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Ultraleicht Trekking

Wien - Nizza. In 78 Tagen durch die Alpen.


berghutze

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Im Sommer 2021 (soweit man das Sommer nennen kann...) lief ich von Wien bis Nizza durch die Alpen. Auch wenn der Bericht vermutlich sehr lang werden wird, werde ich versuchen, zu jedem Tag ein paar Worte zu schreiben - auch um die Gelegenheit zu nutzen, mir jeden Tag nochmal in Erinnerung zu rufen.

Zur Strecke:
„Den“ Wanderweg von Wien bis Nizza gibt es nicht, vielmehr stellt sich jeder selbst seine eigene Route zusammen. Ich habe dabei versucht, möglichst auf bestehende Fernwanderwegen zurückzugreifen (vielen Dank nochmal für den Hinweis auf waymarkedhikingtrails aus dem Forum), weshalb sich meine Route am einfachsten anhand dieser Wege beschreiben lässt:

  • Nordalpenweg 01 von Perchtoldsdorf bis zur Oberst-Klinke-Hütte
  • über Rottenmann weiter entlang des Steirischen Rundwanderweges
  • dann auf dem Salzsteigweg 09 bis Villach/Arnoldstein
  • Karnischer Höhenweg
  • ab dort bis Locarno folgte ich der Wegbeschreibung aus dem Rother Wanderführer Wien – Lago Maggiore von Martin Marktl
  • von Locarno bis Domodossola entlang der Via del Mercato (soweit möglich)
  • über Villadossola auf die gta (von Alpe della Colma bis Santuario Sant'Anna del Vinadio)
  • über Col de la Lombarde und Col Mercière durch den Parc national du Mercantour auf den GR 52 (unterhalb des Col de Salèse) bis Saint-Dalmas de Valdeblore
  • über den GR 5 weiter bis Nizza

Auf der Karte sieht das in drei Abschnitte unterteilt (sonst wurde der gpx-Track zu groß) so aus:

Wien - Villach:

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Villach - Locarno:

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Locarno - Nizza:

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Und hier noch ein paar Zahlen:

  • Strecke: um die 1.900 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 115.000 bis 120.000
    (für den selben gpx-Track unterscheiden sich die Angaben je nach App beträchtlich)
  • Wandertage: 75
  • Pausentage: 3
  • längste Etappe: 38 km
  • meister Aufstieg: ~ 3.000 hm
  • Baseweight: 6 kg
  • gezeltet: 15 Nächte (+ 5 Nächte in Biwak o.ä.)
  • Regentage: aufgehört zu zählen (zu deprimierend)
  • Überraschungen am Wegesrand (aka Trail Magic): 1
  • hilfsbereite Menschen am Wegesrand (aka Trail Angels): unzählige

Damit dieser Bericht jemals fertig wird, hoffe ich, dass ich es schaffe in den nächsten Wochen jeden Tag zu ein paar Etappen etwas zu posten. Und falls ich dann noch Energie habe (und Interesse besteht) würde ich ggf. gesondert noch etwas zu Planung/Vorbereitung und meiner Ausrüstung schreiben.

Viele Grüße
Berghutze

 

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Auch der längste Weg beginnt mit einem ersten Schritt...

Tag 0 (14.06.) Wien-Stephansdom bis Liesing, 12 km
Es geht los. Ich kam pünktlich mit dem Zug in Wien an und fuhr weiter bis zum Stephansdom, den ich als Startpunkt für meine Wanderung ausgewählt hatte (ob man im Zentrum Wiens oder in Perchtoldsdorf startet, muss jeder für sich entscheiden). Um 17:12 Uhr machte ich die ersten Schritte und lief noch 12 km bis zu einem Hotel in Liesing. Die Vorstellung, dass ich mich jetzt tatsächlich auf dem Weg nach Nizza befinde, war irgendwie zu groß.

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Tag 1 (15.06.) Wien-Liesing bis Peilsteinhaus, 27 km
Am Morgen brachte ich die letzten Kilometer durch Wien bis nach Perchtoldsdorf hinter mich, an den Rand des Wienerwaldes, wo der eigentliche Wanderweg (Nordalpenweg 01) beginnt – und so richtig nach Wanderung fühlte es sich auch erst ab hier an. Bei strahlendem Sonnenschein (genau genommen war es in den ersten Wochen wahnsinnig heiß, aber über Tage, an denen die Sonne schien, werde ich mich nicht beklagen) folgte ein gemütlicher Start durch den Wald und über Hügel, entlang von Waldwegen, Forststraßen und teilweise auch Asphalt - zum Einlaufen aber durchaus okay. Schon morgens bot sich ein erster Blick auf den Schneeberg (ganz in der Ferne), den östlichsten und nördlichsten 2.000er und mein Ziel in zwei Tagen.

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Gegen Mittag machte ich einen Einkehrschwung in Heiligenkreuz und füllte meine Wasservorräte für den weiteren Weg auf den Peilstein auf. Das Peilsteinhaus hatte an diesem Tag Ruhetag und leider war es mir bis zum Schluss nicht gelungen, eine zuverlässige Information dazu zu finden, ob es dort einen frei zugänglichen Wasserhahn gibt (ja, gibt es). Beim Aufstieg auf den Peilstein passierte mir dann mein erstes größeres Missgeschick: nicht nur, dass ich versehentlich irgendwelchen Trampelpfaden zu den dortigen Kletterfelsen gefolgt war, nein, eine meiner beiden Wasserflaschen stürzt ab und saust einen steilen Abhang hinunter. Mein kostbares Wasser! (zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass es am Peilsteinhaus den Wasserhahn gibt...) Als ich schon nicht mehr daran glaubte, fand ich die Flasche wieder, unbeschädigt und noch voll mit Wasser.

Nach diesem Schreck entschied ich, den Wandertag zu beenden und machte um 16:45 Uhr Feierabend. Meine Beine und Füße fühlten sich kaputter an, als ich das sonst von Wanderungen kenne und außerdem war eine Blase im Anflug (ich habe noch nie auf einer Wanderung eine Blase bekommen) - keine Ahnung, was da mit meinen Beinen/Füßen los war. Am Peilsteinhaus trudelte dann noch ich einen anderen Wanderer ein, mit dem ich den Abend über quatschte und der sich ebenfalls um das Peilsteinhaus herum ein Schlafplätzchen suchte.

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Tag 2 (16.06.) Peilsteinhaus bis Waidmannsfeld, 28 km
Auch an diesem Tag schien die Sonne. Zunächst ging es den Peilstein wieder herunter, durch Neuhaus hindurch und weiter nach Weissenbach an der Triesting, wo ich die Gelegenheit zu einem zweiten Frühstück nutzte. Schön, aber unspektakulär führte der Weg weiter bis zum Waxeneckhaus, wo ich eine ausgiebige Mittagspause einlegte. Dort traf ich nach dem Wirt in Weissenbach den nächsten sehr netten und gesprächigen Einheimischen, der mich ausgiebig über meine Wanderpläne befragte und dann zu einem Radler einludt :-).

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Im Verlauf des Mittags wurde es dann „wanderwegiger“ und ich war etwas überrascht, als es (im Vergleich zur bisherigen Strecke) auf einmal verhältnismäßig steil auf die Hohe Mandling hoch ging. Eine Aussicht gab es dort nicht und nach einem kurzen Päuschen, in dem ich mich ins Gras gelegt hatte, ertappte ich eine Zecke, die auf mir herumkrabbelte. So steil, wie es auf der einen Seite hochgegangen war, ging es auf der anderen Seite wieder herunter. Da ich noch nicht so recht wusste, wo ich übernachten sollte und wo ich Wasser herbekommen würde, war ich mehr als erfreut, als ich in Reichental an einem Selbstbedienungs-Biergarten mit zahlreichen Getränkeautomaten und einem Wasserhahn vorbei kam. Der Wasserhahn war zwar mit dem Hinweis „kein Trinkwasser“ versehen und das Wasser war ziemlich rostig - aber wozu hatte ich schließlich einen Wasserfilter dabei?

Mit aufgefüllten Wasservorräten ging es dann weiter. Eine richtig gute Zeltmöglichkeit fand ich aber leider nicht. Umso erfreuter war ich, als ich feststelle, dass es in Waidmannsfeld, der nächsten Ortschaft, eine Pension gab und ich dort auch noch kurzfristig ein Zimmer bekam. Und die Pizzeria gegenüber war auch geöffnet. Was könnte man sich mehr wünschen? Zudem schienen meine Beine verstanden zu haben, dass jetzt laufen angesagt war und fügten sich in ihr Schicksal.

 

Tag 3 (17.06.) Waidmannsfeld bis Fischerhütte, 21 km (1.800 hm auf)
An Tag 3 war es dann vorbei mit gemütlich und es wurde alpiner. Obwohl es trotz eines frühen Starts ziemlich heiß war, war der Aufstieg auf den Plattenstein gut machbar, da der Weg fast vollständig im Wald verlief. Danach ging es weiter in der Höhe bis zum Öhlerschutzhaus, wo es Zeit für etwas Schatten und ein isotonisches Kaltgetränk wurde.

Der Weg verlief weiter durch idyllische Landschaft, der Schneeberg rückte näher und es wurde allmählich bergiger.

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In der Edelweißhütte legte ich ein weiteres Päuschen ein. Dort war es allerdings wenig gemütlich, es wehte ein ordentlicher Wind und ein einziges Lied lief in Dauerschleife. Da sich meine Beine noch gut fühlten, entschied ich daher, noch zur Fischerhütte auf dem Schneeberg aufzusteigen. Am Schneeberg hatte ich – nach den Hügeln des Wienerwaldes - das erste Mal das Gefühl, vor einem „richtigen“ Berg zu stehen. Im Aufstieg ging es durch Felsen und es gab sogar ein paar seilversicherte Stellen. Die Aussicht von oben war fantastisch. Dass ich schon an Tag 3 meiner Wanderung einen so wunderschönen Abend in den Bergen verbringen würde, hatte ich nicht erwartet.

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Tag 4 (18.06.) Fischerhütte bis Karl-Ludwig-Haus, 18 km (1.600 hm auf, 1.800 hm ab)
Vom Schneeberg (2.076 m) folgte ein ziemlich brutaler Abstieg zum Weichtalhaus (553 m), gefolgt von einem noch brutaleren Aufstieg über den Wachtelhüttelkamm zum Ottohaus (1.643 m). Das erste Stück des Aufstiegs war so steil, dass es von einer Leiter über die nächste nach oben ging – nichts für Leute mit Höhenangst. Vom Ottohaus ging es dann aber in Begleitung zahlreicher Freizeitwanderer über einen Panorama-Spazierweg gemütlicher weiter zum Karl-Ludwig-Haus.

Etwas Sorgen bereitete mir allerdings, dass ich einen Einkaufsstopp in Neuberg an der Mürz fest eingeplant hatte – es jetzt aber so aussah, als ob ich dort an einem Samstag Mittag ankommen würde (der einzige Supermarkt dort schließt samstags um 13 Uhr). Ein einheimischer Wanderer, mit dem ich ins Gespräch kam, war skeptisch, dass ich es bis zu dieser Uhrzeit dorthin schaffen könnte. Dann legte er aber los: Zuerst telefonierte er mit den Damen vom Supermarkt, ob sie nicht meine Einkäufe für mich tätigen und im Gasthaus gegenüber deponieren könnten. Dazu waren sie grundsätzlich bereit, wollten aber nicht in Vorleistung gehen. Dann rief er die Wirtin des Gasthauses gegenüber an, ob sie bereit wäre, die Einkäufe entgegenzunehmen und das Geld dafür auszulegen – er würde bürgen. Schließlich verabredete er mit allen, dass ich am nächsten Morgen im Supermarkt anrufen und meine Einkaufsliste telefonisch durchgeben und die Sachen dann mittags im Gasthaus abholen und bezahlen würde. Hammer!

