AnDrIx Geschrieben 12. Juli 2021 Geschrieben 12. Juli 2021 (bearbeitet) Wer von euch mal in den Bergen (in Deutschland und Österreich) unterwegs war kennt diese Schilder, auf denen die Zeit für eine gewisse Strecke z.B. auf den Gipfel angegeben wird. Quelle: rofangebirge.com Mich hat es interessiert, wie diese Zeiten berechnet werden, um diese Formel auch für meine selbst zusammengestellten Routen nutzen zu können, damit ich in etwa abschätzen kann, wie lange ich für eine gewisse Route benötige. Da ich fast jedes Wochenende in den bayerischen Voralpen / Alpen unterwegs bin, habe ich gemerkt, dass ich diese Zeitangaben mit meiner durchschnittlichen Kondition und inkl. Pausen fast immer unterbiete. Könnte ich also diese Zeit mit der entsprechenden Formel ausrechnen, hätte ich eine verlässliche Angabe, wie lange ich bei „normalem“ Terrain (ohne Kletterstellen etc.) selbst bei widrigen Bedienungen (Regen, Hitze usw.) für eine gewisse Wegstrecke benötige und dies auch für nicht-bergiges Terrain anwenden. Zwar geben Navi-Apps wie komoot usw. auch die Zeiten an, aber ähnlich wie navigieren mit Kompass wären das gute Basics, die man brauchen kann. Nach etwas Recherche hat sich herausgestellt, dass jene Zeiten (auf den Schildern) in Deutschland und Österreich identisch berechnet werden und in Deutschland (wie soll es auch anders sein) einer DIN Norm unterliegen (DIN 33466). Laut DAV ist die Formel dabei so ausgelegt, dass auch ungeübtere Person die Strecke in der Zeit schaffen können um zu verhindern, dass Menschen in der Dunkelheit vom Berg absteigen müssen etc.. Für die Schweiz gibt es eine kompliziertere Berechnung. Und jetzt zur Formel: - Für 300 Höhenmeter bergauf werden 1h gerechnet - Für 500 Höhenmeter bergab werden 1h gerechnet - Für 4km Strecke (pauschal) werden 1h gerechnet 1. Aus den Angaben der Höhenmetern (in h) wird eine Summe gebildet. 2. Aus den Angaben zur Strecke (in h) wird eine Summe gebildet. 3. Der kleinere der beiden Werte wird ermittelt und halbiert. 4. Der größere der beiden Werte wird mit dem halbierten kleineren Wert addiert 5. Wegzeit fertig berechnet Beispiel: Tagestour mit 24km und 600m Aufstieg und 1000m Abstieg im Mittelgebirge Höhenmeterzeit: 2h (2x300m = 600m) + 2h (2x500m = 1000m) = 4h Streckenzeit: 6h (6x4km) = 6h -> kleinere Wert = 4h -> 4h/2 = 2h 2h + 6h = 8h inkl. (kleinere) Pausen Bearbeitet 12. Juli 2021 von AnDrIx AudioHitchhiking, mawi, Krokodilalli und 9 Weitere reagierten darauf 9 3
Krokodilalli Geschrieben 12. Juli 2021 Geschrieben 12. Juli 2021 (bearbeitet) Wilde Rechnung, aber danke fürs Aufklären. Hatte auch meist das Gefühl, dass diese Zeiten schnell zu unterbieten sind. Bearbeitet 12. Juli 2021 von Krokodilalli
Anhalter Geschrieben 12. Juli 2021 Geschrieben 12. Juli 2021 Rechenfehler? 26/4=6,5 + 4/2 = 8,5h Ansonsten erklärt das, warum ich auch als "mittel sportlicher" Mensch diese Zeiten immer für recht großzügig gehalten habe. Danke fürs erklären! Mittagsfrost reagierte darauf 1
AnDrIx Geschrieben 12. Juli 2021 Autor Geschrieben 12. Juli 2021 vor 2 Minuten schrieb Anhalter: 26/4=6,5 Danke, korrigiert
zopiclon Geschrieben 12. Juli 2021 Geschrieben 12. Juli 2021 vor 2 Stunden schrieb AnDrIx: und in Deutschland (wie soll es auch anders sein) einer DIN Norm unterliegen (DIN 33466). Willkommen in der Heimat, immer wieder toll! Danke für die Recherche https://lighterpack.com/r/uldntl Wandern ist eine Form des weiten Gehens, die Fortbewegung zu Fuß, über mindestens mehrere Stunden. Klettern ist die natürliche Fortbewegung, mit vertikaler Komponente, mit Händen und Füßen. Oder man fährt einfach Rad.
