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Ultraleicht Trekking

Packrafting: Sicherheitsupdate von Luc Mehl


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Gerade erschienen ist ein Packrafting Sicherheitsupdate für 2022 von Luc Mehl, der seit Jahren die schwersten PC-Unfälle recherchiert, dokumentiert und bewertet. Zu den Erkenntnissen aus 2021 zählt nach seinen Worten, dass Hochwasser und Fremdkörper im Fluss eine größere Beachtung verdienen.

https://www.alpackaraft.com/blog/paddling-2022-safely?

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Um das nochmal etwas ausfuehrlicher dazustellen, ich kann nur jedem, der nicht nur auf einem spiegelblanken Baggersee paddelt und der englisch vernuenftig lesen kann, raten, sich mal die einzelnen Unfallberichte durchzulesen, ist aehnlich lehrreich wie die Schubert-Baende im Kletterbereich.

Ich greife mal 4 Ursachen fuer schwere oder toedliche Unfaelle raus, die auch da immer wieder auftreten :

Was das Thema Gegenstaende im Wasser betrifft, geht es da in erster Linie um den Klassiker, Baeume die stationaer im Wasser sind, da passieren immer wieder saugefaehrliche Situationen bis Todesfaelle, wenn der Stamm oder dicke Aeste ca bis auf Wasseroeberflaechenniveau runter gehen.
Ueberwiegend durch "Pennen" oder dass derjenige mit der Stroemungssituation ueberfordert war.
Die Stroemung drueckt den Paddler mit Boot vor den Stamm, er kentert, die Stroemung drueckt ihn unter den Stamm, er verhakt sich unter Wasser, dann war es das.
Die Faelle, die ich erlebt habe, hatten die Paddelbuddies Schwein, entweder sie haben es ueber den Stamm geschafft, oder konnten sich dran entlang drum herum hangeln oder sind drunter her gekommen, ohne haengen zu bleiben, aber da passieren jedes Jahr auch toedliche Unfaelle.
Ich kann nur raten, deutlich Abstand zu halten und vor allem, wenn die Stromung drauf steht und wenig Platz zum Ausweichen ist, sich das erstmal in Ruhe von Land oder aus einem Kehrwasser anzuschauen und im Zweifelsfall lieber zum Umtragen entscheiden.

Leinenunfaelle

Habe ich ja schon haeufig genug was zu geschrieben, geht fix...
Paddler kentert und verhaengt sich in irgendeiner Leine vom Boot und kann dadurch nicht vernuenftig Schwimmen und ertrinkt.
Bei 3 Todesfaellen 21 in Japan bzw Russland, war es entweder eine Leachleine (Paddel-Sicherungsleine) oder eine Verbindungsleine zwischen Paddler und Boot (beides ist auf fliessenden Gewaessern rel sinnlos und u.U. lebensgefaehrlich), bei dem Fall, den ich mit erlebt habe, war es eine viel zu duenne und viel zu lange Landleine, die sich nach einer Kenterung um den Fuss der Paddlerin vertuedelt hatte, haette sie keine Weste angehabt, waere sie wahrscheinlich ertrunken.
Packraft aufraeumen, keinesfalls auf Fliessgewaessern irgendwelche Sicherungsleinen fuer Person bzw Boot, Paddel, Gepaeck verwenden, als Landleine nur Gurtbaender oder dickere Leinen verwenden, die sich nicht vertuedeln, sondern im Wasser glatt ablaufen und nicht laenger, als beim Revier noetig.

