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Ultraleicht Trekking

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo zusammen,

damit meine Frage konkret verständlich wird muss ich ein wenig ausholen: Ich bin kompletter Laie auf dem Gebiet Wandern. Über eine Tagestour ging bei mir bisher nichts hinaus. Irgendwie habe ich aber ein großes Interesse daran gefunden - gerade an die Idee des Ultraleichtwandern. Demzufolge ist das Buch von Stephan Dapprich "Trekking Ultraleicht" zur täglichen Nachtlektüre geworden. Hier gab zum "Schlafsystem" diverse Vorschläge. Auf mittlere Sicht interessiere ich mich für ein "Dreijahreszeitenschlafsystem", wobei mich folgende Grundüberlegung nicht loslässt:

Wendet man die Idee vom vielfachen Nutzen konsequent an stellt sich mir die Frage, warum eine Kombination aus gut isolierender Jacke und "halben Quilt" weder bei Ultraleichtherstellern noch bei ersten Internetrecherchen vernümpftige Ergebnisse gebracht hat (Mit Ausnahmen wie den teuren Nunatak Akula). Welche praktischen Erfahrungen sprechen gegen diese Kombination? Gerade bei so teuren Anschaffungen wie dem Schlafsack wäre es ärgerlich, mehrere Produkte zu kaufen, bevor man bei einer solchen, leichten und praktischen Kombination landet.

P.S. Ich hoffe ich reiße das Thema nicht zum x-ten mal an. Einschlägige Suchbegriffe wie Elephants foot, oder halber Schlafsack haben leider keine passenden Einträge gefunden.

Geschrieben

Ich hab so ein System noch nie verwendet, aber ich kann dir sagen, was mich davon abgehalten hat:

1.: Ich hab noch nie eine Daunenjacke mitgehabt, also fällt die Möglichkeit eines halben Schlafsacks aus.

2.: Tags braucht man entschieden weniger Wärme als nachts, weil man in Bewegung ist, also ist die Jacke zwangsläufig entweder tags viel zu warm oder nachts viel zu kalt oder es wird irre kompliziert und unbequem, weil du zum schlafen zig schichten übereinanderziehen musst (und auch dann wäre die Jacke "zu viel", weil du tags ohne sie auskommen würdest).

3.: Wenn die Daunen nass werden, hast du nicht mal mehr eine warme Jacke als Backup, mit der du weiterlaufen kannst, ohne zu frieren (und je weniger Erfahrung du hast, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie nass werden)

4.: Ich hätte ernsthafte bedenken, dass das auseinanderrutscht und ich mit nacktem Rücken oder Po da liege.

5.: Ich fühle mich nicht "zugedeckt", wenn ich nicht meine Arme unter die Decke oder in den Schlafsack kuscheln kann

6.: Dadurch, dass Arme und Oberkörper sich nicht gegenseitig wärmen können, brauchst du wahrscheinlich mehr Isolation= mehr Gewicht

7.: Auch bei diesem System hast du die komplette Isolierung unterm Körper "zu viel", anders als beim Quilt

8.: Du hast quasi keine Möglichkeiten, dir sinnvoll Kühlung zu verschaffen, wenn es zu warm wird. Erste Möglichkeit ist normalerweise "Arme aus dem Schlafsack". Das fällt weg. Reißverschluss unten aufmachen und Bein rausstrecken wird auch schwer.

Neeeee, ich würd das lassen. Mag sein, dass es doch funktioniert, aber ich glaub da nicht dran

Geschrieben

Gab da in der Tat schon einige Beiträge zu. Naja, Suchen und Finden sind da zweierlei...

Ein Halfbag kommt ja ursprünglich aus dem alpinen Bereich, wo man eh seine Belayjacke/ Sicherungsparka relativ häufig nutzt und das restliche Gewicht der Ausrüstung weitestgehend minimiert.

Beim (UL-)Wanderer ist so eine "schwere" warme Jacke seltener in Benutzung. Im Idealfall nur in Pausen und Nachts, bzw. Abends im Camp. Ein ULer wird zumindest im Fall von Fernwanderern versuchen seine Pausen und Pausenzeiten so kurz wie möglich zu halten. Je weniger Pausen um so länger die Strecke die man zurücklegt. Mit leichtem Gepäck ist das gut möglich, da man nicht alle Nase lang vom schweren Rucksack verschnaufen muss. Für so wenige, kurze Pausen braucht es normalerweise keine extra Jacke, bzw. wenn reicht eine dünnere. Möchte man eine warme Jacke als alleinige Isolation am Oberkörper zum Schlafen nutzen, müsste diese deutlich wärmer und schwerer ausfallen.

Konsequente ULer verzichten daher sogar komplett auf eine zusätzliche Jacke und hängen sich in den Pausen bzw. abends einfach ihren Quilt als Mantel um. Das durch die fehlende Jacke eingesparte Gewicht investieren sie lieber in Isolation im Quilt.