 

Tag 5 (19.06.) Karl-Ludwig-Haus bis Neuberg an der Mürz, 18 km
Trotz aller Arrangements, die für meine Einkäufe getroffen waren, startete ich am nächsten Morgen früh, da ich einen winzigen Funken Hoffnung hatte, dass ich es bis 13 Uhr nach Neuberg schaffen würde. Das war nur insofern ärgerlich, als man im Karl-Ludwig-Haus gezwungen wird, Übernachtung und Frühstück zusammen zu buchen und ich das bereits bezahlte Frühstück sausen lassen musste.

Zunächst ging es über die Heukuppe (2.007 m), wo mir die ersten Gemsen begegneten.

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Und dann kam ein Abstieg mit zahlreichen seilversicherten Stellen (ist in manchen Karten auch als Klettersteig eingetragen), der es in sich hatte. Ich war ziemlich froh, als ich diese Kletterpartie heil überstanden hatte – um dann auf einem 4 m breiten, ebenen Fahrweg zu stolpern (vermutlich über meine eigenen Füße) und mich der Länge nach hinzulegen. Viel Zeit für eine Pause blieb aber nicht und so machte ich mich sogleich an den nächsten Aufstieg zum Schneealpenhaus und lief mit großem Bedauern an der Lurgbauernhütte vorbei, die definitiv so aussah, als ob sie eine Einkehr wert gewesen wäre. Auch am Schneelapenhaus hielt ich nur kurz an, um meine Wasservorräte aufzufüllen und stieg dann direkt über den Wanderweg 444 nach Neuberg an der Mürz ab, wo ich nach 6 ½ Stunden – und noch rechtzeitig, um im Supermarkt einzukaufen – ankam. Zwischendurch hatte ich einen tollen Blick zurück zu Heukuppe und Schneeberg.

Hier ging es runter:

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Tag 6 (20.06) Neuberg an der Mürz bis Turnauer Alm, 28 km
Nachdem ich in Neuberg an der Mürz nicht nur eingekauft, sondern auch meine Klamotten gewaschen hatte (das wäre generell ein Tipp: in Pensionen und Gasthäusern – insbesondere in von Frauen geführten - einfach nachfragen, ob man dort waschen kann; die meisten haben meine stinkenden Klamotten direkt in die Waschmaschine geschmissen und manche wollten nicht mal Geld dafür), folgte am nächsten Tag der nächste Aufstieg, bei dem es ziemlich durchs Gemüse ging. Der Nordalpenweg macht hier einen größeren Schlenker über Krampen, dessen Schönheit sich mir nicht erschlossen hat. Das nächste Mal würde ich daher direkt über den Wanderweg 481 aus Neuberg aufsteigen und dann wieder auf den Nordalpenweg einschwenken.

Oben angekommen ging es erfreulicherweise nicht gleich wieder runter, sondern ein längeres Stück mit nur mäßigem Auf und Ab in der Höhe entlang. Und da der Gipfel praktisch auf dem Weg lag, machte ich noch einen kurzen Abstecher auf die Hohe Veitsch.

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Von der Hohen Veitsch ging es mit schöner Aussicht am Graf Meran Haus vorbei weiter bis zur Turnauer Alm, bei der ich das Gefühl hatte, dass es für diesen Tag genug ist mit wandern. Eigentlich ist die Turnauer Alm nur von Donnerstag bis Sonntag geöffnet, aber die beiden sehr netten Pächterinnen Manuela und Ute (die am nächsten Tag auch noch einen Geburtstag zu feiern hatten), erlaubten mir netterweise, mein Zelt dort aufzustellen. Und auch die Verpflegung auf der Turnauer Alm kann ich nur wärmstens empfehlen :-).

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Tag 7 (21.06.) Turnaueralm bis Schiestlhaus, 22 km
An Tag 7 startete ich früh, da ich mir ein größeres Stück Weg vorgenommen hatte (und außerdem wurde es eh so früh hell). Es sollte in die Hochschwabgruppe gehen und ich wollte schauen, ob ich an diesem Tag noch über den Gipfel komme.

Bis Seewiesen ging es recht unspektakulär weiter. Dort hatte jemand netterweise für durstige Wanderer Getränke im Brunnen kaltgestellt, nebst eines Kässchens für den entsprechenden Obolus. Und dann ging es Richtung Hochschwab, zuerst noch relativ langgezogen durchs Tal, dann folgte ein erster Aufstieg zur Voisthaler Hütte. Unterwegs fing es leicht an zu nieseln, hörte dann aber wieder auf. Dabei hatte ich in Seewiesen extra noch kurz die Wettervorhersage gecheckt, die gutes Wetter ankündigte.

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Und von dort ging es weiter nach oben Richtung Schiestlhaus. Es galt zahlreiche Schneefelder zu queren und ich war froh, nicht früher im Jahr gestartet zu sein und durch noch mehr Schnee stapfen zu müssen. Dem Schmelzwasser sei Dank konnte ich dafür meine Wasserflasche nochmals auffüllen – eigentlich gibt es dort überhaupt kein Wasser (auch das Schistlhaus hat keine Quelle).

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Gegen 15 Uhr kam ich im Schiestlhaus (etwa 30 min vor dem Gipfel) an. Eigentlich hatte ich geplant, dort ein längeres Päuschen einzulegen und noch am selben Tag über den Hochschwab wieder auf der anderen Seite abzusteigen und zu zelten. Dann bekam ich aber eine Lektion in Sachen Unberechenbarkeit des Wetters in den Bergen erteilt. Plötzlich nahm der Wind zu, es wurde immer dunkler, erste Hagelkörner fielen, in sekundenschnelle war der Nebel da (und nach kurzer Zeit auch wieder weg), dann fing es richtig an zu hageln und zu regnen. Nichts davon hatte der Wetterbericht vorhergesagt. Ich entschied mich spontan, die Nacht im Schiestlhaus zu verbringen...

Hier würde ich mir das nächste Mal übrigens überlegen, statt auf dem Nordalpenweg über die Aflenzer Staritzen zum Schiestlhaus zu laufen (habe mehrfach gehört, dass dieser Weg angepriesen wurde). An diesem Tag war ich aber froh, nicht an einer ausgesetzten Stelle in das Unwetter gekommen zu sein.

 

Tag 8 (22.06.) Schiestlhaus bis Eisenerz, 32 km (+ 2 Bonus-km für nicht auf die Karte schauen :?)
Morgens ging es bei klarem Himmel und Sonnenschein (und ordentlichem Wind) die letzten Meter auf den Hochschwab (2.277 m), den bisher höchsten Gipfel mit toller Sicht.

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Dann folgte eine wunderschöner, langgezogener und weitgehend knieschonender Abstieg Richtung Eisenerz.

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Päuschen am See. Hier traf ich eine Bäurin, die auf der Suche nach zwei Kühen waren und meinte, die seien neu hier und würden sich noch nicht so gut auskennen :-).

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Nur durch die Klamm ging es ganz schön steil runter. Als ich am Leopoldsteiner See ankam, war ich ziemlich kaputt, legte eine längere Pause ein und kühlte meine Füße im See.

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Ohne auf die Karte zu schauen lief ich nach der Pause entlang des Seeufers weiter – sehr schön, aber leider die falsche Richtung :-(. Und nicht nur, dass ich umdrehen und zurücklaufen musste, nein, nach Eisenerz musste ich auch noch einen kleineren Aufstieg hinter mich bringen, aber was blieb mir anderes übrig? Die letzten Kilometer nach Eisenerz zogen sich ziemlich, dort wurde ich dafür aber mit einer wunderbaren Dusche und einem gemütlichen Bett entschädigt und meine Wäsche wurde schon zum zweiten Mal gewaschen.

An diesem Tag passierte ich zudem die imaginäre 200 km Marke. Damit waren schon gute 10% des Weges geschafft. Das ging schnell!

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Tag 9 (23.06.) Eisenerz bis Hartelsgraben Jagdhütte, 28 km (1.900 hm auf)
Von Eisenerz führte der Weg weiter nach Radmer an der Stube. Nur total langweilige Forstwege, die Wanderwege hatte man wieder zuwachsen lassen – das war der bisher mit Abstand unattraktivste Wegabschnitt. Einzig lohnenswert war die Aussicht auf den Lugauer.

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Auch Radmer an der Stube fand ich nicht besonders attraktiv, so dass ich dort nur eine längere Mittagspause im Schatten einlegte (immerhin gab es einen Bach, in dem man die Füße kühlen konnte), bevor ich mich an den nächsten Aufstieg über eine Flanke des Lugauer machte. Eine völlig unzutreffende Wegbeschreibung bei outdooractive („Forststraße bis zum Schoderkreuz“) hatte mich zu der Annahme veranlasst, dass der Weg nach oben praktisch ein Spaziergang werden würde (schon ein genauerer Blick auf die Karte hätte mich eines besseren belehrt). Den Wegabschnitt, der dann kam, habe ich ziemlich verflucht, es ging nämlich über völlig zugewachsene Pfade durch Wald und Wiesen. Im untersten Abschnitt zog ich in Anbetracht zahlreicher Brennesseln und Brombeerbüsche trotz der Hitze meine Regenhose an, die mir als das kleinere Übel erschien. Oberhalb der Baumgrenze ging es dann durch Fels und Geröll weiter und stellenweise wurde es ordentlich steil. „Forststraße“, sehr witzig, kann ich da nur sagen (oder komisches Verständnis davon, was eine Forststraße ist). Als ich oben ankam, war ich ziemlich erledigt.

Das war der letzte Teil der "Forststraße" (wie steil es nach oben ging ist leider nicht zu erkennen):

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Dort oben konnte ich aber nicht bleiben (kein Wasser, kein Zeltplatz – zumal es in den Nationalpark Gesäuse ging), so dass ich wohl oder übel den Abstieg querfeldein über eine Wiese begann. Dort legte ich, weil ich aus Erschöpfung/Unkonzentriertheit ein Loch in der Wiese übersehen hatte, meinen zweiten Sturz hin, der aber zum Glück ebenfalls keine schlimmeren Folgen hatte. Auch der weitere Wegverlauf war nicht geeignet, meine Begeisterung für diesen Wegabschnitt zu wecken. In zahlreichen Kehren ging es eine Forststraße hinunter, die man zwar laut Wanderkarte abkürzen konnte. Die Einstiege waren aber so zugewachsen, dass mir unklar war, ob dieser Wanderweg überhaupt noch existiert. Ob meiner Verfassung wählte ich lieber den sichereren (aber längereren) Weg. Aufgrund des Zustandes der Wege hatte ich irgendwie das Gefühl, dass Wanderer hier unerwünscht sind.

Da ziemlich klar war, dass ich es an diesem Tag nicht mehr bis zur nächsten Hütte (das wäre die Hess-Hütte gewesen) schaffen würde, begann ich mich nach einer Übernachtungsgelegenheit umzusehen. Ich hatte dabei zwar nicht das allerbeste Gefühl, entschied mich dann aber - auch in Ermangelung besserer Optionen - bei der Hartelsgraben Jagdhütte zu bleiben. Gegenüber der Hütte gab es einen Picknicktisch mit Brunnen und in der Nähe auch einen Bach, indem man sich waschen konnte (ist das schon #glamping?). Nachdem ich mich dort längere Zeit herumgetrieben und gewaschen und gegessen hatte, ohne dass sich auch nur eine Menschenseele hatte blicken lassen, entschied ich mich, auf der überdachten Veranda der Hütte zu schlafen und mein Zelt nicht aufzubauen – einerseits war ich dazu zu faul, andererseits dachte ich, dass ich so weniger auffalle und mich schneller aus dem Staub machen kann (ich wurde unterwegs ständig gefragt, ob ich so alleine nicht Angst habe – meine größte Angst ist tatsächlich, irgendwann mal morgens, von einem Jäger mit der Flinte in der Hand geweckt zu werden :D).

