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  1. Idee Anfang Mai 2019 habe ich mein Wanderprojekt Deutsche Langstreckenwanderungen (DLW) in meinem Blog veröffentlicht. Das Wanderprojekt besteht aktuell aus 5 unterschiedlich langen Wandertouren. Zusätzlich gibt es noch 2 weitere Wandertouren-Vorschläge auf der Warteliste, die User des Forums www.ultraleicht-trekking.com gemacht haben. Da gibt es also einige Kilometer zu bewältigen, wenn ich all diese Wandertouren hinter mich bringen will. Alle Wandertouren sollen frei geplante Wandertouren sein. Das bedeutet, dass ich mir bei der Planung der Wandertouren meinen Weg selbst suchen muss. Vorhandene Tracks, die es vielleicht gibt, verwende ich nicht. Eine Wandertour des Wanderprojekts ist der Deutsche Küstenweg (DKW). Es hat mich schon immer gereizt an der Ost- und Nordseeküste zu wandern. Mein Plan war es diese Wandertour als ThruHike zu schaffen, d.h. die ganze Strecke in einem Stück zu wandern. Planung Bei der Planung der Wandertour gab es nur 2 Vorgaben. Einmal sind das die beiden Endpunkte, der Campingplatz Nandalee am Schmollensee bei Sellin auf der Halbinsel Usedom (östlicher Punkt) und der Bahnhof in Emden (westlicher Punkt). Zusätzlich wollte ich mich möglichst in der Nähe der Ostseeküste und der Nordseeküste aufhalten. Um eine Vorstellung zu erhalten, wie lang die Wandertour ungefähr sein wird, habe ich in meiner Routenplanungssoftware BaseCamp in unregelmäßigen Abständen (30-50 km) Routenpunkte an den Küsten gesetzt. Diese Routenpunkte habe ich dann mit einer Geraden verbunden (Luftlinien-Routing). Herausgekommen ist eine Länge von ca. 1200 km. Bei der Feinplanung, so meine Erfahrung bei der Planung anderer Wandertouren, kommt mindestens nochmal 20% der Länge der Grobplanung hinzu. Also musste ich mit einer Streckenlänge von ca. 1400-1500 km rechnen. Insgesamt haben sich bei der Feinplanung 40 Tagesetappen von 13 km bis 41 km ergeben. Die starken Unterschiede in den Längen der einzelnen Tagesetappen ergeben sich aus dem Umstand, dass ich die Tagesetappen immer an einem Campingplatz beenden wollte. Es gibt Küstenabschnitte an Ostsee und Nordsee, wo es nicht so viele Campingplätze gibt. Campingplätze bieten den Vorteil, dass man dort duschen und nach Bedarf Wäsche waschen kann. Zusätzlich bieten viele Campingplätze diverse Einkaufsmöglichkeiten. Dann musste ich die Entscheidung treffen, in welche Richtung ich laufen wollte, westwärts oder ostwärts. Diese Entscheidung ist sehr schnell gefallen. Westwärts (engl.: westbound, WeBo) wollte ich laufen, vom Campingplatz Nandalee bis zum Bahnhof in Emden. Zuerst also immer an der Ostsee entlang bis nach Flensburg, dann an der dänischen Grenze rüber bis zur Nordsee und dann an der Nordsee entlang bis nach Emden. Die Feinplanung hat eine Streckenlänge von 1183 km ergeben, wobei ich die Insel Rügen ausgelassen habe. Das habe ich getan, weil ich wegen eines familiären Termins Mitte Juli nur eine begrenzte Zahl von Wandertagen zur Verfügung hatte. Die Anreise sollte am 21.Mai erfolgen. Der geplante Start zur ersten Tagesetappe war für den 22.Mai vorgesehen. Bei 40 Tagesetappen war das Ende für den 30.Juni geplant. Mit 5-7 Tagen Puffer, um auf unvorhergesehene Ereignisse (Zwangspausen wegen Verletzungen usw) reagieren zu können, war der grobe zeitliche Rahmen für die Bewältigung des Deutschen Küstenweges (DKW) vom 21.Mai bis zum 7.Juli vorgegeben. Vorbereitung Wegen der schlechten Erfahrungen auf dem 2.Teil des Jakobsweges Via de la Plata in Spanien mit einer Verletzung (Sehnenentzündung) wegen Überlastung, wollte ich mich diesmal besser auf die bevorstehende Wandertour vorbereiten. Ca. 4 Wochen vor dem Start der Wandertour habe ich begonnen mich vorzubereiten. Im Umkreis meines Wohnortes habe ich fast jeden Tag auf Kurzstrecken (5-12 km) trainiert. Dabei war ich immer ohne Rucksack und in hohem Tempo unterwegs, um halbwegs eine ordentliche Belastung zu simulieren. Meine Ausrüstung ist schon seit einiger Zeit, bis auf Kleinigkeiten, unverändert. Ich bin jetzt mit meinem Basisgewicht von 5,268 kg in einen Bereich vorgestoßen, wo ich genau überlegen muss, wo ich noch etwas Gewicht einsparen kann. Mich reizt zwar die 5 kg-Grenze, aber Sicherheit und Komfort haben auf jeden Fall Vorrang. Anreise Am 21.Mai bin ich dann mit Bus und Bahn bis zum Bahnhof in Bansin auf der Insel Usedom gefahren. Nach einer kleinen Wandereinheit von 3,6 km bin ich dann so gegen 16 Uhr auf dem Campingplatz Nandalee angekommen. Dort habe ich mir erstmal ein Radler und ein schönes Essen gegönnt. Nach dem Aufbau meines Tarps habe ich den restlichen Tag vollkommen entspannt in Erwartung des nächsten Tages verbracht. Strecke/Wanderung Am 22.Mai bin ich dann zu meiner Wandertour aufgebrochen. Ich war gespannt, was mich auf den nächsten 1200 km erwarten würde. Den Streckenteil vom Campingplatz Nandalee bis zum Campingplatz Zingst (ca. 180 km) bin ich im Sommer 2016 schon einmal mit meiner Frau gewandert. Damals haben wir für diesen Abschnitt 10 Tage benötigt. Wir haben es also ruhig angehen lassen. Diesmal habe ich diesen Abschnitt in 5 Tagen geschafft. Wenn ich allein unterwegs bin, starte ich meine Tagesetappen immer sehr zeitig. Der frühe Vogel fängt den Wurm, so heißt es wohl in einem Sprichwort. Sobald es hell wird, werde ich unruhig und verlasse meine Unterkunft (Tarp/Zelt). Auf den Campingplätzen schlafen dann noch alle. Lediglich Tiere, wie zB Kaninchen, tummeln sich dann auf dem Campingplatz. Ich wundere mich immer wieder und denke darüber nach, wo sich diese Tiere tagsüber aufhalten. Dann stopfe ich meinen Quilt in einen Beutel, weil er sich dort besser komprimieren lässt. Der Beutel mit dem Quilt ist vom Packmaß der größte Ausrüstungsgegenstand und kommt ganz unten in den Rucksack. Ob das von der Gewichtsverteilung günstig ist, kann ich nicht sagen. Meine Ausrüstung habe ich komplett in Netzbeutel bzw. Cuben-Beutel verstaut, sortiert nach Kategorien, wie zB Hygiene, Ersatzkleidung, Medizin usw. Diese Netze und Beutel erlauben mir den schnellen Zugriff auf einen benötigten Ausrüstungsgegenstand. Die oft benötigten Ausrüstungsgegenstände liegen dann oben. Mittlerweile hat sich in meinem Rucksack über die Jahre hinweg ein gewisses System ergeben. Ich weiß in welchem Netz/Beutel ein