flächenbelastung Geschrieben 12. Juli 2021 Geschrieben 12. Juli 2021 OT: : Sogar Größe und Ral-Farbnummer ist hinterlegt. Gibt Weiß mit Schwarzer Schrift, Grün mit Weißer und Gelb mit Schwarzer. Wehe wenn ich demnächst an einem braunen Holzschild vorbekomme
danobaja Geschrieben 12. Juli 2021 Geschrieben 12. Juli 2021 aus der praxis: als richtig fitter bergsteiger bin ich die zeitangaben früher -mit grossem rucksack in ca 2/3 bis 3/4 der zeit gelaufen. je nachdem wie steil es bergauf ging. -mit kleinem gepäck in ca der halben zeit. -und wenn wir ohne gepäck unterwegs waren nochmal deutlich weniger, wobei da auch mal zwischendrin gejoggt und bergab mit vollgas gerannt wurde. -mit ski braucht man im winter je nach streckenführung (weicht oft wegen lawinengefahr oder steilen abschnitten etwas vom sommerweg ab) auch nur sehr selten länger als auf den schildern angegeben. mit vollem gepäck fürn overnighter ohne hütte. die abfahrt ist dafür deutlich schneller als zu fuss. das ist allerdings stark abhängig von den fahrkünsten und gegebenenfalls von der sturzhäufigkeit. über die enstehung der angaben haben wir nie nachgedacht, wir wussten in der regel auch wie lange unsere kumpels für die strecken gebraucht haben und konnten daran auch gut abschätzen wie lange wir brauchen würden. damals hat man sich noch bei nem bier getroffen und nicht am pc gegoogelt. PS: alle von mir abgebildeten pics sind selbstgemacht! __________________________________________________________________ you and your wife in the tent and no moisture build up at all --- I don't think you should be bragging about that
Fabian. Geschrieben 13. Juli 2021 Geschrieben 13. Juli 2021 Wurde mir grad bei YouTube vorgeschlagen: fatrat und ULgäuer reagierten darauf 2
dr-nic Geschrieben 13. Juli 2021 Geschrieben 13. Juli 2021 vor 3 Minuten schrieb Fabian.: Wurde mir grad bei YouTube vorgeschlagen: Wollte ich gerade posten. fatrat reagierte darauf 1
khyal Geschrieben 14. Juli 2021 Geschrieben 14. Juli 2021 Ich finde, es spielen einfach zu viele Faktoren rein, um da mit einer allgemeinen Formel rechnen zu koennen, wenn ich z.B. grob abschaetzen will, fuer wieviel Tage ich dann entsprechend Lebensmittel bis zum Re-Supply brauche, mit 10 Tagen Lebensmitteln im Rucksack bin ich langsamer (gerade bergauf), als wenn ich alles leergefuttert habe, bei nassem oder gar Wintertemperaturen bin ich auf manchen Strecken deutlich langsamer unterwegs, als bei trockenem Wetter, laengere, steile Anstiege gehen bei mir bei heissen Temps langsamer, als wenn es rel kuehl ist. Wenn ich einen rel schweren Rucksack wegen Lebensmitteln usw bei habe, kommen bei mir ganz gut die Zeitangaben aus den Rother Fuehrern hin, die allerdings haeufig niedriger sind, als Zeitangaben auf Schildern vor Ort... Ich bin aber auch relaxed unterwegs... In Spanien laeuft das teilweise mit den Schildern anders, da nehmen sie in die Kalkulationen auch auf, wer da groesstenteils unterwegs ist... Das wird dann z.B. auf der Sierra d. Cazorla etwas skuril in der Naehe von den 2 Touri-Orten, wo dann der Zeitfaktor sehr grosszuegig kalkuliert wird (klar da ist dann auch eher die "Turnschuh+Tourikarte-in-der-Hand-Fraktion" unterwegs) btw die Strecke nach Cazorla auf dem Bild geht moderat bergab Terranonna.de
Tichu Geschrieben 14. Juli 2021 Geschrieben 14. Juli 2021 Die Schweizer sind dieser Frage sehr akribisch nachgegangen und haben das ganze hier veröffentlicht.. Damit dürften auch die von @khyal genannten Faktoren weitgehend erfassbar sein. Ansonsten kann man ja ein weiteres Glied dem Polynom hinzufügen.... Schlurfer reagierte darauf 1
Tichu Geschrieben 14. Juli 2021 Geschrieben 14. Juli 2021 Und hier noch die original Scheizer Exceltabelle mit dem Polynom 15. Grades. Ich geh jetzt Abendessen. Weglänge 20 m Höhendifferenz 2 m. Hoffentlich bin ich da, bevor der Tee kalt ist...