Nachts lernte ich dann, solche Entscheidungen in Zukunft besser zu überdenken... Über die Jagdhütte zog ein nicht angekündigtes Gewitter her, geweckt wurde ich vom Regen, der unter das Verandadach geweht wurde und bei genauerer Betrachtung war ich mir nicht sicher, wie dicht das Dach wohl ist. Zum Glück regnete es nur wenig, so dass ich nochmal mit einem blauen Auge davon kam.


Tag 10 (24.06.) Hartelsgraben Jagdhütte bis Oberst-Klinke-Hütte, 24 km
Nach dieser wenig erholsamen Nacht lief ich morgens schon mit müden Beinen los. Es folgte ein längerer Aufstieg durch die Sulzkaralm (700 hm, die ich zu diesem Zeitpunkt als „ordentlichen Aufstieg“ bezeichnete – worüber ich zwei Monate später nur müde lächeln konnte und mich wunderte, was für ein Weichei ich zu dieser Zeit noch war ;)), vorbei an einer beeindruckenden Felswand, die noch im morgendlichen Nebel hing. Ich traf auf einen Senn, der erzählte, dass er gerade alles für die Kühe fertig mache, die am nächsten Wochenende auf die Alm getrieben werden sollten. Das letzte Stück bis zum Sulzkarhund ging es ordentlich steil nach oben und schon um 8:00 Uhr lief der Schweiß in Strömen. Dafür wurde ich allerdings durch eine Gruppe Gemsen, die mit ihren Jungen unterwegs war, entschädigt.

Alles was ich hoch gelaufen war, ging es dann auf der anderen Seite wieder runter. Im Tal wartete allerdings erstmal eine Naturkneippanlage auf mich, bei der ich länger rastete. Der Versuchung, in Johnsbach gleich die nächste Pause einzulegen, widerstand ich und machte mich an den nächsten Aufstieg zur Mödlinger Hütte (750 hm). Die Hütte fand ich irgendwie wenig einladend. Wenn ich noch bis zur Oberst-Klinke-Hütte weiterliefe, wäre außerdem der nächste Tag, an dem es bis Rottenmann gehen sollte, schön kurz. Daher legte ich nur ein kleines Päuschen ein, das sich zudem wenig gemütlich gestaltete, da ein starker Wind aufkam und unklar war, ob das Wetter hält. So brach ich schneller als gedacht zum letzten Stück Weg (nochmal 300 hm ab und dann wieder 300 hm auf) vor beeindruckender Felskulisse (müsste der Admonter Kalbling gewesen sein) zur Oberst-Klinke-Hütte auf. Die Kässpätzle dort kann ich nur wärmstens empfehlen und nachts schlief ich wie ein Stein.

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Tag 11 (25.06.) Oberst-Klinke-Hütte bis Rottenmann, 16 km
Richtung Rottenmann lief ich die letzten Kilometer auf dem Nordalpenweg, den ich nach gut 260 km schon wieder verließ (was sich gut traf, da der nächste Abschnitt wegen Baumfällarbeiten gesperrt war). Schon gegen 10 Uhr morgens lief ich in Rottenmann ein und hatte fast so etwas wie einen Pausentag (neudeutsch auch Nearo genannt ;-)). Ich freute mich über ein ausgiebiges zweites Frühstück und fühlte mich wie im Paradies, denn in Rottenmann gab es vier (!) Supermärkte, in denen ich meine Vorräte aufstocken konnte (dabei war mein Rucksack gerade so schön leicht).

 

Kleines Fazit zum Nordalpenweg:
Der Nordalpenweg war ein wunderbarer Start für diese Wanderung, den ich jederzeit wieder wählen würde. Einerseits fand ich es toll, an den ersten beiden Tagen gemütlich aus dem flachen Wien über die Hügel des Wienerwaldes in die Berge zu laufen, andererseits war ich überrascht, wie schnell man dann so richtig in den Alpen ist. Mit dem Aufstieg auf den Schneeberg und über die Wachthüttelklamm und dem Abstieg von der Heukuppe geht es zwar ziemlich schnell zur Sache – wenn man dieses Stück Weg hinter sich gebracht hat, kommt aber lange nichts mehr, was einem Sorgen bereiten muss. Sehr gut hat mir auch gefallen, dass gleich mehrere Gipfel (Schneeberg, Hohe Veitsch und Hochschwab) auf dem Weg liegen. Da es relativ schnell relativ hoch hinaus geht, sollte man allerdings nicht zu früh im Jahr starten.

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Danke für deine ausführlichen Berichte. Für mich ist es sehr interessant zu lesen da ich mich als Wienerin und bergsportlerin in den von dir beschriebenen Gebieten sehr gut auskenne. 

was mir nur unklar ist, du schreibst einerseits von wandern und andererseits immerwieder dass du liefst.
Bist du die Abschnitte wirklich gelaufen?mit der ganzen Ausrüstung stell ich mir das ziemlich gelenkmordend vor. 

 

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vor 19 Minuten schrieb paolaMTB:


was mir nur unklar ist, du schreibst einerseits von wandern und andererseits immerwieder dass du liefst.
Bist du die Abschnitte wirklich gelaufen?mit der ganzen Ausrüstung stell ich mir das ziemlich gelenkmordend vor. 

 

Im allemannischen Sprachgebrauch verwendet man "laufen" im allgemeinen auch gerne anstelle von gehen. Ich vermute er meint damit laufen im Sinne von gehen bzw. wandern.

Hier in Vorarlberg verwenden wir ebenfalls laufen statt gehen, dass verwirrt die östlichen Bundesländer Österreichs regelmäßig.

Übrigens auch von mir ein großes Danke und großen Respekt für deinen Bericht bzw deine Leistung.

Ich bin im Sommer 2021 entlang des Nordalpenwegs von Purkersdorf nach Vorarlberg gewandert und dein Bericht erinnert mich wieder an den ersten Teil meiner Tour.

Weg als Ziel - Blog - Tourenberichte, Gear Reviews, Tipps und Tricks und vieles mehr aus der Welt des ultraleichten Weitwanderns und Trailrunnings

 

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Tag 12 (26.06.) Rottenmann bis Michelirlingalm, 32 km (1.900 hm auf)
Erholt und mit frischen Beinen ging es aus Rottenmann raus. An den Tag hatte ich keine allzu hohen Erwartungen, da ich die Etappe im Wesentlichen als kurze und schnelle Verbindung zwischen Nordalpenweg und Salzsteigweg geplant hatte. Die ersten 2 ½ Stunden ging es dann auch wenig ansprechend entlang von Straßen den Berg hoch und es wurde Zeit für den ersten Podcast. Entlang der Straße wurden mir mehrfach Mitfahrgelegenheiten angeboten und es wäre bestimmt kein Problem, zumindest ein Stück des Weges per Anhalter zu fahren – ich wollte ja aber von Wien bis Nizza laufen (und zwar jeden Meter).

Dann entwickelte sich der Tag aber zu einem der schönsten Wandertage, an die ich mich erinnern kann und die 2 ½ Stunden an der Straße schrumpelten in meiner Erinnerung zu einer unbedeutenden Randnotiz zusammen. Zuerst führte der Wanderweg zu einem Bergsee (Riednersee), an dem ich eine erste Pause einlegte. Danach ging es weiter auf die Seekoppe mit toller Aussicht, u.a. auf den Dachstein. Am Abend zuvor hatte es geregnet und nachdem es zuvor meist ziemlich diesig war, hatte ich an diesem Tag eine wunderbare Fernsicht.

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Von dort ging es wunderschön am Kamm entlang auf den Hochrettelstein. Der war dann eigentlich auch schon wieder eine Pause wert, ebenfalls mit toller Aussicht.

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Weiter ging es am Kamm entlang und zwar zum nächsten sehr lohnenden Blick auf Plannersee und Planneralm (gestört nur durch zwei nervige Instagramer mit Drohne, die vor den letzten kleinen Schneefeldern posierten). Am Plannersee schwenkte ich dann auf den Salzsteigweg 09 ein.

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Da der Tag so schön war und ich auch unbedingt mal wieder zelten wollte, ging ich von der Planneralm weiter, fand im selben Tal aber keine Stelle, die meinen hohen Ansprüchen an einen Zeltplatz genügte ;-). Daher ging es über die Karlspitze übers Grat weiter auf die andere Seite, wo ich erfreulicherweise einen Senn antraf, der gerade die erste Woche mit den Kühen auf der Alm war und Besuch von der Familie hatte. Den fragte ich, ob ich auf einem flachen Stück Rasen vor der Scheune mein Zelt aufbauen könne und wurde erstmal zu einem Bier eingeladen. Mein Vorhaben, von Wien bis Nizza zu wandern, wurde mit einer Mischung aus Kopfschütteln, Unverständnis und Bewunderung zur Kenntnis genommen. Zur Stärkung bekam ich Kuchen und Brot geschenkt :).

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Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass den Kühen auf der Alm langweilig ist. Aber ich hatte durchaus den Eindruck, dass sie sich über Abwechslung freuen. Jedenfalls kamen die Kühe sehr neugierig zum Zaun, als ich mein Zelt aufbaute.

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Der einzige Wermutstropfen an diesem Tag war leider, dass nachts schon wieder ein Gewitter über mich herzog. Nach der Erfahrung am Hochschwab war ich allerdings so beschäftigt zu hoffen, dass es nicht hagelt (was es zum Glück nicht tat), dass ich gar nicht auf die Idee kam, mich vor dem Gewitter und den Blitzen um mich herum zu fürchten.

 

Tag 13 (27.06.) Michelirlingalm bis Erzherzog-Johann-Hütte, 28 km
Wenig erholt startete ich in den nächsten Tag und fand irgendwie den ganzen Tag über keinen ordentlichen Laufrythmus. Zudem war ich von diesem Wegabschnitt auch nicht besonders angetan. Zuerst ging es durch ziemlich zugewachsene Wege, die natürlich total nass waren und mir feuchte Füße bescherten, den Berg hinunter. Dann ging es einen Forstweg und die Straße entlang Richtung Donnersbachwald. Auch den nächsten Aufstieg fand ich wenig ansprechend, muss allerdings einräumen, dass der darauffolgende Abstieg ganz nett war. Aber dann kam das eigentliche Elend: in der größten Mittagshitze ging es wieder Forstwege und dann sogar um die 6 km an der Landstraße entlang und zwar durch das ziemlich viel befahrene Sölktal. Diese Wegführung empfand ich wirklich als Unverschämtheit. Das Tal wäre ohne die Straße bestimmt schön - ich würde allerdings empfehlen, das Sölktal nur motorisiert zu durchqueren. Immerhin kam ich abends zu einer sehr netten Hütte mit leckerem Essen (Erzherzog Johann Hütte), wo ich übernachten durfte, obwohl am nächsten Tag Ruhetag war.

 

Tag 14 (28.06.) Erzherzog-Johann-Hütte bis St. Peter am Kammersberg, 20 km
Ich ging den Tag relativ entspannt an, da ich als Ziel nur St. Peter/Kbg anpeilte. Zu diesem Zeitpunkt erschien es mir zu ambitioniert, bis Murau durchzulaufen. Wer seine Etappen anders aufteilen kann oder ein stärkerer Läufer ist, dem würde ich allerdings unbedingt empfehlen, es irgendwie bis Murau zu schaffen. St. Peter/Kbg ist (abgesehen vom dortigen Supermarkt) definitiv keine Reise wert.

