Ich weiß nicht wie und wo, aber irgendwie habe ich sehr lange einen Abzweig verträumt und finde mich in einem absoluten Nirgendwo wieder... zurücklaufen? Nee. Zu spät. Zu weit. Müde. Mit schlechtem Netz und Google Maps, weil Komoot nicht will finde ich einen Fixpunkt für den nexten Tag. Weil um 20.30h und nach 43 km suche ich für mein Wohlfühlen keinen Trail mehr... eine Idee wo ich bin und wie ich von da wieder auf Trail komme reicht mir- ausserdem habe ich einen Traumspot gefunden.

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Nach 800km werde ich gelassenener.

 

Tag 24

Den Trail fand ich morgens zwischen Dehrenberg und Aerzen. Und schon war er wieder weg. Oder besser: die komplette Trailmarkierung. Pfffuh... Der Hansaweg geht auch bis Lemgo. Pragmatisch. - Und hätte ich mich sauberer Vorbereitet: Dann hätte ich gewusst dass das ab Hameln so ist... warum mir das erst so spät aufgefallen ist, ist mir bis heute ein Rätsel.

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Ich mag das Lipper Bergland. Wald und Feld wechselt sich ab, ich laufe viel an Waldrändern und kann über die hügelige Landschaft gucken- ich mag sowas. Ich laufe parallel zum „Weg der Blicke“- stimmt die Aussichten sind wunderbar.

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Vor Lemgo verliere ich wieder mal den Weg. Ich laufe freestyle rein. Resupply bringt mir kein Cold Soaking Jar. Erstma frühes Abendessen. Und wieder Trail suchen... ich habe 43km in den Knochen und bin schnell genervt ob der schwierigen Markierungen. Ich laufe an einem Campingplatz vorbei... kurzes Überlegen...naja okay. Der Platzwart ist ein A*....kein netter Mensch. Auf der Rechnung steht Strom und ich frage ob's am Platz sei, ja wenn ich so'n Adapter habe. Mein Baseweight lässt sowas nicht zu. Ich entgegne aber „Nein habe ich nicht. Aber warum zahle ich dann dennoch Strom“ „Für die Beleuctung und all sowas“ grinst er mich an... ich komme mir verarscht vor. Schlucke es runter, ich bin zu Müde und zugegeben etwas perplex ob der Antwort. Mein Sinn für Gerechtigkeit und gegen Dummheit rebelliert – ich verspreche ihm ein Bier... IMG_3215.JPG.6c91bd20cb5ac80cc3a9f3663584b33c.JPG

(downtown Lemgo)

 

 

 

 

Bearbeitet von effwee
Geschrieben

Tag 25

Ich bin nach Detmold geflogen- den Trail hab ich schnell gefunden... ich glaube ich war einfach nur Mus im Kopf... Ich laufe über den Biesterberg und wieder runter.

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In Klüt kaufe ich im Supermarkt ein neues Cold Soaking Gefäß... 600gr Gummizeug um Menschen glücklich zu machen. Auf dem Weg nach Detmold verschenke ich ich das meiste – zur Freude und zur Irritation vieler Menschen.

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Detmold gefällt mir ganz gut. Im Halbstark trinke ich einen Caffe con Hielo und lade mein Fon auf. Es ist Flohmarkt. Auf dem alten Stadtwall (oder so) somit laufe ich meinen Detmoldtrail über einen bunten Flohmarkt – fatal. Aber voll schön.

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Es folgt ein steiler Anstieg Richtung Hermanns-Denkmal... oben angekommen. Voll! Klar. Es ist sonnig, Es ist Samstag. Eine Runde um den Hermann gönne ich mir dennoch. Schließlich laufe ich die nächsten Kilometer durch das Kernland teutonischer Mythenbildung. Reisen bildet ja bekanntlich.

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Ich bin dennoch froh als ich den Trubel hinter mir lassen kann. Richtung Externsteine ist es nicht weit und ich folge dem Hermannhöhenweg bis dort hin. Viele Wandernde begegnen mir – es ist das erste Mal seit ich unterwegs bin, an denen ich das Gefühl hab nicht der einizige auf Trail zu sein (was natürlich nicht stimmt- ich habe immer Wandernde getroffen, hier sinds aber wirklich sehr viele).

An den Externsteinen esse ich zu Abend. Hier ist die Hölle los, aber was soll's. Ist imposant.

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Ich erreiche zügig das Silberbachtal... schon mit den ersten Schritten bin ich begeistert. Ich Treffe einen Yogi der an seiner Lieblingsstelle stehe – die zugegeben wirklich sehr schön ist. Wir unterhalten uns länger. Er sagt es wird wunderschön. Spoiler! Und er hat recht. Ich bin glücklich. Dazu das langsam gülden werdende Licht des Vorabends... Verwunschen, Mystisch geht’s den Bachlauf entlang über Wurzelpfade, steinige Singletrails...

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An der Kattenmühle verlasse ich das Tal, etwas traurig aber auch angenehm gesättigt... steiler Anstieg zum Lippischen Velmerstot: Oh Wow! Bist du schön! Die Sonne steht tief. Bergheide: Heidelbeeren, Wacholder, Birke... Ironie des Schicksals. Arrangiere das Ganze auf Hügeln und ich steh drauf, in der Flache Heide ist's öde... Ich schmunzel ob dieser Erkenntnis. Ich kann den Eggerücken zurückblicken bis zum Hermann. Es ist still. Nur Wind und Blätterrauschen.

