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Ultraleicht Trekking

Wildwasser-Packrafts - Die 3 Bauweisen der Selfbailer-Funktion


khyal

Empfohlene Beiträge

Da ich immer wieder und aktuell wieder mal via Email/PN oder im direkten Gespräch dazu Nachfragen bekomme und immer mehr Packrafter, die auch Wildwasser paddeln, entweder auf einen Selfbailer wechseln, oder zusätzlich anschaffen, dachte ich mir, kann ich auch mal meine Email-Statement dazu ins Forum kopieren...

Da jetzt öffentlich...ist natürlich nur meine Meinung / Erfahrung, Andere mache andere Erfahrung und haben andere Gedanken dazu, wär ja sonst langweilig :-)


Was ist die Selfbailer-Funktion ?

Beim Packraft Paddeln im Wildwasser kommt bei einem offenen Boot in Schwällen usw ordentlich Wasser ins Boot. Bei WW-Packrafts gibt es mehrere Bauweisen, das zu verhindern, entweder eine Spritzdecke über dem offenen Teil (häufig mit einer Paddelschürze am Koöper kombiniert – wie beim Kajak) oder eine Selfbailer-Funktion, die platt gesagt, dafür sorgt, dass das Wasser nach unten aus dem Boot abfliesst.


Ich kenne 3 Bauweisen der Selfbailing-Funktion

Alpacka
Nutze ich z.Z. beim Gnarwal, wird meines Wissens nach auch bei vielen anderen Alpacka Selfbailern verwendet – 2 Reihen von offenen Löchern im Boot üer die gesamte Innenraumlänge

MRS
Nutze ich z.Z. beim Alligator Selfbailer – 2 Reihen von offenen Löchern im Boot über die gesamte Innenraumlänge, die von außen mit „Klappen“ aus Bodenmaterial abgedeckt sind

Anfibio
Wird beim Revo & Sigma TXLB+ verwendet, ich hatte zwar mal ein Packraft mit dieser Funktion, aber zu dieser Bauweise sind meine Gedanken mehr theoretisch (halt etwas Übertragung von Lenzern an meinen Segelbooten) da können evtl Andere aus der Praxis berichten.
Am Heck hinter dem Sitz befindet sich eine große Öffnung in die ein langer Schlauch eingenäht ist, den man entweder innen im Boot hochziehen kann bis über den Wasserspiegel und zusätzlich via Rollverschluss verschließen oder nach unten offen unter dem Bootsrumpf rausziehen kann

Alpacka kontra MRS
Solange man bei MRS mit dem noch trockenen Boot nach Einsetzen mit gut Geschwindigkeit im Fluss unterwegs ist, bleibt das Boot trockener (bzw es dringt von unten langsamer Wasser ins Boot) als bei Alpacka, Wasserablauf bei beiden Bauweisen sehr schnell, egal wie gerade die Bootslage ist.
Bei Pausen bzw abends, wenn das Boot aus dem Wasser kommt, hat Alpacka leichte Vorteile, da gerade, wenn das Boot auf einer glatten Bodenfläche abgelegt wird, das Wasser bei MRS evtl durch (teil)geschlossene Klappen langsamer abläuft, dafür kann man bei MRS die Klappen mit rekl wenig Aufwand zutapen, wenn man für einen längeren Zeitraum ein „trockenes“ Boot für Zahmwasser will.

Anfibio kontra Alpacka/MRS
Anfibio hat vor allem für die Vorteile, die mit einem Boot den ganzen Zahmwasserbereich (da ist es ja unnötig, einen „nassen“ Selfbailer zu paddeln) bis in den 2+ WW-Bereich abdecken wollen.
Im Zahmwasserbereich Schlauch nach innen/oben, bei WW Schlauch nach unten/offen.
Bei Niedrigwasser, rutschen über Steine, auch an Absätzen in WW, habe ich Bedenken, ob man sich da nicht auf Dauer den Schlauch beschädigen würde, aber nicht jeder paddelt bei Niedrigwasser oder WW mit richtigen Felsstufen (fängt ja eher bei WW3 an).
Je nach Bootslage – vorne tiefer als hinter, oder Schlauch wird durch Grund oder Hindernis im Wasser abgeknickt, wird evtl der Wasserablauf behindert.

Mein Fazit insgesamt :
Wer häufig richtig WW (oberhalb WW2) paddeln will, ist imho mit den Bauweise von MRS / Alpacka besser bedient, da unter allen Bedingungen im Wasser das Lenzen extrem schnell funktioniert (nach meiner Erfahrung, egal wieviel Wasser ins Boot kommt, innerhalb kürzester Zeit wieder auf Normalniveau), Nachteil ist klar, dass man beim Zahmwasser-Paddeln und erst recht in den kalten Monaten nicht unbedingt Bock auf die ganze Zeit nasse Füsse bzw Paddelhose / Regenhose hat, es also eher auf minmal 2 Packrafts raus kommt.
Wer eher im Zahmwasser unterwegs ist, aber durch die Selfbailing-Funktion etwas mehr „Spielraum“ im WW-Bereich haben will und alles mit einem Boot abdecken will, für den kann die Anfibio-Bauweise eine interessante Option sein.