Direkt hinter der Erzherzog-Johann-Hütte begann der Aufstieg zur Haseneckscharte. Dort legte ich bereits eine erste Pause ein und unterhielt mich ausgiebig mit einem Wanderer, der mir beim Abstieg entgegenkam. In beide Täler hatte man vom Grat eine wunderschöne Sicht.

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Es ging weiter durch idyllische Landschaft und endlich blühten auch die Alpenröschen :).

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Außerdem begegnete ich mehr neugierigen Kühen. Nach dieser vielen Zeit in den Alpen meine ich, durchaus Mentalitätsunterschiede zwischen österreichischen, schweizerischen und italienischen Kühen festgestellt zu haben ;-).

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Man wurde dann aber leider wieder gnadenlos entlang von Schotterwegen, asphaltierten Wegen und Straßen geschickt. Ausgerechnet an so einer blöden Straße bog ich dann auch noch irgendwo falsch ab und drehte eine Ehrenrunde. In Sankt Peter/Kbg hatte ich dann aber schon wieder großes Glück und traf auf eine sehr nette Wirtin, die mich trotz Ruhetags in ihrem Gasthof (dem einzigen in St. Peter/Kbg verbliebenen, die anderen Unterkünfte, die ich zuvor im Internet gefunden zu haben meinte, waren geschlossen) übernachten ließ – und dazu noch meine Wäsche wusch (habe mich ja kaum getraut zu fragen, aber mein Odeur sprach wohl für sich ;-)).

 

Tag 15 (29.06.) St. Peter/Kbg bis Troghütte, 27 km
Mein erstes Etappenziel von St. Peter/Kbg aus war Murau, ein wirklich nettes Städtchen, mit schönen Cafés, großen Supermärkten, Bäckerei und sogar einem dm! Der Weg dorthin führte über die Storzalpe, relativ lange an Forststraßen entlang, über die Kuppe dann aber irgendwann auch über Wanderwege. Als ich beim Abstieg am Landeskrankenhaus vorbeikam hatte ich das Gefühl, fast schon in Murau zu sein, das letzte Stück dorthin zog sich aber ewig. In Murau legte ich eine längere Pause ein und bedauerte sehr, hier nicht übernachtet zu haben.

Da es bis zur Murauer Hütte (die an diesem Tag aber ohnehin geschlossen hatte – Ruhetag) zu kurz, nach Flattnitz aber zu weit war, verließ ich Murau mit dem Ziel, mal wieder zu zelten. Leider hatte ich zuvor nur wenige zuverlässige Informationen zu Wasserquellen gefunden. Da es ziemlich heiß war, war mein Wasserbedarf allerdings enorm. So machte ich mich von Murau aus an den Aufstieg zur Frauenalpe, füllte am Bach meine Wasservorräte auf und trank so viel ich nur konnte. Vor der Murauer Hütte traf ich dann auf einen frei zugänglichen Brunnen, wo ich noch mehr Wasser in mich hinein schüttete. Im weiteren Verlauf des Weges, ein Stück nachdem der Weg zum Gipfel der Frauenalpe abgezweigt war (der Salzsteigweg führt am Gipfel vorbei), stieß ich dann auf eine Quelle, von der ich zuvor zwar gelesen hatte, bei der mir aber bis zum Schluss nicht ganz klar geworden war, wo sich diese Quelle befand. Hier trank ich natürlich noch mehr und lief – allmählich mit einem ziemlichen Wasserbauch – weiter. Nicht allzu weit vom Weg entfernt stieß ich nach einiger Zeit auf die Troghütte, eine (jedenfalls im Sommer) verlassene Skihütte, von der mir ein Einheimischer, den ich beim Arnika sammeln getroffen hatte, berichtet hatte, die aber auf meinen Karten nicht eingezeichnet war (die Hütte ist mehr oder weniger in der Nähe der Trogscharte und, wie gesagt, vom Weg aus zu sehen). Vor der Hütte gab es einen Brunnen, die ganze Wassertrinkerei und -schlepperei hätte ich mir also sparen können. Eigentlich wäre ich gerne noch ein Stück weitergegangen. Da ich mein Glück was die Zeltplatzsuche anging aber nicht überstrapazieren wollte, entschied ich bei der Hütte zu bleiben.

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Tag 16 (30.06.) Troghütte bis Flattnitz, 24 km
Da für diesen Tag ab etwa 11 Uhr Regen und Gewitter angesagt war, startete ich früh und lief zügig, um über den höchsten Punkt drüber zu sein, bevor das schlechte Wetter kommt. Zuerst ging es durch von Alpenröschen gesäumte Wege, dann einen Bergrücken entlang, auf dem man nicht in ein Gewitter kommen möchte.

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Sehr unschön fand ich an dieser Gegend, dass die Weiden wohl früher mit Stacheldraht abgezäunt worden waren, der nun verrostet in den hohen Wiesen lag und kaum zu erkennen war – bis man drauf trat und sich die Beine verkratzte. Als ich gegen 9:30 Uhr am höchsten Punkt, der Prankerhöhe, ankam, sah es schon ziemlich düster aus.

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Ich stieg zügig ab und dann passierte – nichts, kein Regen, kein Gewitter. Irgendwie fühlte ich mich aber auf einmal total müde und schlapp. Ich stieg durch einen schönen, lichten Wald ab und hätte mich zwischendurch am liebsten ins Moos gelegt und geschlafen. Es erschien mir aber vernünftiger, zügig zur nächsten Ortschaft (Flattnitz) zu laufen, dort ein Zimmer zu suchen und einen ordentlichen Mittagsschlaf zu machen.

Da der Salzsteigweg wirklich äußerst einfach zu gehen ist und ich in der Zwischenzeit auch einigermaßen eingelaufen war, hatte ich eigentlich gedacht, dass ich dort mal ein paar Tage einlege, an denen ich ein bisschen mehr Strecke mache – aber irgendwie sollte es nicht sein. Und ich hatte ja auch noch so viel Weg vor mir, dass ich es lieber nicht übertreiben und auf meinen Körper hören wollte.

Bearbeitet von berghutze
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@paolaMTB OT: zumindest bei uns im Schwäbischen wird das meist aus dem Kontext klar. Hier ist mir das zB. erst aufgefallen, als ich deinen Kommentar gelesen hab. Wird aber auch mal ausgenutzt, z.B. von faulen Schülern im Sportunterricht… ("zum Aufwärmen lauft ihr jetzt erstmal 5 Runden!" - Schüler trotten los - "Schwäbisches Laufen!!")

Bearbeitet von lampenschirm
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vor 2 Stunden schrieb berghutze:

So ischd es :smile:.

Alternativ ginge auch joggen.

OT: Sprache ist schon spannend… bei uns kommt keiner auf die Idee „joggen“ zu sagen. 

vor 2 Stunden schrieb lampenschirm:

("zum Aufwärmen lauft ihr jetzt erstmal 5 Runden!" - Schüler trotten los - "Schwäbisches Laufen!!")

OT: Hihi :mrgreen:

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Tag 17 (01.07.) Flattnitz bis Turracher Höhe, 19 km

Auch für diesen Tag war Regen angesagt, so etwa ab 14 Uhr, und ich startete wieder früh. Irgendwie fühlte ich mich leider immer noch ein bisschen schlapp. Der Weg führte erst sehr einfach durch den Wald und dann über ein paar Hügel. Dort hatte ich auf einmal, womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte, eine ganz unglaubliche Fernsicht auf die Karawanken, die plötzlich vor mir standen.

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Dann passierte ich eine Schafherde, die sich formierte und geschlossen auf mich zukam - mir war zunächst nicht klar, ob in friedlicher Absicht oder um mich von der Weide zu schubsen. Zum Glück waren die Schafe aber sehr freundlich und wollten nur ein bisschen an mir schnuppern (und manche auch knabbern). Da ich wohl nicht ihren Geschmack traf zogen sie bald wieder von dannen.

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Das Wetter zog allmählich zu, leider schon bevor ich an der Lattersteighöhe den Kammweg erreichte.

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In der dortigen Schutzhütte machte ich windgeschützt noch ein kurzes Päuschen und hoffte, von dem angekündigten Regen noch ein Weilchen verschont zu bleiben. Der setzte dann aber bedauerlicherweise schon deutlich früher ein als vorhergesagt und es wurde zum ersten Mal Zeit, meine Regenjacke anzuziehen. Windig und neblig wurde es auch noch. Ich trottete im Tran weiter und dann passierte mir etwas echt Blödes: ich stieg von der Gruft in die falsche Richtung ab. Nach ungefähr 400 hm fiel mir mein Missgeschick auf. Der eine oder andere kennt vielleicht das Gefühl, wenn man nach längerer Zeit mal wieder auf GPS/Handy schaut und feststellt, dass der eigene Standort ganz wo anders ist, als die geplante Route :wacko:.

Aber ich hatte nochmal Glück im Unglück. Da ich mich mitten in einem Wandergebiet mit total vielen Wegen befand, führte zum Glück ein Schotterweg mehr oder weniger auf meiner Höhe um den Berg herum zur Turracher Höhe, so dass ich nur mit 20 bis 30 min extra Fußmarsch bezahlen und nicht wieder alles aufsteigen musste. Dies verstand ich als ultimatives Zeichen, dass ich auch an diesem Tag keine neuen Streckenrekorde aufstellen sollte, sondern mietete mich auf der Turracher Höhe in einem sehr netten Hotel (Nockalm) ein und sattelte auf Wellness-Urlaub um. Nach zwei Saunagängen fühlte ich mich wie neugeboren.

 

Tag 18 (02.07.) Turracher Höhe bis Wiedweg, 26 km
Da auf der Nockalm gut gekocht wird, wollte ich mir das Frühstücksbuffet auf keinen Fall entgehen lassen – das allerdings erst um 8:00 Uhr losging und so legte ich den spätesten Wanderstart aller Zeiten hin. Bei gutem Wetter ging es durch die Nockberge, durch wunderschöne Hänge mit Alpenröschen und auch mal ein kurzes Stück an der Straße entlang (war aber noch okay). Nach einiger Zeit begegnete ich der ersten unfreundlichen Kuh, die, kaum dass ich einen Fuß auf ihre Weide gesetzt hatte, aufstand und mir schnaubend entgegen kam. Da mir das Ganze nicht nach einem freundlichen Empfang aussah, wollte ich die Kühe in einem Bogen umgehen. Leider durchschaute die Herde (darunter auch ein einjähriger Stier) meine Absicht und wollte mir den Weg abschneiden. Ich machte daher einen noch größeren Bogen und stieg durch Büsche und Steine etwas weiter nach oben auf - und entweder betrachteten die Kühe diesen Teil nicht mehr als ihr Territorium oder sie waren zu faul mir zu folgen, jedenfalls kam ich so unbeschadet weiter. Ich machte mich auf die Suche nach meinem Weg und folgte dem langgezogenen Aufstieg auf den Falkert, von dem aus man eine tolle Sicht auf die Nockberge hatte. Der Weg nach oben war zwar ganz nett, aber auch ein bisschen langweilig.

Nockberge:

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Blick Richtung Großglockner oder Ankogel(?):

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Vom Falkert ging es weiter auf den Rödresnock, dann folgte ein strammer Abstieg Richtung Wiedweg, mehr oder weniger geradeaus den Berg runter. Im Wald wurde der Abstieg irgendwann ziemlich ätzend, da der Weg von schweren Waldarbeitermaschinen vollkommen zerstört war.