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Ich laufe weiter auf den Preußischen Velmerstot mit dem markanten Aussichtsturm. Hier packt gerade ein Typ seine Edelstahltasse in einen Tasmanian Tiger mit Fritz Meinecke Patch drauf – Bushcrafter! Er quatscht mich an ob ich hier auch was Essen will... drei Stunden später krabbel ich auf den Turm und schlage da mein Lager auf. Wir hatten unglaublich viel und alles mögliche zu erzählen. War gut. Der Sonnenuntergang war grandios.IMG_3285.JPG.850a840a248fed013f9357759c81b49b.JPG

 

Tag 26

Guten Morgen“ sagt Bernd, als er mit seiner Kaffeetasse vor mir steht und entschuldigt sich, dass er mir nichts anbieten kann, er habe schon allen ausgetrunken. Um 5.00? Aber klar, der Sonnenaufgang ist auch grandios. Wir schauen uns die Reste davon an, ich habe den Anfang leider verpennt und unterhalten uns.

Bis Herbram-Wald gefällig unterwegs. Ich habe ein Problem mit dem organisieren von Wasser.Es ist sehr heiß. Ich laufe auf einem Kamm, ergo keine Quellen und viel Infrastruktur ist hier auch nicht. In Herbram-Wald macht gerade die Golf-Gaststätte auf. Mit mir stiefelt n großer schlacksiger Typ rein: Arc Haul von Zpacks, Salomon-Treter und ne Zlizte am Rucksack – ganz klar, der kann „UL“ Buchstabieren. Ich quatsch ihn an: „Zpacks sieht man selten hier“ zugeben schlechter Spruch.Ich sehe der Mann hat Ahnung. Es zählt jedes Gramm wenn man das macht was ich mache.“. Ich: „Ich weiß...“.ich pokere „Ich mache wahrscheinlich genau das gleiche“. Er guckt mich an, verwundert und erfreut, guckt auf meinen Rucksack: „Auch den E1? Bis an den Bodensee? Mit dem Rucksack? Are you fucking kidding me? Ich gehe aufs Klo und wir fachsimpeln“ - wir hatten eine sehr angenehme dreistündige Mittagspause- haben schlussendlich über alles mögliche unterhalten, auch übers wandern. Ein kurzes Stück laufen wir noch gemeinsam. Es hat sich so ein wenig nach Tramily angefühlt... weil thru-hiking D-land ist ziemlich einsam. Nach fast 1000km der erste. Er sollte der einzige bleiben.

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Ich laufe bis in den späteren Abend hinein, der Wald ist ziemlich zerfleddert, der Sonnenuntergang vor Baumruinen sieht dennoch gut aus... beim Schwarzbachtal soll eine Hütte sein, es dämmert. Die Hütte sieht aus wie eine Horrorfilmrequisite. Hier schlaf ich nicht. Schwarzbachtal ist NSG. Und jetzt? Ich lege mich auf die andere Straßenseite neben den Bach – ist kein Naturschutzgebiet... Irgendwelche Spinner haben es sich hier aber gemütlich gemacht und überziehen mich die Nacht mit ihren Fäden – juckt nicht, fühlt sich trotzdem blöde an.

 

Tag 27

Starte im Schwarzbachtal, die Nacht war solala... packe schnell mein Schissel ein und laufe los. In der Blankenroder Wüstung – alte Burgruine – erschallt auf einmal ein Jagdhorn oder sowas und irgendwer ruft „Halt! Wer da? Keinen Schritt weiter!“ Kinderstimmen folgen, ich verstehe nicht. Zu Tode erschrocken drehe ich mich im Kreis und suche, weiter plappern die Kinderstimmen. Was ist hier los? - Die Wüstung Blankenrode ist ein Kindererlebnispfad und in den Bäumen hängen Lautsprecher mit Bewegungsmeldern ausgestattet, die zu den jeweiligen Stationen was erzählen. Ich hatte gerade das Burgtor passiert. Guten Morgen...

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Hinter Blankenrode zieht so langsam ein Gewitter auf. Die Himmel sind abgedreht: Wahnsinnslicht.

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Ich betrachte die Blankenroder Bleikuhle – mittelalterlicher Schwermetaltagebau- hier findet sich so genannter Schwermetallrasen. Pflanzengesellschaften die auf toxisch hochgradig verseuchten Böden überleben können.

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Ich muss lachen als die Infotafel mich darüber in Kenntnis setzt, dass in D-Land NRW drei der wichtigsten Standorte beherbergt – Komisch. Als großer Fan von William S. Burroughs frage ich mich zudem ob er jemals was davon gehört hat – der Schwermetallrasen hätte sicherlich Platz in der Nova-Trilogie gefunden. Anyway.

Das Gewitter kam dann in Niedermarsberg endgültig runter – und wie! Ich hatte mit den ersten Tropfen gerade das Vordach des Supermarkts erreicht. Glück gehabt. Resupply und Hikertrash-Lunch auf dem Parkplatz.

