SouthWest Geschrieben 7. Mai 2018 Geschrieben 7. Mai 2018 In diesem Faden möchte ich von meiner diesjährigen Tour in Mittelitalien berichten. Italien ist ja für Trekkingfreunde eher ein schwieriges Land. Die Markierungen sind vielfach unzureichend, die Karten oft ungenau, die Wege häufig anspruchsvoll. Mangelnde Fremdsprachenkenntnisse der dortigen Ureinwohner, die Hitze im Sommer, schlechte Infrastruktur, der Mangel an Informationen, und die Entfernung von Deutschland machen es nicht leichter. Vom Aostatal und den Dolomiten jetzt vielleicht mal abgesehen wird man selten jemanden finden der in Italien wandern geht. Auch die Italiener tun das kaum. Die fahren ja alle ans Meer. Dies hat aber auch alles ungemeine Vorteile: Wenn man sich auf das Abenteuer einlässt, dann wird man dort fast alleine unterwegs sein. Das tolle an Italien sind auch die überall sichtbare uralte Kulturlandschaft und das fantastische Essen. Diese Vorteile habe ich in den letzten Jahren für mich entdecken können. Zunächst habe ich in mehreren Jahren alle Abschnitte der fantastischen GTA kennengelernt. Obwohl diese nun immer beliebter wird (was auch gut ist) kann man dort noch fast alleine durch grandiose Berglandschaft wandern und die geschichtlichen und kulinarischen Highlights geniessen. Die Abruzzen wiederum waren mir bis vor kurzem auch fremd. Kaum ein ausländischer Tourist wagt sich dort hin, obwohl es dort eine grandiose Hochgebirgslandschaft zu sehen gibt. Schroffe Felswände, bewirtschaftete Hochflächen, kahle Bergkuppen, tief eingeschnittene Täler, enge Canyons, Wasserfälle und kleine Seen. Relativ selten findet sich die unangenehme Seite der Zivilisation: Appartements, Hotels und Skilifte, die in den Alpen so viel Unheil angerichtet haben. Fast das gesamte Gebirge steht unter strengem Naturschutz. Das ist in der Landschaft auf angenehme Weise spürbar. Ich bin auf der Suche nach einem Ziel für den Frühling auf die Abruzzen aufmerksam geworden. Im April musste ich zwar einen Bogen um die Gipfel machen, die noch mit Schnee bedeckt sind, jedoch konnte ich sehr schön in mittleren Höhenlagen (<1500 m) um die Gipfel herumwandern. Um auch etwas von der Gastfreundschaft und von den kulinarischen Highlights mitzubekommen (und vielleicht auch um etwas Geld vor Ort zu lassen) hatte ich mich wie auf den letzten GTA Abschnitten dazu entschlossen, die Hälfte der Nächte in Hotels und die andere Hälfte im Tarp zu verbringen. Das hat auch super funktioniert. hbfire, Fabian., Lightlix und 24 Weitere reagierten darauf 26 1
Marko Geschrieben 7. Mai 2018 Geschrieben 7. Mai 2018 Sehr schöne Bilder. Wow. SouthWest reagierte darauf 1
mawi Geschrieben 7. Mai 2018 Geschrieben 7. Mai 2018 vor 9 Stunden schrieb SouthWest: Italien ist ja für Trekkingfreunde eher ein schwieriges Land. Die Markierungen sind vielfach unzureichend, die Karten oft ungenau, die Wege häufig anspruchsvoll. Mangelnde Fremdsprachenkenntnisse der dortigen Ureinwohner, die Hitze im Sommer, schlechte Infrastruktur, der Mangel an Informationen, und die Entfernung von Deutschland machen es nicht leichter. Das macht es doch gerade so reizvoll! :) Hach, Abruzzen steht auch schon sehr lange auf der Wanderliste. Hoffe, dass das noch mehr folgt und das zwar hurtig, hurtig! SouthWest reagierte darauf 1
momper Geschrieben 8. Mai 2018 Geschrieben 8. Mai 2018 Danke + ich liebe auch die Abruzzen SouthWest reagierte darauf 1
