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Ultraleicht Trekking

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Geschrieben

Nachdem ich jetzt ein paar Wochen hier Mitglied bin und schon ein paar Monate mitlese, möchte ich gern im folgenden einen Trail vorstellen über den hier noch nicht viel berichtet wurde. Ich möchte vorher noch anmerken, dass ich bedingt durch Budget, Wissen und dem was ich schon hatte nicht wirklich ultraleicht unterwegs war, aber dank des Forums ein wenig optimieren konnte.

Allgemeines

Der C2C verläuft einmal Quer von Küste zu Küste durch drei Nationalparks: die North York Moors, Yorkshire Dales und das Lake District. Dabei gibt es nur einen Abschnitt von circa 35km von Osmotherly bis Richmond, welcher ausschließlich durch flaches Agrarland mit viel Straße führt. Ich habe mich für die Laufrichtung Eastbound entschieden um mir den schwierigsten und schönsten Teil des Lake Districts für den Schluss aufzuheben und würde es auch wieder so tun.

Trail: Wainwright's Coast to Coast, Nord England

Zeitraum: 07.08.2020 - 17.08.2020

Laufrichtung: Ost → West (Robinhood's Bay, Nordsee → St Bees, Irische See)

Distanz: ~300 Kilometer

Höhenmeter: ~9000

Wetter: Meist schwüle 25°C, Nachts um 10-12°C

Navigation: Guthooks

Wandererfahrung vor dem Trip: Forststeig, Kumano Kodo

Etappe                   Startort                      Zielort                                   Strecke          Unterkunft                                                                     
1                  Robin Hood's Bay   →   Cliffs of RHB                     [2,5km]        wild
2                 Cliffs of RHB            →   The Lion Inn                     [43km]         The Lion Inn
3                 The Lion Inn            →   Lovesome Hill                   [43,6km]      Lovesome Hill Farm
4                 Lovesome Hill         →   Richmond                         [25km]          The Lion Inn
5                 Richmond                →   Keld                                  [35,5km]       Bunk Barn & Yurds
6                 Keld                         →   Raisbeck                          [35,3km]       New House Farm
7                 Raisbeck                 →   Angle Tarn                        [34,8km]      wild
8                 Angle Tarn              ->   Borrowdale                       [29,3km]      Chapel House Farm
9                 Borrowdale             →   Ennerdale Water               [17,6km]       wild
10               Ennerdale Water     →   St. Bees                            [28,9km]       New House Farm

 

0 Anreise

Ich nahm den zeitigsten Flug nach Edinburgh und nachdem sich die Einreise trotz Corona sich als völlig unkompliziert darstellte, war ich bereits 40 Minuten nach der Landung schon in der Innenstadt. Dort blieb mir eine Stunde um eine Gaskartusche zu besorgen. Nach den ersten vier von google als "Outdoor shop" ausgewiesenen Läden sank meine Hoffnung auf warmes Essen für die nächsten Tage - dank Corona waren sie entweder geschlossen oder hatten noch keine neue Lieferung erhalten. Erst der letzte Shop auf meiner Liste konnte mir den Tag retten. So schaffte ich haarscharf noch meinen Zug nach Darlington von wo ich in den Zug nach Middlesbrough umstieg. Weiter ging es mit dem letzten Bus des Tages in Richtung des Startpunktes in Robin Hood's Bay, welches wegen eines Unfalls laut Busfahrer komplett von der Außenwelt abgeschnitten war. Immerhin durfte ich mitten auf der Landstraße aussteigen um querfeldein die letzten 5km bis zu meinem Ziel zu bewältigen.

 

1. Etappe (2,5km)

Erst um 8 am Startpunkt angekommen ging es schnell mit den Füßen in die Nordsee und anschließen sofort auf den Weg, die Klippen hinauf um in der letzten Sonnenstunde noch einen Platz zum campen zu finden.

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Klippen um Robin Hood's Bay

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Der schönste Spot direkt am Ersten Tag (dem anstrengendsten) nach 18 Stunden Anreise und 2 Stunden wandern. Besser kann es natürlich nicht los gehen und motivieren für die nächsten 9 Tage.