bestimmter Ausrüstungsgegenstand ist und wo das Netz bzw. der Beutel im Rucksack vergraben ist. Der letzte Ausrüstungsgegenstand, der verpackt wird, ist die Unterkunft (Zelt/Tarp). Die kommt in einen wasserdichten Cuben-Beutel und wird immer außen (quer, weit unten) befestigt. Außen deshalb, weil ich bei Regen die Unterkunft möglichst schnell aufbauen muss. Da wird die Unterkunft aus dem Beutel genommen, ausgebreitet und sofort wird der Rucksack in die Unterkunft gepackt und ist so erstmal vor der Nässe geschützt. Das passiert mittlerweile innerhalb von wenigen Sekunden. Dann erfolgt der weitere Aufbau der Unterkunft. Mein aktueller Rucksack (zpacks Arc Haul, 680 g) hat außen ausreichende Befestigungsmöglichen, die ich teilweise selber nachgerüstet habe. Mein neuer Rucksack, den ich auf zukünftigen Wandertouren verwenden will, ist der zpacks Nero (305 g). Der hat außen ganz wenige Befestigungsmöglichkeiten. Seitlich, aufrecht stehend, möchte ich den Beutel mit der Unterkunft auch nicht am Rucksack anbringen. Diesen Platz benötige ich für Getränke und Nahrung, auf die ich schnell Zugriff haben will. Jedenfalls ist das ein Problem, das ich noch lösen muss. Nach 15-20 Minuten bin ich dann abmarschbereit. Ein Frühstück gibt es nicht wirklich. Wenn ich Bananen habe, esse ich eine davon. Habe ich sogar noch ein belegtes Brötchen vom Vortag übrig, ist das mein Frühstück. Dann werden noch die Wasservorräte aufgefüllt und los geht es. Wenn ich großes Glück habe und ich komme am zeitigen Morgen an einem offenen „echten“ Bäckergeschäft oder einem „unechten“ Bäckergeschäft (ab 7 Uhr bei einigen Discountern) vorbei, dann nehme ich mir die Zeit und gönne mir einen Kaffee und esse etwas. Dann fülle ich auch sofort meinen Vorrat an belegten Brötchen (2 mit Käse und Wurst) auf. Auf meinen Tagesetappen mache ich keine großen Pausen. Wenn ich zur Mittagszeit doch mal was essen will, sind das meistens Imbissbuden, die ein Essen relativ schnell zubereiten können. In richtige Gaststätten gehe ich kaum, da mir die Essenzubereitung zu lange dauert. Ich mache viele kurze Pausen, die teilweise nur wenige Minuten dauen. In diesen kurzen Pausen esse und trinke ich oder schaue mir etwas an. Dann geht es schon weiter. Lange Strecken ohne Pausen, zB 2 Stunden hintereinander weg, gibt es so gut wie nicht bei mir. Ich bin sozusagen ein „Intervallwanderer“. Eine kurze Strecke gehen, eine kurze Pause machen. In der Nachbetrachtung komme ich trotz meines eigentümlichen „Wanderverhaltens“ auf einen Schnitt von 4-5 km in der Stunde, Pausen eingerechnet. Bei 40-km-Tagesetappen, insgesamt hat es da 3 auf dieser Wandertour gegeben, starte ich in der Regel um 6 Uhr, spätestens aber gegen 7 Uhr, so wie es das Tageslicht entsprechend der Jahreszeit zulässt. Bei diesem Gehtempo bin ich dann trotzdem relativ zeitig mit meinem Tagespensum fertig, also so zwischen 16-17 Uhr. Das hat mir immer ausreichend Zeit für die Regeneration verschafft. Rein rechnerisch hätte ich noch 3 Stunden gehen können und wäre so auf ca. 50 km gekommen. Um 19-20 Uhr ist es immer noch hell. Aber das Problem ist der nächste oder übernächste Tag. Irgendwann muss man für diesen einen sehr langen und erfolgreichen Tag körperlich „bezahlen“. Trotz einer sehr sorgfältigen Planung meiner Wandertour gab es immer wieder Situationen, wo ich vor Ort entscheiden musste, was ich tue. Auf meinen ersten Wandertouren haben mich solche Situationen nervös gemacht. Mittlerweile weiß ich, dass auch bei einer sehr sorgfältigen Planung solche Situationen nicht vollkommen ausgeschlossen werden können. Auf meiner Wanderung entlang der Ostseeküste bin ich auch oft sehr nahe an den Strand gekommen. Einmal sollte mich der geplante Weg über eine Sanddüne führen. Erstmal habe ich mich gewundert, dass mich meine Routenplanungssoftware über eine Sanddüne in Strandnähe führt. Im allgemeinen sind Sanddünen sehr geschützte Bereiche und dürfen nicht betreten werden. An den Spuren auf dem Dünenweg war aber zu erkennen, dass da Leute gelaufen sind. Also musste ich da richtig sein. Ein Blick auf mein Navi sagte mir eine Strecke von ca. 4 km auf diesem Dünenweg voraus. Umgehen wollte ich den Dünenweg auch nicht. Dafür hätte ich ca. 1 km zurücklaufen müssen. „Vorwärts immer, Rückwärts nimmer“, so lautet ein bekannter Spruch. Woran erinnert mich dieser Spruch nur? Also vorwärts, ich hatte mir das ja bei der Planung der Tagesetappen so ausgesucht, ohne zu wissen, was mich auf den einzelnen Tagesetappen tatsächlich erwarten würde. Nach enorm mühseligen 100 Metern durch knöcheltiefen Sand und kniehohes Dünengras bin ich stehen geblieben und habe mein weiteres Vorgehen überdacht. Wenn ich jetzt auf dem Dünenweg bleibe, benötige ich nicht nur ca. 1 Stunde für die 4 km, sondern 2 Stunden und mehr. An die Erschöpfung nach diesem „Dünentrip“ durch den Sand wollte ich erstmal nicht denken. Und ich war so ziemlich am Anfang meiner Tagesetappe. Also bin ich vom Dünenweg runter und an die Wasserkante gegangen. An der Wasserkante gibt es einen Bereich von ca. 0,5 bis 1 Meter, wo der Sand durch die ständigen Wellen sehr verdichtet wird. Auf diesem Bereich sind auch oft „Strandjogger“ unterwegs, die da gut laufen können. An der Wasserkante konnte ich wesentlich entspannter gehen. Aber es gab ein anderes Problem. Das waren die Wellen, die diesen schmalen Bereich des Strandes im „Wellentakt“ heimgesucht haben. Am Anfang bin ich diesen Wellen noch hüpfend und springend gekonnt ausgewichen. Mit ca. 8 kg auf dem Rücken ist das aber nicht so leicht. Wenn mich da jemand beobachtet hat, der wird sich sicherlich seinen Teil gedacht haben. Zum Glück habe ich auf diesem „Strandgang“ keinen einzigen Menschen getroffen. Es dauerte aber nicht lange, dann hatte mich die erste Welle erwischt. Meine Schuhe und Strümpfe waren vollkommen durchnässt. Schließlich habe ich es aufgegeben den Wellen hüpfend und springend auszuweichen und ich habe mich meinem Schicksal ergeben. Ich habe keine Probleme mit nassen Schuhen und Strümpfen. Den ganzen Tag könnte ich so gehen. So schnell, wie meine ALTRA-Trailrunner nass werden, so schnell trocknen sie auch wieder. Ich musste nur aufpassen, dass mit dem Wasser nicht auch noch Sand in die Schuhe gespült wird. Sand und Wasser, das ist ein gefährliche Kombination und da sind