In langgezogenen Serpentinen geht’s hoch nach Obermarsberg. Es ist ziemliches Waschküchenwetter- Kaltschwül. Unangenehm. Auf dem Weg: Die Draken-Höhle. Hier hat angeblich Siegfried den Drachen getötet und in seinem Blut gebadete -damit ist doch schon jetzt das teutonische Mythologie-Dreieck: Varusschlacht/Hermann - Externsteine – Siegfried abgelaufen. Ich hatte gedacht ich müsste mich bis zum Odenwald gedulden. Eine Höhle weiter informiert mich eine Tafel, dass dies früher eine natürliche Kühlkammer einer jüdischen Metzgerfamilie war, die von den Nazi gezwungen wurden ihr Geschäft aufzugeben – was mit der Familie danach geschah, darüber schweigt sich die Tafel aus... Auch das ist Wandern in Deutschland.

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Ich laufe weiter durch eine wunderschöne Hügellandschaft, der spektakuläre Himmel tut sein Übriges. Es schauert, nieselt immer mal... es ist zu windig für den Schirm, also immer Poncho an, Poncho aus... weil mit ist es – gute Ventilation hin oder her – schlicht zu warm... pfft... In Giershagen kommts noch mal Richtig runter. Vordach unter einem Marienschrein – nicht erleuchtet, aber trocken. Regen hört auf. Ich laufe weiter. Komme bis zum Ortsausgang. Kommt wieder runter. Seufz. Ich schaue auf die Uhr... später schon. Aufbau im Regen? Nur wo? Alles Felder und Äcker. Ich finde kurz vor Adorf einen Schafsunterstand.

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Hier kann ich den Regen aussitzen und dann einen Pennplatz suchen... nur der Regen hört nicht auf. Ich habe nur noch einen Liter Wasser – ich hab schon gegessen, bin gut hydriert – camel up sei Dank – zum Frühstück gibt’s Riegel und sowas, ich komme mit dem Wasser klar. Ist auch ne schöne Übung für den Kopf. Aus neugierde stelle ich mein Soaking Jar trotzdem mal unter ein Loch im Dach... mehr als ein Schluck zum Zähneputzen ists nicht und die Restangst zu verdursten ist auch noch befriedet.

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Tag 28

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Seltsam, im Nebel zu wandern! /Einsam ist jeder Busch und Stein,/ Kein Baum sieht den andern,/ Jeder ist allein“ (H. Hesse). Ich werde wach von einem sehr frühen Hundespazieergänger und zu gegeben der feuchten Kälte die mir in den Schlafsack gekrochen ist. Ich laufe los und das ganze durch eine mystische Nebelstimmung. Diese hält an bis sich die Sonne ihren Platz erkämpft. Es bleiben aber in Seitentälern und in waldigen Senken noch Nebelfetzen hängen – ein wunderschöner Morgen.

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Um 10h bin ich in Schweinsbühl und hab meine ersten 14km. Mir fällt auf, dass es von hier aus nur 25km bis Niedersfeld sind und von Niedersfeld nur noch 9km bis zur magischen 1000km Marke! Das ist Treibstoff. Und die wunderbare Landschaft. Ich kreuze den Diemel- und den Uplandsteig. Laufe über Höhen mit phantastischen Aussichten. Das Sauerland ist schön! Fetter Marker auf meiner Inneren Wanderkarte.

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So um 14h bin ich Willingen. Resupply und fettes Mittagsessen. Ich frage mich warum alle Ski-Orte immer irgendwie gleich aussehen. Die Supermarkt- Verkäuferin hat sehr viel Zeit und sehr viel Redebedarf, sie liefert zwar keine Antwort auf meine Frage, aber wohl auf jene, ob denn hier Skitourismus funktioniere. Ja, aber nicht zukunftsträchtig, so ihre Meinung und warum hierin weiter investiert werde verstehe sie auch nicht. Wasser sei ja auch knapp und der Borkenkäfer fresse auch die hänge leer, und ...ich bin endlich aus dem Laden raus. Sie hat geflissentlich ignoriert, dass ich immer einsilbiger wurde und mich langsam Richtung Ausgang bewegte und ist einfach mit gegangen... Ich laufe raus aus Willigen. Es ist Schirmwetter. Die Sonne brennt. Vorbei an Sauf-Spiel-Touristen, die mir den Vogel zeigen und gröhlen „Pass auf dass du keinen Stich bekommst!“ „Jeder wie er's brauch“ rufe ich zurück und komme mir überlegen vor.

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Das Hillebachtal erweckt bei mir Schweizassoziationen – ich hatte schon länger keine Schweiz mehr.

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Lieblicher bis Aufstieg Niedersfelder Heideund von da aus auf den Clemensberg: 836m. Höchster Punkt bisher. Ich gucke in den Steinbruch... ich habe noch ein Ziel. Also weiter. Bis Niedersfeld zieht sich... Sind ja auch schon knappe 40km heute. Um kurz nach sechs habe ich Trailhalbzeit. Eine Wiese kurz vor Niedersberg 990irgendwas Kilometer. Wow!