Geschrieben

2. Etappe (43km)

Weiter ging es am nächsten Tag schon gegen vor 6, weil mein Camp direkt neben dem viel begangenen Weg lag und ich keinen Ärger wollte. So ging es die nächsten Kilometer im Sonnenaufgang entlang der Klippen, bis ich endgültig der Nordsee den Rücken zu wand und durch einen der trostlosen Trailerparks in Richtung Landesinnere abbog. (Immerhin konnte ich dort Wasser schnorren)20200808-_DSC2673.thumb.jpg.f92a4aed50c7ac4689afee4beea1788b.jpg20200808-_DSC2680.thumb.jpg.c56f619a4a947b190df25229fb993c85.jpg

Beseelt von dieser wahnsinnig schönen Morgenstimmung ohne auch nur eine Menschenseele zu treffen ging es weiter durch kleine Dörfer, vorbei an größeren Höfen bis man sich plötzlich im grünsten aller Täler wieder findet. Übrigens einer der sehr wenigen Abschnitte in dem es in England Wald gibt.

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Von hier ging es dann hinein in die North York Moors. Eine beeindruckende "Mondlandschaft" in der ich ständig von Moorhühnern und Massen an Hasen erschrocken wurde, wenn diese einen halben Meter entfernt plötzlich aus dem Gebüsch sprangen oder flatterten. 

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Nach 35km wurde mein ursprünglicher Plan, im Moor zu übernachten, von meinem Durst auf ein lokales Bier verworfen und so kämpfte ich mich die letzten 8 Kilometer bis zum Lion Inn, einem wunderschönen Pub mitten im Nationalpark.

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  • 2 Monate später...
Geschrieben (bearbeitet)

3. Etappe (43,6km)

Weiter ging es in der Früh, bevor die wahrscheinlich verkaterten Engländer in den Zelten neben mir erwachten. Der Pub war noch verschlossen und so musste ich meinen Wasservorrat mit dem stark eisenhaltigen Moorwasser auffüllen. Dabei platzte der Beutel vom Sawyer, was mich wirklich ärgerte. Kurzes googlen führte natürlich hier aufs Forum und mir wurde klar, dass das wohl verhersehbar war...

Die erste Hälfte des Tages war wieder von aufgescheuchten Moorhühnern und Hasen geprägt. Die sind einfach fast unsichtbar und jagen einem immer wieder den größten Schreck ein.

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Gegen Mittag erreichte ich dann die Grenze des Hochmoores. 20200809-_DSC2729.thumb.jpg.a9c8eaada372f42958041f3750a6e16e.jpg

 

Der Weg in ständigem auf und ab über 3 Hügel und man trifft auf sehr viele Tageswanderer. Hier schön zu sehen das prägende Flachland links, die drei Hügel der Clay bank und das Hochland der North York Moores im Hintergrund.20200809-_DSC2737.thumb.jpg.112e15708af5916122c7d73b530ba11b.jpg 

Nach diesem wunderschönen Abschied, steigt man selbst wieder in die "zivilisierte" Ebene herab.

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Dort hat man dann circa 45km Flachstrecke über Straßen und Ackerland vor sich, was natürlich auch das wild campen schwierig macht. So pushte ich bis zur Lovesome hill farm, wo ich nach einem Empfang mit Vollanzug und Fieber messen im Garten unter den Apfelbäumen schlafen durfte. Ich hatte übrigens 28°C an der Stirn, was die Bäuerin unkommentiert hinnahm.IMG_3929.thumb.JPEG.6724684df854aa0de49144ba19e2f9c8.JPEG

Bearbeitet von wernator
Geschrieben

4. Etappe (25km)

Hier gibt es nicht viel zu schreiben, der Weg verläuft weiter durch Weideland. Nur hatte die größeren Distanzen der letzten beiden Tage ihre Spuren hinterlassen, ein eingeklemmter Nerv im Rücken machte das bücken und absetzen des Rucksacks fast unmöglich. An Zelt aufbauen geschweige denn hineinkriechen war nicht zu denken, deshalb endete der Tag bereits am frühen Nachmittag mit einem Bier und (dank Corona) dem größten Zimmer im Pub im wunderschönen Richmond.