Blasen nicht weit entfernt. Aber da haben mir die Gamaschen von Dirty Girl Gaiters sehr gute Dienste geleistet. Nach meinem „Strandgang“ habe ich die Socken gewechselt und die Schuhe überprüft. Kein Sand war in den Schuhen. Alles war im grünen Bereich. Nun wird sich mancher fragen, warum ich diesen Wegabschnitt nicht barfuß bewältigt habe. Das wollte ich wegen der vielen kleinen Steine und der scharfkantigen Muscheln aber nicht tun. Eine Schnittverletzung an den Füßen konnte ich auf meiner Wanderung überhaupt nicht gebrauchen. Im Verlauf meiner Wanderung an der Ostsee sollte ich noch mehrmals solche Passagen antreffen. Wenn ich das frühzeitig erkannt habe, konnte ich eine Umgehung einplanen. Wenn das nur mit großen Umwegen realisiert werden konnte, musste ich in den sauren Apfel beißen und einen „Strandgang“ einlegen. Auf den Tagesetappen an der Ostsee gab es immer wieder Passagen auf schmalen Trampelpfaden dicht an der Steilküste entlang. Für mich waren das die schönsten Abschnitte an der Ostsee. Überrascht war ich von den vielen Abbrüchen an den Steilküsten. Auf Trampelpfaden werden diese Abbrüche einfach umgangen. Trotzdem hat mich manchmal ein ungutes Gefühl beschlichen, wenn ich diese Abbrüche umgehen musste. Meine Tagesetappen versehe ich bei der Planung immer mit einem sprechenden Namen. Das erleichtert mir die Auffindung der benötigten Tagesetappen auf meinen Navigationsgeräten (Garmin oder Handy) ungemein. Wer genau wissen will, wie ich die Bezeichnung für meine Tagesetappen bilde, kann sich das im Menüpunkt Planung meines Blogs ansehen. Als Ansporn brauche ich solche festen Tagesziele. An den deutschen Küsten hat es sich angeboten für die Tagesziele Campingplätze zu verwenden. Für alle Tagesetappen konnte ich passende Campingplätze finden, mit einer einzigen Ausnahme. An der östlichen Ostsee (Usedom bis Lübeck) ist der Netz der Campingplätze gut, aber nicht so dicht wie an der westlichen Ostsee. In manchen Bereichen an der östlichen Ostsee hatte ich Schwierigkeiten Campingplätze in einem angemessenen Abstand von ca. 30 km zu finden. An der westlichen Ostsee (Lübeck bis Flensburg) ist das Netz der Campingplätze wesentlich dichter. Es gibt Streckenabschnitte an der westlichen Ostsee, wo sich ein Campingplatz an den anderen reiht. Für meine Begriffe eignet sich die westliche Ostsee auch sehr gut für Mehrtageswanderungen mit Familie oder Freunden, wo nicht so übermäßig lange Tagesetappen zurückgelegt werden, um von einem Campingplatz zum nächsten Campingplatz zu kommen. Schließlich gibt es auch noch massig Ferienzimmer, Ferienwohnungen, Hotels und die eine oder andere Jugendherberge. Für jeden „Streckentyp“ ist da was zu finden. Begeistert war ich auch von den Campingplätzen selbst. Viele besitzen Einkaufsmöglichkeiten und Gaststätten, so dass die Versorgung auch kein Problem darstellt. An der westlichen Ostsee musste ich für die Nahrungsversorgung selten von meiner geplanten Route abweichen. Die sanitären Einrichtungen auf den Campingplätzen der westlichen Ostsee sind noch um eine Klasse besser als die an der östlichen Ostsee. Groß, sauber, alles vom Feinsten. Ich war begeistert. Einer der größten Campingplätze an der westlichen Ostsee ist der Campingplatz in Waabs. 1000 Stellplätze für Dauercamper gibt es dort. Durch Zufall habe ich die Preisliste für Dauercamper (April bis Oktober) gesehen. Für den genannten Zeitraum müssen die Dauercamper rund 1000 € berappen. Das macht 1 Mio Euro Umsatz nur durch die Dauercamper. Am Männertag wollte ich da übernachten. Der Leser wird ahnen, was dort passiert ist. Auch nach einer langen Diskussion habe ich keinen Platz für mein 1-Mann-Zelt bekommen, alles sei belegt, so die Aussage in der Anmeldung, auch die Notplätze. Zum Glück war in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Riesen-Campingplatz ein kleiner privater Campingplatz. Dort habe ich dann einen sehr schönen Platz für mein Zelt erhalten. Bei meinen nächsten Übernachtungen auf Campingplätzen habe ich von meinem negativen Erlebnis auf dem Campingplatz in Waabs berichtet. Die einhellige Meinung der anderen Campingplatzbesitzer war die, das sie niemals einen Wanderer oder Radfahrer abweisen würden. Ein kleines Plätzchen für ein 1-Mann-Zelt findet sich immer. Das Netz der Campingplätze an der Nordsee ist nicht so dicht, wie an der westlichen Ostsee. Viele Tagesetappen über 30 km, auch die über 40 km, wovon es 3 gegeben hat, habe ich an der Nordsee bewältigt. Von der Qualität haben die Campingplätze an der Nordsee ein ähnliches Niveau, wie die Campingplätze an der westlichen Ostsee. Beeindruckt war ich von den Campingplätzen auf der Wasserseite der Deiche. Als Beispiel mag hier der Campingplatz in Bensersiel dienen. Dieser Campingplatz ist von April bis Oktober in Betrieb. Dann muss der Campingplatz komplett geräumt werden, weil dann die Sturmsaison beginnt und der Campingplatz überschwemmt werden könnte. Auch die Dauercamper müssen ihre riesigen „fahrbaren Bungalows“ wegbringen. Einzig die festen Gebäude, wie Sanitärgebäude und die Anmeldung, bleiben stehen. Im Frühjahr wird der Campingplatz dann wieder in Betrieb genommen. Notfalls müssen die festen Gebäude renoviert werden. Bei der Planung der Wandertour habe ich Ortschaften (Städte und Dörfer) nur insofern in den Wegeverlauf einbezogen, wenn es nicht anders möglich war. Große Städte, wie Greifswald, Stralsund, Warnemünde, Wismar, Lübeck, Kiel und Eckernförde, habe ich ohne wesentlichen Halt auf den kürzest denkbaren Wegen durchquert. Oft habe ich dafür geeignete Brücken und Fähren benutzt. Auf einem Kulturtrip war ich eindeutig nicht unterwegs. Mich haben vielmehr sportliche Ziele vorangetrieben. Nur wenn ich mich mit Nahrungsmitteln versorgen musste, habe ich einen Abstecher in Ortschaften gemacht, wenn ich da nichts am Wegesrand vorgefunden habe. Für die Versorgung habe ich meistens kleine Ortschaften genutzt, weil da der Umweg nicht so groß war. Überrascht war ich von der Dichte der Versorgungsmöglichkeiten an der Ostsee und der Nordsee. Gefühlt gibt es an den deutschen Küsten wesentlich mehr Geschäfte, wo man sich mit Nahrungsmitteln versorgen kann, als in meinem Heimatlandkreis Saalekreis (Sachsen-Anhalt). Fast in jedem noch so kleinen Ort gibt es einen Discounter, einen Bäcker und massenweise