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  1. Teil 1 - Den Suff noch in den Knochen Nachdem ich zuvor circa 2,5 Monate auf dem GR7/E4 ungefähr 1700 Kilometer von Tarifa in Südspanien in Richtung Andorra gewandert war, blieb von meinem Sabbath-Halbjahr noch genügend Zeit, um in Deutschland auf Wanderschaft zu gehen. In der ersten Woche meiner Rückkehr beschließen mein Cousin Tim und ich also kurzerhand, den Westweg in Angriff zu nehmen. Eine Woche später machen wir uns auf den Weg. Aus Potsdam beziehungsweise Köln kommend, treffen wir uns am 28.3. in Stuttgart, um am Folgetag gemeinsam von Pforzheim aus zu starten. Wir wählen Stuttgart als Treffpunkt, weil die Verbindungen nach dort günstiger waren und Tim die Stadt kennenlernen wollte. Nach einer feuchtfröhlichen Nacht in einer Spelunke unweit unseres AirBnB, fahren wir am nächsten Morgen nach Pforzheim. Wir durchschreiten die goldene Pforte am frühen Abend gegen 17:45. [ Ich und Tim vor der Goldenen Pforte Pforzheim. Wir tragen beide die Haglöfs Alder Hood. ] Doch nicht etwa, weil wir aufgrund des nächtlichen Exzesses zu spät aus Stuttgart losgekommen waren - vielmehr machten wir in Pforzheim die Bekanntschaft einer sehr netten jungen Dame namens Ve, welche uns freundlicherweise zu Fuss zu unserem Ausgangspunkt gebracht hatte, nachdem wir mit dem Bus einige Stationen zu weit gefahren waren. Sie kam dann im Bus auf uns zu und fragte, ob sie helfen könnte. Das wiederum lag wohl eindeutig an der bereits erwähnten durchzechten Nacht. So kam es also, dass einige Stunden vergingen, zumal wir auch noch mit Ve im Restaurant direkt neben der Goldenen Pforte zu (Nach)mittag aßen. Ferner löschten wir unseren Brand noch mit je zwei Hefeweizen. Ideale Voraussetzungen also für den Start einer Fernwanderung. Tag 1 - Die ersten Kilometer Die ersten Kilometer führen nach einer Steigung in einem Waldstück unweit der Straße, meist in Straßennähe durch den Wald oder durch besiedeltes Gebiet. Sie sind weder besonders spannend, noch sind sie berichtenswert. Später geht es durch Waldgebiet immer entlang der Enz. Wir schlagen unser Lager nach Einbruch der Dämmerung neben dem Fluss auf. Die Mägen noch gut gefüllt, begeben wir uns nach einem Schluck Whiskey aus dem Flachmann sowie einem Bier in unsere Nachtlager. Weit haben wir es heute nicht geschafft. [ Unser erster Lagerplatz direkt an der Enz. Dieses Foto entstand am nächsten Morgen. ] Nachfolgend liste ich unsere Schlaf-Setups mitsamt Rucksäcken auf: Tim: Schlafsack: Nordisk Oskar (-2*) Isomatte: Therm-a-Rest NeoAir XLite Biwacksack: North Face Assault Groundsheet: Polyceo (SMD) Rucksack: GramXpert 42+10 Matthias: Quilt: Cumulus 250 (0*) Isomatte: Mountain Equipment Aerostrat Down 7 Zelt: SMD Scyscape Scout Groundsheet: Polycro (SMD) Heringe SMD (6) Trekkingstöcke: ALpin Loaker Carbon Pro (2) Rucksack: Weitläufer Agilist (Ende 2018) [ Meine fast komplette Ausrüstung. Es fehlen mein Spork, meine Titanium-Tasse mit Deckel (400ml) sowie meine Wollmütze und die Haglöfs Fleecejacke. Auch das Lonsleeve, welches ich trage, sieht man auf dem Bild nicht. ] Tag 2 - Auf nach Dobel Am nächsten Morgen brechen wir nach einer angenehmen Nacht sowie einem Kaffee und einem Riegel gegen 8 Uhr auf. Unser Ziel ist die Eberhart Essich Hütte, auf welcher wir fürstlich frühstücken würden. Rührei mit Speck, dazu Brot und warmen Kaffee. Für die ersten zwei Tage der Tour waren wir reichlich eingedeckt mit allerlei leckerem Essen. Gesättigt und zufrieden geht es für uns weiter. Nach einem bewölkten Start in den Tag, kommt die Sonne am frühen Nachmittag heraus. Nachdem wir das Dorf Neuenbürg durchqueren, führt der Weg an Schwann vorbei zum ersten Mal tiefer in den Wald hinein. Hier macht das Wandern Spaß. Herrlich. In Dobel sollten wir uns noch ein Hefeweizen gönnen, bevor es für uns weiter ging in Richtung der Hütte außerhalb des Ortes. [ Hier macht das Wandern Spaß! ] Wir hatten uns diese geschlossene Hütte als Nachtlager ausgesucht, da sie ein Vordach sowie Sitzgelegenheiten bietet. Unterwegs bietet uns eine Frau, die mit ihrem Hund spaziert, einen Platz auf ihrer Wiese an. Zudem warnt sie augenzwinkernd vor den Wölfen. Wir lehnen dankend ab, schließlich sind wir nicht zum Spaß hier Nachdem kurz vor Sonnenuntergang noch einige Gruppen Spaziergänger/innen an uns vorbei liefen, bauen wir unser Lager abermals mit Einbruch der Dunkelheit auf. Anschließend gibt es Steak mit getrockneten Steinpilzen, Bratensoße und Reis - dazu ein Tässchen des Rotweins, den wir in Dobel gekauft hatten (0,25 l). Bon Appetit! [ Am nächsten Morgen lüften wir unsere Schlafsäcke etc. Tim trinkt Kaffee, die Sonne blitzt hervor. ] Gut gesättigt geht es nach einem schönen Restabend in die Horizontale. Tim schläft unter dem Vordach der verschlossenen Hütte, ich in meinem Zelt. Die Nacht ist ruhig und so starten wir mit Kaffee und Porridge gut gestärkt in den Tag. Die Feuerstelle nutzen wir nicht. Tag 3 - Dobel bis Forbach Abermals meint es das Wetter gut mit uns. Die Sonne scheint und der kommende Tag entpuppt sich als schönster der Tour. Die Landschaft ist schön, ich fühle mich jedoch noch nicht im Gebirge angekommen, wenngleich es schon Hügel zu sehen und Höhe zu überwinden gibt. [ Das Wetter ermöglicht uns die Aussicht auf erste Hügel. ] Weiter in Richtung Forbach voranschreitend, stoßen wir bald darauf auf die ersten Altschneereste. Durch den Sonnenschein ist es jedoch nicht kalt und die Wanderung macht Spaß. [ Erste Altschnee-Felder gesellen sich zu uns. ] Später führt uns der Weg noch durch eine Moorlandschaft, welche über einem Steg durchquert wird. Dort wachsen allerlei Pflanzen. Moore sind interessante Orte. Wer mehr darüber erfahren möchte, sollte sich die Dokumentation „Die Macht der Moore“ ansehen. Gegen 18 Uhr durchschreiten wir bei leicht bewölktem Himmel die Pforte kurz vor Forbach. Der Abstieg nach Forbach zieht sich in die Länge, ist jedoch schön anzuschauen. Nach einem schönen Wandertag haben wir anständigen Hunger und gönnen uns beim Italiener am Bahnhof Schnitzel mit Pommes, Salat sowie