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Aber die 1000er Marke lockt noch immer! In Niedersberg hole ich mir für die zu erwartende Feier ein Bier im örtlichen Dönerladen und fülle meine Wasservorräte. Der Weg aus Niedersfeld ziiiiieeeht sich. Der Kopf gibt sich klammheimlich mit der Trailhalbzeit für heute zufrieden, der Körper rebelliert. Spann tut weh, mein Schienbein vor allem, Kniee, alles... Steiler Anstieg. Ich fluche und rede mit meinem Körper „Du hast die fixe Idee mit den 1000 heute mitgetragen, jetzt ziehen wir das auch zusammen durch bis wir zumindest was gefunden haben zum Schlafen. Hier ists steil und Abhang- wo willste hin? Kein Feierabend“ Das Zwiegespräch begleitet mich zur Blasiushütte – hier hör ich auf. Trailkilometer 995. 43km heute. Ich treffe hier einen Wanderer der mit seiner Drohne rumspielt, wir unterhalten uns länger. Er ist begeistert von dem was ich tue. Prost!

 

Tag 29

Heute ist Neroday. Ich werde nur bis Oberkirch laufen. Entspannte 23km. Meine Freundin kommt zu Besuch :)

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Ich laufe zur 1000km- Marke. Nach 5km fühlt sich das irgendwie unbefriedigend an. Ist dennoch, nach dreimal tief durchatmen krass! 29 Tage! Davon 2 Zeros. 27 tage 1000km. 37Km im Durchschnitt jeden Tag! Fast ein Marathon!

Aufsteig zum Kahlen Asten. Pause. Sinnieren. Organisieren (Schuhe bestellen, Zugtickets usw.). Teuren und schlechteren Kaffee trinken und ein Stück Mandarinenquarkschnitte – zur Feier des Tages.

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Abstieg durch das Lenne Tal – lieblich. Ab hier finde ich den Wald ziemlich zerpflückt- was an der spezifischen Form der Forstwirtschaft liegt. Gleich alte Schulen werden gepflanzt und auch weggehauen. Demnach laufe ich durch viele Areale ohne Altbeständen, exponiert in der Sonne. Die Ausblicke, lassen die Hügel eher wie Flickenteppiche erscheinen.

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Item of the Day. Sonnenschirm. Musik auf die Ohren... ich schwebe... Westfeld finde ich pittoresk und erstaunlich verbummelt komme ich erst am Nachmittag in Oberkirch an.

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Wiedersehensfreude. Wir haben uns einen Monat nicht gesehen. Viel erzählen. Essen. Bier trinken... ab morgen geht’s für die nexten 100km zu zweit weiter :)

 

 

Geschrieben (bearbeitet)

Tag 30

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Verkatert. Nach einem Bombenfrühstück im Nieselregen laufen wir los. Wir bekamen bei Schanze den Kyrillpfad empfohlen – hier konnten wir uns angucken wie der Wald sich selber nach einem Orkan regenerieren würde. Wild. Es ist erstaunlich kalt heute morgen.

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Wir laufen parallel zum Waldskulpturenpfad. Arty Woods. Immer wieder stehen riesige Skulpturen im Wald...

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Der Weg und die Landschaft sind gefällig- nicht sonderlich spektakulär.  Wir Überqueren die Eder bei Raumland. Schaffen es uns Wasser zu organisieren. Ich sag nur Friedhof!.

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Kurz vor Stüntzel finden wir einen kleinen Buchenhain – leidlich gerader Boden, das Blätterdach biete Schutz. Es ist erstaunlich kalt.

 

Tag 31

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Der Morgen ist feuchtkalt. Alles im Nebel. Die Spinnennetze voller Tautropfen.

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Noch vor Bad Laasphe hat sich der Nebel aufgelöt und die Sonne scheint - brennt... In Bad Laasphe ausgiebiges zweites Frühstück - na klar auf dem Parkplatz des dortigen Supermarkts.

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In der Eisdiele bekommt das Handy Saft und wir Espresso. Mittlerweile ist es aufgeklart und es ist heiß.

Wir laufen durch das Ilsetal: Lieblich, Wild, Schön.

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Wir sind ziemlich alleine auf dem Trail. Im laufe des Nachmittags ziehen Quellwolken auf...hm. Kurze Rast an der Ilsequelle. Wasser auffüllen. Wir beratschlagen was wir mit dem bevorstehenden Regen machen... kurz vor Lahnhof ist ne Back-Up Hütte, aber zieht sicherlich vorbei. Wir laufen los und es fängt an zu regnen. Satt aber schön. Die Sonne scheint dazu- romantisch. Ok. Es wird mehr Regen, ist wohl mehr als ein Schauer. Guckma da drüben ne dicke Tanne, Drunter setzten Abendessen und Aussitzen... Es fängt an zu Donnern und zu Blitzen. Doofe Idee. Es kommt richtig runter. Nexte Hütte ein Kilometer. Karacho. Ich klatschnass, sie topp in ihrem Ein-Euro-Poncho. In der Hütte packen wir den Kocher aus – sie hatte ihn eingepackt, weil sie morgens Kaffee braucht, ich hatte noch ein Stück Ingwer: Traumpaar. Heißer Tee hilft gegen die miese Stimmung. Schön, das du da bist. Es ist kalt und es hört nicht auf zu Regnen. Hütte ist groß genug fürn Overnighter. Also machen wir es uns gemütlich.

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Meine Freundin nimmt mein nasses Zeug in ihren Schlafsack – ich habe im Fußteil keinen Platz. Die Nacht ist kalt und recht zugig.