Was immer wieder auch eine Ursache ist, ist schlechtes Scouting
Diese Gefahr wird haeufig uebersehen bzw da wird geschlampt, entweder dass die letztmoegliche Ausstiegsstelle vor einer unpaddelbaren Passage verschnarcht wird, oder eine wirkliche heftige Stelle nicht vorher von Land begutachtet wird.
Dazu als Beispiel 2 typische Beispiele in Oesterreich
Ausstiegsstelle : Enns - vor der Klamm kommt zuerst Admont und dann als letzter Ausstiegspunkt 2 kleine Anlandestellen vor einer sehr klar zu identifizierenden Holzbruecke, da gibt es trotzdem immer wieder Nasen, die das verpeilen und dann, bevor sie in WW 5 drauf gehen, kurz hinter der Bruecke durchs Unterholz noch irgendwie ans Ufer krabbeln.
Gibt eine ganz einfache Methode, das Risiko auf praktisch Null zu vermindern, vorher zur Ausstiegsstelle und den Punkt mit dem GPS abdruecken.
Gefahrenstelle : Lech - auf dem unteren Abschnitt von Haeselgehr aus, gibt es eine heftige Stelle, die je nach Wasserdruck 2-3 ist und die ist echt nicht ohne und die sollte man sich vor der Befahrung unbedingt anschauen, da je nach Pegel auch die bessere Durchfahrt links oder rechts ist
Da gibt es immer wieder Faultiere :grin:, die, da sie lesen, dass die Gefahrenstelle kurz nach der Stanzacher Bruecke kaeme, mal oben von der Bruecke auf die ca 3-400 m Wasser runterschauen, die man flussabwaehrts sehen kann, nix Besonderes sehen (da gibt es nur kleine Schwaelle, die max 1+ haben) und dann, wenn sie runter paddeln, als Ueberraschung die Gefahrenstelle ein Stueck hinter der naechste Kurve kommt. Kann man auch hier im Forum in einem anderen Thread ein Bild des harmlosen Flussabschnitts unterhalb der Bruecke von der Bruecke fotografiert bewundern, zu dem der User noch irgendwas schreibt, dass man auf dem  Bild ja super sehe koennte, wie gut man die Gefahrenstelle (die da ja gar nicht ist) umtragen koennte :roll:
Auch bei so etwas ist es einfach, das Risiko zu minimieren, nicht faul sein, zur Gefahrenstelle laufen, sie aus der Naehe anschauen, den besten Weg durch suchen, wenn moeglich vor dem Paddeln von Land, sonst eben deutlich vorher an sicherer Stelle aussteigen und aus der Naehe ansehen.

Ueberschaetzung der eigenen Faehigkeiten bei groesserem Wasserdruck bzw hoeheren Wildwasserstufen, bzw Verwendung von dafuer ungeeignetem Boot bzw Beladung
Ich glaube das erklaert sich von selber, Klassiker waeren z.B. zu kleines Paddel bei hohem Wasserdruck, beim Bikerafting zu kleines Boot, dass bei Kenterung hohes Verletzungsrisiko besteht, keine routinierten Faehigkeiten fuer die gepaddelte Wildwasserstufe.
Eigentlich ist es einfach, Paddeln ist auch eine Kopfgeschichte, vorher Worst Cases durchspielen, schauen ob die Ausruestung verbessert werden muss, ob es evtl ein anderes Boot sein muss, nicht die eigenen Faehigkeiten ueberschaetzen, evtl Lernkurve adurch verkuerzen, dass man sich von jemand Erfahrenem was zeigen laesst.

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vor 3 Stunden schrieb khyal:

Was das Thema Gegenstaende im Wasser betrifft, geht es da in erster Linie um den Klassiker, Baeume die stationaer im Wasser sind, da passieren immer wieder saugefaehrliche Situationen bis Todesfaelle, wenn der Stamm oder dicke Aeste ca bis auf Wasseroeberflaechenniveau runter gehen.
Ueberwiegend durch "Pennen" oder dass derjenige mit der Stroemungssituation ueberfordert war.

Ja, der Baum, der sich großenteils noch knapp über dem Wasserspiegel befindet, kann supergefährlich sein. Er lenkt eine unter Umständen schnelle Strömung nicht oder ungenügend um - und dadurch rast man auf ihn zu. Unerfahrene denken: 'Ich werde halt schlechtestenfalls geblockt und fahre in Zeitlupe ein bisschen ins Geäst.' Das kann aber anders kommen (siehe Khyals Beitrag), weshalb ein vorausschauendes und möglichst weites Umfahren angesagt ist. Das muss mit einem deutlichen Dringlichkeitsgefühl geschehen. 

