wernator Geschrieben 16. Dezember 2020 Geschrieben 16. Dezember 2020 Nachdem ich jetzt ein paar Wochen hier Mitglied bin und schon ein paar Monate mitlese, möchte ich gern im folgenden einen Trail vorstellen über den hier noch nicht viel berichtet wurde. Ich möchte vorher noch anmerken, dass ich bedingt durch Budget, Wissen und dem was ich schon hatte nicht wirklich ultraleicht unterwegs war, aber dank des Forums ein wenig optimieren konnte. Allgemeines Der C2C verläuft einmal Quer von Küste zu Küste durch drei Nationalparks: die North York Moors, Yorkshire Dales und das Lake District. Dabei gibt es nur einen Abschnitt von circa 35km von Osmotherly bis Richmond, welcher ausschließlich durch flaches Agrarland mit viel Straße führt. Ich habe mich für die Laufrichtung Eastbound entschieden um mir den schwierigsten und schönsten Teil des Lake Districts für den Schluss aufzuheben und würde es auch wieder so tun. Trail: Wainwright's Coast to Coast, Nord England Zeitraum: 07.08.2020 - 17.08.2020 Laufrichtung: Ost → West (Robinhood's Bay, Nordsee → St Bees, Irische See) Distanz: ~300 Kilometer Höhenmeter: ~9000 Wetter: Meist schwüle 25°C, Nachts um 10-12°C Navigation: Guthooks Wandererfahrung vor dem Trip: Forststeig, Kumano Kodo Etappe Startort Zielort Strecke Unterkunft 1 Robin Hood's Bay → Cliffs of RHB [2,5km] wild2 Cliffs of RHB → The Lion Inn [43km] The Lion Inn3 The Lion Inn → Lovesome Hill [43,6km] Lovesome Hill Farm4 Lovesome Hill → Richmond [25km] The Lion Inn5 Richmond → Keld [35,5km] Bunk Barn & Yurds6 Keld → Raisbeck [35,3km] New House Farm7 Raisbeck → Angle Tarn [34,8km] wild8 Angle Tarn -> Borrowdale [29,3km] Chapel House Farm9 Borrowdale → Ennerdale Water [17,6km] wild10 Ennerdale Water → St. Bees [28,9km] New House Farm 0 Anreise Ich nahm den zeitigsten Flug nach Edinburgh und nachdem sich die Einreise trotz Corona sich als völlig unkompliziert darstellte, war ich bereits 40 Minuten nach der Landung schon in der Innenstadt. Dort blieb mir eine Stunde um eine Gaskartusche zu besorgen. Nach den ersten vier von google als "Outdoor shop" ausgewiesenen Läden sank meine Hoffnung auf warmes Essen für die nächsten Tage - dank Corona waren sie entweder geschlossen oder hatten noch keine neue Lieferung erhalten. Erst der letzte Shop auf meiner Liste konnte mir den Tag retten. So schaffte ich haarscharf noch meinen Zug nach Darlington von wo ich in den Zug nach Middlesbrough umstieg. Weiter ging es mit dem letzten Bus des Tages in Richtung des Startpunktes in Robin Hood's Bay, welches wegen eines Unfalls laut Busfahrer komplett von der Außenwelt abgeschnitten war. Immerhin durfte ich mitten auf der Landstraße aussteigen um querfeldein die letzten 5km bis zu meinem Ziel zu bewältigen. 1. Etappe (2,5km) Erst um 8 am Startpunkt angekommen ging es schnell mit den Füßen in die Nordsee und anschließen sofort auf den Weg, die Klippen hinauf um in der letzten Sonnenstunde noch einen Platz zum campen zu finden. Klippen um Robin Hood's Bay Der schönste Spot direkt am Ersten Tag (dem anstrengendsten) nach 18 Stunden Anreise und 2 Stunden wandern. Besser kann es natürlich nicht los gehen und motivieren für die nächsten 9 Tage. schottenkoenig, schwyzi, waldradler und 25 Weitere reagierten darauf 28