Imbissbuden. Spätestens daran merkt man, dass die deutschen Küsten eine beliebte Urlaubsregion sind. Beeindruckt war ich von den teilweise kilometerlangen Strandpromenaden an der westlichen Ostsee. Fast jeder noch so kleine Ort besitzt eine solche Strandpromenade. Ein Geschäft reiht sich an das andere Geschäft. Die beeindruckendste Strandpromenade gab es am Timmendorfer Strand. Die bekannten Urlaubsorte an der östlichen Ostsee können da noch nicht mithalten. Dort wirkt vieles noch natürlicher, was ich aber sehr gut finde. An der westlichen Ostsee muss für den Strandzugang bezahlt werden. Deshalb waren dort auch relativ wenig Leute am Strand zu sehen, obwohl die Strandpromenaden teilweise überfüllt waren. Leute waren genug da, aber sie gehen wegen der üppigen Kosten nicht unbedingt zum Strand. An der östlichen Ostsee habe ich keinen Strandzugang gefunden, für den bezahlt werden musste. Hoffentlich bleibt das so. Der Nachteil ist der, dass in den Sommermonaten die Strände hoffnungslos überfüllt sind. Die Zukunft muss zeigen, welches Konzept besser für die Menschen und die Natur ist. An der Ostsee war die Überquerung von Buchten und Flussmündungen kein Problem. Diese sind bei weitem nicht so groß, wie die Flussmündungen von Elbe und Weser an der Nordsee. Einzig die Bucht bei Eckernförde bin ich komplett „abgelaufen“. Das war aber kein Problem, weil die Bucht nicht übermäßig groß ist. Sonst gibt es an den „passenden“ Stellen immer eine Brücke oder Fähre. An der Ostsee ist das für meine Begriffe vorbildlich gelöst wurden. Maßlos enttäuscht war ich von den Überquerungsmöglichkeiten an Elbe und Weser. An der Elbemündung gibt es nur 2 (in Worten: Zwei!!!) Überquerungsmöglichkeiten bis Hamburg. Das ist einmal die hoffnungslos überforderte Fähre von Glückstadt nach Wischhafen und dann der Elbtunnel bei Hamburg. Jetzt ist mir langsam klar, warum der Elbtunnel bei Hamburg das Verkehrsnadelöhr in Deutschland ist. An der Fähre von Glückstadt nach Wischhafen bilden sich in den Sommermonaten auf beiden Seiten kilometerlange Staus. Fahrzeuge müssen teilweise stundenlang für eine Überquerung warten oder eben den Umweg über den Elbtunnel bei Hamburg nehmen, mit dem bekannten Ergebnis: Stau und nervenaufreibendes stundenlanges Warten. Leute, die in Wischhafen arbeiten, kommen mit ihren Fahrzeugen nicht in den Ort zur Arbeit. Weit vor dem Ort müssen die Fahrzeuge abgestellt werden. Nur mit dem Fahrrad kommen die Leute dann zur Arbeit nach Wischhafen, so wurde mir berichtet. Verkehrs- und strukturpolitisch ist das für mich ein Desaster. Warum das so ist, konnte ich nicht herausfinden. Ob das von den rot-grünen Stadt-Bundesländern Hamburg und Bremen und von Niedersachsen politisch so gewollt ist, kann ich ebenfalls nicht beurteilen. An der Weser war die Situation nicht ganz so dramatisch, wie an der Elbe, aber auch nicht optimal. Wegen Baumaßnahmen an den Deichen der Nordsee musste ich mehrmals zum Teil riesige Umwege gehen. Solche Baumaßnahmen können bei der Planung der Wanderroute einfach nicht einkalkuliert werden. Da muss man sich von den örtlichen Gegebenheiten leiten lassen und hoffen, dass Umleitungen für Wanderer und Radfahrer frühzeitig und ausreichend gut ausgeschildert sind. Gerade in den Sommermonaten muss man an den Deichen der Nordsee vermehrt mit solchen Baumaßnahmen rechnen. Was es für Probleme gibt, wenn das mit der Beschilderung von Umleitungen bei Baumaßnahmen nicht richtig funktioniert, konnte ich am eigenen Leib verspüren. Ich bin geplant von einer Straße in einen Schotterweg eingebogen. In der Ferne konnte ich erkennen, dass an meinem vermutlichen Weg neue Windräder aufgestellt werden. An der Straße war nur ein Durchfahrtsverbotsschild (rund, weiß, mit roten Rand) zu sehen, sonst nur Hinweise für LKW-Fahrer, die da auf dem Schotterweg in Scharen unterwegs waren. Für Fußgänger und Radfahrer waren keine beschilderten Einschränkungen zu sehen. Nach ca. 2 km hat mich Sicherheitspersonal darauf aufmerksam gemacht, dass ich hier wegen der Baumaßnahmen nicht durchgehen kann. Nach einer heftigen Diskussion und mit der Androhung die Polizei zu rufen, musste ich den Rückweg antreten. Nebenbei erwähnte das Sicherheitspersonal, dass 500 Meter weiter von der Firma enercon eine neue Umleitung eingerichtet wurde. Weil ich mir nicht ganz sicher war, ob ich nicht doch ein Schild übersehen hatte, habe ich zähneknirschend und fluchend den Rückweg angetreten. Am Beginn des Schotterweges angelangt, habe ich alle Hinweisschilder genau überprüft. Ich konnte kein Verbot für Fußgänger oder Radfahrer und keinen Hinweis auf die 500 Meter entfernte Umleitung finden. Diese miserable Ausschilderung der Firma enercon hat mich 4 km Zusatzweg (ca. 1 zusätzliche Stunde) gekostet. Den ganzen Tag habe ich mich maßlos darüber geärgert. Von Flensburg kommend, bin ich entlang der dänischen Grenze, bei Dagebüll auf die Küste der Nordsee gestoßen. In Dagebüll habe ich dann auf einem kleinen Campingplatz übernachtet. Am anderen Tag, auf dem Weg nach Schobüll, wollte ich unbedingt am Deich entlang das Wattenmeer sehen und genießen. Schon nach den ersten Metern auf der Wasserseite der Deiche habe ich festgestellt, dass der asphaltierte Weg eine leichte Neigung hat. Dazu muss man wissen, dass die Deiche nach einem bestimmten Verhältnis aufgebaut sind. Auf der Wasserseite ist das Verhältnis 1:6, auf der Landseite 1:3. Wie ist das zu verstehen? Die Höhe der Deiche schwankt so zwischen 7 und 8 Metern, je nach Örtlichkeit. Das bedeutet, dass auf der Wasserseite, bei einer Höhe von 8 Metern, die Deichkrone 48 Meter vom Wasser entfernt ist. Mit etwas Mathematik (Satz des Pythagoras) kann sich jeder selbst ausrechnen, wie lang die Schräge auf der Wasserseite ist und wie der Deich auf der Wasserseite geneigt ist (Steigungsprozente). Analog kann man diese Berechnung auch für die Landseite durchführen. Von früheren Besuchen an der Nordsee wusste ich, dass auch an anderen Orten die Wege auf der Wasserseite der Deiche diese Neigung besitzen. Trotzdem habe ich gehofft, dass die Neigung irgendwann verschwinden würde. Da hatte ich aber die Rechnung ohne die Erbauer der Deiche gemacht. Nach 5 Stunden Wandern auf der Wasserseite der Deiche, immer mit einer leichten Neigung, habe ich entnervt die Deichseite gewechselt. Von