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  • 1 Jahr später...
Geschrieben

5. Etappe (34,5km)

Nach Pizza, Pasta, langem Ausschlafen und der Einsicht, dass >40km am Tag bei ~15kg auf dem Rücken nicht sehr nachhaltig sind, ging es weiter entlang des River Swale. Noch ein schnelles Mittagessen, bevor sich Fluss und Weg in Reeth trennen.20200811-_DSC2777.thumb.jpg.8af38cd267b5176a496d1d19149aa20d.jpgLetzter Blick ins wunderschöne Swaledale.20200811-_DSC2788.thumb.jpg.98899b0df2c6c393b2dd157cf2e541ae.jpgAb in die Yorkshire Dales. Der Abbau von Blei ist noch allgegenwärtig. Man hat teilweise das Gefühl gleich in die Minen Morias zu stolpern.20200811-_DSC2799.thumb.jpg.dc66ad143ef06c6de88ed2834fe7eded.jpg20200811-_DSC2806.thumb.jpg.576e8876cdd2b97a2deaa4ff2e192d7d.jpg20200811-_DSC2814.thumb.jpg.45c4f423a6fec7437ae7c8599872da88.jpgIMG_3958.thumb.jpg.850af097c85b29614fb31f3a4ab87116.jpg20200811-_DSC2818.thumb.jpg.9b4c9dea9355f08ac2f4aa41b34fbd42.jpg

Geschrieben

6. Etappe (35,3km)

Der kleine Zeltplatz mit Jurten direkt am River Swale bescherte mir schon am Vorabend erste Auseinandersetzungen mit Midges. Die ließen sich aber leicht aussperren oder kamen beim schnellen laufen zur Dusche abgeschüttelt werden. Der wahre Kampf kam erst am nächsten morgen. Zu hunderten oder gar tausenden wurde ich bereits belagert. Also alles im Schutz des Zeltes eingepackt und dann schnell raus und Zelt einpacken - absolut unmöglich! Das Gefühl wenn man gleichzeitig zu dutzenden an Beinen, Händen, Armen und vor allem Kopf gebissen wird lässt mich wieder schütteln und war nicht aushaltbar. "2mm of terror" ist die treffendste Bezeichnung die ich finden konnte. Muss man mal erlebt haben, aber das Kopfnetz ist ab jetzt definitiv immer an Bord.

Ich hab also das Zelt im ganzen aufgerafft und unterm Arm die ersten km getragen bis ich endlich auf einem windigeren Hügel war und es in Ruhe einpacken konnte.

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Weiter ging es über fast unsichtbare Pfade entlang wunderschöner Bäche zum Nine Standards Rigg. Wegen Gewitter und Regen gibts leider kaum Fotos davon.

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Nach dem Abstieg ging es in die letzten km bewirtschafteten Landes vor dem Lake District.

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Smardale Gill Viaduct20200812-_DSC2825.thumb.jpg.c3941f516c4972cc267d0fb84570beb9.jpg

Zuflucht vor Gewitter in einem einstürzenden Stall

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Und Schlussendlich Übernachtung auf der New House Farm in Raisbeck mit freier Platzwahl.

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Geschrieben (bearbeitet)

Den Kampf mit den midges kann man nur verlieren!:D Danke für den flashback, war gerade gedanklich dreißig Jahre zurück bei meiner Schottlandtour...:wub:

Du hast aber echt ein Auge für Motive! Wahnsinnsfotos - ich feiere gerade die schattensuchenden Schafe^_^ 

Danke für diesen tollen Bericht!

Bearbeitet von schwyzi
Geschrieben

7. Etappe (34,8km)

Endlich ging es nun in großen Schritten aufs Lake District zu. Die ersten Berge blieben lange als Silhouette im Morgennebel verhüllt, aber auch am Wegesrand war genug zu sehen.

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Shap Abbey

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Es folgte der lange Weg um das Haweswater Reservoir und ein harter 600hm Anstieg nach einem langen Tag. Die Belohnung kam jedoch sofort, mit toller Aussicht vom High Street. Nebenbei noch der höchste Punkt auf dem C2C.

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Gestört wurde die Ruhe nur von Kampfjets und A400Ms, die unten im Tal den Tiefflug übten.

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Der schönste Übernachtungsplatz (neben den Klippen von Robin Hoods Bay an Tag 1): Angle Tarn

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  • 3 Wochen später...
Geschrieben

Coast to Coast ist erschreckende ca. 30 Jahre bei mir her.... Bin damals nicht alles gelaufen. Kein Wunder bei der Ausrüstung, die schon auf dem Mond trotz geringer Schwerkraft als UH gegolten hätte.

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