Tückisch ist, wenn man das Spiel ein paar mal pennend und bei ganz gemächlicher Strömung quasi als gespielten Witz erlebt hat. Dann hat man zwar a) Glück gehabt, aber b) ein unter Umständen viel zu entspanntes Verhältnis zu dieser Art Vorfall entwickelt. 

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vor 10 Stunden schrieb martinfarrent:

ückisch ist, wenn man das Spiel ein paar mal pennend und bei ganz gemächlicher Strömung quasi als gespielten Witz erlebt hat. Dann hat man zwar a) Glück gehabt, aber b) ein unter Umständen viel zu entspanntes Verhältnis zu dieser Art Vorfall entwickelt. 

Ja das Pennen ist sowieso ein nicht zu unterschaetzendes Risiko, meist ist man ja richtig on, wenn es was heftiger wird, aber wenn es gerade "harmlos" ist...z.B.

- auf der in dem Abschnitt harmlosen Rur flussabwaerts von Heimbach (bitte an DKV Permit denken) vor ein paar Monaten, Paddelbuddy, der eigentlich mehr Stroemung drauf hat, semmelt bei harmloser Stroemung und genuegend Platz in genau so einen Baum rein und ackert 10 min, wieder freizukommen

- sehr erfahrene Paddlerin paddelt mit uns die Hausrunde Suelz-Agger-Sieg mit und kentert dann auf der Sieg an der einzigen Stelle, die vielleicht ne schwache WW1 ist, da sie wahrscheinlich, nachdem wir von der Agger in die Sieg gekommen sind, durch das Zahmwasser eingeschlaefert war :mrgreen:

- bei mir ist der Klassiker, wenn ich bei WW-Strecken, wenn es dann harmlosere Abschnitte sind, zu lange schaue, ob meine Mitpaddler nachkommen, oder welche Verbesserungstips ich nem Newbie geben koennte, da bin ich schon 2 oder 3 * fast gekentert

- oder Pennen beim Scouting, ich bin schon auf der Salzach an dem Abbieger zum Seekanal vorbei gepaddelt, obwohl der natuerlich im Etrex als Zielpunkt lief, war halt in Gedanken, da ist ja der heftigere Abschnitt der Salzach schon laenger vorbei...schnarch :roll:...naja

und dann natuerlich diese Nummern, wo Paddler beim Checken ueber den besten Weg o.A. nicht richtig schauen, da war z.B. frueher ein Klassiker, dass die Jungs am Ende der Bootsrutsche auf der Lippstaedter Umflut nicht drauf geachtet haben, dass die Stroemung sie unterhalb der Bootsrutsche diagonal nach rechts rueber unter die ueberhaengenden Baeumchen ins Geaest schiebt, nix wirklich Gefaehrliches, aber es dauerte schon ein paar min, bis sie sich wieder freigekaempft hatten, deswegen war das bei Paddlern an Wochenenden, wenn auch viele Leihboot-Paddler unterwegs waren, ein beliebter Pausenplatz, Freilichtkino 8-) inzwischen ist da alles weggeschnitten, war wohl schlecht fuer´s Geschaeft...
- aber das Pennen kann auch mal ganz schnell toedlich ausgehen, eigentlich haben wir jedes Jahr in D dadurch mehrere toedliche Unfaelle, Klassiker ist verpennen der Strombetonnung auf schneller fliesenden Schiffahrtsstrassen wie dem Rhein, dann semmeln die halt auf einem breiten Fluss mit ohne Ende Platz zum Ausweichen von fussaufwaerts in die Tonne, das Boot schlaegt quer, sie kentern und werden durch die Stroemung an der Bojenkette unter Wasser gezogen

Und dann gibt es in Zahmwasser bzw WW1 auch noch 2 Ursachen fuer Unfaelle, die ja auch im Strassenverkehr eine grosse Rolle spielen, Alkohol (bei einem grossen Anteil der Zahmwasser-Unfaelle spielt der eine Rolle) und Rumdaddelei bzw Telefonate mit dem Smartphone...