ein Hefeweizen. Da es nach Forbach zum ersten Mal anständig bergauf geht und wir angesichts des noch immer in den Knochen steckenden Katers ziemlich K.O. sind, beschließen wir kurzerhand, uns eine Pension zu nehmen. Wir wurden direkt hinter der Forbacher Brücke von einer Frau aufgenommen, die Toni hieß und deren Gastfreundschaft ich hier hervorheben möchte. Die heiße Dusche und das Frühstück am nächsten Morgen waren fantastisch. Wir nahmen also jeder eine Dusche, wuschen Kleidungsstücke und gingen dann noch zur Tankstelle, um, na klar, ein Bier zu kaufen. Nachdem wir eine Weile in Tonis Garten saßen, ging es gegen 23 Uhr ins Bett. [ Erste Anzeichen des Frühlings. ] Tag 4 – Forbach bis Unterstmatt Nachdem wir gefrühstückt, ein nettes Gespräch mit Toni und ihrem Mann geführt sowie einige Lebensmittel gekauft hatten, ging es von Forbach in Richtung Unterstmatt. Wie vorher bereits erwähnt, folgt nun ein knackiger Anstieg, welcher Tim das ein oder andere Mal fluchen lässt. Mich störte er nicht, war ich doch gut trainiert. Die Natur hier ist sehr schön und es ist trotz der Steigung eine herrliche Wanderstrecke. Allerdings war auch ich dann froh, als wir oben ankamen und an der Wegscheid Hütte unser zweites Frühstück zu uns nahmen. Die Hütte hat eine Feuerstelle sowie eine zweite Etage, auf welcher geschlafen werden kann. Eine gute Gelegenheit also, hier sein Nachtlager aufzuschlagen. Wir hingegen laufen weiter, passieren die Jägerhütte und laufen vorbei an einer Talsperre. Alsbald geht es bergan in Richtung der Badener Höhe (1002 m). Wir machen eine Mittagsrast und schauen uns um. Es sind viele Tageswanderer vor Ort, wir unterhalten uns mit einigen. Nach der Badener Höhe geht es bergab in Richtung Sand. Dort sowie auf dem Weg dorthin gibt es einige Gasthöfe, sodass wir uns eine warme Mahlzeit erhoffen, um anschließend Unterstmatt hinter uns lassen zu können und Strecke zu machen. Zwar hatten wir genügend Zeit zur Verfügung, doch fühlten wir uns ein wenig hinter dem Zeitplan. [ Der Anstieg aus Forbach kommend hat es in sich. ] [ Der Turm auf der Badener Höhe. ] Dieser Plan schlägt fehl, da alles zu hat. Ein wenig Frust macht sich breit, sodass wir leicht mürrisch weiter in Richtung Unterstmatt ziehen. Wir passieren einen weiteren Skilift. In Unterstmatt angekommen, essen wir im Biker-Gasthof ausgiebig zu Abend (Schnitzel) und unterhalten uns mit einer netten älteren Dame, die Waldtraud heißt und so ziemlich alles über Vögel weiß, was es zu wissen gibt. Wir reservieren ein üppiges Frühstück für den nächsten Morgen und ziehen uns oberhalb von Unterstmatt etwa einen Kilometer in den Wald zurück. Dort bauen wir in der Dämmerung unsere Setups auf und schlafen kurz darauf, begleitet von Uhu-Rufen und allerlei anderen Geräuschen. Heute Nacht ist es schon merklich kälter als die Tage zuvor. [ Unser Nachtlager. Das Foto entstand am nächsten Morgen.] Bei einer Temperatur von -1 trage ich in meinem Quilt X-warm Tights von Odlo, Thermosocken, ein Merino-Longsleeve, meine Haglöfs Fleecejacke sowie eine Wollmütze. Ich friere nicht, aber es ist nicht wohlig warm. So ziehe ich kurz danach meine Fleecejacke aus und die Daunenjacke an. Nun ist es schön warm. Tag 5 - Unterstmatt bis Alexanderschanze Nach dem leckeren Frühstücksbuffet, bei welchem wir uns selbstredend auch Verpflegung für unterwegs zusammengestellt hatten, ging es zunächst quer einer Skipiste entlang und danach steil nach oben in Richtung der Hornisgrinde. Bald befinden wir uns in einer Schneelandschaft. Wunderschön. Als Stadtmensch sieht man den Winter viel zu selten. Waltraud, die wir in den ersten Tagen des Westwegs immer wieder treffen, hat sichtlich Probleme, durch den hohen und nicht verdichteten Schnee zu stapfen, sodass ich ihr einen meiner Wanderstöcke anbiete. Sie kann ihn mir später zurückgeben. Dankend nimmt sie an, wir stapfen weiter den Berg hinauf. Der Aufstieg gestaltet sich aufgrund des Schnees als mühsam. Als wir gegen 10 Uhr an der Grindehütte ankommen, pfeift der Wind und wir beschließen, uns einen warmen Kaffee sowie ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte zu genehmigen. Eigentlich hat die Hütte noch geschlossen, doch man ist dort sichtlich imponiert, dass wir den Westweg um diese Jahreszeit gehen und bedient uns freundlicherweise. „Der Westweg im Winter? Ich fall’ vom Glauben ab“, raunt die Kellnerin uns entgegen, als wir nach einem kurzen Plausch mit ihr Platz nehmen. Der Abstieg zum Mummelsee gestaltet sich als ebenfalls nicht so einfach. Wir stapfen durch sehr hohen Neuschnee und sinken bei jedem Schritt um die 50-70 cm ein. Über meiner kurzen Hose, welche ich für gewöhnlich zum wandern trage, trage ich aufgrund des Schnees meine lange Unterhose sowie eine Regenhose. Tim tut es mir gleich. Als Schutz vor dem Schnee haben wir unsere Füße mit 1. Dünnen Socken, 2. Plastiktüten und 3. Wärmenden Socken umhüllt. [ Der wunderschöne Mummelsee. Letzen Winter verbrachte ich dort 3 Tage mit meiner Freundin im Hotel direkt am See. Sehr empfehlenswert. ] Am nunmehr fast schneefreien und wunderschönen Mummelsee angekommen, umrunden wir diesen und machen eine kleine Rast am Steg. Kurz darauf durchschreiten wir die nächste Pforte und wandern in Richtung der Skipiste Seiblesecke. Dort genehmigen uns Wiener Würstchen sowie je ein Pils und unterhalten uns mit einem älteren Herren, welcher sich zu uns gesellt. Dieser war Mitglied des Schwarzwaldvereins und erzählte uns Wissenswertes über den Westweg. Im Verlauf des Gespräches sollte sich herausstellen, dass Tim seinen Ausweis vergessen hatte. Der Mann riet uns davon ab, unter diesen Umständen bis nach Basel zu gehen, da mit einer empfindlichen Strafe zu rechnen sei, würde man in der Schweiz ohne Ausweis erwischt. Forstarbeiten und Naturschutz führen dazu, dass der Westweg kurz nach der Seiblesecke gesperrt ist. Nach kurzer Überlegung entschließen wir uns dazu, die Skipiste hochzulaufen, um dann anschließend über den Bergkamm den Weg in Richtung der Darmstätter Hütte zu nehmen. Wir stapfen durch beinahe mediterrane Flora und Fauna, bis