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Ultraleicht Trekking

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Geschrieben (bearbeitet)

Nach meinem letzten Rucksack...

...musste jetzt noch ein weiterer her. Der Grund war, dass die Carbonstreben die Aufnahme unten durchstossen hatten, und eine Reparatur etwas schwierig war. Ursprünglich wollte ich grössere Taschen innen einnähen, in welche die vorgespannten Carbonstreben hätten eingesetzt werden können. Das wäre wohl gegangen, aber am Ende habe ich mich entschieden, die Reparatur als Vorwand zu nehmen, um einen neuen zu nähen :-)

Dieses Mal habe ich mich für abnehmbare Hüft- und Schultergurte und ein Tragsystem mit einer Alu-Stange wie beim GG Mariposa entschieden. Weitere Features sind ein Rollverschluss wie bei den Huckepacks. Herausgekommen ist ein grosser, bequemer Rucksack mit 760g Gewicht:

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Das Tragsystem besteht im Wesentlichen aus einer U-förmigen Stange aus 6mm Aluminium. Diese habe ich vorgebogen, wobei ich den Bügel aus meinem alten GG Marioposa als Vorlage benutzt habe. Zum Biegen habe ich mir eine einfache Vorrichtung mit 2 Kugellagern aus alten Inline-Skates, einem Brett, und einer kleinen Holzrondelle zusammengebastelt, mit der ich die Stange kontrolliert biegen konnte. Bei Interesse kann ich später ein Bild dieser Vorrichtung posten.

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Der Drahtbügel sitzt in einer Aufnahme, die innen auf das Rückenteil aufgenäht ist und oben mit Klettverschlüssen geschlossen werden kann. Die Führung besteht aus einem Streifen DxG, und ist unten mit eingelegtem Gurtband verstärkt. Hier eine Ansicht des Rückenteils...

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...und der fertige Rucksack von innen:

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Hüftgurt und Schultergurte sind abnehmbar. Dieses Design habe ich von der Plünnenkreuzer-Seite abgeguckt. Der Grund war, dass ich diese modifizieren können wollte, ohne gleich immer einen neuen Rucksack nähen zu müssen.

Der Hüftgurt besteht aus einem Sandwich aus einer Lage DxG (and den Enden doppelt), 4mm EV50 Evazote, und 3mm Abstandsgewebe. Die Kanten sind eingefasst. Zum Nähen habe ich Nylbond-Faden und eine Jeansnadel verwendet. Andere Fäden waren nicht rutschig genug und haben zur Schlaufenbildung im Unterfaden geführt. Hier ein Bild des Hüftgurts von innen.

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Vorne ist ein 38mm-Gurtband mit einer Schnalle angenäht. Das Band wird als "V" gefüḧrt, was einen sehr angenehmen Sitz des Hüftgurts erlaubt. Dies habe ich meinem Skurka Flex Capacitor abgeschaut.

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Auf dem Hüftgurt selbst sind Taschen aufgenäht. Anders als bei Hartmuts Rucksack haben die Taschen bei mir aber eine eigene DxG-Rückseite und sind nur oben und unten aufgenäht.

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Da ich etwas Bedenken hatte, dass der abnehmbare Hüftgurt nicht steif genug sein könnte, habe ich die Enden des Aluminiumdrahts (bzw dessen Aufnahme) mit einem 20mm-Gurtband mit der Oberkante der Hüftgurtflossen verbunden. Ob das notwendig ist, weiss ich nicht so recht. Jedenfalls wird die Last so gut übertragen. Hier ist diese Verbindung zu sehen:

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Am Pack selbst habe ich einen Tunnel aus 3D Mesh (mit DxG hinterlegt) aufgenäht. Dahinter verlaufen zwei 20mm-Gurtbänder mit Ovalringen an den Enden. In der Mitte des Tunnels ist ein Klettband aufgenäht, so dass sich das Mesh nicht verschieben kann. Auch könnte ich so bei Bedarf noch ein 10mm-Polster aus Evazote einschieben.

Ursprünglich hatte ich noch Lastkontrollriemen vorgesehen, mit welchen das Pack an den Körper herangezogen werden kann (hier noch mit falsch angenähten Schnallen zu sehen), diese habe ich am Ende aber wieder abgeschnitten, da sie nicht notwendig waren.