nun an habe ich mich ausschließlich auf der Landseite der Deiche bewegt. Dort gibt es normale kleine Straßen, die für die Unterhaltung der Deiche angelegt wurden. Bei Pausen habe ich dann die Deichkrone erklommen und dort habe ich mir dann das Wattenmeer in seinen verschiedenen Ausprägungen angesehen. Ich habe jedenfalls keinen Weg auf der Wasserseite der Deiche gefunden, der keine Neigung aufgewiesen hat. Radfahrer kommen mit dieser Neigung problemlos klar. Aber ich als Wanderer hatte auf die Dauer große Probleme mit der Neigung der Wege auf der Wasserseite der Deiche. Mitte Juni gab es dann an der Nordsee auch einige sehr heiße Tage hintereinander. In diesen Tagen wäre ich sehr gerne auf der Wasserseite der Deiche gelaufen, weil dort auch in der größten Hitze immer ein sehr leichter kühlender Wind weht. Auf der Landseite der Deiche ist dieser leichte Wind kaum noch zu spüren. Aber aus den zuvor genannten Gründen musste ich diese Tage auf der Landseite der Deiche bewältigen. Das waren teilweise hammerharte Horrortrips, wegen der Hitze, wegen der fehlenden Schattenmöglichkeiten und wegen der endlosen schnurgeraden flimmernden Asphaltstraßen. Insgesamt war ich an der Nordseeküste 509 km unterwegs. Wollt ihr wissen, wieviele Kilometer davon kein Asphalt und kein Pflaster waren? Über den Daumen gepeilt, also geschätzt, waren das ca. 9-10 km. Der Rest war nur Asphalt und Pflaster in all seinen Ausprägungen. Habe ich an der Nordseeküste zur besten Wanderzeit im Mai/Juni andere Wanderer getroffen, wo zu erkennen war, dass sie wegen ihrer Ausrüstung auf einer längeren Wanderung unterwegs waren? Keinen einzigen solchen Wanderer habe ich an der Nordseeküste getroffen. Wetter Wettermäßig war alles dabei, was man sich nur vorstellen kann. An der Ostsee, für die ich bis Flensburg 21 Tage benötigt habe, herrschten meistens angenehme Temperaturen von 12°C bis maximal 25°C. Das ist optimales Wanderwetter. Da war es nicht so entscheidend, ob die Sonne geschienen hat, ob es geregnet hat oder ob es einfach nur einen bedeckten Himmel gegeben hat. Für mich sind allein die Temperaturen entscheidend. Das sollte sich an der Nordsee teilweise grundlegend ändern. Ab Mitte Juni wurde es dort deutlich wärmer. Der Höhepunkt einer kleinen Hitzewelle war der 35.Wandertag, wo es tagsüber erdrückende Temperaturen von 33°C gegeben hat. Die Wandertage davor waren temperaturmäßig von ähnlichem Format. Erschwerend kam hinzu, dass es im Deichbereich der Nordsee so gut wie keine Bäume gibt, die etwas Schatten hätten spenden können. Das waren hammerharte Tagesetappen, nicht nur von der Streckenlänge, sondern auch von den Temperaturen. Einziger Lichtblick an diesen extremen Tagen war der leichte Wind, der an der Küste eigentlich immer weht. Ausrüstung Bei einer Wandertour über 1200 km werden alle Ausrüstungsgegenstände automatisch einem Härtetest unterzogen und auf ihre Langstreckentauglichkeit geprüft. Die Ergebnisse dieses Tests führen dann evtl. zur Erneuerung von bestimmten Ausrüstungsgegenständen. Das ist der Lebenszyklus von manchen Ausrüstungsgegenständen. Eben noch verwendet, kurze Zeit später aussortiert und durch andere Ausrüstungsgegenstände ersetzt. So habe ich erstmals die Übernachtung im Tarp getestet. Mein Tarp von Lightwave (Starlight 2 Cuben (109 g), mit Abspannschnüren (268 g)) ist zwar ein 2-Mann-Tarp, wie die Bezeichnung sagt, aber das Platzangebot war trotzdem nicht berauschend. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich herausgefunden habe, wie das Tarp optimal abgespannt wird. Für mich ist das aktuelle Tarp keine Übernachtungslösung für den Zeitraum Frühjahr, Sommer und Herbst. Trotzdem will ich die Übernachtung im Tarp nicht vollständig verbannen, aber ich weiß jetzt worauf ich zukünftig bei einem Tarp achten muss. Das ist einmal die leichte Aufbaumöglichkeit mit einem oder zwei Trekkingstöcken. Dann ist das Platzangebot sehr wichtig und das Material spielt auch eine große Rolle. Für mich muss es aus Cuben bestehen, womit die teurere Preiskategorie schon vorgegeben ist. Außerdem muss ein Rundumschutz möglich sein. Die genannten Bedingungen muss mein zukünftiges Tarp erfüllen. Nach 5 Übernachtungen im Tarp bin ich auf mein Zelt (Tarptent ProTrail (700 g)) umgestiegen. Das 1-Mann-Zelt hat mir vom Platzangebot wesentlich besser gefallen. Das Tarptent ProTrail ist für meine Begriffe ein Zwischending zwischen Tarp und Zelt. Die Bodenwanne des Zeltes, die eine Höhe von ca. 10 cm hat, ist ringsum durch ein Netzgewebe mit dem Dach des Zeltes verbunden. Durch diese Bauweise ist man komplett von außen abgeschirmt, aber gleichzeitig ist eine sehr gute Luftzirkulation, analog einem Tarp, möglich. Der Aufbau des Zeltes erfolgt mit 2 Trekkingstöcken. Bei starken Winden, was an der Küste nicht selten ist, hatte ich am Anfang große Probleme mein Zelt aufzubauen. Unter dem Zelt benutze ich eine Unterlage aus Cuben, die den Zeltboden vor Beschädigungen schützen soll. Bei starken Winden ist diese Unterlage regelmäßig weggeflogen. Erst nach einigen Tagen hatte ich mir eine Vorgehensweise für den Zeltaufbau zurechtgelegt, die mir den schnellen Aufbau des Zeltes auch bei den widrigsten Wetterbedingungen erlaubt hat. Beim Zeltaufbau wird man ja schon mal von den anderen Campern, meistens Wohnmobil-Camper, neugierig beobachtet. Als sie gesehen haben mit welcher affenartigen Geschwindigkeit ein Zelt unter stürmischen Wetterbedingungen aufgebaut werden kann, gab es schon das eine oder andere Mal anerkennenden Applaus. Trotzdem werde ich technische Veränderungen am Zelt Tarptent ProTrail vornehmen. Zuerst werde ich mir eine Unterlage aus Cuben anfertigen, die die genauen Maße der Bodenwanne des Zeltes hat. Dann werde ich die Cuben-Unterlage mit den 4 Ecken der Bodenwanne mit Knopflochgummi und Knebelknöpfen verbinden. Dadurch ist sichergestellt, dass die Cuben-Unterlage nicht unter dem Zelt hervorsteht und bei Regen zu einer Wanne wird, die das Regenwasser auffängt. Gleichzeit wird durch diese variable Verbindung, die jederzeit gelöst werden kann, der Aufbau des Zeltes wesentlich erleichtert. Die Cuben-Unterlage kann bei starken Winden nicht mehr wegfliegen. Der Beifall der anderen Camper ist mir in jedem Fall gewiss. Auch im Bereich der Isomatten habe ich auf dieser Wandertour ein neues