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Ultraleicht Trekking

Ostseeküsten-Wanderweg von Travemünde nach Barth


bifi

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Für meinen Haupturlaub dieses Jahr habe ich den Ostseeküsten-Wanderweg (e9) geplant. In Travemünde geht es los, geplant ist bis Stralsund (was nicht geklappt hat) und dann mal schauen. 

Ich wollte extra einen Weg ohne viel Höhenmeter und mit guter Infrastruktur, da mein Rucksack vom Gesamtgewicht her noch um die 10 kg wiegt und erst signifikant leichter wird, wenn ich in ein neues Zelt plus Luftmatratze investiere. Das wird aber nix vor Ende 2025, da im März der Besuch bei meiner Tochter in Seoul ansteht (die mit mir sogar ein paar Etappen des Seoul-Trails laufen wird) und das wird teuer genug.

Knie und Schulter sind leider auch nicht ganz unproblematisch, da muss ich ein bisschen vorsichtig sein.

Also Ostsee, einmal im Jahr ans Meer muss sowieso sein, los geht's...

 

Tag 1:

Heute fahre ich von Kassel nach Travemünde und quäle mich dafür schon um halb fünf aus dem Bett (hab am Vortag bis um 20.00h gearbeitet und bin deswegen noch ganz schön betrullert).
Kurioserweise sind die Züge pünktlich und so sitze ich um halb elf in Travemünde und frühstücke. Dann geht's los. 
Die Strecke ist jetzt nicht sonderlich aufregend, ich teile mir mit Massen an Radfahrern den Radweg. Alle wollen das letzte Wochenende mit Sommerwetter ausnutzen und nochmal raus. 
Der erste Tag bringt das erwartete Problem mit der Übernachtung, der nächste Campingplatz ist 30km entfernt und das schaffe ich heute nicht mehr (zumal die Rezeptionen meist nur bis 18h offen haben).
Also verlasse ich mich auf @rooks Empfehlung mit der Schutzhütte kurz hinter Bad Schwansee und prompt habe ich den besten Wildcampingplatz ever!
Halboffene Hütte, vom Weg her nicht einsehbar, Sitzbänke drinnen und draußen, Mülleimer, Blick auf's Meer - perfekt!
Es ist zwar erst fünf Uhr, aber ich bin vom frühen Aufstehen noch ziemlich groggy, also lasse ich mich gemütlich nieder, esse was und schaue auf's Meer.
Als es dämmert, will ich grade mein Zelt aufbauen, da kommt ein Teenager mit seinem Moped vorbei und ich befürchte schon eine Wochenend-Party. Aber er lehnt sein Moped nur an die Hütte und muss mal pinkeln...
Vorsichtshalber hatte ich mich bemerkbar gemacht, damit er nicht auf die Idee für größere Aktionen kommt.
Aber er fährt wieder weg und es bleibt ruhig. Nun baue ich endgültig mein Zelt auf und lege mich voll angezogen hinein mit allen Wertsachen in den Taschen, so fühle ich mich besser. Es ist sowieso zu warm für meinen Schlafsack und so liege ich direkt auf der Luftmatratze und verkrieche mich quasi dahinter. Von außen gesehen könnte jetzt auch Hulk im Zelt liegen, hehe...
Nachts muss ich mal raus und der Sternenhimmel ist einfach nur grandios! Im Hintergrund die Skyline der Lübecker Bucht, Hammer!

 

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Tag 2.


Natürlich schlafe ich zwar nicht besonders gut, bin zum Sonnenaufgang wieder wach, aber so komme ich zeitig los und freue mich diesmal über einen Anteil von Singletrails, immer wieder mit tollen Ausblicken auf die Ostsee.
Im Café Großklützhöved gönne ich mir ein zweites Frühstück mit Marzipantorte und einem Liter Bionade, es ist schweineheiß und ich bin froh um mein neu gekauftes Sunblocker-Shirt.
Boltenhagen ist unfassbar voll mit Touristen (ist ja Samstag) und so laufe ich weiter bis Niendorf und bleibe auf dem Campingplatz Ostseequelle. Abends noch lecker Pizza und Bier und die Nacht wird gut...