schrenz Geschrieben 10. Mai 2018 Geschrieben 10. Mai 2018 Kann ich bestätigen, letztes Jahr bin ich mit meiner Frau den Franziskus-Weg Florenz-Assisi gelaufen (sie mag es lieber kulturell, aber der Weg ist ein guter Kompromiss zwischen Pilgerweg und Trail ), tolle Landschaften und unglaublich freundliche Menschen. Hinsichtlich der Sprachbarriere waren ein paar Wochen Duolingo-App italienisch sehr hilfreich, auf dem Land sprechen höchstens ein paar jüngere Leute Englisch. Dass es die Italiener nicht so mit dem Wandern haben kann ich allerdings bestätigen, fast alle anderen Wanderer, die wir getroffen haben waren deutschsprachig und ein Neuseeländer , was man auch bei der Ausrüstungsbeschaffung beachten sollte, Gaskocher wäre uns fast zum Verhängnis geworden. SouthWest reagierte darauf 1
SouthWest Geschrieben 13. Mai 2018 Autor Geschrieben 13. Mai 2018 (bearbeitet) Zunächst ein paar Infos zur Anreise und Logistik. Anreise Die Abruzzen erreicht man recht einfach von Rom aus. Alternativ bekommt man vielleicht einen Flug nach Pescara an der Ostküste, von wo aus es noch näher ist. Von Rom (Busbahnhof Tiburtina) ist man dann mit dem Bus in weniger als 2 Stunden in l'Aquila oder Sulmona, den zwei grösseren Städtchen in den Abruzzen, die sich gut als Ausgangspunkt für eine Abruzzentour eignen. L' Aquila, die Hauptstadt der Region, bietet sich als Ausgangspunkt für den nördlichen Teil der Abruzzen an. Es ist (war) ein sehr schöner Ort, der vielen vielleicht nur durch das Erdbeben in 2009 bekannt ist. Die unzähligen Sehenswürdigkeiten im Stadtzentrum (Kirchen und Fresken aus dem Mittelalter, der Renaissance und dem Barock, charmante Innenhöfe, Arkaden, Herrenhäuser und anderes) sind teilweise zerstört worden und nach dem Erdbeben noch nicht wieder aufgebaut oder restauriert worden. Die Spuren des Erdbebens sind im Stadtzentrum noch immer überall offensichtlich. Da noch viel hinter Baugerüsten versteckt ist und überall Kräne herumstehen, lohnt sich ein längerer Aufenthalt im Moment wohl nur eingeschränkt. Busverbindungen von Tiburtina gibt es mit TUA oder nach l'Aquila auch mit Flixbus. Versorgung mit Gas In Italien sollte man zur Versorgung mit Gaskartuschen am besten einen Decathlon ansteuern. In l'Aquila gibt es einen, allerdings ausserhalb des Zentrums. Ich war nicht dort, habe ihn nur von der Autobahn aus gesehen. Für mich einfacher war es den Decathlon in Rom Fiumicino in Flughafennähe anzusteuern. Er ist mit Bahn (eine Bahnstation in Richtung Rom) und zu Fuss gut erreichbar (Achtung, die Position auf der Karte ist falsch. Google maps hat es richtig). Bearbeitet 11. August 2018 von SouthWest sja, mawi, Dingo und 1 Weiterer reagierten darauf 4
SouthWest Geschrieben 13. Mai 2018 Autor Geschrieben 13. Mai 2018 Routenplanung Für meine Tour habe ich mich von dem Buch Wilde Wege, stille Dörfer von Christoph Henning inspirieren lassen. Der Autor ist - wie ich - ein grosser Freund der italienischen Gastfreundschaft und Küche, und hat eine Tour in 20 Tagesetappen quer durch die Abruzzen zusammengestellt. Die Etappen werden recht detailliert beschrieben (was wichtig sein kann) und führen auf Pfaden, Feld- und Wiesenwegen, kleinen Sträßchen und teilweise auch querfeldein von fester Unterkunft zu fester Unterkunft. GPS Wegpunkte gibt es per Download, was zusammen mit Navigation auf dem iPhone (Gaia GPS) extrem hilfreich war. mawi, sja, Dingo und 2 Weitere reagierten darauf 5