 

Tag 32

Wir laufen los. Der Himmel bricht auf, immer wieder blaue Flecken und recht warm...

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wir checken den Wetterbericht, es soll morgen total verregnet sein. Kurzer Ratschlag. Geht bis nach Siegen und von da aus mit den Öffis zurück nach Oberkirch. Der Weg ist... nicht spektakulär.

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Am Bahnhof fängt das wahre Abenteuer an: Mit dem ÖPNV an einem Samstagnachmittags im ländlichen Raum unterwegs. Wir kommen nur bis Schmallenberg und müssen den Rest laufen 8km... ich bin ja Landkind, ich kenn' das und meine Freundin hat Urlaub, sie stresst das nicht... Der Weg von Schmallenberg nach Oberkirch ist erstaunlich schön und der Himmel zaubert mit Wind, Wolken und Sonne schönen Panoramen.

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Wir setzten uns gemeinsam ins Auto und fahren zurück nach Ffm. Ich hab zwei berufliche Termine und muss off-trail.

 

33- 38 Zeros

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Naja, stimmt ich war nicht untätig:

Ich laufe bis ans Mittelmeer! Die Idee hat sich im laufe des Weges immer weiter verfestigt. Ihc bin gut in der Zeit. Ich bin gut in shape. Also habe ich ie Tage nicht nur Bier getrunken und etwas Geld akquiriert, sondern meine nexten Kilometer geplant: E1 bis Genua! Galore

 

Bearbeitet von effwee
Dramaturgische Volte eingefügt ;)
Geschrieben

hi,

super tour und super bericht! respekt vor deiner leistung.

hattest du schon mal irgendann was zu deiner ausrüstung gepostet (gear list)? , was hat sich bewährt?

 

dank dir und schönen gruss

 

heff

Geschrieben

Tag 39

Back on Trail. Back in Siegen.

Zwei Amateurkickervereine sind auf Saisonabschluss im Zug- laut, bierseelig, Ballermann-Mobil. Einer findet es nach diversen Bieren und Schnäpsen im Kopf schwierig nachzuvollziehen was ich da mache – wahrscheinlich liegts aber auch daran, dass die Hirnablage Geographie auch schon ziemlich benebelt ist: „Nein, der Bodensee ist nicht bei München und ich werde dort auch schon vor dem Oktoberfest sein“ -andere Prioritäten, andere Wahrnehmung.

Bevors losgeht erstma zum Frittenwerk. Hier treffe ich @Kalteicher - überraschung geglückt :)

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Los geht’s.

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Ich will heute noch auf den Giebelsberg. 2,5h und 14km später bin ich da. Hm. Das ging schnell. Es ist noch früh, der Gipfel nicht spektakulär. Schneller Kartencheck: Wenn ich bis Freusburg laufe, 9km Zersiedelung und rauf und runter und wieder hoch ...och komm... naja. In Freusburg komme ich um halb sieben an.

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Schön sieht die Burg aus, eine Jugendherberge...hm nein, du hattest fast eine Woche lang ein Bett. Auf der Burg ist irgendein Eltern-Kind-Event. Ganz viel „Vanessa, komm jetzt!“, „Jonas, lass das!“, „Emil! Nein!“... zu viel imperativ und schreiende Kinder ich laufe weiter. Druidenstein. Ein erstarrter Vulkanausbruch mit einem großen Kreuz drauf. Dennoch sehr beeindruckend.

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Hinter dem etwas traurigen Sportplatz finde ich unter eine ausladenen Buche einen schönen Platz, es soll die Nacht regnen.

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Test für meine neue Matte: Robens Vapor 60. Schwerer, Dünner, aaaber riesengroß und so das versprechen: Robuster – billig geschossen für 45 Eus. Mal schauen.

 

Tag 40

Ich schlafe unglaublich lange und gut – von dem Regen bekomme ich gar niks mit. Der Wald ist dunstig und schön.

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Ich laufe nach Herdorf. Hikertrashfrühstück auf dem Supermarktparkplatz. Der Tag braucht eine ganze Weile um sich zwischen Regen und Sonne zu entscheiden - am Ende obsigt die Sonne. Die verbleibenden Wolken machen den Himmel wundersch

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Ich bin noch nicht so richtig auf dem Trail angekommen. Der Weg, irgendwo zwischen Wanderautobahn und Singletrail mit eingestreuten grandiosen Aussichten.

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Die Trödelsteine – eine vulkanischer Basaltkegel. Schöne Aussicht.

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Aaaaber: Der Tag ist zäh. Ich habe das Gefühl nicht voran zu kommen. Mückwiese. Schön zu gucken.

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Aaaaaber... Hamsterrad... ich laufe und laufe und komme nicht vorwärts. Kurz vor Lippe- was ist das? Eine mobile Bierzapfanlage. Echt jetzt? Ich bekomme eins! Trail Magic! Ich bekomme noch eins! Grandios!! Die Zwei Jungs sind die Versorgungsstation für einen Wanderausflug eines Tischtennisvereins. Netter Schnack über Wandern in RLP und die Schönheit des Westerwaldes.

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Meinem Thruhiker Ehrgeiz ringe ich noch die Fuchskaute ab – höchster Berg des Westerwaldes. Hier stolper ich in eine Hochzeitsgesellschaft und fülle mir Wasser auf. Die Fuchskaute ist eine almenartige Wiese auf einem Basaltkegel. Schön ists hier.