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Die Schultergurte sind hier zu sehen:

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Oben sind diese mit zwei 15mm-Gurtbändern befestigt. Sie bestehen aus einer Lage DxG und einer Lage 3D-Meshgewebe. In die untere Hälfte habe ich noch eine Lage Aramidlaminat ähnlich diesem hier eingenäht, so dass die Biegung des Schultergurts auch unter Zug erhalten bleibt. Das funktioniert sehr gut. In die obere Hälfte habe ich dann nach dem Wenden 10mm Evazote aus einer alten Isomatte als Polsterung eingeschoben. Der Schultergurt hat auch noch eine Leiterschnalle zur Befestigung eines Lastkontrollgurtes. Die Schultergurte habe ich nach dem Wenden nicht den Kanten entlang abgesteppt, da diese für mein Empfinden sonst zu steif werden und scheuern können. Stattdessen habe ich an einigen Stellen in der Mitte quer durch alle Lagen drübergenäht (ähnlich wie bei der Hüftflosse zu sehen). Mit dem Nylbond-Faden ging das ganz gut.

Hier noch zwei Bilder, die den grundsätzlichen Aufbau des Rucksacks zeigen (das Mittelstück ist hier noch zu breit, da ich irrtümlicherweise die Nahtzugabe 2x abgemessen hatte und dies zu spät bemerkt habe. Beim Zusammennähen habe ich dann einfach das überflüssige Material innen abgeschnitten, bevor ich die Naht aufgerollt und gesichert habe).

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Alles in allem bin ich mit dem Rucksack und dem Tragkomfort sehr zufrieden. Die Last sitzt sehr gut auf dem Hüftgurt, welcher sich mit den V-förmig geführten Gurtbändern stramm festziehen lässt, ohne dass er einschnürt. Wenn ich den Rucksack nochmals nähen würde, würde ich die Schultergurte wohl mit einem einzigen Stück breitem Gurtband befestigen (40mm) anstelle der doch recht schmalen 2x15mm. So würde die Last wohl besser verteilt. Es kann aber gut sein, dass 2 schmalen Bänder überhaupt kein Problem sind... die Praxis wird es zeigen...

 

 

Bearbeitet von ULgeher
Geschrieben
vor 45 Minuten schrieb ULgeher:

Wenn ich den Rucksack nochmals nähen würde, würde ich die Schultergurte wohl mit einem einzigen Stück breitem Gurtband befestigen (40mm) anstelle der doch recht schmalen 2x15mm. So würde die Last wohl besser verteilt

...da bin ich ja gespannt auf den nächsten! :D

Klasse Rucksack, sieht auch noch cool aus!B)

Geschrieben

Richtig gut! :x

Was wiegt denn der Alurahmen? Bewährt sich das mit höherem Gewicht? Wäre auch an der Beschreibung zur Herstellung interessiert, da ich für meinen Rucksack auch eine Versteifung im Rücken plane, da er bei mir über 8-9kg sehr nach unten zieht.

Geschrieben (bearbeitet)
vor 47 Minuten schrieb Nero_161:

Was wiegt denn der Alurahmen?

84 g

vor 47 Minuten schrieb Nero_161:

Bewährt sich das mit höherem Gewicht?

Bei meinem Mariposa (das "erste" Modell) ist der Draht 6.3mm dick, und mit dem habe ich schon richtig viel geschleppt (einmal Gepäck für 2 Personen inkl. über 6 Liter Wasser). Das ging recht gut. Der Draht in meinem neuen Rucksack ist 6mm stark. Das ist etwas weniger, aber ich denke, das funktioniert immer noch. Die Rolle des Drahts ist ja vor allem, dass der Rucksack nicht wie eine Banane zusammenfällt und an den Schultern hängt, sowie dass der Rücken eine halbwegs ergonomische Form annimmt. Dafür wird er sicherlich genügend stabil sein.

vor 47 Minuten schrieb Nero_161:

Wäre auch an der Beschreibung zur Herstellung interessiert,

Ich habe damals keine Fotos gemacht, das Verfahren aber nochmals nachgestellt. Erst habe ich die beiden 90-Grad-Biegungen angefertigt mit dieser Vorrichtung:

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Im Wesentlichen ist das eine M8-Schraube, ein Rillenkugellager aus alten Skates, und eine Scheibe eines Holzstabs, um welchen der Draht gebogen wird. Oben ist noch eine Holzleiste aufgenagelt. Beim Biegen habe ich den Draht auf der Seite des Holzstabs mit einer Zwinge festgeklemmt, damit er nicht "mitgezogen" wird. Das ist besonders bei der zweiten Biegung wichtig, damit der Abstand zwischen den beiden Schenkeln definiert ist.