SouthWest Geschrieben 13. Mai 2018 Autor Geschrieben 13. Mai 2018 (bearbeitet) Ich fliege nach der Arbeit am Abend nach Rom. Der Rucksack mit ein wenig Proviant für drei Nächte im Shelter war nagelneu und hatte Handgepäckabmessungen (siehe auch hier). Leider komme ich zu spät an um noch schnell bei Decathlon Gas zu kaufen. Deshalb habe ich in Fiumicino, im Auto 5 Minuten vom Flughafen entfernt, ein Zimmer für die Nacht gemietet. Ich lasse mich abholen, da ich faul bin. Ein kleiner, klappriger Chevrolet und der ständig per Whats-App mit seiner Kollegin kommunizierende Fahrer bringen mich zur Unterkunft. Ansonsten hätte man auch den Zug in Richtung Rom zur nächsten Station Fiumicino Parco Leonardo nehmen und dann noch 15 Minuten laufen können. Die hilfsbereiten und freundlichen Gastgeber bestellen mir noch eine Pizza beim Lieferservice, welche ich auf einer netten Terrasse noch vor dem Schlafen verspeise. Um auf die Mindestmenge für eine Lieferung 10 Eur zu kommen, muss ich dazu noch 2 Bier mitbestellen und trinken. Da muss ich halt durch ... Am nächsten morgen laufe ich nach einem guten Frühstück in 20 Minuten zum Decathlon. Man muss dabei an einer Abfahrt eine Autobahn überqueren. Das funktioniert auf schmalen Fusswegen am Rande der Fahrbahn gut. Von dort kommt man dann recht schnell (wieder zurück über die Autobahn) zum Bahnhof, von dem alle Stunde ein Zug nach Rom fährt. Im Rom Tiburtina angekommen esse ich was in einem Restaurant und nehme dann einen Flixbus nach l'Aquila. Die Fahrtzeit war glaube ich etwa 1h30 ohne Zwischenstopp. Die Besichtigung von L' Aquila hebe ich mir für einen späteren Besuch auf und nehme (da es an dem Tag keinen Bus mehr gibt) ein Taxi nach San Demetrio ne'Vestini, dem Startpunkt. Um 15h30 Uhr laufe ich los. Ich will noch bis zum Abend ein wenig vorankommen. Sehr schnell taucht man ein in eine stille italienische Landschaft mit blühenden Bäumen und Büschen, kleinen Pfaden und zwitschernden Vögeln. Unterwegs kreuzt man den "Tratturo Magno", eine breite Schafautobahn auf der Jahrhundertelang riesige Schafherden zwischen den Abruzzen und Süditalien hin- und hergeführt wurden. Die Wanderschäferei war früher der Grund für einen relativen Wohlstand der Region. Hochplateau Auch an alten römischen Ruinen kommt man vorbei. Kein Mensch ausser mir schaut sich die an. Die Ruinen von Peltuinum Die Landschaft ist ersteinmal noch nicht besonders spektakulär. Am Horizont sieht man die schneebedeckten Berge. Die Wegbeschreibung führt an einer Stelle über einen Weg der inzwischen ziemlich stark überwachsen ist. Leider spielen Brombeerranken dabei eine nicht unbedeutende Rolle. Meine Beine und Arme werden ziemlich zerkratzt. Am abend frage ich an einem Haus nach Wasser (Brunnen gab es in diesem Teilabschnitt in den Dörfern kaum) und fülle meine Faltflasche auf. Dann steige ich auf schönem Pfad noch auf 1053 m auf, wo ich etwa am höchsten Punkt kurz vor dem Ort Bominaco und kurz vor Sonnenuntergang ein schönes Plätzchen für die Nacht finde. Camp 1 Statistik: 4 Stunden Gehzeit inklusive Pausen +550m, -185m Bearbeitet 13. Mai 2018 von SouthWest Statistik martinfarrent, Mario294, Dave und 6 Weitere reagierten darauf 9
schrenz Geschrieben 13. Mai 2018 Geschrieben 13. Mai 2018 Kleine Ergänzung zur Gasversorgung: In Florenz blieb uns am Ende tatsächlich nur der Decathlon am Ar.... der Welt, wobei selbst der nur ein paar Kartuschen vorrätig hatte. Wer in Rom noch touristische Ziele besucht kann sich aber auch in der Innenstadt eindecken: Der Montura Shop liegt sehr innenstädtisch in der Nähe des Trevi Brunnens und Campo Base in Vatikannähe führt ebenfalls eine Auswahl Gaskartuschen. Wir haben allerdings eh nicht viel gebraucht, da der Reiz einfach unterwegs essen zu gehen in Italien einfach zu hoch ist . Beim nächsten mal werde ich wohl auf Spiritus umschwenken, pinkfarbenen 90% Alkohol gibt es in jedem Dorfladen.