Blick zurück zum Falkert:

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Als ich in Wiedweg ankam war es aufgrund meines späten Starts schon fast 18 Uhr. Eigentlich hätte ich an dem Tag gerne mal wieder gezeltet, aber dafür hätte ich noch einen ziemlich ordentlichen Aufstieg hinter mich bringen müssen, weshalb ich mich notgedrungen im einzigen Gasthaus vor Ort einquartieren wollte. Dort klappte mir fast die Kinnlade herunter: das Gasthaus war allen Ernstes ausgebucht! Ich war sonst meist der einzige Gast und musste gelegentlich erst den Rost aus den Rohren laufen lassen, weil schon so lange keiner da gewesen war. Ich hatte den Eindruck, dass auch die Wirtin nicht so recht wusste, wie ihr geschah. Aber die Österreicher sind einfach ein nettes Völkchen. Auf meine Frage, ob es irgendwo einen Bauern gibt, den ich fragen kann, ob ich bei ihm auf der Wiese mein Zelt aufstellen darf, schlug mir die Wirtin vor, einfach bei ihr im Garten zu zelten :).

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Tag 19 (03.07.) Wiedweg bis Steinwender Hütte, 34 km

Da ich gerne aus dem Garten verschwunden sein wollte, bevor die anderen Gäste aufstehen, ging es früh los und nach gut drei Stunden Aufstieg stand ich zunächst auf der Kaiserburg und dann auf dem Wöllaner Nock. Die Karawanken waren nun schon deutlich näher, allerdings war die Sicht nicht mehr ganz so gut.

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Großglockner? Ankogel? Über zielführende Hinweise wäre ich dankbar. Jedenfalls aber eine schöne Aussicht:

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Vom Wöllaner Nock stieg ich zügig nach Arriach ab. Dort kam ich gerade noch rechtzeitig an, bevor der Supermarkt zur Mittagszeit schloss – immer eine hervorragende Motivation für mich. Ich legte eine längere Pause ein und vertilgte mein frisch erstandenes Essen. Rund 24 km hatte ich schon auf dem Tacho, um den Tag schon zu beenden war es aber etwas früh. Ich lief daher drauf los, ohne genau zu wissen, wo ich einen Zeltplatz und Wasser finden würde, aber der Tag war ja noch lang. Der weitere Weg hinter Arriach war dann aber leider alles andere als ein Vergnügen. Zuerst ging es eine Stunde auf Asphalt und dann eine Stunde auf Schotterwegen den Berg hoch. Es gab zwar ein paar Plätze, auf denen man ganz gut hätte zelten können, aber kein Wasser. Mittlerweile war ich doch so ein bisschen kaputt und meine Motivation zu zelten war auch gesunken, da es nach Regen aussah. Dann fügte sich aber wieder mal alles ganz wunderbar. Ich kam zur Steinwender Hütte, über die ich kurz zuvor noch im Internet gelesen hatte, dass die Hütte nicht mehr bewirtschaftet sei. Mittlerweile hat die Hütte aber einen neuen Pächter, der zwar eigentlich noch nicht auf Übernachtungsgäste eingerichtet war, mir aber kurzfristig ein Zimmer herrichtete (mir hätte ja schon eine Ecke genügt, in die ich meine Isomatte legen kann) und auch erlaubte, die Dusche von ihm und dem Koch zu benutzen. Einfach Wahnsinn, wie vielen netten, hilfsbereiten Menschen ich auf meinem Weg begegnet bin!

 

Tag 20 (04.07.) Steinwender Hütte bis Villach, 15 km

Im Nieselregen ging es die letzten Kilometer bis Villach. Leider lief ich dort ausgerechnet an einem Sonntag ein, an dem natürlich alle Geschäfte geschlossen hatten. Trotzdem wollte ich mich aber lieber in Villach einquartieren, als direkt nach Arnoldstein weiterzulaufen. Ich freue mich auf solchen Wanderungen immer, zwischendurch mal wieder Stadtluft zu schnuppern (so lange die Stadt nicht zu groß ist) und futterte mich durch Villach.

 

Zum Salzsteigweg:
Dieser Abschnitt des Weges war – landschaftlich und von der Wegführung her - sicher nicht der schönste auf der ganzen Strecke (außer natürlich den wunderbaren Kammwegen um die Planneralm herum), aber abgesehen von dem Abschnitt durch das Sölktal, der mir als absolut ätzend im Gedächtnis geblieben ist, fand ich den Salzsteigweg okay zu gehen. Wer allerdings, sobald er nur einen Forstweg sieht, Ausschlag bekommt, der sollte sich vielleicht nach Alternativen umsehen. Man kann auf einer Fernwanderung mitten durch Europa und die Alpen (die eben keine Wildnis, sondern eine verhältnismäßig dicht besiedelte Kulturlandschaft sind) meines Erachtens aber auch nicht erwarten, dass man jeden Kilometer auf feinsten Wanderwegen läuft. Zudem gibt es in den Ostalpen nur wenige Fernwanderwege, die in Nord-Süd-Richtung verlaufen, so dass die Vorbereitung deutlich aufwendiger wird, wenn man jede Etappe mit der Landkarte in der Hand selbst planen möchte.

Bearbeitet von berghutze
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vor 7 Minuten schrieb berghutze:

Großglockner? Ankogel? Für zielführende Hinweise wäre ich dankbar. Jedenfalls aber eine schöne Aussicht:

https://www.udeuschle.de/panoramas/makepanoramas.htm -> Dort die Position eingeben, die Blickrichtung anpassen, Panorama erstellen und mit dem Bild abgleichen.

If there's anything more important than my ego around, I want it caught and shot now.

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Karnischer Höhenweg, ich komme!

 

Tag 21 (05.07.) Villach bis Göriacher Alm, 30 km

Ursprünglich hatte ich eigentlich gedacht, dass ich in Villach einen Pausentag einlege. Aber in der Woche zuvor hatte ich so viele kurze Wandertage (plus Wellness auf der Turracher Höhe), dass ich mich eigentlich gar nicht pausenbedürftig fühlte. Und so ging es direkt weiter Richtung Arnoldstein und Karnischer Höhenweg.

Nachts hatte es in Villach noch ordentlich abgeregnet, aber die Wettervorhersage für die nächsten 3 bis 4 Tage war topp. Und obwohl es sich bei dem Weg wieder „nur“ um ein Verbindungsstück zwischen Salzsteigweg und Karnischem Höhenweg handelte, war die Etappe tatsächlich ganz nett. Es ging relativ schnell aus Villach raus, durch einen schönen Wald mit unzähligen Eichhörnchen und dann ein Stück an der Gail entlang bis nach Arnoldstein. Nur die nahe Autobahn störte etwas. Unterwegs legte ich mehrfach Einkaufsstopps ein (direkt am Weg liegen mehrere Supermärkte, in denen man eigentlich alles bekommt, was das Herz begehrt) und stockte meinen Proviant auf. Dabei dachte ich vor allem an das zusätzliche Gewicht in meinem Rucksack und versuchte, es mit den Einkäufen nicht zu übertreiben. Weiter ging es nach Thörl-Maglern, dem Ausgangspunkt für den Karnischen Höhenweg. Es folgte ein ordentlicher Aufstieg mit einer, wie ich fand, interessanten Wegführung: einfach geradeaus durch den Wald den Berg hoch - so bekommt man 1.000 hm schnell zusammen :-). Gegen 16 Uhr kam ich auf der sehr netten Göriacher Alm an, wo ich eine Einheimische traf, mit der ich mich länger unterhielt und die meinte, dass es kein Problem sei, wenn ich bei einer der Hütten zelte, sie würde dem Eigentümer Bescheid geben. Da es mir dort oben wirklich gut gefiel und Kühe, Pferde und Schafe nett zu sein schienen, beendete ich den Wandertag und baute mein Zelt auf. Obwohl abends noch ein paar dunkle Wolken aufzogen, hielt das Wetter.

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An solchen Schildern sollte ich noch oft vorbeikommen:

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Tag 22 (06.07.) Göriacher Alm bis Egger Alm, 26 km

Morgens wurde ich von Sonnenstrahlen geweckt.

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Das Wetter war wie angekündigt gut (um nicht zu sagen wahnsinnig heiß) und es ging den Tag über zwischen 1.400 und 1.800 m abwechselnd die Hügel hoch und runter über zahlreiche Almen. Immer wieder gab es eine schöne Aussicht. So ganz war ich vom Karnischen Höhenweg aber noch nicht überzeugt, da sich niemand um die Instandhaltung des Weges zu kümmern schien. Im Wald musste man ständig über umgestürzte Bäume klettern (die nicht so aussahen, als ob sie erst gestern umgefallen waren) oder sich einen Weg drumherum suchen, was mit der Zeit ziemlich nervte. Und ich musste feststellen, dass auch der Karnische Höhenweg Schotterwege und sogar ein Stück Asphalt zu bieten hat.

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Irgendwie hatte ich an diesem Tag außerdem zu viel Sonne abbekommen. Auf den Almen gab es keinen Schatten und unter den wenigen Bäumen mit Schatten war alles voller Kuhscheiße, so dass ich meine Mittagspause in der prallen Sonne verbrachte, was mir den Rest gab. Nachdem ich zuvor noch etwas am Egger-Alm-See herumgetrödelt und mein Zelt getrocknet hatte (wobei es nicht einfach war, eine kuhscheißefreie Fläche in der Größe meines Zeltes zu finden), beendete ich gegen 16:30 Uhr den Tag auf der Egger Alm.

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Dort trudelten auch drei andere Wanderer ein (ein älteres Ehepaar und ein einzelner Wanderer), die ich den Tag über überholt hatte. Zunächst freute ich mich sehr, mal wieder auf andere Wanderer zu treffen – leider handelte es sich dabei aber um die unangenehmste Gesellschaft, die ich auf der ganzen Wanderung hatte. Der ältere Mann wäre glaube ich sehr nett gewesen – kam aber leider nicht zu Wort. Seine Frau hingegen, die überzeugt war, dass die auf den Schildern angegebenen Gehzeiten nicht stimmen können und niemand den Weg in dieser Zeit gehen kann (weil sie nämlich ungefähr doppelt so lang wie angeschrieben brauchte), erzählte eine Heldengeschichten aus ihrem Wandererleben nach der anderen (inklusive der Geschichte ihrer Darmentleerung an einem großen Stein bei Obersdorf). Der Typ hingegen war völlig planlos. Er war mit dem größten Rucksack unterwegs, mit dem ich jemals jemand in den Alpen gesehen habe, mit dem er nicht durch die Kuhgatter passte und den er nur aufsetzen konnte, indem er in die Hocke ging. Als ich ihn tagsüber getroffen hatte, erzählte er noch von 4.000ern, die er bei Zermatt besteigen wolle, abends dachte er schon über einen Tourabbruch nach. Interessant fand ich auch, dass er mit einem Baumwollkapuzenpullover unterwegs war, sich dann aber ganz kundig Gedanken darüber machte, wie viel Gramm Einsparpotential Spiritus gegenüber Gas bietet. Hike your own hike, kann ich da nur sagen... (und ein bisschen ultra-heavy-bashing musste allmählich auch mal sein ;-)).

 

Tag 23 (07.07.) Egger Alm bis Zollnerseehütte, 36 km

An Tag 23 machte ich mich früh aus dem Staub und kam zunächst an der Garnitzen Alm vorbei, die sehr nett aussah. Da ich es am Tag zuvor noch gut bis dorthin geschafft hätte, bedauerte ich etwas, nicht noch weitergelaufen zu sein. Aber irgendwie war ich nicht davon ausgegangen, dass dort geöffnet ist. Weiter ging es Richtung Nassfeld – ein Skigebiet eben.