Ein einteiliger Schlafsack oder Quilt ist wärmetechnisch effizienter und damit unterm Strich leichter.

Kleines Beispiel: meine sehr leichte Daunenjacke, wiegt etwa 300Gramm. Hab sie im Frühjahr und Herbst für Pausen oder abends im Camp dabei. Wollte ich nur in ihr schlafen, würde ich damit nicht unter 10 Grad gehen wollen. Mein Quilt hat 300 Gramm Füllung. (Insgesamt wiegt er knapp das doppelte, also 600 Gramm). Der langt mir bis etwa 0 Grad. Würde ich also Jacke und Halfbag nutzen, hätte ich im Vergleich zum Quilt noch 300 Gramm für den Halfbag zur Verfügung um auf das selbe Komplettgewicht zu kommen. Dabei wäre die Jacken-Halfbag-Kombination aber nicht ansatzweise so warm wie mein Quilt.

"Man überhäufe mich mit Luxus! Auf alles Notwendige kann ich verzichten." Oscar Wilde

Geschrieben

Basti, wenn du im Frühling und im Herbst eh deine Jacke dabeihast, dann hast du doch 600 g für den Halfbag übrig. Mit deiner Jacke (ca. 120 g Daune?) und dem Arklight-Designs-Halfbag (XPE 150 GL, 150 g Daune auf 315 g) hättest du also ähnlich viel Daune, aber fast 300 g weniger dabei. Gut, die Daune in der Jacke wird teilweise plattgedrückt, und du bräuchtest noch ein paar Handschuhe, das einige bei knapp über null aber wahrscheinlich eh schon dabeihaben.

"Konsequente ULer", die im Frühling und im Herbst ohne Jacke unterwegs sind, gibt es hier glaube ich, wenn überhaupt, nur wenige.

Aber der Ansatz, die gesamte Tagesisolation auch nachts zu tragen, geht ja prinzipiell in die selbe Richtung. Hier schwirrte hin und wieder der Satz rum: Wenn du in der kältesten Nacht nicht deine komplette Kleidung trägst, hast du zu viel mitgenommen. In dem Falle wäre also kein Platz mehr für eine Reduktion des Schlafsacks zu nem Halfbag.

Ansonsten hab ich hier bisher aber auch noch keinen guten Einwand gegen das Halfbag-System gelesen, zumindest gegen die Verwendung im Frühling und Herbst.

Eine ähnliche Richtung, nämlich die Schlafisolation auch als Tagesisolation zu benutzen, schlagen übrigens Jack'R'Better und Nunatak mit dem Raku ein. Hier sehe ich nur Probleme, wenn man die Iso dann doch mal beim Wandern trägt oder man in der Zivilisation ist.

Geschrieben

Dr. Seltsam, aber das, was man tags trägt, ist doch entschieden dünner als das, was man nachts braucht. Ich komme bis an den Gefrierpunkt, wenn ich mich bewege oder bei kurzen Pausen mit ner Fleecejacke und eventuell nem Windshirt aus. Nachts zum schlafen ginge das gar nicht. Mit Halfbag müsste ich also eine entschieden dickere Jacke mitnehmen, was dafür sorgt, dass ich tags schwitze und zu viel mitschleppe.

Geschrieben
Basti, wenn du im Frühling und im Herbst eh deine Jacke dabeihast, dann hast du doch 600 g für den Halfbag übrig. Mit deiner Jacke (ca. 120 g Daune?) und dem Arklight-Designs-Halfbag (XPE 150 GL, 150 g Daune auf 315 g) hättest du also ähnlich viel Daune, aber fast 300 g weniger dabei. Gut, die Daune in der Jacke wird teilweise plattgedrückt, und du bräuchtest noch ein paar Handschuhe, das einige bei knapp über null aber wahrscheinlich eh schon dabeihaben.

Wie schon gesagt: Für Pausen wäre die Jacke ausreichend. Wenn ich aber in der Schlafen wollte, also mein Methabolismus komplett im Keller ist, langt die für erwa 10 Grad als Isolation am Oberkörper. Da fehlt mir aber noch die Iso für den Rest um auch Beine und Co. bei 10 Grad warm zu halten. Das heißt, mit dem von Dir genannten Halfbag mit 315 Gramm läge ich insgesamt (Jacke und Halfbag) bei einem vergleichbaren Gewicht wie bei meinem Quilt. Jedoch hält mich mein Quilt bis 0, die Jacken-Halfbag-Kombo bis 10 Grad warm.

Der Denkfehler der oft gemacht wird, ist die Daunenmenge von Halfbag und Jacke zu addieren und diese Gesamtsumme mit der Daunenmenge eines Quilts zu vergleichen. In der Praxis funktioniert das aber nicht, da bei beiden Systemen die Daune unterschiedlich verteilt ist.