es am Ende des Kamms wieder bergab geht. Doch auch hier sollte der Schnee dermaßen tief sein, dass wir gefühlt metertief einsinken sollten. An der Darmstätter Hütte angekommen, machen wir eine Rast und essen etwas. Natürlich hatte auch diese geschlossen. Im Laufe des Westwegs kamen wir zu unserem Leidwesen an vielen verschlossenen Hütten vorbei. Die Saison war seit knapp einer Woche vorbei, wie sich später herausstellen sollte. Viele Gaststätten befanden sich im wohlverdienten Urlaub. Die Wanderung führt uns nun durch den Wald weiter in Richtung des Skilifts Ruhestein, wo wir gegen 16 Uhr eintrudeln und uns ein Schnitzel nebst Hefeweizen genehmigen. [ Auf dem Westweg habe ich eigentlich immer, wenn wir essen waren, ein Schnitzel gegessen ] Anschließend geht es gut gestärkt wieder hinauf in Richtung des Schliffkopfes, wo wir abseits des Westweges an einer Schutzhütte unser Lager aufschlagen. Der Tag war anstrengend und so liegen wir in etwa gegen 20:30 in unseren Schlafgemächern. Tag 6 – Schnee und Kälte Am nächsten Morgen ist es kalt und windig, sodass zum ersten Mal die Hardshell angezogen wird. Nach einem kleinen Frühstück mit Kaffee und Riegel geht es für uns weiter. Später stehen wir abermals vor einem geschlossenen Gasthof und treffen dort einen weiteren Wanderer, der zu dieser Jahreszeit unterwegs ist. Wir quatschen kurz und laufen wir nun in Richtung Kniebis. An einer Kreuzung steht ein Gebäude der Nationalpark-Verwaltung. Wir klingeln und fragen nach einem Kaffee, den wir auch netterweise bekommen. Wir verlassen den Westweg, um Vorräte zu kaufen und etwas warmes in den Magen zu bekommen. Da eine weitere Pforte vor dem Gasthaus am Kniebis steht, kommt in uns der Gedanke hoch, dass unsere GPS-Daten so nicht stimmen können, führen sie doch einige Kilometer am Kniebis vorbei. [ Irgendwie hatten wir diese Pforte nicht auf dem Schirm. Möglicherweise lag es an der kurzen Vorbereitungszeit. ] Wir erreichen den Gasthof gegen 11.15, genehmigen uns einen Kaffee sowie ein Hefeweizen und warten darauf, dass die Küche öffnet. Wir unterhalten uns sehr nett mit dem Barkeeper, der selber leidenschaftlicher Wanderer ist. In der warmen Stube sitzend, lässt es sich aushalten. Nach einer ausgiebigen Rast und mit vollem Magen geht es noch ein wenig die Straße runter zu einer Tankstelle, um Vorräte zu kaufen, bevor es wieder zurück auf den Westweg geht. Das Wetter wird immer schlechter. Es ist bitterkalt und der Nebel versperrt uns im tiefen Schwarzwald die Aussicht. Gespenstisch mutet er auf diesem Abschnitt an, der Westweg. Trotz einiger Hütten auf dem Weg entschließen wir uns dazu, noch weiter zu gehen, da sich am Freiersberger Tor ebenfalls eine Schutzhütte befindet. [ Aufkommender Nebel verschlechtert zusehends unsere Sicht. ] Als wir die Schutzhütte endlich erreichen, ist es fast dunkel und schneit bereits seit Stunden, mittlerweile sehr stark. Die Sicht beträgt fast 0. Zunächst schleicht sich nun ein wenig Frust bei uns beiden ein, da alle Türen verschlossen zu sein scheinen. Daher nehmen wir also unter dem Vordach der großen Hütte Platz und überlegen, was nun zu tun ist. Tim vernimmt den Ruf der Natur und so kommt es, dass er um die Hütte schleicht und nach einem geeigneten Ort sucht, sich zu erleichtern. Ich rauche eine Zigarette und überlege schon, ob wir zu zweit unter dem Vordach in meinem Zelt schlafen sollen, als Tim zurück kommt. Er hatte den Eingang zur Hütte gefunden. Dieser befindet sich auf der Straßenseite. Zu unserer Überraschung chillt der Wanderer, den wir am Vormittag trafen, ebenfalls da. Wir hegen sofort große Sympathie füreinander und so kam es, dass wir uns nach einem leckeren Abendmal aus Zutaten von uns dreien, dazu entschließen, den Rest des Weges gemeinsam zu gehen. Sein Name ist Chris und er sollte anschließend noch bis nach Kroatien wandern – mit einem Gepäck von schätzungsweise 20+ Kilo. Tag 7 – Freiersberger Tor bis Hasemann-Hütte Nach einem geselligen Abend mit allerlei Wander-Philosophie und einer ruhigen Nacht, bestätige ein Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen meine Befürchtungen. Überall lag Schnee und somit war klar, dass die heutige Etappe in den höheren Lagen anstrengend werden würde. Nichtsdestotrotz machen wir drei uns gut gelaunt und gestärkt vom Frühstück auf den Weg. Es geht auf und ab. Unterwegs sehen wir noch zwei Hütten, eine davon mit Ofen. Mist, denke ich, das wäre doch was Feines gewesen! [ Der wunderschöne Winterwald ist ein Genuss. ] Gegen 11 Uhr erreichen wir den Haakhof, eine Vesperstube. Zuvor passieren wir die bekannten riesigen Stühle. Da es recht frisch ist und wir drei mit unseren Trailrunnern durchaus schon kalte Füße haben, beschließen wir, eine Rast zu machen. Es gibt Rührei mit Speck und Brot sowie ein Pils. Aufgewärmt, gewaschen und gut gestärkt geht es weiter in Richtung Hausach. Es macht trotz der Kälte Spaß zu wandern. Gegen 15 Uhr passieren wir eine weitere Schutzhütte, die Hohenlochhütte. Wir hören Geräusche und just als wir die Hütte inspizieren wollen, entdecken wir zwei ältere Herren, die dort Arbeiten verrichten. Nach einer netten Begrüßung sowie einem kurzen Gespräch bitten sie uns in die warme Hütte und spendieren uns Kaffee, Kuchen und Schnaps. Die Herren sind Mitglieder des Schwarzwaldvereins Wolfach und äußerst freundlich. Wir essen jeder zwei Stück Kuchen, trinken je zwei Kaffee und je zwei Klare, bevor wir Geld in die Spendenbox stecken und uns verabschieden. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir Hausach, welches nicht näher kommen will. Die Beschilderung hier erlaubt sich einen Scherz in Bezug auf die noch verbleibenden Kilometer und so manches Mal zweifle ich an meinem eigenen Verstand. Endlich angekommen, machen wir uns auf die Suche nach neuem Gas für Tim‘s Kocher. Unser Behälter ist leer. Nachdem wir sämtliche Tankstellen, Eisenwaren- und Gemischtwarenhändler abgeklappert haben, müssen wir frustriert feststellen, dass unser Plan Gas auf dem Weg nachzukaufen, gescheitert ist. Unser Ziel heißt nun Hasemann-Hütte und es sind noch etliche Höhenmeter zu überwinden, um die 400 in etwa. Steil geht es aus Hausach raus, höher und höher hinauf. Ein nicht endender Aufstieg, der im Schnee anstrengend ist. Wir kommen nicht gut voran. Die Sicht ist schlecht, der Wind bläst. Es fängt an zu schneien und wir haben immer noch rund einen Kilometer vor uns. Tim ist erschöpft. Ich eile voraus um zu schauen, ob die Hütte geöffnet ist und um notfalls mein Zelt aufbauen zu können, sodass wir dort zu dritt zumindest sitzen könnten. Es wird langsam dunkel. Oben angekommen gibt es Grund zur Freude. Die Hütte ist geöffnet. Ich schaue mich um, lege meine Sachen ab, rufe den beiden anderen entgegen, dass die Hütte geöffnet sei. Ich sammele Feuerholz. Tim erreicht die Hasemann-Hütte völlig erschöpft und musste die letzten Meter von Chris gestützt werden. Eine anstrengende Etappe. Wir entzünden den Hobokocher, den Chris mit sich führt und kochen Tee und braten Würstchen. Wir essen eine deftige Brotzeit und legen unsere Isomatten auf die Bänke im unteren Bereich der Hütte, da es im oberen Schlafbereich zieht. Nach einem Feierabendbier schlafen wir erschöpft ein. ENDE TEIL 1 Da ich leider keine Bilder mehr hochladen kann, ist an dieser Stelle Schluss. Teil 2 folgt in Kürze.
  2. Hallo zusammen! Da sich die Tour ungewöhnlich in die Länge gezogen hat, gibt es ziemlich viel zu erzählen. Lange habe ich es aufgeschoben, mich an den Bericht zu setzen, doch weil ich es euch schuldig bin, veröffentliche ich ihn nun stückweise hier. Vorab könnt ihr bereits eine Testversion des Reisevideos sehen, die allerdings noch nicht ordentlich vertont ist. [Im Video sieht man nur den Teil aus Norwegen. Dass die Welt ein weiteres Video von der Strecke Abisko-Nikkaluokta braucht, bezweifele ich. Da ich meine Zweifel daran habe, kommt es nur, wenn ich in der Stimmung dazu bin.] Teil 1: Anreise Ach, wäre die Rückreise nur so einfach gewesen! Leider verlaufen die Geschichten, die das Leben schreibt, selten so gradlinig. 25. Februar 2020: Nachdem ich morgens die letzten Wegpunkte ins Navi eintrug, die letzten Karten ausdruckte und meine Sachen für den Flieger packte, ging es am Nachmittag im Auto Richtung Flughafen Düsseldorf. Erstaunt über mein Vorhaben entschied sich das Personal dazu, meinen Rucksack zum Sondergepäck zu verfrachten. Nachdem ich penibel kontrolliert wurde, machte ich mich mit der dicken EVA-Matte im Handgepäck auf zum Terminal. Sich durch das Gedränge wühlen zu müssen ging mir ordentlich auf die Nerven. Immerhin war das Gate leer. Ich war früh dran. Und der Flieger hatte Verspätung. So saß ich also mit Plastiktüten an den Füßen am Düsseldorfer Flughafen und schrieb gelangweilt den ersten Absatz im Tagebuch. In Oslo angekommen hastete ich eilig durch den Flughafen, um noch rechtzeitig die Maschine nach Tromsø zu erreichen, Zum Glück war auch dieser Flieger spät dran und konnte erst gegen Mitternacht beladen werden. Leider wurde ich diesmal wie eine Sardine zwischen zwei großen, übel riechenden Männern eingequetscht, die während des Fluges fürchterlich schnarchten. Ich versuchte vergeblich, einzuschlafen und starrte stattdessen mit müden Augen auf die Sitzreihe vor mir, in der Hoffnung, der unrasierte Mann neben mir würde wenigstens seine überdimensionierte Daunenjacke ausziehen. Rückblickend ist es vielleicht doch ganz erfreulich gewesen, dass er die Jacke anließ. Schließlich hatte ich keine Nasenklammer im Handgepäck und wollte mir meine erste MYOG-Erfahrung für einen besseren Zeitpunkt aufheben! Zu meiner Überraschung wurde die Meute, zu der ich mich in Tromsø gesellte, nicht aus dem Flughafen geworfen. In jede Ecke kuschelte sich irgendein Gast, der dazu verdonnert war, hier die Nacht zu verbringen. Unter einer Treppe lag eine größere Gruppe, die es sich neben ihren Ski gemütlich gemacht hatte. Ein Pariser Schlitten lag nahe der Gepäckannahme herum. Wach war kaum jemand. Sogar die Leute, die sich auf den Gepäckbändern ein Plätzchen gesucht haben, schienen Schlaf gefunden zu haben. Obwohl ich eine Matte dabei hatte, brauchte ich sehr lange dafür und wechselte mehrfach mein Plätzchen. Von Tromsø aus ging es dann in einem kleinen Flieger in den richtig hohen Norden. In der Maschine hätte man nicht einmal eine Schulklasse unterbringen können. Wir hatten freie Platzwahl. Ich guckte den ganzen Morgen lang aus dem Fenster und verfolgte mit den Augen die Sonne, die schüchtern am Horizont ihre Bahnen zog. Hinter Hammerfest wurde es dann richtig hell und beim Anflug von Berlevåg konnte ich bereits mein Ziel aus der Vogelperspektive betrachten. Die Insel war ein einziges weißes Schild, das sich erhaben aus dem von Eisschollen übersäten Beringmeer hervorhob. Die kleine Dash 8-100 erreichte nur geringe Höhe zwischen den Stopps. Unter mir sah ich zwei dicke Wale, die nach Luft schnappten. Wenig später erreichten wir meinen Startort, Vardø. Der Flieger schlitterte über die eisige Landebahn und wir liefen in das kleine Häuschen, in dem auf vielleicht 50m² alles von Check-In bis Gepäckannahme erledigt wurde. Wir bekamen unser Gepäck direkt aus dem Bauch des Flugzeuges gebracht. Als letzte Person verließ ich das Gebäude und verstaute in der kleinen angebauten Laube, die als unbeheizten Verschlag für Raucher diente, mein Gepäck im Rucksack. Draußen wartete die Sonne auf mich. Ich schnallte die Spikes unter meine Stiefel und machte mich auf zum Unterseetunnel, den ich durchqueren musste, um in den Ort zu gelangen. Er war der älteste Tunnel seiner Art in Norwegen und etwa drei Kilometer lang. Nachdem ich etwa einen Kilometer über die vereiste Straße schleppte, spannte ich meine orange Daunenjacke auf den Rucksack, um im nasskalten Tunnel gut sichtbar zu sein, und stapfte gemächlich in die Tiefe. Was anfangs noch wenig störend war, wurde mit zunehmender Tiefe immer unangenehmer. Ich erreichte den tiefsten Punkt des Tunnels und begann den Aufstieg. Nach einigen Metern hielt neben mir ein alter Geländewagen an. Die alte Frau gestikulierte unmissverständlich und ich verfrachtete meinen Rucksack neben ihrem Hund, bevor ich auf dem Beifahrersitz