SouthWest Geschrieben 16. Mai 2018 Autor Geschrieben 16. Mai 2018 Die Nacht war frisch (Raureif am Tarp) und etwas feucht (Tau auf dem Quilt). Ich starte also am morgen eher langsam, und in der Sonne trocknet alles dann innerhalb von 30 Minuten. Aussicht auf den Monte Sirente Nach 20 Minuten erreiche ich das Örtchen Bominaco. Hier gibt es ein tolles Highlight: Die beiden Kirchen San Pellegrino und Santa Maria Assunta. Der Eingang ist verschlossen, aber da hängt ein Schild mit einer Telefonnummer, die man anrufen kann wenn man die Kirchen besichtigen will. Und das lohnt sich. Man bekommt eine Privatführung (auf italienisch ...) und bekommt wunderbare Beispiele der mittelalterlichen Kunst. Insbesondere die Kirche San Pellegrino begeistert mich mit der kompletten Ausmalung mit Fresken. Das erinnert an die Sixtinische Kapelle. Nur dass man sich dort die Kapelle mit tausenden anderen Touristen teilen muss. Hier habe ich alles für mich alleine. Leider darf ich drinnen nicht fotografieren. Einen deutschen Wikipedia Eintrag zu der Kirche gibt es nicht, aber ein paar Bilder kann man sich auf dem italienischen Wiki anschauen. Detail an der Aussenfassade Aussenansicht Santa Maria Assunta Das nächste Teilstück der Wanderstrecke ist schon wieder total überwachsen. Ich werde ziemlich verkratzt. Nach 30 Minuten ist der Teil aber überstanden. Es geht von Dorf zu Dorf über Feldwege und querfeldein über Wiesen. In fast jedem Dorf trinke ich einen Espresso und esse ein Toast mit Käse und Schinken (lecker!). Hochebene von Navelli Olivenbäume Ort unterwegs Ort unterwegs Am abend steige ich dann ein paar Hundert Meter auf ich Richtung Forca di Penne. Angeblich gibt es kurz vor der Höhe einen Brunnen an dem ich meinen Wasservorrat für die Nacht auffüllen will. Erst nach einigem Suchen finde ich diesen Brunnen tatsächlich. Aufstieg auf einem schönen Pfad nach Forca di Penne Brunnen Ich finde ein recht ebenes Plätzchen für die Nacht und baue im schönen Abendlicht mein Shelter auf. Camp 2 Am abend merke ich dass mein linker Fuss ziemlich weh tut. In den nächsten Tagen wird das nicht mehr weggehen. Es tut beim schnellen laufen auf guten Wegen (mit grossen Schritten) weh, währen langsameres Wandern auf schwierigeren Pfaden kein Problem ist. Die Tour bietet einen Mix aus allen Konditionen. Der Schmerz nervt etwas, aber es lässt sich gut damit leben. Statistik: 9.5 Stunden Gehzeit inklusive Pausen +996m, -1073m Roiber, sja, Stromfahrer und 9 Weitere reagierten darauf 12
SouthWest Geschrieben 16. Mai 2018 Autor Geschrieben 16. Mai 2018 (bearbeitet) Am nächsten morgen scheint schon wieder die Sonne. Ein weiterer wunderbarer Tag beginnt. Ich habe heute nicht vor weit zu gehen um erst einmal zu sehen was der Fuss so macht. Es geht weiter durch hügelige, sehr schöne Landschaft mit toller Aussicht in alle Richtungen. Nach drei Stunden erreiche ich Pecosanonesco Vecchio (das zweite Bild im ersten Beitrag). Dort nehme ich den Bus nach Torre de'Passeri, weil es erstens am Nachmittag viel zu heiss für mich ist und weil ich dort zweitens die romanische Kirche San Clemente a Casauria besichtigen will, ein weiterer Höhepunkt der Baukunst. Der Busfahrer nimmt mich auch ohne Busticket mit (hätte man am Kiosk kaufen müssen, im Bus gibt es keine), fährt mich bis zur Kirche (die nicht auf der Busroute liegt) und erzählt mir alles über die lokalen Spezialitäten und was ich alles unternehmen könnte. Leider habe ich dann aber Pech und die Besuchszeiten für die Kirche sind nur vormittags ... Da ich heute nicht mehr weitergehen will vertreibe ich mir den Nachmittag in dem Ort (der nicht viel bietet). Viel fotografiert habe ich heute auch nicht. Statistik: 3.5 Stunden Gehzeit inklusive Pausen +99m, -486m Bearbeitet 16. Mai 2018 von SouthWest Roiber, Dave, sja und 4 Weitere reagierten darauf 7
schrenz Geschrieben 16. Mai 2018 Geschrieben 16. Mai 2018 Die geschlossenen Kirchen sind uns auch aufgefallen, aber so konnten wir die italienische Mentalität schätzen lernen: Als wir "in the middle of nowhere" vor einer geschlossenen Kirche standen schleppte uns kurzerhand der örtliche Postbote (!) zum Pfarrhaus und der ca. 80 jährige Pastor tapperte im original Don Camillo Outfit mit uns zurück und es gab noch ein Privatführung (von der wir wegen rudimentärer Sprachkenntnisse höchstens 10% verstanden haben).
