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  1. Reisebericht Mongolei 2015 Nachdem mich die meisten hier nur als Bastlwastl und MYOGer kennen will ich endlich mal berichten, was ich mit dem selbst gebauten Kram dann so mache. In der Vergangenheit sind die Reiseberichte immer irgendwie untergegangen – mea culpa! Also los geht’s! Sa 20.6.15 Habe jetzt über 6 Monate für die Reisevorbereitung gebraucht, Zelt, Rucksack, Trekkingstöcke, Paddel, Packraft (auf dem Foto ist noch der blaue Prototyp) und Kleinkram entworfen, gebaut und ausprobiert. Hoffentlich klappt das auch alles so wie gedacht. Die vorfreudige Aufregung hat mich dann doch etwas früher aus dem Haus gejagt und ich bin dann recht früh bei Regenwetter zum Hamburger Hauptbahnhof. Von dort mit dem ICE in der 1. Klasse (Dank Billigticket war das nur ein paar Euro teurer als 2. Klasse) nach Berlin. Dort mit dem Flughafenbus zum Flughafen und so frühzeitig angekommen, dass ich als Erster einchecken konnte. Wenigstens ist mir so der Fensterplatz gesichert. Nach einem Zwischenstopp in Moskow sind wir dann am nächsten Tag mit 1,5h Verspätung gelandet. Rucksackgewicht inkl. Packraft, Paddel und Verpflegung für 10 Tage: 11899g So 21.6.15 Werde direkt vom Flugplatz abgeholt und ins Hostel gebracht. Die Lage ist gut, das Zimmer sauber, günstig und geräumig. Außerdem ist Gerald der Inhaber super hilfsbereit. Was will man mehr? Nach einem ersten Rundgang in dem überraschend hässlichen Ulaanbatar erhole ich mich erst einmal bei einem Milchkaffe im Café Bene (Südkoreas Antwort auf Starbucks). Sowohl der Kaffee als auch die Schokoladenmoussetorte sind sehr lecker! Weil ich danach nicht viel Hunger habe geht´s am Abend dann noch kurz in das Khaan Buuz auf der Peace Avenue. Ich beschließe doch nicht noch eine Nacht in UB zu bleiben sondern morgen früh schon zu meiner Trekking Tour aufzubrechen. Ulaanbatar Mo 22.6.15 So, das erste Abenteuer ist geschafft, ich sitze vermutlich im richtigen Bus nach Naidelch. Von dort aus kann ich leider keinen Platz in einem Minibus ergattern. Also teile ich mir ein Taxis mit 3 anderen Einheimischen, die zusätzlich noch ihre beiden Kinder mitnehmen. Das Taxi schafft dann leider eine längere Steigung weder im 1. Gang noch im Rückwärtsgang. Also alle Mann raus und schieben! So gegen 15:00 bin ich dann in Terelji angekommen und habe noch 15km Luftlinie geschafft. Mein Zelt habe ich direkt am Terelji Fluss aufgestellt. Abenteuerromantik mit Fluss und Sonnenuntergang! Terelji-Tal Lagerplatz am Terelji Abendessen! Di 23.6.15 Heute gehe ich nicht querfeldein sondern nutze meistens einen Weg. Dadurch schaffe ich schöne 24km Luftlinie. Leider überrascht mich am späten Nachmittag ein Gewitter, als ich in einem engeren Talabschnitt bin. Ich höre einen Donner und schon sehe ich schwarze Wolken über dem Bergkamm. Ganz toll, weil ich heute Morgen meine Ausrüstung einfach so verpackt habe und nicht im wasserdichten Packsack. Also schnell erst einmal die Regenklamotten rausgekramt und angezogen. Während die ersten Graupeln fallen packe ich meine Sachen in den wasserdichten Packsack, der auch zum Aufpumpen meines Packrafts dient. Dabei ziehe ich versehentlich meinen kleinen grauen (!) Beutel mit meiner NeoAir aus dem Rucksack ohne dass ich das bemerke. Da der Boden mit kniehohem Gestrüpp bewachsen ist sehe ich den grauen Packsack nicht. Obwohl ich mir schon lange angewöhnt habe den Platz noch einmal abzusuchen bevor ich aufbreche. Mittlerweile hagelt es kräftig, die Hagelkörner haben die Größe von M&Ms. Ich gehe