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Naturschutzgebiet. Kein Pennplatz also. Ich laufe weiter.

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So richtig was zum Hinhauen gibt es nicht. Auf dem Salzburger Kopf werde ich fündig. Der Galgenberg. Mit Blick auf den Feldberg -home sweet home... ich glaube ihn erahnen zu können und bin happy. FFRankfurt ist nicht mehr weit. Und wie abgefahren. Ich bin erst zwei Tage unterwegs. Ziemlich fertig und dennoch sehr zufrieden haue ich mein Zeug hin. Kein Tarp. Zu Faul.

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Tag 41

Gegen 3 Uhr fing es an zu tröpfeln. Safty first. Schnell aufstehen Tarp aufbauen. Hochgefahrener Kreislauf und Einschlafen vertragen sich nicht so gut- ich liege wach und bekomme mit wie aus dem Tröpfeln Regen wird... Bei einem Spontanaufbau um 3Uhr Nachts achte ich nicht so wirklich auf die Wetterseite. Der Wind frisch auf und drückt mir die ganze Soße ins Tarp. Regenschirmbeak. Hilft nur minimal. Ich gebe das schlafen auf und frühstücke und harre der Dinge. Hört nicht wirklich auf. Also abbauen, einhändig im Regen mit Regenschirm... geht. Sieht wahrscheinlich komisch aus. Hof und Nisterau lass ich hinter mir. Das Nistertal beeindruckt mich. Mit dem Jadegrünen See mitten vor einer Steilwand...

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Bad Marienburg um 7 Uhr morgens ist unglaublich deprimierend- eine Bäckerei finde ich nicht.

Ab Unnau bricht der Himmel auf und die Sonne scheint. Zeug trocknen.

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Ich steige auf die Alpenröder Hütte auf den Gräbersberg. Nochmal Sachen trocknen. Cola für mich, Strom fürs Fon. Aussichtsturm. Rauf und gucken. Feldberg 68km Luftlinie. Beeindruckende Sicht.

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Ich entdecke ein Schild Westerwälder Seenplatte. Kool. Nichts wie hin.

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Naja. Ich bin ja durch die Holsteinische Schweiz wirklich verwöhnt worden. Was aber total abgefahren ist, dass alle Seen künstliche sind und früher alle drei Jahre abgelassen wurden um auf ihnen Ackerbau zu betreiben... In Dreifelden mache ich eine lange Pause und Esse Kuchen und trinke viel Espresso... Der Brinkenhofweiher hat einen beidruckenden Erlenbruchsaum- Moskitos fressen mich. Der Sumpf hat sich den Weg zurückgeholt. Mit dem Postweiher verlasse ich die Seenplatte des Westerwaldes schon wieder.

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Die Wegführung verschlägt mich nach Selters – meine GPX Tracks sagen was anderes. Und ich denke mir schon die ganze Zeit, dieses Selters kommt in meiner Planung gar nicht vor, die Schilder aber... egal. Oberhalb von Vielbach esse ich. Ich gucke mir die Karte an und stelle fest das Umland Montabaurs ist ziemlich zersiedelt. Wird schwierig einen Pennplatz zu finden. Ich bin bei 40+ km, es ist ist halb sieben, es ist noch hell bis fast halb elf, ich habe körperlich und mental Reserven. Und irgendwo in mir drin glimmt die Eitelkeit auf heute die 50km Marke zu knacken. Am Ortsausgang von Wirges ists dann soweit. „YEAH!“ - einen Schlafplatz habe ich dadurch nicht gewonnen, aber hey 50km an einem Tag!.

In Staadt entdecke ich die Projektarbeit, des kommunalen Kindergartens zum E1. Mein (Ex)Erzieher-Herz macht Freundensprünge. Tolles Projekt. Die Kita liegt auf dem Weg. Ich schreibe den Kindern einen kurzen Brief.

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Bier zur Feier des Tages? Klar. Im Gasthaus zur Krone, werde ich kritisch beäugt, bekomme aber ein Weizen zum mitnehmen -“Das kannste doch nicht aus der Flasche trinken!“ - was ich alles kann. 50 Kilometer am Tag. Zwischen Stadt und Montabur liegt noch ein kleines Waldstück mit zwei Tümpeln und ner Hütte, ich finde nur einen Tümpel. Moskitoparty. Ich hab das Bier dabei... etwas weiter schmeiß ich mein Zeug in den Wald – schöner Wohnen ist nicht: 58km heute. Ich bin im Eimer.

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Tag 42

Die Nacht war... so la la – erstaunlich kalt. Ich habe achst Stunden geschlafen und die Kälte ausgedämmert... wollte nicht aufstehen- müüüde! Erschöpft trifft es vielleicht besser. Hilft nichts. In Montabaur nehme ich mir Frühstückscafe vor. Eiscafe: Affogato, nochn Espresso hinterher. Insta. Strom. Klo. Oh, noch ma Klo. Resupply. Frühstück auf die Hand. Eigentlich war der Plan gemütlich heute zu machen.