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Dort legte ich am See eine erste Pause ein und machte Bekanntschaft mit einer Kuh, die nicht nur neugierig, sondern auch mutig war und mir immer weiter auf die Pelle rückte, um meine Stöcke abzulecken.

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Ab dem Abstieg zum Rudnigbach wurde die Etappe dann sehr, sehr schön. Ich lasse einfach die Bilder für sich sprechen.

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Wäre natürlich toll gewesen, in dieser Biwakschachtel zu übernachten, aber bis dorthin hätte ich es am Tag zuvor nicht mehr geschafft (und ich hätte viel Wasser mit mir herumtragen müssen).

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Es wurde alpiner, der Weg war wirklich toll und verlief an der Flanke des Berges (Blick zurück). Allerdings wehte zeitweise ein stark böiger Wind.

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An der Straniger Alm legte ich nochmal eine Pause ein. Da es noch früh war und ich mich noch gut fühlte, lief ich weiter bis zur Zollnerseehütte, wo ich genau passend zum Abendessen ankam. Dort traf ich auf eine sehr nette Wandererin, die gerade erst gestartet war, aber noch bis ins Wallis laufen wollte. Die Zollnerseehütte war auch die erste Hütte, auf der es ordentlich voll war. Auf dem Karnischen Höhenweg bin ich nicht alleine unterwegs.

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Tag 24 (08.07.) Zollnerseehütte bis Wolayerseehütte, 24 km (1.980 hm auf)

Morgens startete ich gemütlich.

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Dann kam allerdings bald ein sehr, sehr langgezogener Aufstieg, gefolgt von einem sehr, sehr langgezogenen Abstieg über einen Weg, der nicht der allerschönste war.

Diesen Hang galt es einmal komplett von unten nach oben und von links nach rechts zu queren, bevor es übers Grat ging:

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Leider war das Wetter an diesem Tag auch nicht das beste. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, auf eine schwarze Wand zuzulaufen. Von der Scharte (Bild unten) war nichts mehr zu sehen. Ich hatte aber Glück im Unglück: als mich die erste Regenfront erreichte, hatte ich meine Regensachen schon an und war gerade auf der oberen Spielbodenalm, bei der ich mich unterstellen konnte. Der Regen kam derart schnell und heftig, dass man sonst bis auf die Unterhose durchweicht gewesen wäre, bevor man auch nur die Chance gehabt hätte, seine Regensachen anzuziehen.

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Bei durchwachsenem Wetter ging es weiter zur Unteren Valentinalm, bei der ich eine Pause einlegte. Dann folgte ein weiterer Aufstieg Richtung Wolayerseehütte. Dort gab es ungefähr unendlich viele Murmeltiere. Ich war im Glück :). Bei Sonnenschein hätte man bestimmt noch mehr Murmeltiere gesehen, die faul auf den Steinen gelegen und sich gesonnt hätten.

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Irgendwann kam dann im Aufstieg ein Wegstück, an dem etwa drei Wochen zuvor eine Gerölllawine heruntergegangen war (in der Scharte von dem Bild oben). Der Abschnitt war aber zum Glück schon wieder freigegeben – einen Weg gab es dort aber nicht mehr wirklich. Man kam den Hang aber wunderbar über Schneefelder hoch, die sehr gut zu gehen waren, da überall auf dem Schnee Steine und Schutt lagen, die einem einen guten Halt gaben.

Kurz bevor ich an der Wolayerseehütte ankam, fing es wieder an zu nieseln. Ich rannte das letzte Schneefeld herunter und um den halben See herum zur Hütte und schaffte es anzukommen, ohne richtig nass geworden zu sein – und sehr viel mehr konnte man an diesem Tag auch nicht verlangen.null-threema-20210710-182537862.thumb.jpg.4f6674b43b43e87649bd4e051bfb957f.jpg

 

Tag 25 (09.07.) Wolayerseehütte bis Biwak Malga Campobon, 38 km

Abends/nachts war noch ein ordentlicher Sturm über die Hütte hinweggezogen, wie ich ihn hoffentlich nie in einem Zelt erleben werde. Davon war aber am nächsten Morgen nichts mehr zu sehen und es herrschte eitel Sonnenschein. Zunächst stieg ich von der Wolayersee Hütte in einen schönen Almboden ab, wo merkwürdigerweise ein Fohlen zielstrebig auf mich zukam (die sind ja sonst eher Schisser). Ein zweites Fohlen wurde dann auch mutiger und kam dazu. Vermutlich hofften sie auf Salz.

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Es folgte ein erster Aufstieg über einen Hang, der stellenweise total abgerutscht und ziemlich nervig zu gehen war. Irgendjemand schien der Meinung gewesen zu sein, dass es genügt, Steine rot-weiß anzumalen, um einen Weg anzulegen. Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, besser auf den Weg zu achten, lief ich morgens auch mal wieder eine extra-mile (und extra 200 hm). Aber sonst wäre ich nie zu diesem schönen See gekommen...

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Auch der weitere Weg gefiel mir gut. Es kam wieder ein längerer Aufstieg und ging an beeindruckenden Felsen vorbei.

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Mittags traf ich dann leider eine Entscheidung, die mir erstmals auf dieser Wanderung schlechte Laune bescherte: Seit Tag zwei auf dem Karnischen Höhenweg war ich auf die Route des Rother Wanderführers „Wien – Lago Maggiore“ eingeschwenkt, der ich - in der Annahme und Hoffnung, dass sich der Autor bei der Routenführung etwas gedacht hat - bis Locarno folgen wollte. Der Empfehlung des Wanderführers folgend verließ ich den Karnischen Höhenweg und bog, statt in Richtung Hochweißsteinhaus weiterzugehen, auf die italienische Seite Richtung Rifugio Pier Fortunato Calvi ab. Zuerst erschien mir das auch noch eine gute Idee, da ich eine wunderschöne Aussicht hatte.

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An der Quelle des Piave kam ich auch noch vorbei. Dann wurde der Weg aber stinklangweilig. Nach einem kurzen Abstieg ging es auf immer der selben Höhe mit der selben Aussicht einen Fahrweg entlang und ich war sehr unglücklich darüber, den Karnischen Höhenweg verlassen zu haben, da ich glaube ich eine schöne Etappe verpasste. In dem Wanderführer stand was von einsam – ja, einsam war es, weil niemand sonst so blöd ist, diesen Weg zu gehen :-(. Die einzige Erklärung, die ich mir für diese Wegführung zusammenreimen konnte, ist, dass das Hochweißsteinhaus ausgebucht war und der Autor des Wanderführers deshalb eine Alternative benötigte und auf die italienische Seite auswich. Das einzig positive, was ich dieser Route abgewinnen konnte, war, dass die Etappenaufteilung auf der österreichischen Seite ziemlich blöd geworden wäre, da ich schon am frühen Mittag beim Hochweißsteinhaus angekommen wäre, es aber am selben Tag nicht mehr bis zur nächsten Hütte geschafft hätte (und unter Umständen hätte ich auch das Problem gehabt, dass das Hochweißsteinhaus ausgebucht ist – das ist die kleinste Hütte auf dem Karnischen Höhenweg, die wohl ständig voll ist).

Um diesen bisherigen Tiefpunkt meiner Wanderung möglichst schnell hinter mir zu lassen, entschied ich, einen Gewaltmarsch einzulegen und so weit zu laufen, wie ich nur kann, nämlich bis zur Malga Campobon, einem sehr hässlichen Biwak (das aber immerhin nichts kostete). Etwa 20 min bevor ich dort endlich ankam, stellte sich mir allerdings mein bisher größtes Hindernis in den Weg. Ich musste an einer riesigen Schafherde vorbei, die von einem Herdenschutzhund (weiß) bewacht wurde, der bellend auf mich zukam.

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Außerdem waren auch noch mehrere schwarze Hunde da, die mich ebenfalls anbellten. Ich wich ein Stück zurück und hoffte auf Hilfe von dem Hirten, der gerade bei der Herde war. Dann brach aber das ganz große Chaos aus. Bei den Schafen war auch eine Gruppe Pferde, die auf einmal in Panik geriet und über die Weide losgaloppierte. Dabei rannten sie den kompletten Weidezaun um, der Stange für Stange ausriß. Die schwarzen Hunde rannten alle den Pferden nach und ich entschied mich, erstmal abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt. Der weiße Hund hatte sich in der Zwischenzeit neben den Weg gelegt und machte eigentlich einen ganz netten Eindruck. Mit vorsichtigen Schritten tastete ich mich voran und er ließ mich tatsächlich passieren, so dass ich diesen Wandertag gegen 19:30 Uhr endlich beenden konnte. Von dem Biwak aus hatte ich immerhin noch einmal einen schönen Blick in die Dolomiten.

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Tag 26 (10.07.) Biwak Malga Campobon bis Silianer Hütte, 26 km

Nach einem kurzen Aufstieg ging es morgens über den Grat zurück auf die österreichische Seite auf den Karnischen Höhenweg und vorbei an der Porzehütte. Weiter ging es runter durch ein Tal und auf der anderen Seite wieder hoch.

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Dabei merkte ich, dass ich an den drei Tagen zuvor fast 100 km gelaufen war (plus den einen oder anderen Höhenmeter), denn meine Beine waren ziemlich müde und brauchten ständig Pausen. Ausgerechnet an diesem Tag wurde es dann recht alpin und die Wege eher anstrengend zu gehen, da es auch einige Zeit durch Geröll und Blockgelände ging. Unter anderem ging es vorbei am Großen Kinigat. Fast alle anderen, die unterwegs waren, gingen über den Klettersteig. Ich war kurz auch versucht, diesem Weg zu folgen, nahm dann aber weicheimäßig (bzw. vernünftig) den Wanderweg, was an diesem Tag die richtige Entscheidung für mich war.

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Der Weg führte in ständigem Auf und Ab über einige Gipfel, u.a. die Pfannspitze, mit 2.678 m der höchste Punkt auf dem Karnischen Höhenweg (immerhin den hatte ich nicht verpasst). Bei gutem Wetter hätte man von dort eine fantastische Sicht in die Dolomiten. Leider hatten sich zwischenzeitlich ziemlich dunkle, graue, tiefhängende Wolken gebildet – und das war es dann auch für lange, lange Zeit mit gutem Wetter und Sonnenschein.

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An der Obstansersee-Hütte (mit einer interessanten Getränkekarte) machte ich ein Päuschen, auch um mich aufzuwärmen, da es ziemlich frisch geworden war.

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Ich raffte mich dann allerdings nochmal auf und machte mich auf den weiteren Weg zur Silianer Hütte. Es ging wieder Auf und Ab, durch mehr Fels und Geröll.  Immer wieder sah ich Reste von Stellungen und Schützengräben und es ging auch an einem kleinen Friedhof vorbei. Als ich endlich an der Silianer Hütte ankam, war ich ziemlich froh, kaputt und erledigt.