Für die Biegung mit dem grossen Radius entlang des Rückens habe ich mir eine Führung gebaut mit 3 Kugellagern. Ich habe diese nicht mehr, habe aber das Prinzip zur Illustration hier nachgestellt. Die Holzzapfen waren dabei Kugellager. Im Wesentlichen habe ich den Arm nach oben gedrückt, und den Metalldraht hin- und hergeschoben, und dabei den Arm immer weiter nach oben gedrückt, bis der gewünschte Radius erreicht war. So funktionieren im Prinzip auch Biegemaschinen in Schlossereien, wobei spezielle Rollen zur Verwendung kommen, und Andruck und Vortrieb anders gelöst sind.

Das war am Ende alles viel einfacher als ich erwartet hatte.

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Bearbeitet von ULgeher
  • 3 Monate später...
Geschrieben
vor 23 Stunden schrieb crestfallen:

@ULgeher Hi, schöner Rucksack!

Will auch mal wieder die Nähmaschine anwerfen. Welcher Stoff ist das denn genau? Wo gekauft?

crestfallen 

Es ist Dyneema Gridstop von AdventureXpert.

  • 3 Wochen später...
  • 5 Monate später...
Geschrieben (bearbeitet)

Der Rucksack hat jetzt ein paar kürzere Touren und den südlichen Kungsleden hinter sich (und ich mit ihm :-) ). Hier zwei Bilder im Einsatz. Im ersten ist er massiv vollgepackt -- da hatte ich Proviant für eine Woche eingekauft, und auch frische Nahrungsmittel mit dabei inkl. eines grossen Brotlaibs, und einer noch fast leeren Gaskartusche zusätzlich zu der neuen vollen. Will heissen: Der Rucksack war "unvernünftig voll".

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Im nächsten Bild ist er etwas weniger voll, ich hatte aber immer noch für mehrere Tage Essen mit dabei. Man sieht auch gut, wie ich das Solarpanel rumgetragen habe. Einweder hing es so wie im Bild hinten am Rucksack, oder auf der jeweils sonnenzugewandten Seite oberhalb der Netztasche. Wenn das Wetter nicht gerade sehr mies war, konnte ich so meist eine kleine Powerbank pro Tag aufladen.

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Das Tragsystem hat sich sehr gut bewährt. Begeistert bin ich auch vom Huckepacks-abgeguckten "Einfalt-Rollverschluss".

Beim nächsten Rucksack (gemäss dem Motto "nach dem Rucksack ist vor dem Rucksack") würde ich den Hüftgurt aus einem einzigen Stück anfertigen. Zwar funktioniert die Befestigung der Flossen mit den Gurtbandenden, aber beim Aufsetzen des Rucksacks hängen diese nach hinten runter, was etwas nervt. Auch musste ich die Befestigung mit dem Dreisteg alle paar Tage mal wieder einstellen, da der Steg etwas rutscht (allerdings nie unter Last, sondern beim Hantieren des leeren Rucksacks im Camp). Ebenso würde ich die Schultergurte mit einem 40mm-Gurtband und einem breiten Dreisteg befestigen anstatt mit zwei 15mm-Dreistegen pro Gurt. Die schmalen Stege funktionieren zwar einwandfrei, aber ich denke, ein 40mm Gurt würde den Zug besser auf den Rucksackkörper verteilen und hätte keine Nachteile.

Wahrscheinlich werde ich erst mal einen neuen Hüftgurt nähen und in die Tasche schieben, der Rucksack ist ja dafür vorbereitet.

 

Bearbeitet von ULgeher
Geschrieben (bearbeitet)
Am 6.1.2023 um 10:51 schrieb RaulDuke:

Skandinavien?

Ja, südlicher Kungsleden. 1. Bild irgendwo zwischen Grövelsjön und  Flötningen, 2. Bild im Rogengebiet.

Bearbeitet von ULgeher

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