Modell, die Therm-a-Rest NeoAir UberLite (Small, 164 g), getestet. Dabei spricht das Gewicht für sich. Diese Isomatte ist eine der leichtesten aufblasbaren Isomatten am Markt. Als Seitenschläfer reicht mir die Small-Ausführung, die überraschenderweise 120 cm lang ist. Andere Small-Ausführungen kommen zB nur auf eine Länge von 90 cm. Aufgeblasen ist diese Isomatte ca. 5 cm stark. Ich konnte auf dieser Isomatte sehr gut schlafen, auch wenn die Füße manchmal nicht auf der Isomatte lagen. Für mich war das kein Problem. Ein anderes Problem hat mich viel mehr gestört. Bei jeder Bewegung rutscht die Isomatte auf dem Zeltboden. Da hat es auch nicht geholfen, dass ich auf dem Zeltboden vor der Wandertour in regelmäßigen Abständen Silikonstreifen aufgebracht habe. Auf der neuen Isomatte wollte ich die Silikonstreifen nicht sofort anbringen. Vielleicht werde ich das noch auf der Isomatte nachholen. Als Kopfkissen hatte ich diesmal den „Beutel“ von HMG (Cuben Stuff Sack Pillow, Large, 42 g) im Einsatz. Dieser Beutel hat einen 2-seitigen wasserdichten Reißverschluss. Auf der Außenseite besteht der Beutel aus Cuben, die Innenseite besitzt ein weiches Vlies. In dem Beutel habe ich meine wenigen Ersatzsachen aufbewahrt. Wenn ich den Beutel als Kopfkissen verwenden wollte, habe ich die Vliesseite nach außen gekehrt und die Ersatzsachen wieder in den Beutel gesteckt. Als Seitenschläfer ist es wichtig für mich, dass das Kopfkissen immer etwas höher ist als die Isomatte. Erreicht habe ich das, indem ich noch zusätzliche Kleidungsstücke, so zB meinen Klimapullover von Cumulus, in den Beutel gesteckt habe. Das Kopfkissen hat noch einen weiteren großen Vorteil. Es muss nicht aufgeblasen werden und die Gefahr, dass das Kopfkissen die Luft nicht mehr halten kann, besteht überhaupt nicht. Da ist sie wieder, die oft genannte Mehrfachverwendbarkeit von Ausrüstungsgegenständen. Einmal Aufbewahrungsbeutel, dann Kopfkissen. Mit den Einzelkomponenten, wie Kopfkissen, Isomatte und Quilt, war ich sehr zufrieden. Die Kombination aus Kopfkissen, Isomatte und Quilt hat aber beim Schlafen große Probleme bereitet. Einmal ist die Isomatte, wie bereits oben beschrieben, bei jeder Bewegung im Schlaf auf dem Zeltboden hin und her gerutscht. Dann hat sich ständig das Kopfkissen verschoben. Zusätzlich war der Quilt oft nicht dort, wo er beim Schlafen eigentlich sein sollte. Um dieses Dilemma zu beheben, habe ich mir eine Lösung überlegt, die ich in einem Ultraleicht-Forum durch Zufall entdeckt habe. Andere Wanderer hatten offenbar identische Probleme mit der genannten Kombination. Kopfkissen, Isomatte und Quilt werde ich durch Knopflochgummi und Knebelknöpfe variabel miteinander verbinden. So bleibt jedes Einzelteil an seinem vorbestimmten Platz. Wenn die Isomatte verrutschen sollte, dann rutscht die ganze Kombination und nicht nur das eine oder andere Einzelteil. Auf Langstreckenwanderungen benötigt man ständig Strom für die unterschiedlichen Geräte (Navigationsgerät, Handy, Fotoapparat). Entweder versorgt man sich an einer Steckdose, durch eine Powerbank oder durch Batterien. Dafür ist es aber erforderlich die Wandertour so zu planen, dass man in regelmäßigen Abständen die Geräte an einer Steckdose aufladen bzw. neue Batterien nachkaufen kann. Für mich persönlich war das immer eine Einschränkung der Planungsfreiheit. Wegen Lebensmitteln muss man irgendwann doch in die Zivilisation, aber wegen Strom wollte ich das nicht unbedingt tun müssen. Mich hat es jedenfalls immer genervt, wenn ich Leute fragen musste, ob ich mal kurz meine Geräte aufladen kann. Deshalb habe ich schon lange die Versorgung mit Strom mit Hilfe eines Solarpanels im Visier. In einem Ultraleicht-Forum habe ich deshalb mit großem Interesse die Diskussion über selbstgebaute Solarpanel-Lösungen verfolgt. Dort bin ich auch auf die Firma SunnyBAG aufmerksam geworden. Schließlich habe ich mir das SunnyBAG Solarpanel Leaf+ mit 10000 mAh-Powerbank (390 g) gekauft. Die Powerbank habe ich mit Klettband an der Rückseite des Solarpanels befestigt. Zusätzlich habe ich das Solarpanel mit einer variablen Aufhängung aus elastischer Kordelschnur versehen, so dass ich das Solarpanel auf dem Rucksack befestigen konnte. Im häuslichen Umfeld habe ich das Solarpanel über einen Zeitraum von 6 Wochen getestet. Das hat hervorragend geklappt. Schließlich habe ich mich dazu entschlossen, das Solarpanel als einzige Stromquelle für meine Geräte zu nutzen. Tagsüber habe ich durch das Solarpanel bei jedem Wetter (außer bei Regen) Strom „geerntet“. Tagsüber musste ich mein Handy nie laden. Abends bzw. über Nacht habe ich meine Geräte (Handy) dann aufgeladen. Die Solarpanel-Lösung war ein voller Erfolg. In den 38 Tagen meiner Wandertour war ich nur zweimal an den beiden Ruhetagen an der Steckdose, sonst habe ich mich ausschließlich über das Solarpanel mit Strom versorgt. Es gibt zwar wesentlich leichtere Selbstbau-Lösungen, die weniger als 200 g wiegen, aber ich wollte so kurz vor einer Wandertour über 1200 km kein Risiko eingehen und an meinem Solarpanel „herumbasteln“. Trotzdem werde ich in Zukunft den Markt der stark aufkommenden Solarpanel-Lösungen weiter aufmerksam verfolgen. Das Solarpanel wird ab sofort immer zu meiner Ausrüstung gehören und garantiert mir eine weitgehende Unabhängigkeit vom Stromnetz. Auf meinen Wandertouren verwende ich immer ein Navigationsgerät, unabhängig davon, ob die Wanderwege gut markiert sind oder nicht. Ich gehe nie ohne ein solches Navigationsgerät aus dem Haus. In den letzten Jahren war mein bevorzugtes Navigationsgerät ein Garmin GPSMap 64st. Es hat mich zuverlässig auf allen meinen Wandertouren begleitet. Im Internet, speziell in Ultraleicht-Foren, habe ich mitbekommen, dass viele Wanderer ausschließlich mit dem Handy und den unterschiedlichsten Apps navigieren. Das wollte ich auch einmal ausprobieren. Auf dieser Wandertour habe ich deshalb mein heiß geliebtes Garmin-Navigationsgerät daheim gelassen und ausschließlich mit dem Handy (iPhoneSE mit wasserdichter Hülle von iThrough, 157 g) navigiert. Als App habe ich mich für Topo GPS entschieden. Meine Wandertouren, damit die Tagesetappen, plane ich auf dem Laptop mit der Routenplanungssoftware BaseCamp. Anschließend importiere ich die Tracks in die App auf dem Handy. In der App habe