wernator Geschrieben 16. Dezember 2020 Autor Geschrieben 16. Dezember 2020 2. Etappe (43km) Weiter ging es am nächsten Tag schon gegen vor 6, weil mein Camp direkt neben dem viel begangenen Weg lag und ich keinen Ärger wollte. So ging es die nächsten Kilometer im Sonnenaufgang entlang der Klippen, bis ich endgültig der Nordsee den Rücken zu wand und durch einen der trostlosen Trailerparks in Richtung Landesinnere abbog. (Immerhin konnte ich dort Wasser schnorren) Beseelt von dieser wahnsinnig schönen Morgenstimmung ohne auch nur eine Menschenseele zu treffen ging es weiter durch kleine Dörfer, vorbei an größeren Höfen bis man sich plötzlich im grünsten aller Täler wieder findet. Übrigens einer der sehr wenigen Abschnitte in dem es in England Wald gibt. Von hier ging es dann hinein in die North York Moors. Eine beeindruckende "Mondlandschaft" in der ich ständig von Moorhühnern und Massen an Hasen erschrocken wurde, wenn diese einen halben Meter entfernt plötzlich aus dem Gebüsch sprangen oder flatterten. Nach 35km wurde mein ursprünglicher Plan, im Moor zu übernachten, von meinem Durst auf ein lokales Bier verworfen und so kämpfte ich mich die letzten 8 Kilometer bis zum Lion Inn, einem wunderschönen Pub mitten im Nationalpark. laui66, sja, dermuthige und 27 Weitere reagierten darauf 30
wernator Geschrieben 22. Februar 2021 Autor Geschrieben 22. Februar 2021 (bearbeitet) 3. Etappe (43,6km) Weiter ging es in der Früh, bevor die wahrscheinlich verkaterten Engländer in den Zelten neben mir erwachten. Der Pub war noch verschlossen und so musste ich meinen Wasservorrat mit dem stark eisenhaltigen Moorwasser auffüllen. Dabei platzte der Beutel vom Sawyer, was mich wirklich ärgerte. Kurzes googlen führte natürlich hier aufs Forum und mir wurde klar, dass das wohl verhersehbar war... Die erste Hälfte des Tages war wieder von aufgescheuchten Moorhühnern und Hasen geprägt. Die sind einfach fast unsichtbar und jagen einem immer wieder den größten Schreck ein. Gegen Mittag erreichte ich dann die Grenze des Hochmoores. Der Weg in ständigem auf und ab über 3 Hügel und man trifft auf sehr viele Tageswanderer. Hier schön zu sehen das prägende Flachland links, die drei Hügel der Clay bank und das Hochland der North York Moores im Hintergrund. Nach diesem wunderschönen Abschied, steigt man selbst wieder in die "zivilisierte" Ebene herab. Dort hat man dann circa 45km Flachstrecke über Straßen und Ackerland vor sich, was natürlich auch das wild campen schwierig macht. So pushte ich bis zur Lovesome hill farm, wo ich nach einem Empfang mit Vollanzug und Fieber messen im Garten unter den Apfelbäumen schlafen durfte. Ich hatte übrigens 28°C an der Stirn, was die Bäuerin unkommentiert hinnahm. Bearbeitet 22. Februar 2021 von wernator fool, Kay, momper und 11 Weitere reagierten darauf 14
wernator Geschrieben 22. Februar 2021 Autor Geschrieben 22. Februar 2021 4. Etappe (25km) Hier gibt es nicht viel zu schreiben, der Weg verläuft weiter durch Weideland. Nur hatte die größeren Distanzen der letzten beiden Tage ihre Spuren hinterlassen, ein eingeklemmter Nerv im Rücken machte das bücken und absetzen des Rucksacks fast unmöglich. An Zelt aufbauen geschweige denn hineinkriechen war nicht zu denken, deshalb endete der Tag bereits am frühen Nachmittag mit einem Bier und (dank Corona) dem größten Zimmer im Pub im wunderschönen Richmond. Kay, lelo, fool und 11 Weitere reagierten darauf 14
RaulDuke Geschrieben 14. August 2022 Geschrieben 14. August 2022 @wernator Hey, wat iss mit den Rest der Jeschichte?? momper reagierte darauf 1
sja Geschrieben 14. August 2022 Geschrieben 14. August 2022 @wernator Schließe mich @RaulDuke an. Würde auch gerne weiterlesen!