Es ist heiß, es ist halb 11 als ich aus Montabaur rauslaufe. Das wird spaßig heute. Das Tal des Biebrichsbach ist schön. Schattig und wirklich toll zum laufen. Mischung aus Erfrischung und Körperpflege – dann doch gegönnt. Es geht auf die Montabaurer Höhe und den Köppel (540m) – falscher Abzweig. Ich irre durch den Wald. Fluche. Laufe mit Handykompass – weil klar: kaum Netz- querfeldein (Und für alle, die sich Fragen: Offline-Karte? Nein.). Köppel. Der Fernmeldeturm ist eine Augenweide des Brutalismus. Ich kletter hoch, die Aussicht ist überwältigend.

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Ich laufe durch herrliche, alte Buchenbestände – kathedralenartig, erhaben, wunderschön.

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In Welschneudorf: Döftliche Nahversorgung. Die Metzgerei hat heute Ruhetag, egal mir ist eh mehr nach Perversion in Schokolade. Tante Emma laden. Der Inhaber erzählt mir viel, was mich bis Nassau erwartet und wie die Wege umgelegt worden sind, was schön ist und was nicht -Dorfläden sind nun mal soziale Orte. In der Bäckerei: Genau das gleiche. Schön. Mein inneres Landkind fühlt sich zu Hause. Nichts desto trotz habe ich das gefühl heute wieder nicht vom Fleck zukommen. Die GPX-Tracks und die reale Steckenführung sind nicht identisch: 2,5h für 7,5km- never ever. - Am Ende des Tages weichen die Trailkilometer von den getrackten um 7km ab...

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Vor Nassau geht’s auf die Kreisstrasse...viele, viele Kilometer. Gefühlt. Hamsterrad. Zurück auf den Forststrassen gibt’s wirklich den wunderbaren Ausblick, versteckt zwar, auf das Kloster Arnstein. Als sich, dass Lahntal vor mir oberhalb von Nassau öffnet, schlägt mir eine brutale Hitze entgegen.

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Frssflash: Abendessen auf dem Supermarktparkplatz im einzigen Schattenplatz. Es gibt Grüne Soße im Kühlregal und ich erkenne auf den Straßenschildern die Hälfte der Ortschaften – hier komm' ich wech.

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Auf den Lahnweg hatte ich mich schon die ganze Zeit gefreut -Ist auf meiner Liste – dementsprechend enttäuscht bin ich, als ich feststellen muss, dass es nicht direkt auf Lahnhöhenweg geht, sondern auf den Lahnweg und den Lahnradwanderweg. 7 km Asphalt im halbgaren irgendwo nicht direkt am Fluss und nicht oben auf dem Berg. Hmpf. Noch her Hmpf...- um nur an einem Kloster vorbeilaufen zu können. Besagten Kloster Arnstein. Naja, ist ja auch ein Jakobsweg. Ich laufe durch Obernhof und es gefällt mir direkt – entspannt. Ab hier geht’s knackig hoch. Schön. Endlich. Ich finde einen grandiosen Aussichtspunkt mit Blick ins Tal. Bank, Tisch, Platz für meine Matte und mich. Sonnenuntergang über dem Westerwald.

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Bestes Leben.

 

Tag 43

Die Nacht war erstaunlich kalt. Dafür hängen zum Abbauen Wolkenfetzen im Tal.

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Bis Gabelberg läuft es sich wunderschön. Immer wieder kann ich ins Tal Blicken und über die Höhen des Westerwaldes. Der Vierseenblick ist zwar niks. Ich mache hier trotzdem Frühstückspause. Durch ein namenloses verwunschenes Seitental geht’s weiter: Tief hat sich der Bach in Kaskaden in den Berggegraben, Umgestürzte Bäume – auch auf dem Weg – geben dem Ganzen eine wilde Note. Es geht direkt unten an der Lahn weiter. Um kurz danach wieder durch schattige Wälder auf die Höhen zu gehen. Vor Steinsbach wieder runter und rauf- oben herrliche wilde Blumenwiesen und ein wirres sirren, zirpen, summen und brummen. So müssen sich Wiesen anhören.

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Pause in in Steinsberg. Es ist brutal heiß. Jeder Bach, jede Pfütze, jeden Rinnsal die da ist nutze ich für Klimamanagement: Buff rein, Kappe rein, Hemd nass machen – Kühlung schaffen.

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Am Gabelstein verlasse ich das Lahntal und biege in den Taunus ab. Der Blick auf die Schaumburg ist grandios.

Die Hitze macht mir dennoch zu schaffen – endlich wieder Wald. Hier ist's schwül. Na toll. Der Boden ist matschig aufgeweicht, macht es nicht leichter. Ich laufe in einem wogenden Wechsel aus Wald und Feld über die Taunushöhen. In Schönborn habe ich kein Wasser mehr und klopfe einfach an der nächsten offenen Tür – kurzer Schnack.Nett. Kurzweilig. Weiter Richtung Aartal. Da muss ich hin, Resupply. Gestern dementsprechend wenig gekauft. Oberhalb des Aartals darf ich einem Fuchs beim jagen auf einer frisch gemähten Wiese zuschauen. Beeindruckend.

In Aartal... Hikerhunger at its best... Ich falle in den Supermarkt ein. Ich weiß nicht wie ich dass alles essen soll. Schaffe dennoch das meiste.