SouthWest Geschrieben 16. Mai 2018 Autor Geschrieben 16. Mai 2018 (bearbeitet) @schrenz Schöne Anekdote. Passt wirklich genau zu dem was ich so kennen gelernt habe! Überall gibt es tolle kulturelle oder historische Highlights und die Leute die dort leben sind natürlich auch stolz darauf. Natürlich ist nicht alles in Italien so überlaufen wie Pisa und Florenz. Man ist dann in kleineren unbekannteren Orten um so mehr froh einem Touristen mal was zu zeigen. Wer Sprachkenntnisse hat ist natürlich klar im Vorteil in solchen Situationen. Aber auch ohne klappt es immer irgendwie. Bearbeitet 17. Mai 2018 von SouthWest
SouthWest Geschrieben 17. Mai 2018 Autor Geschrieben 17. Mai 2018 In Torre de'Passeri habe ich übrigens in der einzigen Unterkunft geschlafen die es dort zu geben scheint. Mit 178 m liegt der Ort recht niedrig und die relative Hitze am Nachmittag war deshalb gestern schon fast zu viel für mich. Obwohl Temperaturen um 20 Grad ja eigentlich perfekt sind. Aber in der prallen Sonne auf schattenlosen Wegen zu wandern macht mir mehr Spass bei kühleren Temperaturen. Deshalb stehe ich früh auf um kurz nach Beginn der Morgendämmerung schon unterwegs sein zu können. Ein Frühstück gab es hier nicht, was gut ist, denn sonst wäre ich erst später losgekommen. Wein wächst hier (insbesondere Montepulciano d'Abruzzo) Der kleine Ort Bolognano ist interessant für Kenner der modernen Kunst. Joseph Beuys hat hier viel Zeit verbracht und verschiedene skurrile Kunstgegenstände und Museen im Örtchen erinnern daran. Bolognano Die Wanderung geht weiter durch schönes Kulturland. Man taucht auch öfter mal in den Wald ein und kommt in eine Landschaft wo die kleinen Flüsse Orta und Orfento relative tiefe Canyons gegraben haben. Hier ist es etwas schattiger. Kurz vor dem Tagesziel Caramanico Terme kann man zum Fluss hinabsteigen und dort sehr schön in Canyon wandern. Dort habe ich viel Zeit mit Fotografieren verbracht. Schöner Pfad in der Orfento Schlucht Zu mittag bin ich dann im Ort Caramarico Terme. Es ist eine Art Kurort mit Termalquellen. Im April hat das alles aber noch zu, es ist schön ruhig, sogar am heutigen Sonntag. Ich esse lange und lecker in einem Restaurant zu mittag (fast der einzige Gast) und gehe dann in mein Hotelzimmer. Ich bin der einzige Gast im Hotel. Hier werde ich 2 Nächte schlafen. Im Ort gibt es eine Bar in der sehr gutes Craft Bier ausgeschenkt wird. Da kann man schon ein paar Stunden zubringen Normalerweise ist Bier in Italien entweder eher langweilig oder schlecht. Das hier ist eine grosse Ausnahme. Und sowas hätte ich hier am A#$%h der Welt auch nie erwartet. Hier noch ein bisschen Abendstimmung im Ort: Caramarico Terme Caramarico Terme Statistik: 7 Stunden Gehzeit inklusive Pausen+935m, -479m Roiber, sja, nahundfern und 9 Weitere reagierten darauf 12
SouthWest Geschrieben 23. Mai 2018 Autor Geschrieben 23. Mai 2018 (bearbeitet) Heute mache ich einenTagesausflug von Caramanico Terme aus in die Orfento Schlucht und ein wenig bergauf in Richtung oben. Da wo Schnee liegt. Diese Schlucht geht es auf- (am Hang) und dann wieder abwärts (im Grund). Eine Variante der Tour führ auf sehr kleinen und ganz wunderbaren Bergpfaden am Steilhang entlang. Erst durch schönen Wald, ... ... mit wunderbaren blühenden Blumen (ist ja Frühling hier) ... ... und dann später auf lichte Bergwiesen mit schönen Aussichten: Von oben hat man einen sehr netten Ausblick. Man könnte hier noch weiter in Regionen aufsteigen in denen jetzt leider noch zu viel Schnee liegt. Ab Ende Mai sollte das aber sehr machbar sein, denke