Platz nahm. Tommen (?) fuhr sprach nur Finnisch und Norwegisch. Sie setzte mich direkt am Dorfladen ab und verabschiedete sich von mir. Da ich keinen brauchbaren Brennstoff im Laden fand, zapfte ich etwa zwei Liter Benzin an der Tankstelle ab und füllte großzügig meine Brennstoffflaschen. Immerhin gab es eine Menge kalorienreiches Futter, mit dem ich meinen Rucksack vollstopfen konnte. Ich erkundete etwas den verschneiten Fischerort, besichtigte die Insel mit ihren Sehenswürdigkeiten und näherte mich erneut dem Tunnel. Diesmal durchschritt ich ihn komplett. Nun lag nur noch verschneite Tundra zwischen mir und meinem Ziel! Ich schnallte mir die Schneeschuhe unter die Füße und lief in Richtung meines ersten Wegpunktes. Die Sonne blendete. Alles war weiß, der Himmel war strahlend blau. Eine frische Brise fegte über die verschneite Landschaft. Nach etwa 5km stelle ich mein Zelt auf, als ich das erste Hochplateau erreichte. Die Sonne blinzelte verlegen hinter den Schneefeldern. Ihre Strahlen wärmten kaum noch. So legte ich mich also am frühen Nachmittag hin. Nun konnte ich endlich den Schlaf nachholen, den ich in der vorherigen Nacht vermisste. Trotz -10°C schlummerte ich wie ein Baby. Genauer gesagt wurde ich ständig wach und musste immer wieder dem Ruf der Natur folgen. Der Schlafsack war ziemlich warm und ich öffnete ihn ein Stück weit. Beim nächtlichen Blick aus dem Zelt staunte ich nicht schlecht. Grüne Lichter flackerten schwach am Himmel. Leider war die Aurora Borealis wenig fotogen. Trotzdem war das Schauspiel unvergesslich.
  3. Meine Assets drehen ins Plus, ich habe erst am Montag wieder einen Termin. Die Bahn braucht 3,5 Stunden nach Pforzheim. Auch sollte man nicht nur hier in diesem Forum ‘s Maul aufreissen und flapsige Sprüche klopfen, hin und wieder sollten auch echte Trails besucht und diese tatsächlich erwandert werden. Es besteht immerhin eine klitzekleine Chance, den ganzen Trail bis am Montag zu schaffen. 70 km wären dafür am Tag notwendig. Technisch gesehen ist es jedoch Winter. Wie sehr mich der Schnee bremsen wird, werden wir schnell herausfinden. Ich hätte gerne neue Schuhe. In einem Laden werde ich geholfen - ich besuche die örtliche Vivo Barefoot Verkaufsstelle. Der Laden ist sogar parfümiert, die Verkäuferin nett. Sie empfiehlt mir den “Primus Trail Firm”, der “Trail Soft” nutze sich zu schnell ab. Natürlich erst, als ich ihr gesagt hatte, ich suche Trailrunner zum Wandern. Dieser Schuh scheint leider wie Blei im Regal zu liegen, eigentliche Trekking Schuhe in wasserdicht und gefüttert sind hingegen fast ausverkauft. Es gibt Sportgeschäfte, die empfehlen ernsthaft, die Schuhe vor einer Marathondistanz vorsichtig einzutragen. Die Zeit zerrinnt mir zwischen den Fingern, sorry, ich werte halt die ersten 20 km als Eintragen. Um sechs Uhr morgens sitze ich im Zug, schüchterne Schweizer Damen fragen, ob dies die zweite Klasse im ICE sei. Sieht halt schöner aus, als in den Schweizer Zügen die Erste. Mit den Beschwerden über die Deutsche Bahn könnte man ein separates Forum füllen, aber ich komme pünktlich in Pforzheim an. In Pforzheim wandere ich durch die Stadt und komme an einem “Platz des 23. Februars” vorbei. 18’000 Tote, die Stadt sieht ziemlich gesichtslos aus, alles ist neuer. Kurzer Blick auf Wikipedia sagt, die Stadt sei eigentlich zu römischen Zeiten gegründet worden, aber im 1945 sei die Innenstadt dem Erdboden gleichgemacht worden. Krieg muss offenbar eine ganz tolle Sache sein. Ich habe die Memoiren von einem gewissen Winston Leonard Spencer-Churchill gelesen, dennoch deprimieren mich Städte wie eben Pforzheim oder Warschau. Der Grund, weshalb ich am Montag wieder in meiner Residenzstadt sein muss, ist übrigens pazifistischer Natur. Vor ein paar Jahren haben Freunde und ich die Beschaffung neuer Kampfjets in der Schweiz verhindert. Die tapfere Schweizer Luftwaffe besitzt derzeit keine “Erdkampffähigkeit”, d.h. sie können keinerlei Bomben abwerfen (und dies seit 1994). Sehr zum Bedauern unserer hohen Militärs, die Wiedererlangung dieser Fähigkeit steht hoch oben auf ihrer Wunschliste. Und neue Jets wollen sie auch schon wieder, wir halt nicht. Nachdem ich die Stadt durchquert habe, stehe ich vor dem ersten Tor des Westwegs, der goldenen Pforte. Das Tor hat nur einen kleinen Fehler: Es führt nirgendwo hin, der eigentliche Westweg startet daneben. Der Westweg wurde vom Schwarzwaldverein vor über 100 Jahren eingerichtet, Ortsgruppen unterhalten auch Hütten und ganze Türme entlang dem Weg. Leider hat der Schwarzwaldverein offenbar Angst vor dem Wolf und dadurch ausbleibenden Touristen. Nach meiner streng objektiven Erfahrung erscheinen die Touristen aber nicht trotzt dem Wolf, sondern wegen ihm. Natürlich geht es auch um Viehhaltung, es gibt sogenannte “Grinde”, d.h. beweidete Hochmore, die dauerhaft vor Verwaldung geschützt werden sollen. Der Sturm Sabine hat ganze Arbeit geleistet, der Weg ist mit Tannenästen bedeckt, abgesehen davon aber vorerst nicht spektakulär. Mit herkömmlichen Trailrunnern könnte ich jetzt ziemlich schnell vorwärts gehen, meine Barfussschuhe verlangen aber nach einem wohl überlegten Schreiten. Der Vorderfussbereich ist mindestens so breit wie beim Altra Timp. Der Schuh ist schwerer als der Salomon Sense Ride. Dies liegt wohl vor allem an der Sohle. Die ist zwar dünn, hat aber etwas von einem Gummistiefel. Die Sohle ist auch superflexibel, man spürt jedes noch so kleines Ästchen auf dem Weg. Immerhin ist die Innensohle perforiert. Legendäre Ultraleicht-Experten wie der Herr Stromfahrer empfehlen solche Innensohlen für einen schnellen Feuchtigkeitsabtransport, man steht so weniger im Wasser, falls der Schuh nass geworden sein sollte. Herr Stromfahrer nutzt derartige Sohlen eines Drittanbieters, es ist natürlich praktischer, wenn diese bereits mit den Schuhen geliefert werden. Ich trage darn tough Wollsocken, habe aber zwei Paar Sealskinz im Rucksack. Meine Zeltstangen habe ich in einem Leki Beutel getarnt, leider verrät eine dicke Rolle mit der Matte meine wahren Absichten. Ausserdem trage ich engere Hosen. Diese sind mit Gore Windstopper ausgestattet und für kühleres Wetter ideal. Es dauert nicht lange und ein älterer Herr spricht mich an: “Sie wollen aber nicht nach Basel?”