noch 1 Stunde und beschließe dann das Zelt aufzubauen. Ich bin durchgefroren und habe für heute genug. Als ich die NeoAir nicht finden kann überlege ich kurz zurückzugehen. Da ich aber abseits des Weges war ist es praktisch unmöglich die Stelle wieder zu finden. Ich freunde mich zwangsläufig mit der Tatsache an, dass ich die nächsten 8 Nächte auf meiner dünnen Laufburschematte verbringen werde. Die hatte ich glücklicherweise als Durchspießschutz und als Backup mitgenommen. Außerdem hat sich die Hülse meines Trekkingstocks gelöst. Egal, er funktioniert auch so problemlos. Trotzdem schlägt einem das zusammen mit dem Wetter und der harten Schlafunterlage aufs Gemüt. Heute koche ich zum ersten Mal mit Spiritus, weil ich bei dem Regen das Zelt nicht mehr verlassen mag. Die Nacht ist bitterkalt. Die Vegetation hat es nicht einfach Mi 24.6.15 Strahlend blauer Himmel! Heute schaffe ich nur 16km Luftlinie, obwohl ich alles gebe. Für die ersten 3km brauche ich über 3 h weil ich mich durch mannshohes Dickicht und Gestrüpp schlagen muss. Eine Machete wäre hier angebracht! An der Quelle des Terelji tanke ich noch einmal 4l Wasser, weil ich nicht sicher bin, ob ich morgen Wasser finden werde. Auch für die nächsten 2km in einem dichten und sehr steilen Waldstück brauche ich eine Ewigkeit. Das dauernde Klettern über umgefallene Bäume in dem steilen Gelände kostet einfach wahnsinnig viel Zeit und Kraft. Dann wird es besser, weil ich wieder offenes Gelände habe. Nach insgesamt 16km Luftlinie erreiche ich einen Gebirgssee wo ich dann auch mein Zelt aufbaue. Der See ist komplett zugefroren, aber es gibt ein paar Stellen, wo ich Wasser schöpfen kann. Heute koche ich wieder mit Holz auf meinem Nomadic Stove. Da ich nur 2 Hände voll Holz benötige, ist das Brennholzsuchen überhaupt kein Problem. Außerdem kann ich meine Couscous-Pfanne mit wilden Zwiebeln und wildem Schnittlauch aufpeppen. Sehr lecker! Beim Abendessen wird mir klar, dass ich die ursprünglich geplante Route unmöglich schaffe, weil ich einfach nicht die Strecke schaffe, die ich mir als Tagesleistung vorgenommen habe und eingeplant habe. Demnach müsste ich jeden Tag 20km Luftlinie schaffen und wäre darauf angewiesen ziemlich flott über den Tuul-Fluss zurück zu paddeln. Das erscheint mir jetzt doch zu riskant. Ich möchte nicht riskieren, dass eine Suchaktion gestartet wird, nur weil ich mich um 2 Tage verspäte. Daher beschließe ich die Runde abzukürzen und dem Dsaan-Fluss der östlich des Asralt Chairchan entspring zu folgen. Dieser mündet dann wieder in den Terelji. Dort liegt der Asralt Chairchan! Eissee Lager auf einer kleinen Insel am Eissee Do 25.6.15 Eigentlich wollte ich heute den Asralt Chairchan (2800m) besteigen. Aber nach 7km Luftlinie und 4h wandern mache ich dann für heute Schluss. Ich zelte an einem Bergsee, der nicht zugefroren ist. Das Wasser ist zwar kalt aber ein kurzes Bad lasse ich mir nicht nehmen. Ich genieße den halben Pausentag in der Sonne und nutze die Gelegenheit mich und die Klamotten ausgiebig zu waschen. Das Panorama ist unglaublich schön und idyllisch. Außerdem gibt es hier auf 2000m keine Mücken und Bremsen mehr! Idylle am Bergsee Das MYOG Zelt funktioniert wunderbar! http://www.ultraleicht-trekking.com/forum/topic/2627-neues-tarptent-f%C3%BCr-solotouren-3-jahreszeiten-sturm-m%C3%BCcken/ Fr 27.6.15 Gipfeltag! Nach dem ich gestern frische Kräfte getankt habe besteige ich heute in 2h den Asralt Chairchan. Am Gipfel sind unzählige Steinmännchen aufgebaut. Während ich etwas Studentenfutter knabbere beobachte ich