ich mir. Muss dringend mal wieder hierher kommen. Ich steige wieder zum Fluss ab und wandere durch den Wald wieder abwärts in Richtung Caramanico Terme. Das Wandern in diesem schönen Wald, abwechselnd mit tollen Aussichten, macht Spass: Auf schönen Pfaden Blick talaufwärts Durch schönen Bergwald Das letzte Stück geht wieder am Fluss entlang. Hier kann man die Füsse ins kalte Wasser hängen und schöne Pausen machen. Am heutigen Montag ist hier keine Sau unterwegs, während ich am gestrigen Sonntag schon einige Ausflügler (in Strassennähe) angetroffen hatte. Dies ist eigentlich eine recht bekannte Wanderung in den Abruzzen. Orfento Flüsschen Nach ein paar herrlichen Stunden kehre ich ins Hotel zurück. Leider hat die Bar mit dem Craft Bier heute geschlossen . Den Nachmittag verbringe ich also mit lesen und schlafen ... Beim Abendessen gibt es heute noch andere Gäste ausser mir! Sage und schreibe zwei Tische sind besetzt. Das Essen ist fantastisch ... Statistik: 7 Stunden Gehzeit inklusive Pausen+909m, -909m Bearbeitet 23. Mai 2018 von SouthWest Formatierung mawi, pielinen, mexl916 und 5 Weitere reagierten darauf 8
SouthWest Geschrieben 28. Mai 2018 Autor Geschrieben 28. Mai 2018 (bearbeitet) Heute wandere ich weiter in Richtung Passo San Leonardo. Die Wegbeschreibung im Buch klingt etwas abenteuerlich. Es geht teilweise querfeldein über Wiesen. Ich freue mich drauf! Ich versuche so früh wie möglich frühstücken zu können und bin dann aber doch erst um 9 unterwegs ... Am Anfang geht es auf Asphalt, später dann auf netten Wegen. Unterwegs gibt es wieder eine Espresso-Einkehrmöglichkeit. Hier treffe ich einen Hund an der mich für eine Weile begleiten wird. Er ist einfach nicht abzuschütteln und folgt mir überall hin. Über so eine Landschaft geht die Querfeldeinpassage: Nach San Eufemia a Maiella Hier sieht man auch den Hund: Nach San Eufemia a Maiella Dann wieder auf kleinen (wohl sehr selten benutzten) Wegen: Nach San Eufemia a Maiella Den Ort San Eufemia a Maiella erreiche ich nach 2 bis 3 Stunden, der Hund ist nach diversen Bachdurchquerungen total verschlammt. Einige Dorfbewohner die vor der Bar sitzen erkennen den Hund und wundern sich. Wir werden so beide zum grossen Dorfereignis. Anscheinend ist er schon bekannt dafür immer mal wieder auszubüchsen. Der Besitzer wird angerufen und kommt dann auch nach 20 Minuten vorbeigefahren um den Hund zu holen. Ich bleibe solange hier (damit er auch hier bleibt bis sein Besitzer auftaucht). Ich verbringe die Zeit in einer Bar, mit einem kleinen Bier und einem Panino aus dem kleinen Laden (lecker!). Dann geht es über wunderbare Maultierpfade durch schöne Landschaft nach Roccacaramarico. Nach Roccacaramanico Roccacaramarico ist ein Bilderbuchdorf. Hier würde man auch schön in einem Bed&Breakfast übernachten können. Der Besitzer lädt mich in der Bar des Dorfes zu einem Glas Wein und einem weiteren Espresso ein. Super nett! Mein Geld will er einfach nicht haben. Roccacaramanico main street Roccacaramanico Von Roccacaramanico zum Pass San Leonardo gibt es mal wieder etwas Abenteuer. Ich folge nicht den Beschreibungen des Buches (weil ich keine Höhe verlieren will), komme dann aber in ein Gebiet wo ein ordentlicher Hangrutsch stattgefunden hat. Wenn es hier mal einen Pfad gab, so ist dieser verschwunden. Man klettert durch das Chaos aus abgerutschtem Schutt und kreuz-und querliegenden Bäumen. Danach geht es kinderleicht durch den Wald, relativ flach bis zum Pass. Am Pass angekommen genehmige ich mir erst mal wieder ein grosses Birra Moretti bei dem dortigen Restaurant / Hotel. Im Hochsommer und im Winter kann man hier übernachten und wohl sehr gut zu Abend essen. Ein kleines Skigebiet mit Schleppliften gibt es hier. Es ist aber so klein, dass die Infrastruktur nicht wirklich stört. Heute hat das Restaurant nur tagsüber auf. Danach suche ich mir ein schönes Plätzchen für die Nacht. Am Abend habe ich den Pass für mich allein. Camp am Pass San Leonardo Statistik: 7 Stunden 45 Minuten Gehzeit inklusive vieler Pausen+928m, -243m Bearbeitet 29. Mai 2018 von SouthWest Dr.Matchbox, Stue007, sja und 6 Weitere reagierten darauf 9
SouthWest Geschrieben 29. Mai 2018 Autor Geschrieben 29. Mai 2018 (bearbeitet) Heute ist schon der letzte Wandertag! Es geht viele Höhenmeter vom Pass hinab nach Pacentro und dann weiter durch eine aufgeheizte Ebene in die kleine Stadt Sulmona. Der nächste Höhepunkt wartet nicht lange. Pacentro ist ein sehr schön gelegenes Dorf. Hier sieht man wie sich der Wanderweg hinunterschlängelt bis zur Strasse kurz vor Pacentro: Pacentro Nun durchquert man das Dorf, welches wiederum wirklich sehr nette Strässchen bietet: Pacentro Heute (25 April) ist leider Feiertag in Italien. Man feiert die Befreiung von den Barbaren vor etwas mehr als 70 Jahren. Deshalb bekomme ich keinen Platz für ein Mittagessen in dem bekannten Restaurant Taverna de li Caldora. Schade. Aber so richtig hungrig bin ich sowieso noch nicht und so gehe ich weiter nach Sulmona. Unterwegs nach Sulmona Sulmona ist eine Super-nette Stadt. Dort lässt sich ausgezeichnet ein ganzer Nachmittag verbummeln. Es gibt hier in der Innenstadt einen römischen Aquädukt durch den früher 600 Liter Wasser pro Sekunde in die Stadt geführt wurden. Aquädukt in Sulmona Ein Nachteil von UL Ausrüstung wird hier allerdings deutlich: Mit Shorts sollte man in die katholischen Kirchen nicht reingehen, da das nicht gern gesehen wird. OT: Eine Zip-off-Hose wäre wohl ideal. Die hätte auch mehr Schutz gegen die Kratzvegetation bieten können. Meine Beine sind ziemlich verkratzt, vor allem vom zweiten Tag. Ich gehe auf die Suche nach einem Ort wo man ein Busticket für den morgigen Tag kaufen kann. Das tut man typischerweise in den kleinen Tabacchi Läden. Allerdings nicht in allen. Ein superfreundlicher Herr (der wohl gerade nicht viel zu tun hatte) nimmt mich einfach mit und führt mich zum richtigen Laden. Ein ziemlicher Kontrast zur Fahrt nach l'Aquila vor ein paar Tagen wo ich das Flixbus Ticket auf dem Smartfon gekauft und am Bus vorgezeigt hatte. Neue und alte Welt. Mir gefallen beide ... In Sulmona hatte ich wieder ein Zimmer gemietet. Am abend gibt es wieder sehr sehr lecker Essen ... Statistik: 5 Stunden 20 Minuten Gehzeit inklusive Pausen+51m, -923m Bearbeitet 29. Mai 2018 von SouthWest Formatierung Stue007, Dr.Matchbox, Dave und 1 Weiterer reagierten darauf 4
mawi Geschrieben 5. Juni 2018 Geschrieben 5. Juni 2018 Am 28.5.2018 um 16:59 schrieb SouthWest: Die Wegbeschreibung im Buch klingt etwas abenteuerlich. Hattest du etwa diesen fetten Wanderführer bei?! Spalter! Was in den Statistiken fehlt sind die Kilos, die du dir täglich angefuttert hast Liest sich ja fast wie ein Gourmetführer für Abruzzen. Mmh - auf eine echte italienische Pizza hätte ich jetzt auch Appetit *sabber* Danke für den schönen inspirierenden Bericht, hat mir gefallen! SouthWest reagierte darauf 1
SouthWest Geschrieben 5. Juni 2018 Autor Geschrieben 5. Juni 2018 vor 37 Minuten schrieb mawi: Hattest du etwa diesen fetten Wanderführer bei?! Ja aber nur digitalisiert (abfotografiert) Danke für das positive Feedback. Dave reagierte darauf 1