khyal Geschrieben 14. Juli 2021 Geschrieben 14. Juli 2021 vor 17 Minuten schrieb Tichu: Die Schweizer sind dieser Frage sehr akribisch nachgegangen und haben das ganze hier veröffentlicht.. Damit dürften auch die von @khyal genannten Faktoren weitgehend erfassbar sein Statt stundenlang rumzurechnen, schaetze ich das lieber Pi mal Daumen ab und nutze die Zeit, um Draussen unterwegs zu sein ... Tichu reagierte darauf 1 Terranonna.de
Tichu Geschrieben 14. Juli 2021 Geschrieben 14. Juli 2021 vor 46 Minuten schrieb khyal: Statt stundenlang rumzurechnen, schaetze ich das lieber Pi mal Daumen ab und nutze die Zeit, Hätte ich mit dem Weg zum Abendessen auch so machen sollen. Dann wär ich jetzt satt... martinfarrent und khyal reagierten darauf 2
martinfarrent Geschrieben 15. Juli 2021 Geschrieben 15. Juli 2021 Am 12.7.2021 um 16:28 schrieb AnDrIx: Mich hat es interessiert, wie diese Zeiten berechnet werden... Auch aus meiner Erfahrung lassen sich die Zeiten fast immer unterbieten. Allerdings: In den deutschen und österreichischen Alpen scheinen sie mir immerhin (meist) weniger konservativ gerechnet als (meist) im Mittelgebirge. Schon von daher scheint mir eine überregionale Formel eine schlechte Idee. Wer weiß überhaupt, auf welcher geografischen Ebene solche Schätzungen abgesegnet werden? vor 14 Stunden schrieb khyal: Statt stundenlang rumzurechnen, schaetze ich das lieber Pi mal Daumen ab und nutze die Zeit, um Draussen unterwegs zu sein ... Yep. Trails&Tours
cafeconleche Geschrieben 15. Juli 2021 Geschrieben 15. Juli 2021 Was mich immer wieder irritiert, ist, dass Schilder mit Warnungen nicht normiert zu sein scheinen, "nur für Geübte", "Trittsicherheit erforderlich" und ähnliches scheint je nach antizipiertem Publikum verteilt zu werden, auch in einer Wandergegend.
Mia im Zelt Geschrieben 26. Juli 2021 Geschrieben 26. Juli 2021 In den Stubaier Alpen haben die Zeitangaben für meinen Mann und mich mit Hüttengepäck gut gepasst. Hier in der Region um Garmisch-Partenkirchen bin ich mit leichtem Tagesgepäck meist etwas schneller als angegeben (Ausnahme Mittenwald - da sind die Zeiten teils 2h zu lang angegeben), mit Rucksack und UL-Trekkingausrüstung kommen die Zeiten dann ganz gut hin. Insbesondere wenn es dann auch noch heiß (also für mich schon ab 20 Grad und Sonne). Die Zeitangaben von Siegfried Garnweidner (Autor von vielen Tourenbüchern) finde ich persönlich auch ganz passend. Alles in allem kommt es ohnehin auch auf die eigene Geschwindigkeit und Tagesform an. https://weitwanderfrau.blogspot.com/?m=1
schrenz Geschrieben 26. Juli 2021 Geschrieben 26. Juli 2021 Danke für die Hintergrundinfos, ich hab immer gedacht, die Schilder würden nach der etwas einfacheren 4/400 Formel berechnet, die ich für mich immer so grob benutze. DAV und ÖAV hab ich immer als ziehmlich realistisch wahrgenommen, in den Mittelgebirgen kann man meist unterbieten und die Angaben des Club Vosgien hab ich als eher sportlich erlebt .
Martin Geschrieben 26. Juli 2021 Geschrieben 26. Juli 2021 Ich rechne mit 4.5 km/h inkl. Pausen + 30min pro 300hm Aufstieg wenn es einen Wanderweg gibt. Mit Gepäck. Tagesetappen von 1200-1500hm und 35km sind bei uns üblich, um 40 km sind nicht ungewöhnlich. Beispiel vom Rheinsteig von meiner Sportuhr: 41km, 1430 hm(hoch und runter), 10:53h (Planung ergibt 9h+ 2.5h=11.5h- ich hab die Mittagspause nicht mit getrackt)
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