ich die wichtigsten europäischen Länder als Offline-Karten gespeichert. Das erlaubt mir unterwegs den Betrieb des Handys im stromsparenden Flugmodus. Im Flugmodus ist das GPS immer noch aktiv. Und nur das benötige ich für eine erfolgreiche Navigation. Im Verbund mit der Stromversorgung über das Solarpanel hat mich die Handy-Navigation nie im Stich gelassen. Bei keinem Wetter und bei keiner Temperatur. Auch auf meinen nächsten Wandertouren werde ich erstmal ausschließlich auf die Handy-Navigation setzen. Aber auch für andere Navigationslösungen bin ich offen. Den Markt der aufkommenden GPS-Uhren werde ich ganz genau beobachten. Im Moment sind die GPS-Uhren für mich wegen des extrem hohen Preises keine Option. Mein aktueller Rucksack ist der zpacks Arc Haul (680 g) und der Rucksack begeistert mich immer wieder. Da gibt es nicht viel zu meckern, da passt einfach alles. Robust und zuverlässig. Einzig eine kleine Tasche aus Netzgewebe an der Seite, die ich zusätzlich angebracht habe, hatte ein kleines Loch. Wie das Loch entstanden sein könnte, kann ich mir nicht erklären, weil das Netzgewebe einen sehr stabilen Eindruck macht. Seit dem Herbst 2017 bin ich mit den Trailrunnern von ALTRA LonePeak (halbhoch (736 g) oder halb (576 g)) unterwegs. Den ersten Teil der Wandertour habe ich mit den halbhohen ALTRA-Schuhen bestritten. Nach ca. 500 km hat sich ein kleines Loch in der Mesh-Oberfläche der halbhohen Schuhe gebildet. Wie das entstanden ist, kann ich nicht sagen. In Dagebüll (nach ca. 700 km) an der Nordsee-Küste, habe ich dann die halbhohen Schuhe geplant gegen die Halbschuhe ausgetauscht. Bei der Betrachtung der Sohlen der halbhohen Schuhe habe ich festgestellt, dass die halbhohen Schuhe wahrscheinlich noch weitere 200-300 km ausgehalten hätten, also insgesamt ca. 900-1000 km. Das ist nicht schlecht für einen so leicht konstruierten Trailrunner-Schuh. Die Temperaturunterschiede zwischen meiner Heimatregion, dem Raum Halle in Mitteldeutschland, und den deutschen Küsten habe ich etwas unterschätzt. Für die Übernachtungen im Tarp und Zelt habe ich einen AsTucas Quilt (Apex 133, Komforttemperatur +5°C) verwendet. Meistens schlafe ich in der Unterhose und im T-Shirt. Aber es hat Nächte im Mai und Anfang Juni gegeben, wo ich wegen der kühlen Nachttemperaturen zusätzlich Strümpfe, eine Legging und meinen langärmligen Pullover von Cumulus anziehen musste. Für die Zukunft werde ich mir überlegen, ob ich nicht generell den etwas dickeren AsTucas Quilt (Apex 200, Komforttemperatur -5°C) in den Rucksack packe. Sollte es dann im Sommer zu heiß werden, kann ich ja ohne Quilt schlafen. Das ist ja gerade einer der Vorteile eines Quilts gegenüber einem Schlafsack, dass der Quilt wie eine ganz normale Decke genutzt werden kann. Übernachtungen Eigentlich wollte ich nur im Tarp übernachten. So war es zumindest geplant. Als Endziel für die Tagesetappen habe ich mir bei der Planung immer Campingplätze gesucht. Deshalb sind auch die großen Differenzen in den Längen der einzelnen Tagesetappen entstanden. Es gibt Abschnitte an Ost- und Nordsee, wo es nicht so viele Campingplätze gibt. Am Anreisetag und in den 4 folgenden Nächten habe ich dann im Tarp übernachtet. Aber das Platzangebot in meinem Tarp hat mich nicht überzeugt und ich bin für die weiteren Übernachtungen in mein 1-Mann-Zelt (Tarptent ProTrail) ausgewichen. Trotzdem werde ich die Übernachtung in einem Tarp nicht aus dem Auge verlieren. Mein Tarp habe ich mit einem Paket nach hause geschickt. Nur einmal habe ich, weil es sich streckenmäßig angeboten hat, in einer Schutzhütte übernachtet. Dort habe ich mit Isomatte und Quilt auf einem gepflasterten Steinboden die Nacht verbracht. An den beiden Ruhetagen habe ich mich in Wismar (nach dem 10.Wandertag) und in Flensburg (nach dem 20.Wandertag) in Jugendherbergen einquartiert. Den Ruhetag in Wismar habe ich genutzt, um eine aufkommende Sehnenentzündung am linken Bein auszukurieren. Zusätzlich war ich noch in Barth und Born in Jugendherbergen. Am 22.Wandertag habe ich, von Flensburg kommend, kurzfristig die geplante Tagesetappe stark geändert und bin „querfeldein“ in Richtung Dagebüll (Nordsee) gelaufen. Nach knapp 40 km habe ich mir nach einer hammerharten Straßenetappe in Ladelund wegen fehlender anderer Möglichkeiten eine Ferienwohnung gesucht. Alle übrigen Übernachtungen, 25 an der Zahl, haben im Zelt stattgefunden. Am 29.Wandertag, ich hatte mein Zelt auf einem Wohnmobil-Parkplatz in Wischhafen aufgebaut, hat es ein heftiges Unwetter gegeben. Ich war gerade in einer Gaststätte, als am Horizont in kürzester Zeit sehr tiefliegende grauschwarze Wolken aufgezogen sind. Solche Wolkenformationen habe ich in meinem Leben noch nicht oft gesehen. Eine Kellnerin aus der Gaststätte hat mir angeboten das Unwetter in der Gaststätte abzuwarten. Ich wollte aber unbedingt zu meinem Zelt, weil ich Schlimmes befürchten musste. Im straffen Lauftempo bin ich zu meinem ca. 500 Meter entfernten Zelt gelaufen. Ich wollte prüfen, ob die Abspannleinen alle ordentlich gespannt sind und ob die Heringe tief genug sitzen. Gerade als ich das getan hatte und in mein Zelt gekrochen bin, fing das Unwetter an. Auf dem Rücken liegend, alle Sinne aufs äußerste gespannt, habe ich das Unwetter in meinem Zelt abgewartet. Innerhalb von 15 Minuten hat es gestürmt und geregnet, wie ich es lange nicht erlebt habe. Mein Zelt hat diese harte Bewährungsprobe mit Bravour bestanden. Die Heringe haben dem starken Sturm getrotzt und das Innere des Zeltes ist trocken geblieben. Mehr kann man von einem so leicht konstruierten 1-Mann-Zelt nicht erwarten. Alle kommenden Regentage, die ich in diesem Zelt übernachte, werde ich mit einem Gefühl von großer Gelassenheit und Geborgenheit genießen. Schlimmer kann es nicht kommen, wie an diesem späten Nachmittag in Wischhafen. Versorgung Während der Planungsphase war mir nicht unbedingt klar, wie das mit der Versorgung klappen würde. Deshalb habe ich mich vor dem Start ausreichend mit Lebensmitteln eingedeckt, so dass ich mindestens ein paar Tage überstehen würde. In der Nachbetrachtung hat sich das als vollkommen überflüssig erwiesen. Fast jeden Tag hat es Möglichkeiten gegeben sich mit Lebensmittel zu versorgen. Zusätzlich gab es fast jeden Tag Gaststätten und Imbissbuden, die auf