Antonia2020 Geschrieben 14. August 2022 Geschrieben 14. August 2022 Ich aaaaauuuuch , lieber @wernator Wir starten in ein paar Tagen. sja reagierte darauf 1
RaulDuke Geschrieben 16. August 2022 Geschrieben 16. August 2022 @Antonia2020 Vielleicht willst du ja nach deiner Rückkehr ein paar Zeilen schreiben und einige Photos posten… Antonia2020 reagierte darauf 1
wernator Geschrieben 16. August 2022 Autor Geschrieben 16. August 2022 5. Etappe (34,5km) Nach Pizza, Pasta, langem Ausschlafen und der Einsicht, dass >40km am Tag bei ~15kg auf dem Rücken nicht sehr nachhaltig sind, ging es weiter entlang des River Swale. Noch ein schnelles Mittagessen, bevor sich Fluss und Weg in Reeth trennen.Letzter Blick ins wunderschöne Swaledale.Ab in die Yorkshire Dales. Der Abbau von Blei ist noch allgegenwärtig. Man hat teilweise das Gefühl gleich in die Minen Morias zu stolpern. derschorsch, Kay, momper und 7 Weitere reagierten darauf 10
schwyzi Geschrieben 16. August 2022 Geschrieben 16. August 2022 Superschöne Fotos! Und ein richtig schöner Bericht Danke fürs Mitnehmen! PS ...und endgeile Schlappen, die du da mithast! LG schwyzi aka pink trashhunter RaulDuke und wernator reagierten darauf 2
RaulDuke Geschrieben 16. August 2022 Geschrieben 16. August 2022 Ha! Es geht doch noch weiter! Hurraaaaaaah! wernator reagierte darauf 1
Antonia2020 Geschrieben 16. August 2022 Geschrieben 16. August 2022 vor 9 Stunden schrieb RaulDuke: @Antonia2020 Vielleicht willst du ja nach deiner Rückkehr ein paar Zeilen schreiben und einige Photos posten… Ja, sischer dat! momper, schwyzi, sja und 2 Weitere reagierten darauf 5
wernator Geschrieben 19. August 2022 Autor Geschrieben 19. August 2022 6. Etappe (35,3km) Der kleine Zeltplatz mit Jurten direkt am River Swale bescherte mir schon am Vorabend erste Auseinandersetzungen mit Midges. Die ließen sich aber leicht aussperren oder kamen beim schnellen laufen zur Dusche abgeschüttelt werden. Der wahre Kampf kam erst am nächsten morgen. Zu hunderten oder gar tausenden wurde ich bereits belagert. Also alles im Schutz des Zeltes eingepackt und dann schnell raus und Zelt einpacken - absolut unmöglich! Das Gefühl wenn man gleichzeitig zu dutzenden an Beinen, Händen, Armen und vor allem Kopf gebissen wird lässt mich wieder schütteln und war nicht aushaltbar. "2mm of terror" ist die treffendste Bezeichnung die ich finden konnte. Muss man mal erlebt haben, aber das Kopfnetz ist ab jetzt definitiv immer an Bord. Ich hab also das Zelt im ganzen aufgerafft und unterm Arm die ersten km getragen bis ich endlich auf einem windigeren Hügel war und es in Ruhe einpacken konnte. Weiter ging es über fast unsichtbare Pfade entlang wunderschöner Bäche zum Nine Standards Rigg. Wegen Gewitter und Regen gibts leider kaum Fotos davon. Nach dem Abstieg ging es in die letzten km bewirtschafteten Landes vor dem Lake District. Smardale Gill Viaduct Zuflucht vor Gewitter in einem einstürzenden Stall Und Schlussendlich Übernachtung auf der New House Farm in Raisbeck mit freier Platzwahl. RaulDuke, derschorsch, schwyzi und 4 Weitere reagierten darauf 7
schwyzi Geschrieben 19. August 2022 Geschrieben 19. August 2022 (bearbeitet) Den Kampf mit den midges kann man nur verlieren! Danke für den flashback, war gerade gedanklich dreißig Jahre zurück bei meiner Schottlandtour... Du hast aber echt ein Auge für Motive! Wahnsinnsfotos - ich feiere gerade die schattensuchenden Schafe Danke für diesen tollen Bericht! Bearbeitet 19. August 2022 von schwyzi sja reagierte darauf 1
wernator Geschrieben 19. August 2022 Autor Geschrieben 19. August 2022 7. Etappe (34,8km) Endlich ging es nun in großen Schritten aufs Lake District zu. Die ersten Berge blieben lange als Silhouette im Morgennebel verhüllt, aber auch am Wegesrand war genug zu sehen. Shap Abbey Es folgte der lange Weg um das Haweswater Reservoir und ein harter 600hm Anstieg nach einem langen Tag. Die Belohnung kam jedoch sofort, mit toller Aussicht vom High Street. Nebenbei noch der höchste Punkt auf dem C2C. Gestört wurde die Ruhe nur von Kampfjets und A400Ms, die unten im Tal den Tiefflug übten. Der schönste Übernachtungsplatz (neben den Klippen von Robin Hoods Bay an Tag 1): Angle Tarn fatrat, waldradler, momper und 7 Weitere reagierten darauf 10
RaulDuke Geschrieben 19. August 2022 Geschrieben 19. August 2022 Kann mich Schwyzis Komentar nur anschließen…
Dingo Geschrieben 5. September 2022 Geschrieben 5. September 2022 Coast to Coast ist erschreckende ca. 30 Jahre bei mir her.... Bin damals nicht alles gelaufen. Kein Wunder bei der Ausrüstung, die schon auf dem Mond trotz geringer Schwerkraft als UH gegolten hätte.
momper Geschrieben 5. September 2022 Geschrieben 5. September 2022 Ich schwelge auch gerade in Erinnerungen an Wanderungen in GB ... CtC wird folgen
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