Weitere Gedanken...

Wenn es beim Paddeln nur ab und zu einzelne kurze Strecken mit WW bis 2 sind, kann man evtl auch ein normales offenes Packraft nutzen (je mehr Auftrieb umso besser) und hinter solchen Stellen anlanden, um das Wasser von Schwällen aus dem Boot zu kippen, habe ich früher auch....

WW-Paddeln hat halt auch extrem viel mit Skills / Übung zu tun, wer also ins Wildwasser will, braucht imho neben geeigneter Ausrüstung die Bereitschaft viel unter sicheren Bedingungen zu üben, besser ab und zu auch mit fachkundiger Anleitung, sonst wird das frustig / nass bzw evtl je nach Fluss auch gefährlich, umgekehrt wird ein absoluter Crack auch mit ner Badewanne in WW3 durchkommen, ist wie in vielen Bereichen, gute Ausrüstung macht es leichter.

Zum Einlesen in WW-Packrafting kann ich sehr das englische Buch von Luc Mehl empfehlen, gab es am Anfang nur bei guten Packrafting-Shops z.B. hier, inzwischen gibt es das auch bei den üblichen Bookshops.

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Mein Anfibio Rebell hat leider keine Lenzvorrichtung. Könnte man MYOGmäßig den Schlauch natürlich leicht nachrüsten bei Bedarf. Da ich mit diesem Boot aber eher nix mit WW über 2 fahre, habe ich es bisher nicht vermisst. Die Wassermenge die durch Regen rein kommt, die Spritzdecke ist leider nicht dicht, ist auch mit nem Schwamm zu bewältigen.

Einfach erleben. Ohne Gedöns ...

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vor 7 Stunden schrieb khyal:

Wenn es beim Paddeln nur ab und zu einzelne kurze Strecken mit WW bis 2 sind, kann man evtl auch ein normales offenes Packraft nutzen (je mehr Auftrieb umso besser) und hinter solchen Stellen anlanden, um das Wasser von Schwällen aus dem Boot zu kippen, habe ich früher auch....

… ich auch, zum Beispiel mit dem Ponto. Das klappt auch ganz gut. Aber längere Schluchten ohne Anlandemöglichkeiten verbieten sich natürlich.

P.S. @TappsiTörtel Zu einem Selbstlenzer ohne Schließungsmöglichkeit gehört in den kälteren Monaten mindestens eine Trockenhose. Sonst frierst du dir buchstäblich den Wertesten ab.

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vor 3 Stunden schrieb martinfarrent:

Zu einem Selbstlenzer ohne Schließungsmöglichkeit gehört in den kälteren Monaten mindestens eine Trockenhose. Sonst frierst du dir buchstäblich den Wertesten ab.

Deswegen finde ich den Lenzschlauch auch ne gute Lösung. Kann ich  nach oben ziehen und dicht rollen.

Einfach erleben. Ohne Gedöns ...

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vor 8 Stunden schrieb TappsiTörtel:

Deswegen finde ich den Lenzschlauch auch ne gute Lösung. Kann ich  nach oben ziehen und dicht rollen.

Klar… nur wäre eine DIY-Lösung am bestehenden Boot vielleicht unerwartet komplex. Bei Selbstlenzern ist die Sitzhöhe wichtig, außerdem aber die Länge der aufblasbaren Sitzmatte. Keine Ahnung, wie man das berechnet.

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Am 17.10.2024 um 03:04 schrieb khyal:

Zum Einlesen in WW-Packrafting kann ich sehr das englische Buch von Luc Mehl empfehlen, gab es am Anfang nur bei guten Packrafting-Shops z.B. hier, inzwischen gibt es das auch bei den üblichen Bookshops.

OT: Ist jetzt hier an sich OT, aber als Ergänzung zum Packraft-Handbook finde ich Packrafting - A UK manual von Jason Taylor sehr gut. Wer nicht so den WW-Fokus hat, sondern eher kombinierte Touren mit Trekking und viel offenem Wasser (welches nur scheinbar weniger riskant ist!) in Schottland oder Skandinavien plant, findet da viele gute Infos!

Bearbeitet von Jeha
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Am 17.10.2024 um 13:47 schrieb TappsiTörtel:

Deswegen finde ich den Lenzschlauch auch ne gute Lösung. Kann ich  nach oben ziehen und dicht rollen.

Brauchst Du, wenn der obere Rand deutlich höher als "draussen" der Wasserspiegel ist, nicht dicht zu rollen, Thema kommunizierende Röhren, so ein offgener Schlauch könnte auch auf grösseren Seen ganz praktisch sein, wenn jemand Pinkeln muss :mrgreen:

Am 17.10.2024 um 21:54 schrieb martinfarrent:

Klar… nur wäre eine DIY-Lösung am bestehenden Boot vielleicht unerwartet komplex. Bei Selbstlenzern ist die Sitzhöhe wichtig, außerdem aber die Länge der aufblasbaren Sitzmatte. Keine Ahnung, wie man das berechnet.