Blick von der Silianer Hütte:

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Bearbeitet von berghutze
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Tag 27 (11.07.) Sillianer Hütte bis Rifugio Fonda Savio, 29 km

Auf der Sillianer Hütte gab es ein tolles Frühstücksbuffet, das (wenn ich mich recht erinnere) schon um 5:30 Uhr startete. Es gab wunderbares, selbst gebackenes Brot, dem ich auf dem weiteren Weg in Italien noch oft hinterher trauern sollte. Frisch gestärkt stieg ich zügig ins Tal nach Sexten ab und war damit schon am Ende des Karnischen Höhenwegs angekommen (eigentlich steigt man auf die österreichische Seite nach Sillian ab). Zu diesem Zeitpunkt gab es zumindest noch ein bisschen Sicht:

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Leider kam ich schon wieder an einem Sonntag in einen Ort, so dass Supermarkt und Bäcker geschlossen waren. Da es bis Cortina d'Ampezzo aber nicht weit war und ich davon ausging, dass man in den Dolomiten nicht verhungert, beschloss ich, ohne frischen Proviant weiterzugehen.

 

Auf in die Dolomiten!

Von Sexten aus machte ich mich auf den Weg in Richtung der Drei Zinnen, erst durchs Tal, dann den Berg hoch. Unterwegs wurde das Wetter immer schlechter, es fing an zu regnen, die Wolken hingen immer tiefer, der Nebel stieg immer höher aus dem Tal auf. Als ich am Fuß der Drei Zinnen ankam regnete es zwar nicht mehr, ich hatte aber mit Abstand die schlechteste Sicht, die ich auf der bisherigen Wanderung gehabt hatte. Von den Drei Zinnen sah ich nämlich ganz genau gar nichts. Ich blieb etwa eine halbe Stunde vor der Drei-Zinnen-Hütte, die auf Massenbetrieb ausgelegt und wenig einladend war, sitzen. Mehr als das bekam ich von der Nordseite der Drei Zinnen nicht zu sehen:

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Über einen breiten Spazierweg, auf dem Volkswandertag herrschte, lief ich an den Drei Zinnen und dann erst an einer (Lavaredo) und dann der nächsten Hütte (Auronzo) vorbei.

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Dort wurde mir auch klar, warum an den Drei Zinnen so ein Betrieb herrscht: bis zur Auronzohütte kann man mit dem Auto fahren und dann fast ohne Höhendifferenz zu den Drei Zinnen spazieren. Eigentlich hatte ich bei der Auronzohütte bleiben wollen, aber der Trubel dort war mir zu viel. Ich fühlte mich irgendwie deplatziert und ausserdem war es erst 14 Uhr, so dass ich entschied weiterlaufen. Es ging auf den Bonacossa-Weg, der eher anspruchsvoll sein sollte (ausgesetzt, mit vielen seilversicherten Stellen). Daher hatte ich eigentlich geplant, den Weg erst am nächsten Morgen mit ausgeruhten Beinen zu gehen. Mit angemessenem Respekt (man könnte auch sagen, mit vollen Hosen) wanderte ich weiter. Kaum war ich von der Auronzohütte in Richtung Bonacossa-Weg und Fonda-Savio-Hütte abgebogen, herrschte wieder Ruhe und ich hatte die Berge fast für mich alleine. Der Weg schlängelte sich an den Felsen entlang bzw. war teilweise in den Fels gehauen und hatte es tatsächlich auch in sich. Bei Nässe würde ich den Weg unter keinen Umständen gehen (jedenfalls nicht ohne Klettersteigset).

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Über zahlreiche seilversicherte Stellen und Leitern ging es in eine Rinne.

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Mir wurde immer schleierhafter, wo die Fonda-Savio-Hütte sein sollte, die laut Karte nicht mehr weit war. Irgendwann traf ich auf drei Belgier, die mir einen Tipp gaben (oben, an dem rechten Felsen sieht man eine Fahne wehen...). Es ging nochmal durch ein Schneefeld und dann durch seilversicherte Stellen ordentlich den Fels hinauf. Irgendwann kam ich tatsächlich an. Das war – jedenfalls von dieser Seite – der abgefahrenste Hüttenzustieg, den ich je hatte.

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Auf der sehr netten, kleinen Hütte, stellte mich die durchaus sympathische, aber äußerst resolute Hüttenwirtin erstmal in den Senkel, weil ich nicht reserviert hatte (ich hatte auch tatsächlich gelesen, dass die Hütte häufig sehr voll ist, aber an diesem Abend hatte ich das Lager für mich).

Das war übrigens das Lager:

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Von dem Bonacossa-Weg war ich ziemlich geflasht. Der Weg hatte für mich von der Schwierigkeit her genau das richtige Maß, ich war durchaus gefordert, aber nicht überfordert (so was ist ja aber höchst individuell). Als ich auf der Hütte ankam, war ich voller Adrenalin und Endorphine. Die fehlende Sicht auf die Drei Zinnen war vollkommen vergessen. Zudem zog das Wetter wieder auf und ich konnte mit einer netten Truppe aus Österreich noch vor der Hütte in der Sonne sitzen und die Aussicht genießen. Dort bekam ich die Drei Zinnen dann immerhin noch von der Südseite zu sehen.

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Tag 28 (12.07.) Rifugio Fonda Savio bis Cortina d'Ampezzo, 18 km

Tag 28 sollte mal wieder ein kurzer Tag werden, an dem ich nur bis Cortina d'Ampezzo laufen wollte. Zwar hatte ich mich am Tag zuvor vor lauter Euphorie total gut gefühlt, aber eine echte Erholung hatte der Tag nicht gebracht, da am Ende doch fast 30 km zusammen gekommen waren. Morgens ging es am Lago Misurina vorbei.

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Dann folgte ein kurzer, zum Glück nicht allzu anstrengender Aufstieg und dann der lange Abstieg nach Cortina d'Ampezzo mit Blick auf die Tofanes.

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Punkt 12 lief ich in Cortina d'Ampezzo ein und schaffte es, noch vor Beginn der Siesta um 13 Uhr (da macht wirklich alles dicht) neue Meindl-Einlegesohlen für meine La Sportiva-Schuhe und neue Leki-Spitzen für meine Black Diamond-Stöcke zu kaufen, da das Material in der Zwischenzeit doch etwas gelitten hatte. Dann suchte ich mir ein Hotel. Für den Mittag stand noch essen, schlafen, neuen Proviant kaufen und Wäsche waschen auf dem Programm. Irgendwie war ich nach den letzten Wochen aber doch etwas müde und hatte das Gefühl, dass ich mehr Erholung brauchte. Damit war die Zeit für den ersten Pausentag gekommen. Dass die Wettervorhersage für den nächsten Tag nicht besonders toll war, erleichterte die Entscheidung. Mit Cortina d'Ampezzo hatte ich mir zwar nicht gerade den günstigsten Ort für eine Pause ausgesucht, aber meine Beine haben eben einen exklusiven Geschmack.

 

Tag 29 (13.07.) Pausentag

Bearbeitet von berghutze
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Hallo @berghutze

vielen Dank für den wunderbaren Reisebericht. Bin gespannt wie es weiter geht.

Deine Erzählungen haben mich den Karnischen Höhenweg direkt mal meiner To-Do-Liste hinzufügen lassen, nun bin ich allerdings über den Abschnitt mit den seilversicherten Stellen und Leitern gestolpert. Ist das noch der Höhenweg oder warst du da schon abgebogen? Das war mir nicht ganz ersichtlich.

Ich glaube ohne Klettersteigset würde ich so einen Abschnitt aufgrund meiner doch noch ausgeprägten Höhenangst nicht bewältigen können...

 

Viele Grüße

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Die nächsten vier Tage sollte es durch die Dolomiten gehen, weitgehend entlang des Dolomitenhöhenwegs Nr. 9. Dieser Weg führt über den vorerst höchsten Gipfel auf dem Weg, die Piz Boè mit 3.152 m. Leider sah die Wettervorhersage für die nächsten Tage alles andere als gut aus:

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Ich wollte deshalb nicht gleich die ganze Routenplanung über den Haufen werfen, dachte aber, dass es vermutlich sinnvoll wäre, mal ein bisschen vorauszuplanen. Meine Überlegungen führten zu dem Ergebnis, dass es wahrscheinlich gut wäre, die Piz Boè möglichst früh morgens zu überqueren, wenn das Gewitterrisiko typischerweise am niedrigsten ist und am Tag zuvor dementsprechend auf der letzten Hütte vor der Piz Boè, dem Rifugio Kostner, zu nächtigen. Für einen Tag erschien mir der Weg dorthin etwas viel (38 km, 2.600 hm Aufstieg). Für zwei Tage hingegen ziemlich wenig – ich bin kein so Fan von Halbtagswanderungen, aber was will man machen...

 

Tag 30 (14.07.) Cortina d'Ampezzo bis Rifugio Passo Valparola, 22 km

Ich lief ziemlich früh in Cortina d'Ampezzo los, da war das Wetter noch am besten. Es ging in großem Bogen aus der Stadt raus, an zwei schönen Seen vorbei. Und dann wurde man allen Ernstes eine ziemlich steile Skipiste hochgeschickt – wtf? Hat total Spaß gemacht, das zu laufen :angry:.

Weiter ging es unterhalb einem der Tofane entlang (eigentlich hätte der Astaldi Klettersteig auf dem Programm gestanden, den ich aber aufgrund der hohen Regenwahrscheinlichkeit cancelte).

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Und dann über ein schroffes Hochplateau.

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Das Wetter war durchwachsen, mal blitzte die Sonne durch, mal war es neblig und eine Regenwolke zog auch über mich hinweg. Außerdem hatte es ziemlich abgekühlt. Ich freute mich, wenn ich zwischendurch eine Sicht hatte und fotografierte, was es dann zu sehen gab.

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Das letzte Stück vor dem Rifugio Passo Valparola (unschön an einer Straße gelegen) ging es über viele Serpentinen ordentlich den Berg runter.

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Auf der Hütte kam ich schon ziemlich früh an, aber so ein Mittagsschlaf hat ja auch noch niemand geschadet. Nachdrücklich in Erinnerung geblieben ist mir auch das Menü auf der Hütte. Die Portionen waren derart reichlich, dass ich es nur mit Mühe schaffte, alles aufzuessen und das will was heißen :D.

 

Tag 31 (15.07.) Rifugio Passo Valparola bis Rifugio Franz Kostner, 16 km

An Tag 31 startete ich erstmals im Regen, der für die nächsten zwei Stunden anhalten sollte. Als es schon wieder aufgehört hatte zu regnen, ging es leider ein längeres Stück durch eine nasse Wiese mit hohem Gras - das war es dann auch mit trockenen Füßen. Außerdem hatte es ziemlich abgekühlt. Zwischendurch kam zwar sogar mal kurz die Sonne durch, mit toller Sicht war es allerdings leider nichts. Nebel kann ja aber auch stimmungsvoll sein...

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Aus Gewichtsersparnisgründen hatte ich die wasserdichten Überhandschuhe zu Hause gelassen. Durch die Kombination aus Kälte und Nässe waren meine Hände aber irgendwann derart durchgefroren, dass ich kein Gefühl und leider auch überhaupt keine Kraft mehr in den Fingern hatte, weshalb es mir bei einem kurzen Päuschen zunächst nicht gelang, den Hüftgurt meines Rucksacks zu öffnen und meinen Rucksack abzusetzen. Um mich aufzuwärmen machte ich auf einer Hütte nochmal einen kurzen Einkehrschwung, bevor ich den Aufstieg zur Franz-Kostner-Hütte begann (das erste Stück durch ein Skigebiet).

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Dort kam ich schon gegen 14 Uhr und damit für meinen Geschmack viel zu früh an. Am nächsten Tag soll es dann über die Piz Boè gehen und dann wird wieder mehr gewandert!

 

Tag 32 (16.07.) Rifugio Franz Kostner bis Tierser-Alpl-Hütte, 24 km

Bei einem Blick aus dem Fenster sah das Wetter am nächsten Morgen etwas freundlicher aus.