. Ich antworte “Doch”. “Haben sie ausklappbare Skier dabei für den Schnee?”. Nun ja, mit dem Winter ist es eben so eine Sache. Ich bin in der Lage, auf Webcams die Schneehöhe einzuschätzen. Angeblich war der Januar der wärmste seit Messbeginn. Die Temperaturen sprechen nicht für sehr viel Schnee, eher für viel Wasser infolge des Tauens des Schnees. Das Wetter ist nicht sehr angenehm, es regnet eigentlich immer. Ein offenes Dach bietet sich als Rastplatz an, es gibt sogar eine kleine Bibliothek darunter. Bald bedeckt eine dünne Schneeschicht den Weg. Ich treffe einen Mann, der fröhlich vor sich hin plaudert, er habe jetzt seine Scheune kontrollieren müssen, sein Schwager sei gerade in Australien, er sei auch bei der Feuerwehr, der Sturm und so weiter. An einem weiteren Rastplatz erklärt er mir, es sei geplant das Dach dieses Rastplatzes als Dach eines noch zu erstellenden Turmes zu verwenden. Es muss ein massiver Turm werden, das Dach ist riesig. In der Schweiz haben wir zwar keine so monströsen Dächer auf den Aussichtstürmen, dafür stehen diese halt seit Jahr und Tag. Besser den Spatz im Teller als den Schwan auf Grundeis oder so ähnlich. Das Wetter wird nicht besser, es zieht ungemein und es schneit. Durch die malerische Ortschaft Dobel hindurch erreiche ich wieder den Wald. Zur allgemeinen Erheiterung beginnt es zu hageln. Meine Hosen werden nass. Normalerweise trocknen sie nach einem Schauer schnell wieder, der Wind bläst jedoch den Regen dagegen. Es stürmt. Ein kleiner Aussichtspavilon kommt nun wie gerufen - es ist die Weithäuslehütte. Ich rüste auf mit Regenhosen und Sealskinzsocken. Von Aussicht kann keine Rede sein. Kaum laufe ich wieder los, geschieht ein kleines Wunder - es klart auf. Meine Handschuhe sind nass. Um ein Haar wäre dies problematisch geworden. Zwar wärmen sie auch in nassem Zustand, aber ich muss sie regelmässig auswringen. Wasserdichte Handschuhe stehen zuoberst auf meiner persönlichen Wunschliste, jedoch aus ästhetischen Gründen keine Bauhandschuhe, wie sie von Herr Skurka vorgeschlagen und von Frau Dixie bereits erfolgreich getestet wurden. Schliesslich gehe ich weiter bis nach Kaltenbronn. Gaia GPS sagt, es seien 50 km, dies kann jedoch gar nicht sein. Gaia oder mein iPhone haben grosse Probleme, die Position zu bestimmen. In Kaltenbronn hüpft die Position wild umher und sammelt virtuelle Kilometer. Bis nach Forbach wären es 48 km, jedoch müsste dazu noch ein Hügel mehr überquert werden. Nächstes Mal nehme ich wieder den Garmin Mini mit, der sieht ohnehin richtig abenteuertriefend aus und darauf kommts ja wohl an. Er zeigt aber auch die gelaufenen Km oder Meilen vernünftig an. Das Hotel Saarbacher ist ein gemütliches Haus. Am Nachbartisch geht es hoch zu, Einheimische haben sich zum Dorfklatsch zusammengefunden. Der Mitarbeiter der örtlichen Sparkasse war schon zum zweiten Mal im Vaterschaftsurlaub. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. “Das verstehen wir hier nicht” sagt eine Dame in meine Richtung. In der Schweiz haben Rechtskonservative das Referendum gegen die Gesetzesvorlage ergriffen, irgendwann wird es eine Volksabstimmung dazu geben. Dann ist Vodafone an der Reihe. Die wollen offenbar 680’000 Euro, um Kaltenbronn mit Glasfaser zu versorgen. Dann die Scheiss-EU, die Idee der Bonpflicht käme von dort. Es gibt wenig gefreutes, sie lassen sich auch über die Gäste des Hotels aus, was ich jedoch gut nachvollziehen kann. An den Wänden hängen kapitale Hirschgeweihe. Ein Förster erklärt, weshalb umgefallene Tannen mühsam von Hand gesägt werden müssen und diese nicht einfach mit dem Vollernter zusammengepackt werden können. Der Dreck verschleisse die Ketten. Diese würden nur noch dreimal neu geschliffen, dann wandern sie auf den Müll. Eine neue Kette koste 16 Euro, früher waren die teurer. Die Ausstattung des Zimmers ist schon älter, ich mag es so aber viel besser, als wenn Hotels mit Ikea-Möbel ausgestattet werden, die mitten in der ersten Saison entsorgt werden müssen. Es ist unglaublich, an was man nach einem Tag im Regen alles denken muss: Sämtliche Kleider müssen irgendwo aufgehängt werden, in einem Hotel muss man jeweils alles elektronische laden. Am nächsten Tag sollte man fairerweise das Zimmer in einem akzeptablen Zustand hinterlassen usw. Am nächsten Tag geht es zunächst nach Forbach. Der Wald von Kaltenbronn nach Forbach ist wilder und alpiner als der bisherige. Der Wald hier ist wirklich sehr schön, ungefähr wie der Stazerwald in St. Moritz, nur viel weitläufiger. Bald komme ich an einem massiven Turm vorbei. In der Hütte darunter sind Menschen. Sie sind mit dem Wagen hier hoch gefahren. Vielleicht handelt es sich um Mitglieder dieses Forums, welche die neusten Unterdruck-Schlafsäcke getestet haben, in dem Fall vielen Dank. Umgestürzter Hochsitz, wohl aufgrund einer Kommandoaktion der Hirschianischen Selbstverteidigungsarmee. Nach Forbach geht es ein wenig weit hinunter, dies hat den Nachteil, dass es auf der anderen Seite eben wieder hochgeht, ca. 700 Meter. Forbach ist die grösste Waldgemeinde der Region und ausserdem gibt es eine Holzbrücke, die im 1954 originalgetreu nach einem Bau aus dem 17. Jahrhundert neu errichtet wurde. Nach Forbach steigt der Weg die ganze Zeit, bis zur badischen Höhe hinauf. Ungefähr der John Muir des Westwegs. Der Weg ist schneebedeckt, hier hat es nun so viel Schnee, dass die Steine darunter nicht mehr sichtbar sind und unter dem Schnee hat es oftmals Pfützen. Schön ist anders, aber was will man machen. Ich wandere eigentlich den ganzen Tag im Schnee. Die Strassen sind nun durch umgeknickte Bäume gesperrt, kurz nach der Talsperre hat sich ein Telefonkabel gelöst. Der Weg ist bisweilen sehr steinig, mein Ziel von 70 km kann ich vergessen. Wer schwache Bänder hat, benötigt hier massive Stabilitätsschuhe, sonst ist schnell Schluss mit lustig. Hin und wieder gibt es einige Abschnitte