 

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Bearbeitet von bifi
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Tag 3.


Wieder ist es heiß und ich laufe vor dem Frühstück los um die Morgenkühle auszunutzen. Zwei Stunden später sitze ich auf dem Bürgersteig vor einer Gartenmauer im Schatten und bin schon kaputt.

Das zieht sich dann auch durch den Tag und mittags liege ich auf einer Wiese wieder vor einer Gartenmauer und brauche echt lange, bis ich mich erholt habe. 30 Grad sind mir einfach zu viel....
Immerhin wieder ein paar Wege ohne Radfahrer, da bin ich sehr froh drum.
Zumal mein Bauch grummelt und leider komme ich nicht um die Suche nach einem verstecktem Plätzchen herum. Das gestaltet sich echt schwierig, irgendwann muss ein Gebüsch neben einem abgeernteten Feld herhalten. Und blöderweise ist der Boden viel zu hart für meine neu erworbene Kackschaufel...


Naja, ich erspare die Einzelheiten, aber mittels Tüchern, Gefrierbeutel und einer alten Brötchentüte als Tarnung landet alles im nächsten Hundekot-Mülleimer und mein LNT Anspruch bleibt gewahrt - Puh.....


(Die Schaufel reist übrigens unbenutzt wieder nach Hause, netterweise passt sich mein Körper an die Campingplatznutzung an).


Abends habe ich mir für 2 Tage ein Appartment in Wismar gebucht, der Wetterumschwung steht an - und ich bin wohl die einzige, die sich darüber freut...
Nachts ziehen dann auch die Gewitter über die Gegend hinweg und ich bin heilfroh, nicht im Zelt zu liegen (oder in die Waschräume zu flüchten).

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Tag 4.


Am Tag schüttet es weiter durchgehend und ich gucke mir ein bisschen Wismar im Regen an, aber liege sonst nur faul auf dem Bett herum und recherchiere die nächste Strecke. Die besteht nämlich 25 km nur aus Asphalt und Campingplatz gibt es auch keinen.
Zwar will mein Kopf gerne Connecting Footsteps, aber meine Füße keinen Asphalt.

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Tag 5.


Die Füße haben gewonnen und so fahre ich von Wismar bis Neubukow mit der Bahn, laufe dann bis Rerik und  bleibe im dortigen Camping-Park. Hat den Vorteil, ein bisschen Zeit mit aufs Meer gucken zu verbringen.

Auf dem Platz sind sogar Parzellen für Zelte vorhanden, aber irgendwie finde ich das befremdlich. Auch gibt es kaum noch Gras, nur schwarzen Sand. Und in der Nacht regnet es sich nochmal schön ein...

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Tag 6.


Zelt sieht vom Regen plus Sand aus wie Sau, immerhin kann ich den Groundsheet unterm Wasserhahn abspülen, damit wenigstens der Sand weg ist. Und ich bin ein kleines bisschen stolz, dass mir der Abbau von innen nach außen gelungen ist, ohne mich und meine Klamotten völlig zu durchnässen. Ungelenkig darf ich aber nicht werden...

Kaffee und Croissant hole ich mir am Kiosk und speise zumindest Regengeschützt unterm Vordach der Waschräume (und unter den Blicken der verwunderten WoMo Camper...)


Nachmittags kommt zum Glück die Sonne raus und so hänge ich in der Mittagspause meine Sachen über ein paar Fahrradständer bis sie trocken sind.
Nebenbei verarzte ich einen Lieferwagenfahrer der sich das Knie aufgeschlagen hat. Wir kommen ins Gespräch, er ist Rumäne und arbeitet hier um seine Kinder durchs Studium zu bekommen. Er spricht besser englisch als deutsch, meine übrig gebliebenen Schulkenntnisse reichen aber für eine Unterhaltung.