Dingo Geschrieben 5. Juni 2018 Geschrieben 5. Juni 2018 (bearbeitet) Von mir auch nochmal Danke. Klingt für mich so reizvoll wie das Piemont. Beides steht nun auf der Sehnsuchtsliste. Sobald Sohnemann fit für draußen ist gibt es eine Vater Sohn Tour. Mal kurz gerechnet. Vielleicht lieber doch schon vorher. Edit. Im zunehmenden Alter mag ich Touren, bei der man mit Land und Leute intensiver in Kontakt kommen kann. Bearbeitet 5. Juni 2018 von Dingo SouthWest reagierte darauf 1
SouthWest Geschrieben 5. Juni 2018 Autor Geschrieben 5. Juni 2018 Hier habe ich noch 2 Panoramabilder die ich vergessen hatte bei den jeweiligen Tagesbeschreibungen dazuzufügen. Panorama im Majella Nationalpark. Auf dem Tagesausflug von Caramanico Terme. Im Vordergrund eine verfallene Kapelle an einer ehemaligen Einsiedelei Panorama im Majella Nationalpark. Auf dem Tagesausflug von Caramanico Terme, an der Baumgrenze. Und das hier auf dem Rückweg in Rom: Ich hatte ein paar Stunden in Rom zu verplempern und habe die -- wie sonst -- mit Essen verbracht. (Ich habe aber nicht zugenommen... ). Ausserdem war ich noch beim Frisör (sehr witzig) und etwas herumlaufen. Die Gegend um den Busbahnhof Tiburtina ist eine sehr nette Wohngegend. Von dort kann man dann den Zug zum Flughafen nehmen. Stue007, Paws, sja und 1 Weiterer reagierten darauf 4
danobaja Geschrieben 19. Juli 2018 Geschrieben 19. Juli 2018 hi southwest! sehr schön, danke für den bericht! auch die hinweise auf bus-flug und decathlon sind prima! (nein, ich bin nicht der 2.nick der erbse ) wenn ich die bilder so anschaue wird da auch auf dieser höhe wohl nicht viel gehen mit wandern im februar. oder wie schätzt du das ein? gibts wege "weiter unten"? schlechtes wetter würd mich nicht stören, aber zuviel schnee ist halt immer ein problem. PS: alle von mir abgebildeten pics sind selbstgemacht! __________________________________________________________________ you and your wife in the tent and no moisture build up at all --- I don't think you should be bragging about that
SouthWest Geschrieben 19. Juli 2018 Autor Geschrieben 19. Juli 2018 vor 6 Stunden schrieb danobaja: wenn ich die bilder so anschaue wird da auch auf dieser höhe wohl nicht viel gehen mit wandern im februar. oder wie schätzt du das ein? gibts wege "weiter unten"? schlechtes wetter würd mich nicht stören, aber zuviel schnee ist halt immer ein problem. Man kann sich sicher was zusammensuchen wo nicht allzuviel Schnee liegt. Und es wird von Jahr zu Jahr variieren. Ich denke in manchem Februar kannst Du die Route gehen die ich gegangen bin ohne viel Schnee anzutreffen. Aber das weiss man eben nie allzu genau. Wenn es unbedingt Februar sein soll würde ich wohl eher woanders schauen.
Randysch Geschrieben 16. August 2018 Geschrieben 16. August 2018 @SouthWestoh man die Gegend sieht wirklich toll aus! Ich muss noch meine ca. 2 Wochen Tour für Anfang September planen könntest du da eine Passage besonders empfehlen, gerne auch mit GPS Files? the_tableleathers MaTiFo_neue HP
SouthWest Geschrieben 16. August 2018 Autor Geschrieben 16. August 2018 @Randysch Das Buch mit den Wegbeschreibungen würde ich schon kaufen, schließlich hat sich der Autor eine Riesenmühe gemacht die Strecke zusammenzustellen. Und reich wird er so sicher nicht ... Für eine Tour im September (auch Oktober) würde ich einfach bei Tag/Tour 1 in dem Buch anfangen. Im Frühling war das für mich noch nichts, zuviel Schnee. Deshalb hatte ich die "Frühlingsvariante" gemacht, die in Höhenlagen bis etwa 1500m verläuft.
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