auf Naturstrassen. Ich komme in Sand vorbei, das Naturfreundehaus zuvor hat geschlossen. Im Restaurant Sand bestelle ich mir ein fettes Schnitzel und ein Paulaner. Am Nebentisch eine Geburtstagsgesellschaft, alle deutlich angeheitert, sie saufen wie die Löcher. Ein Mann spricht mich an, woher ich komme, wohin ich gehe. Ich erkläre ihnen, ich könne überall übernachten, nur nicht auf Schnee. Wiederholt werde ich eingeladen, mit ihnen zu kommen, sie hätten eine Hütte in der Nähe, zu trinken gäbe es auch. Ein Mann steht auf und unterhält sich mit mir, es gäbe Wölfe hier, sein Schwager habe vor zwei Wochen einen Wolf mit fünf Welpen gesehen. Komisch, denke ich, andere sehen weisse Elefanten, wenn sie hinreichend getrunken haben. Erst vor ein paar Wochen hätten sie zwei Wanderer gefunden, die wohl im letzten Jahr erfroren sein müssen. Luchse habe er auch schon gesehen und gerade eben habe er den Auerhahn rufen gehört. Auch erzählt er wilde Dinge von der Bergwacht. “Wie entspannt muss man wohl sein, um aus der Schweiz in den Schwarzwald zu reisen und alleine so weit zu wandern” entfährt es einem andern. Immer wieder weisen sie auf die bald einbrechende Dunkelheit hin. Danke, aber es wurde auch gestern schon Dunkel, sehr wahrscheinlich auch morgen wieder. Sorry liebe Leute, aber saufen kann ich auch zu Hause ausreichend, mein Mitbewohner hat immer ein paar edle Tropfen an Lager. Einer der munteren Truppe sagt tatsächlich immer wieder “Deutschland erwache” und er versucht, dies möglichst eindeutig zu betonen. Na dann Prost, es ist immer wieder schön zu sehen, was reichlich Alkohol mit erwachsenen Männern anstellt. Das mit dem Erwachen würde ich mir ernsthaft überlegen, am besten in nüchternem Zustand. In Pforzheim hat das letzte Erwachen gemäss Wikipedia den Tod von 31.4 % der Stadt-Bevölkerung herbeigeführt. Ein solches Erwachen mag ich niemandem wünschen. Hier wäre eine sanfte Pinselrenovation nötig - wahrscheinlich geschlossenes Hotel in Sand. Für mich geht es jetzt weiter auf die Hornisgrinde. Bis 1999 Sperrgebiet der französischen Luftwaffe, die Deutschen durften den Standort aber später im Rahmen der NATO mitnutzen. Die Windmühlen kann ich nur erahnen, ebenso den Mummelsee. Ein schickes Hotel haben die dort, ich muss aber weiter. Die Darmstädter Hütte hat abends um halb Elf schon zu, ich bin jedoch bald wieder im Nationalpark. In Ruhestein sind die Strassen spiegelglatt gefroren. Der weitere Weg ist nichts für schwache Nerven. Er besteht zu dieser Jahreszeit vor allem aus Tümpeln und umgeknickten Tannen. Mein Ziel ist ein Ort, der Ettlinger Hütte heisst. Vielleicht ist es wegen der Nacht, aber ich finde nur einen Wegweiser. Die Hütte gibt es zwar, sie liegt aber tief im Wald, wie mir Google Maps nachträglich sagt. Und dann wäre nicht mal sicher, dass die Hütte offen gewesen wäre. Gaia GPS meldet einen kleinen Holzverhau bei einer weiteren Hütte, schaue ich mir mal an. Leider ist er so klein, dass ich darin keinen Platz hätte. Ausserdem müsste ich das Holz umschichten, wozu ich nun wirklich keine Lust habe. Aus legalen Erwägungen muss dieser Bericht nun ein wenig unklar werden. Kurz nach Forbach hatte ich eine ideale Hütte gesehen: Zweistöckig, das Schlafquartier oben und winddicht. Natürlich schwebt mir eine solche Hütte auch jetzt vor. Die Nacht ist kalt, mein Schlafsack wird für Temperaturen bis +5 Grad empfohlen. Am nächsten Morgen sehe ich auch eine kleine Plakette, Lagern und Übernachten eher nicht erwünscht. Dumm gelaufen. Der ökologische Mehrwert eines Kiesbodens in einer Hütte ist aber bestimmt nicht der Grund für das Bestehen eines Nationalparks. Der Park wurde im 2014 gegründet und erfreut sich mässiger Unterstützung durch die Bewohnenden der umliegenden Dörfer. Es ist wohl vor allem eine Marketing-Frage. Zum Wald Sorge getragen wurde schon vorher. Ich stellte mein Zelt in einer Hütte auf. Niemand stört mich und ich bin sicher, dass ich niemand gestört habe. Weder schlurft ein missmutiger Hirsch vorbei, noch werde ich von aggressiven Auerhähnen aus dem Schlaf gerissen. Von der Kälte hingegen schon. Ich weiss, dass meine Ausrüstung nicht ideal ist. Vorsichtshalber habe ich viele Kleider dabei. Eine ausreichend dicke Matte wäre auch kein Blödsinn, meine vier mm dicke Schaumstoffmatte hält die Kälte nur dann ab, wenn ich sie vierfach zusammenfalte. Dann ist sie jedoch zu kurz. Ich bin zu faul, um aus dem Zelt zu steigen, meinen Rucksack zu leeren und ihn unter die Füsse zu klemmen. Immerhin habe ich am zweiten Tag 67 km zurückgelegt, fast ausnahmslos im Schnee und mit doch eher speziellen Schuhen. Sie bieten endlosen Grip, aber auf Natur- und festen Strassen muss man wirklich aufpassen. Sonst knallen die Schuhe auf dem Asphalt. Mit bequemem Rollen ist da nix, die Schuhe verhalten sich wie ein Brett. Ich habe keine Ahnung, wie sich das auf meine Knie auswirken wird - ich muss meine gesamte Lauftechnik umstellen. Meine Füsse reagieren und schwellen ziemlich an. Aber es ist gerade das Ziel dieser Schuhe, den gesamten Fuss zu aktivieren und nichts wegzudämpfen. Auf lange Sicht sollte sich das lohnen. Durch das endlose Wasser werden meine Füsse trotz Sealskinz Socken nass und dadurch folgen Blasen. Das Schnürsystem der Schuhe ist wenig durchdacht. Die harten Schnürsenkel drücken auf mein Rist. Wenigstens rutsche ich in den Schuhen nicht umher, sonst wäre bald Feierabend gewesen. Das Gehen mit diesen Schuhen ist einfach anders als alles bisherige. Glücklicherweise gab es einen Weg weiter unten. Dass Schnee liegt, ist Fluch und Segen zugleich. Natürlich rutscht man im Schnee, aber er dämpft eben auch. Dies hat wahrscheinlich meine Wanderung gerettet. Dennoch breche ich am folgenden Tag ab: Es ist zu viel Wasser in den Wegen und ich ertappe mich dabei, wie ich neben dem Weg gehe. Dies sollte man tunlichst vermeiden. Gerne lasse ich auch den Forstbetrieben den Vortritt, damit diese die umgestürzten Tannen beseitigen können. Ich werde bald zur Alexanderschanze zurückkehren und den Rest des Weges in Angriff nehmen. Von der Alexanderschanze gehe ich nach Freudenstadt. Insgesamt hat mir der Schwarzwald sehr gut gefallen. Die Leute waren nett, die Landschaft ist grandios. Die Aussicht war wetterbedingt alles andere als grossartig, aber ich konnte die Vogesen ein paar Male sehen. Vom Schliffkopf aus sieht man gar unsere schönen Schweizer Alpen. Vom Jura aus sieht man immer wieder in den Schwarzwald und ich fragte mich seit ca. 30 Jahren wie es dort wohl aussehen würde. Nun habe ich einen ersten Eindruck davon.