Ich hatte das Halfbag-Prinzip mal mitdem Fußteil unseres RayWay-Duoquilts ausprobiert. Den Quilt kann man horizontal teilen um ihn beim Transport auf 2 Leute aufzuteilen.

Aus dieser Erfahrung heraus und einigen anderen Versuchen (nur Jacke und Isolierte Hose) kann ich sagen, dass ein 1-teiliges System wie Schlafsack oder Quilt deutlich effizienter ist (vergleiche Fäustling vs. Fingerhandschuh) und bei gleichem Gewicht deutlich wärmer ist, bzw. bei gleicher Wärmeleistung leichter ist.

"Man überhäufe mich mit Luxus! Auf alles Notwendige kann ich verzichten." Oscar Wilde

Geschrieben

Eine ähnliche Richtung, nämlich die Schlafisolation auch als Tagesisolation zu benutzen, schlagen übrigens Jack'R'Better und Nunatak mit dem Raku ein. Hier sehe ich nur Probleme, wenn man die Iso dann doch mal beim Wandern trägt oder man in der Zivilisation ist.

Na, ich sehe zumindest keinen Grund, warum ich die Iso überhaupt beim Wandern tragen sollte?

Wenn ich mir meine Ausrüstung für eine Tour zusammenstelle, dann starte ich bei der Kleidung. Diese richte ich nach der möglichen Höchst- und Tiefsttemperatur aus, die ich in der Bewegung (d.h. beim Wandern über Tag) erwarte.

Als nächsten Schritt (bzw. nachdem ich mir über meine Unterkunft klar geworden bin) überlege ich, wieviel ich an "Mehr" brauche, um auch im Stillstand, d.h. Nachts beim Schlafen, warm zu bleiben.

Im Idealfall würde diese Isolation komplett in den Schlafsack/ Quilt investiert.

Zumindest bei mir ist es so, dass ich nicht x Schlafäcke zur Verfügung hab. Daher muss ich mir halt für Touren, bei denen es nachts kälter wird, 'ne zusätzliche Isolierung, sprich 'ne Jacke einpacken. Daher schlepp ich das Teil halt im Frühjahr und Herbst mit, da hier mein Quilt mit seinen ~0 Grad an seine Grenzen stößt.

So gesehen ist die Mitnahme der Jacke nicht so effizient wie ein wärmerer Schlafsack (mit evtl. nur 100g mehr Daune). Jedoch ist die Jacke einfach in dem Moment praktisch, wenn ich in der Übergangsphase von Wandern und Schlafen bin. Sprich, wenn ich mein Tarp auf- oder abbaue. Hier greifen damit ähnliche Argumente wie bei der Benutzung eines Ponchos als Tarp, wenn es beim Aufbau regnet.

"Man überhäufe mich mit Luxus! Auf alles Notwendige kann ich verzichten." Oscar Wilde

Geschrieben

Edit: Durch Bastis Beiträge irrelevant geworden. Habe den von Basti angesprochenen Denkfehler von der Arklight-Seite übernommen, wenn Basti sagt, das wäre in der Praxis anders, glaub ich das einfach mal.

Geschrieben

Hallo Leute,

auf ein paar Touren habe ich vor Jahren mal ein Elephant foot + Jacke verwendet, bin aber sofort wieder davon abgekommen.

Hauptgründe waren die für mich als "Drehschläfer":

- oft zusammengedrückte Isolation an Rücken, Seite usw. = Kältebrücken

- kalte Hände, weil die im Schlaf schnell irgendwo rumliegen - nur nicht auf der Isomatte...

- irgendwie ungemütlich und weniger warm, da man Arme und Hände nicht am Körper hat (wie soll man sich da am Bauch kratzen...)

- dünnere Isojacke + Quilt ist flexibler als nur eine dicke Isojacke + E. foot

Gruß!

Hike lite, sleep tight!

http://www.durchreise.blogspot.com

Geschrieben

Wow, dass nenne ich mal schnelles Feedback!

Die gebalte Erfahrung aus dem Forum ist echt eine super Hilfe - DANKESCHÖN :) . Der (überzeugende) Konsens scheint ja in Richtung Quilt zu gehen. Ich werde mich mal in dieser Richtung weiter informieren.

Geschrieben

Nachdem du das Thema Halfbag ja nun abgelegt hast noch von mir ein Hinweis.

Ich stand eine Weile vor der Entscheidung : Quilt oder Schlafsack.

Am Ende habe ich mir einen Zpacks gekauft. Ist ein abgespeckter Schlafsack mit dem Gewicht eines Quilts. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Entscheidung. Ich wünschte mein Sommer Schlafsack wäre auch ein Zpacks.

Sent from my GT-I9300 using Tapatalk 2

Geschrieben

Danke für den Hinweis, von dieser Marke habe ich bisher ja noch nichts gehört. Als blutiger Anfänger tendiere ich aber eher zu Kunstfaser, da ich bestimmt mal Fehler mache und Zack die Daune nass und unbrauchbar wäre. ;)

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