wie Regenwolken am Berg vorbeiziehen. Noch ein paar Fotos mit dem Selbstauslöser und dann beginne ich den Abstieg. Nach 13km Luftlinie mache ich für heute Feierabend und koche auf dem Hobo. Um 21:00 fallen dann die ersten Tropfen und ich verkrieche mich ins Zelt. Es regnet die ganze Nacht und am Morgen hat es 2°C. Deswegen habe ich nachts in meinem Lite Line 300 etwas gefröstelt. Geschafft! Abstieg Immer am Wasser entlang... Sa 27.6.15 Habe heute Einheimische in 3 Jeeps getroffen und kurz geplaudert. Als mich der Fahrer eines Jeeps fragte wo denn die Anderen aus meiner Gruppe wären, meinte ich, dass cih alleine unterwegs bin. Die Beifahrerin, die bis dahin nichts gesagt hatte, schüttelte nur den Kopf und meinte: „Crazy guy!“ Gibt es ein schöneres Kompliment? Ich glaube Nein! Um 17:30 Uhr mache ich Feierabend. Ich habe trotz der Windjacke einen leichten Sonnenbrand auf den Unterarmen. Was mich aber mehr stört ist meine gereizte Achillessehne, die jetzt auch noch deutlich angeschwollen ist. Leider habe ich mit den neuen (aber eingelaufenen) knöchelhohen Schuhen das gleiche Problem, das ich schon vor ein paar Jahren in Grönland hatte. Der hohe Schaft des Schuhs drück und reibt bei jedem Schritt an meiner linken Achillessehne, was diese nach ein paar Tagen mit Schmerzen und Schwellung quitiert. Ich werde nur noch mit Halbschuhen laufen, das nehme ich mir fest vor. Aber vorerst baue ich mir aus meiner Isomatte einen Keil, den ich unter die Ferse lege und so dass ich höher im Schuh sitze. Damit und mit sehr locker gebundenen Schuhen geht es deutlich besser. Die 16km Luftlinie, die ich heute zurückgelegt habe waren traumhaft schön. Ich bin immer auf einem Pfad in einem breiten grünen Tal gewandert. Regelmäßig haben kleinere Bäche den Weg gekreuzt, daher hatte ich nie trockene Füße, aber das stört mich nicht. Die "Jeepgang" So 28.6.15 Heute ist wieder „Meditationswandern“ im breiten Dsaan-Tal angesagt. Ein schöner Weg in einem breiten, grünen Tal. Es ist sonnig und meiner Achillessehne geht es mit dem Isomattenkeil im Schuh deutlich besser. Am Nachmittag treffe ich die 3 Jeeps wieder. Sie stehen auf einer Kiesbank auf der anderen Flussseite. Der Fahrer, mit dem ich mich gestern unterhalten habe, winkt und deutet mir ich solle zum Essen rüber kommen. Ich deute mit Händen und Füßen zurück, dass ich den Fluss hier nicht queren kann. Worauf er mir zeigt, dass weiter Flussabwärts eine Furt ist. Wir verständigen uns ohne ein Wort! Ich werde zu einem wunderbaren Picknick eingeladen wir essen und plaudern über 2h. Nach einem Buttertee gibt es Chorchog. Chorchog ist gekochtes Schaffleisch mit Kartoffeln und Möhren. Der Eintopf wird gekocht, indem heiße Steine in den Topf gegeben werden, die das Wasser dann erhitzen. Dazu gibt es Essiggurken, rohe Zwiebeln und ein Dip aus rohen Zwiebeln, Öl und Kräutern. Nur der getrockneten Käse schmeckte mir absolut nicht, der Rest war sehr lecker! Baya war sehr an meinen Karten und an meinem Boot interessiert. Zum Abschluss gab es noch kalten Kräutertee. Um meinen Tageschnitt doch noch zu schaffen nimmt mich der eine Jeep noch 3km mit, bis zu der Abzweigung an der die Jeeps Richtung UB abbiegen. Insgesamt habe ich heute gemütliche 20km Luftlinie gemacht. Morgen will ich versuchen die restliche Strecke nach Terelji zu paddeln, mal sehen, ob das Wasser tief genug ist. Weil die Mücken heute wirklich nerven, verziehe ich mich früh ins Zelt und lese noch ein wenig. Mongolisches Picknick Ein wenig geschummelt
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