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Danke für Link und eure Erläuterungen. Ich beschäftige mich viel mit Lawinenrisiken und da ist mir der Beitrag gleich ins Auge gestochen. Der Blick über den Tellerrand war lohnend. Vor allem da ich als Isar Anwohnerin mir häufiger im Sommer denke, so eine Feierabend Packrafting Tour wärs jetzt!

Zu vielen Gefahren hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Einiges ähnelt sich, z. B. wenn Skills nicht den Anforderungen der Tour entsprechen, mangelnde Vorab Information, Müdigkeit, Erschöpfung, Alkohol, Druck der Freundesgruppe ... Anderes wie die Leinenthematik oder die Bojen sind mir sehr fremd und wirken damit besonders gruselig. 

Ich nehme mit, mich hier noch besser zu informieren, bevor ich mich irgendwann spontan auf die Isar begebe. Da gibt es ja eh strenge Regeln, die vorher studiert werden sollten. 

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vor 6 Stunden schrieb Kay:

Ich nehme mit, mich hier noch besser zu informieren, bevor ich mich irgendwann spontan auf die Isar begebe. Da gibt es ja eh strenge Regeln, die vorher studiert werden sollten. 

Danke fuer die Blumen :mrgreen: Da sind wir dann allerdings genau beim Punkt
 

Am 1.2.2022 um 06:01 schrieb khyal:

nicht die eigenen Faehigkeiten ueberschaetzen, evtl Lernkurve adurch verkuerzen, dass man sich von jemand Erfahrenem was zeigen laesst.

:mrgreen:

Die Isar ist auf vielen Abschnitten nicht ohne und da nix fuer Newbies.

Sobald es in etwas bewegteres Wasser bzw Wildwasser geht, sollte man auch praktische Skills haben, also z.B. Seilfahre (auch rueckwaerts), Stuetzschlaege beherschen, das Wasser lesen koennen, mit dem Wurfsack umgehen koennen, gegen die Stroemung anlegen koennen usw.

Das lernt man am Besten via Training.
Sollten wir mal wieder ein Packraft-Treffen an einem geeignetten Gewaesser machen und ein paar Packraft-User das lernen wollen, koennen wir da einen kleinen Einfuehrungs-Kurs machen.

Und dann am Besten mit jemand vor Ort, der die entsprechende WW-Stufe schon gut beherscht, zusammen erste Erfahrungen mit der WW-Stufe sammeln.

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vor 15 Stunden schrieb Kay:

Ich nehme mit, mich hier noch besser zu informieren, bevor ich mich irgendwann spontan auf die Isar begebe. Da gibt es ja eh strenge Regeln, die vorher studiert werden sollten. 

Zusätzlich zum oben Gesagten gibt es auf der Isar auch strenge Naturschutzregeln - d.h., dass Kiesufer und -bänke in vielen Monaten tabu sind (nistende Vögel). Da darfst du also nur im Notfall an Land gehen. Du musst daher in der Lage sein, die offiziellen Ausstiege bei schneller Strömung auch zuverlässig zu erwischen. Die nötige Technik übt man besser bei langsamerer Strömung. 

Weiter zur Isar: Die oben beschriebenen, umgestürzten Bäume sind da zuweilen häufig, und die Fahrrinne ist mitunter viel schmaler, als man denkt. 

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  • 3 Monate später...

Gestern ist auf der Rosanna in Tirol ein Paddler ertrunken.
Die Rosanna ist ein WW3 Fluss mit einzelnen Stellen WW4.
Ab einem steck und ruecklaufgefaehrdetem Wehr in Flirsch ist die Befahrung verboten.
Nach den Berichten ist der Paddler ein Stueck flussaufwaerts von Flirsch gekentert, im Fluss getrieben, konnte sich anscheinend nicht rechtzeitig ans Ufer retten und ist dann hinter dem flirscher Wehr mit dem Fuss in Grundbloecken des Wehrs haengen geblieben und trotz versuchter Hilfe durch seinen Paddelbuddie ertrunken.
Die alarmierte Feuerwehr konnte spaeter nur noch den Tod feststellen.
Naehere Angaben aus den Zeitung zur Person habe ich aus Respekt weggelassen, Infos zum Flussverlauf an der Ungluecksstelle aus kajaktour.de.

 

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