Übernachten wollte ich in Kühlungsborn auf dem Campingplatz, aber die wollten 43€ für mein kleines Zelt, da war ich so sauer, dass ich lieber mehr Geld für ein super Zimmer im Strandhaus Wotan ausgegeben habe!


Praktischerweise liegt das Lidl nur 200m weiter und so hab ich mich dort gleich verpflegt.
Ganz Tourimäßig bin ich abends in das Riesenrad gestiegen - und habe festgestellt, dass ich mehr Höhenangst habe wie gedacht! Alter Schwede, was war ich froh, wieder auszusteigen, aber der Blick war fantastisch!

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Tag 7.


Heute unspektakulärer Tag, immer wieder schöne Blicke auf die Ostsee und übernachtet im Campingpark Börgerende. 


Was mir auffällt: Das Grüßen haben die hier oben nicht erfunden... Als alter Nordhesse bin ich wahrlich nicht verwöhnt, aber hier läufst du alleine auf der Strecke, jemand überholt dich (zu Fuß) und - nix!
Bin alleine im Waschraum, jemand kommt herein - nix! Teilweise bekam ich auf mein Grüßen nicht einmal eine Antwort.
Ich versteh das nicht. Es hat auch gedauert, bis mir das überhaupt auffiel. Hab dann mal ausprobiert, selber nix zu sagen aber das war mir viel zu blöd und ich hab dann immer extra freundlich Hallo gesagt :-)
Sehr seltsam.....


Sehr freundlich waren allerdings wirklich alle MitarbeiterInnen auf den Campingplätzen, trotz nahendem Saisonende und fehlendem Personal. Da fühlte ich mich immer willkommen.

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Tag 8.


Heute morgen doppeltes Glück: Grade fertig gepackt, kam ein Gewitter runter, alle anderen Zelte abgesoffen. Dann quatsch ich per Zufall mit zwei anderen Campern, die mir Tipps zur Strecke geben und mir so einen 7km Landstraßen-Umweg ersparen, puh!


Unterwegs treffe ich eine junge Wanderin, die auch in Börgerende genächtigt hat, allerdings haben wir uns nicht gesehen. Sie ist mit ihrer Freundin die 25 km Asphalt ab Wismar gelaufen. Allerdings hat diese dann das Handtuch geschmissen - im Nachhinein hätten sie lieber auch die Bahn genommen.


Ich laufe bis Warnemünde, dort gibt es keinen Campingplatz und ich checke im Hostel "Dock Inn" ein - cooles Teil! Nebenan ein Rewe mit Salat-und Süßspeisen Theke und ich überfresse mich gnadenlos...

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Tag 9.


An der Aida vorbei geht's zur Fähre und danach folgt ein toller Wegteil direkt am Strand und auf den Dünen, der teilweise so schmal ist, dass ich ihn verliere und immer wieder im hüfthohen Gestrüpp lande. Aber egal - macht Spaß!


Komme früh am geplanten Campingplatz an, der gefällt mir allerdings nicht so, ein Riesenteil, hohe Bäume und kaum Gras. Laufe lieber noch 7km weiter nach Neuhaus, dort ist auch eine schöne Zeltwiese und ich lerne Simon kennen, einen Radwanderer und wir quatschen, bis es zu kalt wird.

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Tag 10.


Morgens kriege ich von Simon einen Espresso aus seiner Reisekurbelmaschine, das Ding ist echt lustig und ich bin froh drum, denn der Bäcker neben dem Platz hat heute zu und so brauch ich zu meinem Müsliriegel zumindest nicht nur Wasser trinken.
Dafür gibt's bei meiner ersten Pause zum Café Crema ein Erdbeer-Nutella-Crêpe, megalecker!


Jetzt geht's weiter mit Fischland-Darß-Zingst und die (motorisierten) Radfahrer umschwärmen mich wie die Fliegen. Es geht jetzt nur noch auf Radwegen lang und gottseidank wusste ich von einer Radtour im Februar vor 5 Jahren was auf mich zukommt, klemme mich auf eine Wegseite und ignoriere den Rest so gut wie möglich.