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Allerdings hatte ich Sorge, dass ich das Zeitfenster mit gutem Wetter beim Frühstück (das übrigens sehr gut war) verpulvere und  machte mich bald auf den Weg Richtung Piz Boè. Die ersten 300 hm des Aufstiegs waren ziemlich stramm, da es dabei durch so ein hässliches Geröllfeld hochging, bei dem einem bei jedem Schritt die Steine unter den Füßen wegrieseln (eigentlich müsste man da einen Aufschlag von 30% auf die gelaufenen Höhenmeter machen). Aber während des Aufstiegs gab es eine Sicht!

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Das könnte möglicherweise ein Blick auf die Marmolata sein:

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Irgendwo so bei 2.800 m war dann aber Schluss mit Sicht und es ging in die Wolken/den Nebel. Auch auf der Piz Boè konnte man nur ein paar Meter weit sehen. Oben hatte es in der Nacht zuvor sogar geschneit. Zum Glück waren auf der Seite, auf der ich abstieg, schon andere Leute vor mir unterwegs. Das erleichterte die Wegfindung deutlich.

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Ab etwa 2.800 m wurde es erfreulicherweise auch auf der anderen Seite wieder heller. Durchs Geröll ging es nach unten.

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Leider ging es auch in sonstiger Hinsicht abwärts: Zuerst fing es an zu regnen (hörte aber auch wieder auf), dann ging es zum Sellapass an der Straße entlang, dort war dann für etwa 30 min Völkerwanderung angesagt (weiter entfernen Italiener sich offensichtlich nicht von ihrem Auto) und dann wurde der Weg ziemlich übel. In meinen Wanderführer stand was von einfach. Allerdings hatte das Wetter der vergangenen Woche die oberen 2 bis 3 cm des Weges in eine schlidderige Matschschicht verwandelt, die alles andere als einfach zu gehen war. Wenn man ausgerutscht wäre, wäre man zwar nicht in den Tod gestürzt, aber in diese Matsche wollte ich mich trotzdem nicht gerne setzen.

Am Sellajoch bestand kurzzeitig die Hoffnung auf gutes Wetter:

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Besagter Matschweg:

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Die Frisur sitzt nicht:

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An einer Weggabelung hatte ich im Regen außerdem zwei Mädels getroffen, die ebenfalls von Wien nach Nizza wandern wollten und bereits am 04.06. gestartet waren. Da der Ort und das Wetter nicht das beste für eine längere Unterhaltung war, tauschten wir uns nur kurz aus und sahen uns dann leider nie wieder. Ich hätte gerne gewusst, wie es den zwei ergangen ist.

Nach etwa einer Stunde durch die Matsche wurde der Weg wieder besser. Den nächsten Regenguss saß ich dann auf der Plattkofelhütte aus, bevor es weiter Richtung Tierser-Alpl-Hütte ging. Auf dem letzten Stück zogen dann leider wieder tief hängende dunkle Wolken rein und es fing an zu regnen und hörte auch nicht so bald wieder auf. Ich war ziemlich froh, auf einer Hütte übernachten zu können, auch wenn ich mich fast schon nicht mehr erinnern kann, wann ich das letzte Mal gezeltet habe.

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Tag 33 (17.07.) Tierser-Alpl-Hütte bis Bad Siess, 28 km

An diesem Tag ging es schon das letzte Stück durch die Dolomiten. Morgens war es etwas heller und die Wolken hingen etwas weniger tief, dafür wehte aber ein total krasser, kalter Wind mit Böen, die das Potential hatten, einen aus dem Gleichgewicht zu bringen und bei dem es keinen Spaß machte zu laufen.

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Es ging vorbei am Rosengarten.

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Dann folgte ein ordentlich steiler Abstieg nach Völs am Schlern, wo ich eine Mittagspause einlegte. Dort gibt es einen gut ausgestatteten Supermarkt und direkt daneben auch einen kleinen Park mit Brunnen, in dem man sehr gut eine Rast einlegen kann. Für alle, die des Kartenlesens mächtig sind, das war der erste Teil des Abstiegs:

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Dann machte ich mich auf den Weg nach Meran. Damit verbundenen war eine Überquerung des Eisack auf 347 m (am Tag zuvor war ich noch auf 3.152 m gewesen :o) sowie eine Unterquerung der Brennerautobahn. Dieser Wegabschnitt gewinnt bestimmt keinen Schönheitspreis und unten im Tal war es tierisch schwül. Schon bald kam ich aber an Weinbergen vorbei und ein nettes älteres Bauernehepaar schenkte mir Marillen. Beim Wiederaufstieg konnte ich ziemlich gut sehen, wo ich den morgen über abgestiegen war (bei dem Pfeil ging der Schäufelesteig runter, Eisack und Brennerautobahn bleiben dem Blick gnädig verborgen).

null-threema-20210719-135312680.thumb.jpg.17203c62964da356be0b09852667fdbb.jpgEs ging weiter nach oben und ich kam an den Rittner Erdpyramiden vorbei.

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Eigentlich hatte ich noch bis Pemmern weiterlaufen wollen, aber dort war alles ausgebucht, so dass ich mich in Bad Siess einquartierte. Von dort hatte ich nochmal eine schöne Sicht Richtung Rosengarten in Abendstimmung:

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Bearbeitet von berghutze
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Tag 34 (18.07.) Bad Siess bis Stoanerne Mandl, 30 km

Es ging weiter durch die Sarntaler Alpen und das letzte Stück hoch auf das Rittner Horn. Leider blies wieder ein sehr kalter Wind. Als ich oben ankam waren die Dolomiten noch in dunkle Wolken gehüllt, die der Wind aber bald wegwehte.

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Das Wetter besserte sich im Vergleich zu den Vortagen etwas und zwischendurch hatte man eine tolle Fernsicht. Das im Hintergrund müsste die Ortler-Gruppe sein:

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Vom Rittner Horn folgte ein langer Abstieg nach Bundschen und von dort ein langer Aufstieg zur Hauserberg Alm. Beides war nicht allzu spektakulär, aber an die Etappen von Völs am Schlern bis nach Meran hatte ich auch keine großen Erwartungen, da es im wesentlichen darum ging, von den Dolomiten ins Vinschgau zu kommen. Auf der Hauserberg Alm kehrte ich nochmal ein und machte in netter Gesellschaft ein Päuschen. Da ich am nächsten Tag möglichst früh in Meran ankommen wollte, versuchte ich an dem Tag möglichst viel Strecke zu machen, füllte an der Alm meine Wasservorräte auf und lief weiter mit dem Ziel, mal wieder zu zelten. Der starke Wind bereitete mir etwas Sorgen, aber kurz vor den Stoanerne Mandl fand ich ein wunderbar windgeschütztes Plätzchen, an dem weder Kuh noch Pferd aufkreuzten.

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Tag 35 (19.07.) Stoanerne Mandl bis Meran, 18 km

Ich startete früh, machte noch ein paar Fotos von den Stoanernen Mandl und war ratzfatz in Falzeben, wo der letzte Abstieg nach Meran auf mich wartete.

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Etwa 1.000 hm sollte es durch einen Wald nach unten gehen. Den gpx-Track für den Weg hatte ich dem Rother-Wanderführer entnommen (der allerdings vorschlägt, die Gondel zu nehmen und auf eine Wegbeschreibung verzichtet). Außerdem hatte ich den Weg auch in mehreren Karten gefunden. Allerdings hatte ich schon Schwierigkeiten den Einstieg in den Weg zu finden, was mir ohne GPS wahrscheinlich auch gar nicht gelungen wäre. Der Weg war ziemlich zugewachsen und die Markierungen waren verbleicht. Eine echte Alternative zu dem Weg sah ich aber von Falzeben aus nicht (außerdem wollte ich ja ankommen) und so stiefelte ich los. Nach einiger Zeit verlor ich in einem sehr steilen Stück den Weg und dann tat ich etwas sehr, sehr Dummes (wovon ich mir fest vorgenommen hatte, es nicht zu tun): Ich ging trotzdem weiter, irgendwo lang, wo ich glaubte, einen Weg oder eine Markierung zu erkennen. Vermutlich folgte ich zwischendurch Wildwechseln und kam irgendwann an einen Abhang, den vielleicht Gemsen herunterkommen, ich aber nicht. Etwa 4 bis 5 m schlitterte ich den Abhang hinunter, als mir der Boden unter den Füßen wegrutschte und holte mir ein paar ordentliche Schrammen an den Beinen. Zum Glück passierte nichts Schlimmeres. Um umzukehren war es jedenfalls jetzt zu spät. Ich ging weiter, zwischendurch quer durch Brennnesseln, was ich als gerechte Strafe und Denkzettel für meine Dummheit betrachtete. Wie durch ein Wunder fand ich irgendwann die rudimentären Reste des Weges wieder, was ich bei einem zugewachsenen Weg im Wald für praktisch unmöglich gehalten hatte und kam heil im Tal an. Über dieses Stück Weg sprechen wir übrigens:

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Während ich unterwegs war, dachte ich, dass ich jedem kategorisch davon abrate, diesen Weg zu gehen. Zwischenzeitlich dachte ich dann, dass ich, als ich den Weg verlor, viel gründlicher hätte suchen müssen, wo der Weg weiter verläuft, statt fröhlich drauflos zu spazieren. Jetzt, nachdem ich mir für diesen Bericht die Karte nochmal angeschaut habe, kann ich ergänzen, dass zumindest in mapy.cz der Weg mit dem Hinweis „way overgrown“ versehen wurde. Das kann ich nur bestätigen. Sollte ich nochmal in meinem Leben in die Verlegenheit kommen, nach Meran absteigen zu wollen, würde ich auf jeden Fall einen anderen Weg wählen. Das war mit Abstand die potentiell gefährlichste Situation, in die ich mich auf der ganzen Wanderung manövriert habe. Auch jetzt kann ich nur den Kopf schütteln und tief durchatmen und bin immer noch froh, dass alles gut ausgegangen ist. Die Narben an den Beinen sind dann hoffentlich nächsten Sommer wieder verschwunden...

In Meran ging ich nach diesem Schreck erstmal was ordentliches essen. Dann erledigte ich meine Einkäufe. In Meran gibt es so ziemlich alles, was man sich wünschen kann. Neben dem üblichen Proviant erstand ich auch ein neues paar Schuhe. Die Hälfte des Weges hatte ich zwar noch nicht geschafft, aber ich habe unterwegs überhaupt keine Lust auf Logistik (wie z.B. Schuhe online bestellen und dann irgendwo abholen) und wollte daher die Gelegenheit nutzen, einfach in eines der zahlreichen Outdoor-Geschäfte zu latschen und die Schuhe zu kaufen.

Bearbeitet von berghutze
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Danke für deinen tollen Bericht, lese gerne mit! Bin letztes Jahr auch den karnischen Höhenweg als Teil der roten Via Alpina gegangen. Nur ca. drei Wochen früher, Wahnsinn was das ausmacht vom Schnee her, Hütten Öffnungszeiten etc...

Zu deiner Near-Death-Experience von Falzeben nach Meran: Erstmal toll, dass doch noch alles gut ausgegangen ist. Die rote Linie auf deinem Kartenausschnitt, ist das dein getrackter Verlauf oder die geplante Route?

Ich frage weil genau dort auch eine Via Alpina Route entlang geht. Auf meiner Alpen Open Topo Map sieht genau dieser Weg auch absolut machbar aus und ich wäre 100% in das gleiche Schlamassel reingerannt wie du. Auf der Wanderkarte Meran ist der Weg aber gar nicht mehr vorhanden so wie ich das sehe. Alternative wäre dann Wanderweg 50 von Falzeben und dann diese Katzenleiter?!

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