  4. Ich habe mir am letzten Wochenende einen lange gehegten Traum erfüllt und eine viertägige Tour durch die Alpen bis an die Baumgrenze unternommen, auf der ich mit Rucksack und Schneeschuhen völlig autark unterwegs war. Dieses Projekt möchte ich hier in mehreren Teilen vorstellen. Beginnen wir mit der Ausrüstung Mir war von vornherein klar, dass ich bei dem geplanten Unterfangen streng genommen nicht im UL-Gewichtsbereich würde bleiben können, aber mehr als 15 kg sollten es nicht sein - und wurden es auch nicht. Mitgenommen habe ich (in Leserichtung zeilenweise aufgeführt): Ein Sirui-Carbon-Stativ (knapp 1 kg), ein DIY-DCF (Cuben Fiber) Tarp für meine Cross Hammock Querhängematte (118 g), ein DIY-DCF Hot Tent, soweit ich sehe das erste seiner Art (269 g), einen Titanium Wood-Stove von Seek-Outside, mit Klappsäge, stabilem Messer für Batoning und anderem Feuerequipment (2 kg), einen DIY-DCF-Rucksack von 42 Litern mit äußeren Netztaschen an drei Seiten (299 g), einen gelben Sack mit Lebensmitteln, einen 2-Liter Titankochtopf zum Schnee schmelzen, darin befinden sich weitere Lebensmittel, ein oranger Sack mit DIY-Merino Unterwäsche lang und ein zusätzliches Paar Merino-Socken, eine Thermoskanne 0,5 meine Lumix GH4-Kamera mit Olympus 12-40 2.8 Objektiv (1 kg), Go Pro 7 Black, einen dunkelgrünen Sack mit Kabeln, Akkus und Stirnlampe, eine Daunenjacke von Arcteryx (300 g), eine Cross Hammock Standard in robustem Stoff (350 g), zwei kleine Säckchen mit Schnüren fürs Tarp und die Hängematte und anderem Krimskrams, einen 750 ml Titanbecher mit 100 ml Gaskartusche und Soto-Gasbrenner, einen DIY-Daunenschlafsack mit 750 g 850 Cuin Daunenfüllung (950 g), schwere Leki Makalu Stöcke (die aber auf 145 cm ausgezogen werden können), 2 Schneeteller eine Termarest Neo-Air X-Therm Max Large mit (blödem) Speed Valve, ein No-Name Gorilla-Pod Stativ für die Go Pro und meine MSR lightning Ascent Schneeschuhe (1,77 kg) Das Herzstück der Ausrüstung ist das DCF-Zelt mit Stove Jack für das Ofenrohr. In dem habe ich mich abends und morgens aufwärmen, Schnee schmelzen und Essen zubereiten können. Der aufgebaute Ofen mit den Töpfen. Wie ihr seht, habe ich keine Aufstellstange (und auch keine Heringe) mitgenommen, sondern mir immer einen Holzstab und Stöcke zum Abspannen gesucht. Der Rucksack hat von der Größe her gerade so gereicht, sogar die Schneeschuhe konnten außen für den An- und Abtransport noch angebracht werden. Geschlafen habe ich aus Komfortgründen nicht im Zelt, sondern immer in der Hängematte, das Tarp habe ich nur in einer Nacht aufgespannt. Und auf diese Weise konnte ich mit immer noch überschaubarem Gewicht bis an die Baumgrenze 4 Tage völlig unabhängig unterwegs sein. Am Leib getragen habe ich Kleidung aus Wolle und als äußerer Schicht eine DIY-Jacke und Hose aus Etaproof. Die Beschreibung der Tour selbst folgt demnächst! Siehe auch: Teil 2: Die Strecke hier. Teil 3: Die Erfahrungen hier.
  5. Die Strecke der Tour habe ich so gewählt, dass neben öffentlichen Verkehrsmitteln nur die eigene Muskelkraft zur Fortbewegung eingesetzt wurde. Start- und Zielpunkt war der Bahnhof von Garmisch-Partenkirchen. Mit dem ersten Zug von Berlin über München kann man 13:00 Uhr dort sein. Anschließend bin ich, vorbei am Olympiagelände, zum Eckbauer aufgestiegen (Bildmitte), und dort war dann auch der erste Übernachtungsplatz. Bei leichten Plusgraden und später einsetzendem Schneefall habe ich dort am einzig geeigneten Baum die Hängematte aufgehängt und auf einem Plateau oberhalb das Zelt errichtet. Über die Erfahrungen beim Lagerbau und Schneeschmelzen berichte ich im nächsten Teil. Der zweite Tag führte bis Mittag über eine relativ leicht zu bewältigende Wegstrecke bis zur Elmauer Alm (links), die auch noch von vereinzelten Winterwanderern frequentiert wird. Ab dem König-Ludwig-Weg habe ich in den folgenden zwei Tagen nur noch drei Leute getroffen. Von der Lawinengefahr im ersten Abschnitt wusste ich, aber da in den letzten 10 Tagen kein Schnee mehr gefallen war, habe ich dieses Risiko gering eingeschätzt. Die kurzen steilen Hänge hatten ihre Schneelast schon vor Tagen abgeworfen. Über die Wettersteinalm bin ich dann bei inzwischen deutlichen Minusgraden zum Schachensee aufgestiegen und habe dort an der Baumgrenze auf etwa 1800 m das zweite Lager errichtet. Nach Einbruch der Dämmerung gingen die Temperaturen bis zum nächsten Morgen auf -15 Grad in den Keller. Den sternklaren Himmel hatte ich am einzig geeigneten Baumpaar (Beschreibung im nächsten Teil) beim Einschlafen und Aufwachen immer im Blick, weil ich kein Tarp aufgespannt hatte. Der Rückweg am dritten Tag sollte eigentlich pures Genusswandern sein, aber es kam - leider - anders. Nach Empfehlung von zwei Tourengehern, die am Vormittag schwer bepackt den Lagerplatz passierten und über meine Anwesenheit und die Größe meines Rucksacks ziemlich perplex waren, bin ich rückzu links auf den Kälbersteig abgebogen, der bis ins Partnachtal führt. Leider ist es mir an der Schlüsselstelle in Ermangelung jeglicher Wegzeichen und Spuren nicht gelungen, den richtigen Weg zu finden. Ich musste deshalb über zum Teil gefrorene Wasserfälle in äußerst heiklem Gelände ins Tal absteigen und dann dort einen knietiefen Bach durchwaten. Mit einbrechender Dunkelheit bin ich auf der anderen Talseite wieder in Richtung Partnachalm aufgestiegen und habe dort das dritte Lager errichtet. Der letzte Tag bestand aus dem unproblematischen Rückweg zum Bahnhof von Garmisch-Partenkirchen. Teil 1: Das Equipment hier. Teil 3: Die Erfahrungen hier.
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