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Ich rolle weiter über Felder und Wälder. Irgendwo hinter Hennethal finde ich einen netten Spot im Wald... Beim einschlafen, zwei Tropfen abgekommen. Naja doch nochmal aufbauen – bin ja lernfähig ;) Ich darf einem Baummarder noch beim rumspringen von Baum zu Baum zusehen und einem Wildschwein mit einem lauten „Hey“ klar machen, dass ich hier bin und es für heute mein Revier ist... nighty night.

Geschrieben
vor 49 Minuten schrieb heff07:

super tour und super bericht! respekt vor deiner leistung.

hattest du schon mal irgendann was zu deiner ausrüstung gepostet (gear list)? , was hat sich bewährt?

danke dir...

ich hab am anfang des threads den lighterpack link - da steht zumindest schonmal alles drin, was ich insgesamt dabei hatte.

ich hatte überlegt zum grande finale noch ein,zwei sätze zum gear zu sagen - weiß aber noch nicht?

gäbe es etwas was dich besonders interssieren würde, dann kann ich dir das auch gerne ausser der reihe hier beantworten ;)

all best

*f

Geschrieben

So schön! Will nächstes Jahr den E6 von Stockholm bis Passau laufen. Werde mich da Ausrüstungstechnisch auf jeden Fall an Dir orientieren. Nur das Poncho-Tarp ohne Bivy ist schon heftig. Mal schaun. Auf jeden Fall eine super schöne Tour. Will auch!

Geschrieben
vor 51 Minuten schrieb zeank:

So schön! Will nächstes Jahr den E6 von Stockholm bis Passau laufen. Werde mich da Ausrüstungstechnisch auf jeden Fall an Dir orientieren. Nur das Poncho-Tarp ohne Bivy ist schon heftig. Mal schaun. Auf jeden Fall eine super schöne Tour.

Ach geil... ich dachte am Kollund "Ich will den E6 von Krusau nach Stockholm laufen" - der einstieg an der Flensburger Förde sah so schön aus...

Ohne Bivy oder ohne Bug Bivy? Letzteres habe ich "nur" 4,5,6 mal wirklich schmerzlich vermisst, den rest der zeit gings super gut. bivy war weniger mein thema. mehr temperatur puffer. 350 quilt oder "fette" daunen jacke mit kapuze... das habe ich vermisst. viele nächte. 

vor 55 Minuten schrieb zeank:

Will auch!

Mach ma den pct fertig :D (du bist grad aus noCal raus, right? voll gut!)

happy trails noch und cheering gibts von mir auf insta :) #ifidonthikeicheer ;)

 

 

Geschrieben
vor 17 Stunden schrieb effwee:

danke dir...

ich hab am anfang des threads den lighterpack link - da steht zumindest schonmal alles drin, was ich insgesamt dabei hatte.

ich hatte überlegt zum grande finale noch ein,zwei sätze zum gear zu sagen - weiß aber noch nicht?

gäbe es etwas was dich besonders interssieren würde, dann kann ich dir das auch gerne ausser der reihe hier beantworten ;)

all best

*f

dank dir sehr,

ich lese deinen bericht auch wirklich gerne noch ein drittes mal, aber ich kann bei besten willen nicht den link zu lighterpack finden. bitte hilf mir da nochmal.

bitte erlaube mir noch eine bemerkung. dein bericht berüht sehr, da er für mich eine eine kompakte reise durch stationen in meinem leben wieder gibt. das durchlaufen der vertrauten landschaften, die zugehörigen bilder, die orte an denen man gelebt und eine verbindung mit der jeweiligen natur aufgenommen hat. vielen dank dafür

 

 

heff

 

Geschrieben

@heff07 sorry mein fehler, die war ja im thread tourenvorbereitung:

https://lighterpack.com/r/c12k52

btw. da kannste auch nochma rumstöbern

da ist nämlich ein kurzes halbzeit gear review drin ;)

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vor 1 Stunde schrieb heff07:

bitte erlaube mir noch eine bemerkung. dein bericht berüht sehr, da er für mich eine eine kompakte reise durch stationen in meinem leben wieder gibt. das durchlaufen der vertrauten landschaften, die zugehörigen bilder, die orte an denen man gelebt und eine verbindung mit der jeweiligen natur aufgenommen hat. vielen dank dafür

*blush* das berührt mich wiederum sehr, vielen lieben dank dafür. es freut mich immer sehr wenn ich menschen, wie auch immer, ein stück mitnehmen kann. danke für das schöne feedback :) 

Geschrieben

@effwee, ich schmelze dahin, beim Lesen Deines Berichts. Der ist so toll, und dazu noch die Bilder :cool:

Ich glaube ich muss jetzt sofort kündigen und auch loslaufen, seufz. Ok, das mit dem Kündigen, lass ich mal lieber :-) .

Vielen Dank für's Teilen

LG Thomas

 

 

Geschrieben

Von mir auch nochmal Danke für den toll geschriebenen Reisebericht. Ich bin gespannt wie's weitergeht! Ich hätte damals am liebsten meine sieben Sachen gepackt und wäre zumindest ein Stück mitgelaufen!! Diesen Wander-Sommer hat es bei mir leider nur für ca. 200 Wander-Kilometer gereicht , aber der Sommer ist ja noch nicht vorbei und geht Gottseidank direkt in den Wander-Herbst über.:-D

Einen lieben Gruß aus Siegen, Christian 

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