Ach das finde ich jetzt rel einfach, über die Verdrängung des Bootes und Gesamtgewicht kannst Du ausrechnen wie hoch das Wasser im Boot stehen würde, da man natürlich nicht 70 oder kg Wasser im Boot haben will, dann wäre es ja ultraträge, ist eben bei den Selfbailern eine dicke Matte drin, die fast den gesamten Boden ausfüllöt und nur ein paar cm Platz vor der aufblasbaren Fußstütze lässt, um sich gut im Boot zwischen Rückenlehne und Fußtütze zu verkeilen.

Mal ne schnelle Beispiel-Rechnung :

Boot ist 265 lang und im Durchschnitt 75 cm breit

Das Boot verdrängt also knapp 20 l Wasser pro cm Tiefgang.
Paddler & Boot & Gepäck & etwas Wasser vor der Fußstütze wiegen 100 kg.
Also liegt das Boot 5 cm tief im Wasser, wenn durch die Matte sichergestellt wird, dass nicht mehr Wasser ins Boot kommt.

Nun must Du aber zum Einen noch auffangen, dass ja im Schwall plötzlich auch mal 70-80 l Wasser ins Boot kommen können, wodurch es schlagartig tiefer liegt und dass das Boot ja auch mal etwas heck/buglastig sein kann, da würde ich mit dem Faktor 2.5 arbeiten, dann bist Du bei 12,5 cm Mattendicke, also 2 übliche Luft-Schlafmatten übereinander (da aber im Boot so befestigt werden müssen, dass sie gegen den Boden gepresst werden, nicht aufschwimmen)

Da das Wasser im Boot gut hinundher schwappt, sollte die Sitzfläche nocht etwas erhöht sein, z.B. Luft-Sitzkissen, oder Evazote-Block o.A.

Man könnte sich da schon etwas konstruieren, was bei gelegentlichem Wildwasser-Einsatz dann mit dem reingefrickelten Schlauch einem einfachen Selfbailer entspricht.


Aber natürlich überhaupt nicht mit so einer richtigen Wildwassersau wie dem Alligator SB oder dem Gnarwal Selfbailer zu vergleichen.


Btw als ich vor einigen Jahren ein Hybridtour 8wandern, Packraft) im spanischen Sierra D. Cazorla-Gebirge gemacht habe und der Sigma (ja damals war ich noch mit anderen Packrafts unterwegs) ordentlich Wasser aufgenommen hat, hatte ich auf dem Sitz ein Doppelteil meiner GG Sleeping Pads und vorne im Fussraum, um Verletzungen an den nackten Füßen bei Raften über Felskanten o.A. zu vermeiden, den 2. Teil ausgeklappt liegen.
Dann sobald an Land, die Teile in die Sonne gelegt, die glatte Seite, mit der der Schlafsack in Kontakt kommt, war dann meist gut trocken (sonst kam die 4mm Evazote oben drauf) und ob der Zeltboden etwas nass weird, who cares 8-)


Liefer später / Morgen nochmal Fotos nach, wenn ich zuhause bin.

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So noch fix bevor ich Pennen gehe 8-) Ein Bild von der Hybridtour

3.jpg

 

Wenn man hier genau am Innenrand der Schläuche entlang schaut, kann man die Selbstlenzer-Lochreihen beim Gnarwal sehen

1.jpg

 

Hier klann man den beschriebenen Gap zwischen Sitz und Fußstütze erkennen

4.jpg

 

Und hier prima die lange Sitzmatte im Alligator Selfbailer die fast den gesamten Boden ausfüllt, damit kein Wasser "Platz hat"

2.jpg

 

 

 

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vor 6 Stunden schrieb khyal:

So noch fix bevor ich Pennen gehe 8-) Ein Bild von der Hybridtour

OT: Das sieht wirklich sehr idyllisch aus und weckt Interesse an einer Nachahmung, zumindest erstmal zaghaft/theoretisch. Hast du irgendwo einen Bericht über die Tour geschrieben?

Bearbeitet von martinfarrent
OT gekennzeichnet
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vor einer Stunde schrieb HelgaUnterwegs:

OT: Das sieht wirklich sehr idyllisch aus

OT: So eine Hybridtour beinhaltet aber auch deutlich mehr Gewicht als eine reine Wandertour!
 

vor 17 Stunden schrieb Jeha:

OT: Wer nicht so den WW-Fokus hat, sondern eher kombinierte Touren mit Trekking und viel offenem Wasser (welches nur scheinbar weniger riskant ist!) in Schottland oder Skandinavien plant, findet da viele gute Infos!

OT: Ich hab's ja jüngst auch an anderer Stelle gesagt: Wir brauchen hier auch mehr Zahmwasser-Inhalte (Wink mit dem Zaunpfahl, @Jeha ;-) ). 

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