Übernachtung auf dem Campingplatz Born, dort sehe ich auch die erste Mücke und diese überlebt unsere Begegnung nicht...

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Tag 11.


Durch den Wald geht es bis zum Campingplatz Freesenbruch 1,5km vor Zingst, wieder viel auf Radwegen, aber auch durch den Wald, wo ich auf die Kutschwege ausweiche, auf denen außer mir niemand rumläuft (auch kein Vierbeiner).


Die haben eine schöne Zeltwiese, zu der ich sogar mit dem Golfcart hingefahren werde (weil die Wanderer ja immer so schweres Gepäck haben ;-) sehr lustig, als ob man bei den letzten 100 m zusammenbricht - aber nett finde ich es trotzdem).

Erst war ich Zelt Nummer 2, aber später kommen noch ein paar Franzosen, so dass noch richtig was los war. Allerdings liegen alle platt um neun Uhr im Zelt.
Statt Strandfeeling ist heute Waschtag und ich bin sehr froh, dass meine Merinosachen den Wäschetrockner überlebt haben (im Schonprogramm natürlich)

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Tag 12.


Morgens kann ich sogar mit meinen drei Worten französisch eine "Unterhaltung" mit den Radlern führen, aber die fahren schon los, während ich noch frühstücke.
Vor meinem Aufbruch gucke ich noch kurz am Strand, aber es ist dicht bewölkt und ganz ehrlich, es sieht total langweilig aus. Also nix wie weg...


Es geht wieder ellenlang über Deiche, natürlich mit Kampfradelbegleitung und so langsam habe ich da keine Lust mehr drauf.


Durch einen Planungsfehler meinerseits (der Kanurastplatz hätte auch Zelter genommen) lande ich nachmittags in Barth in einem Hotel und weiß erstmal nicht wie es weitergeht.
Eigentlich wollte ich bis Stralsund durchlaufen, aber der Weg geht quasi nicht mehr am Wasser lang und über die Dörfer zu latschen habe ich überhaupt keine Lust. Zumal ein strategisch nötiger Campingplatz durch Wasserschaden komplett geschlossen hat und ich nicht auf gut Glück nochmal Wildzelten möchte. Überall ist jetzt Kranich-Rastgebiet und das wird sowieso Schutzzone sein.


So verbringe ich den ganzen Abend mit Recherche, bin völlig genervt und kurz davor, einen Zug nach Hause zu buchen.
Letztendlich entscheide ich mich dafür, die Etappentour hier zu beenden und noch ein paar Tage nach Rügen zu fahren, dort war ich auch noch nie.


Die drei Tage dort waren auch sehr schön, ich war zwei Nächte auf einem Naturcampingplatz im Jasmunder Nationalpark und am Tag vor der Heimreise nochmal in einem Appartement in Sassnitz.

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Heimgekommen bin ich übrigens wieder mit einer auf die Minute pünktlichen Bahn, es ist kaum zu fassen :-)


Fazit:


Weiterempfehlung:

Eher Nein, viel Asphalt, viel Tourismus, massig "Kampfradler" (hatte Sorge, dass einer mal meinen Trekkingstock in den Speichen hat, so dicht sind viele an mir vorbei, vom Klingeln wollen wir gar nicht erst reden).

Für mich ok, ich bin gerne am Meer und wollte ja eine gute Infrastruktur, sowie ggf. Exit-Möglichkeit.


Trotzdem einige schöne Wege und viel Blick auf die Ostsee. Bin keine langen Etappen gelaufen, lieber morgens gemütlich gefrühstückt und abends zeitig aufgebaut und ums Essen gekümmert.


Beste Utensilien: Käppi, Sunblockershirt, Regenschirm 


Überflüssig: Einmalrasierer (wen interessiert's ;-) )


Vermisst: Lesebrille (im Zelt mit Gleitsicht ist einfach doof)


Tja - und für stationären Urlaub bin ich jetzt wohl endgültig versaut...

(Falls jemand eine Tour mit hoher Campingplatzdichte kennt, immer her damit :-))

LG von Birgit

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