Urlauber, speziell auf Radfahrer und Wanderer, eingestellt waren. Was habe ich gegessen bzw. was hatte ich an Lebensmitteln in meinem Rucksack? Wenn möglich, habe ich immer 2 Bananen und 2 Äpfel dabei. Das reicht für 2 Tage. Gleich nach dem Aufstehen habe ich eine Banane gegessen, im Laufe des Vormittags einen Apfel. Nach Bedarf habe ich tagsüber auch den einen oder anderen Obstriegel gegessen, die ich wenige Wochen vor dem Start der Wandertour bei Edeka entdeckt habe. Diese Obstriegel gefallen mir vom Geschmack wesentlich besser als die zu süßen Müsliriegel. Die Müsliriegel schmelzen bei hohen Temperaturen und machen dabei keinen schönen optischen Eindruck. Die Obstriegel sind dagegen sehr temperaturbeständig und schmecken köstlich. Nüsse, speziell Studentenfutter, habe ich immer griffbereit in einer Gürteltasche meines Rucksacks. Das bedeutet, dass ich fast ständig etwas esse, auch wenn es nur Nüsse sind. Ein beliebtes Ziel für die Versorgung waren auch Bäcker-Geschäfte. Ich war überrascht, dass fast jeder noch so kleine Ort an den Küsten einen Bäcker hat. Manchmal waren das auch nur Verkaufsstände bei Lebensmittel-Discountern. Dort habe ich dann am Morgen einen Kaffee getrunken und etwas gegessen. Zusätzlich habe ich mich mit 2 belegten Brötchen eingedeckt. Ein belegtes Brötchen habe ich dann am Mittag gegessen, das andere am Nachmittag. Bin ich tagsüber, speziell um die Mittagszeit, an einem Imbiss oder an einer Gaststätte vorbeigekommen, habe ich mir oft ein richtiges Mittagessen gegönnt und in alle Ruhe gegessen. Die belegten Brötchen sind dann im Rucksack geblieben. An nicht so heißen Tagen bin ich mit 1 Liter Wasser ausgekommen. Zusätzlich habe ich mich unterwegs mit Zusatzgetränken (Apfelschorle) versorgt. Im Rucksack habe ich immer eine Apfelschorle (0,3 l) und eine Cola (0,3 l) dabei. An besonders heißen Tagen (über 30°C) hatte ich 2 Liter Wasser im Rucksack. Wenn immer möglich habe ich das Wasser nachgefüllt. Wenn man das einmal gewichtsmäßig im Kopf überrechnet, hatte ich, bedingt durch die Lebensmittel (Essen und Getränke), doch einiges an Zusatzgewicht im Rucksack. Manch einer mag mit weniger Lebensmittel auskommen, aber für mich war das auf dieser Wandertour das richtige Maß. Am Abend habe ich oft eine Gaststätte oder Imbiss aufgesucht, wo ich zum Abschluss des Wandertages einen Radler getrunken und ein leichtes Essen, meistens einen Salat, gegessen habe. Das war dann der krönende Abschluss der meisten Wandertage. Verletzungen Im Oktober/November 2018 habe ich auf dem Jakobsweg Via de la Plata in Spanien mein persönliches Waterloo erlebt. Durch eine ungenügende Vorbereitung und durch Überlastung (zu hohes Tempo beim Wandern) habe ich mir nach 4 Tagen eine Sehnenentzündung zugezogen, die nach 7 Tagen so schmerzhaft war, dass ich die Wandertour abbrechen wollte. Durch Zufall habe ich in einer Herberge eine Pilgerin getroffen, die mir medizinische Hilfe angeboten hat. So konnte ich den Jakobsweg nach 19 Tagen erfolgreich beenden. Eingedenk der gemachten Erfahrungen habe ich mich vor dieser Wandertour wesentlich besser vorbereitet. Auf den einzelnen Tagesetappen habe ich sehr genau in meinen Körper „hineingehört“. Nach der 8.Tagesetappe hatte ich aber plötzlich wieder Probleme am unteren Bereich des linken Schienbeins, genau dort, wo ich im Oktober/November 2018 die Sehnenentzündung hatte. Meine Sinne waren aufs Höchste angespannt. Sollte sich da wieder eine Sehnenentzündung anbahnen? Die nächsten beiden Tagesetappen habe ich mit einem langsameren Wandertempo bewältigt. Es wurde nicht besser, aber auch nicht wesentlich schlechter. Mir war klar, dass ich da etwas unternehmen musste. Nach 10 Wandertagen habe ich notgedrungen in Wismar einen Ruhetag eingelegt und zweimal in der Jugendherberge übernachtet. Vor der ersten Nacht in der Jugendherberge habe ich mein linkes Schienbein mit einem Zinkleimverband mit pflanzlichen Extrakten von Aktimed SPORT umwickelt. Um diesen Zinkleimverband habe ich dann noch einen elastischen Schutzverband gelegt. Ich war gespannt, wie es mir am nächsten Tag gehen würde. Am nächsten Morgen war ich überrascht. Ich hatte fast keine Schmerzen mehr. Den Ruhetag habe ich für die Regeneration genutzt. Trotzdem bin auch einige Kilometer gelaufen, weil ich die Stadt Wismar besichtigen wollte und weil die Jugendherberge am Stadtrand von Wismar liegt. Nach dem Ruhetag habe ich meine Wandertour fortgesetzt. Was soll ich sagen, es wurde von Tag zu Tag besser. Nach wenigen Tagen hatte ich keine Schmerzen mehr und ich konnte wieder mein geplantes Wandertempo gehen. Nach 7 Tagen habe ich den Verband entfernt. Der Zinkleimverband von Aktimed SPORT gehört ab sofort zu einem festen Bestandteil meiner medizinischen Ausrüstung. Ab dem 30.Wandertag wurde es jeden Tag um einige Grad wärmer. Der Höhepunkt war der 35.Wandertag, eine Tagesetappe von lediglich 33 km, aber mit Temperaturen von 33°C. Ich hatte mich mit vielen Getränken eingedeckt. 2 Liter Wasser, eine Apfelschorle (0,3 l) und eine Cola (0,3l). Unterwegs habe ich überall getrunken, wo das möglich war. Auch gegessen habe ich nach meiner Meinung sehr gut. Weil es auf den Tagesetappen entlang der Nordseedeiche kaum Bäume gibt, habe ich ordentlich in der Sonne gelitten. Meine Kleidung hatte überall weiße Ränder vom Schwitzen. Das hätte das erste Alarmzeichen sein müssen. Dann stellte sich ca. 3 km vor dem Ende der Tagesetappe ein leichter Krampf in der linken Wade ein. Das hätte das zweite Alarmzeichen sein müssen. Mit deutlich langsameren Tempo habe ich dann die Tagesetappe beendet. Meine Kleidung war vollkommen durchgeschwitzt und hat die typischen weißen Ränder gezeigt. Am Abend habe ich dann auf einem Campingplatz (Bensersiel) meine Wanderkleidung komplett gewaschen. Am nächsten Tag habe ich meine Wandertour fortgesetzt. Die Temperatur war über Nacht um über 15 Grad gesunken. Früh waren es noch 17°C. Das ist ideales Wanderwetter. Meine Sachen waren frisch gewaschen. Überraschenderweise hatte ich unterwegs immer noch diese leichten Krämpfe in der linke Wade. Aber über das Gehtempo konnte ich das einigermaßen regulieren. Am Nachmittag habe ich dann 2 Radfahrer getroffen. Sie fragten mich, ob ich derjenige bin, der Deutschland an den Grenzen umrunden will. Diese Wandertour (Deutscher Grenzweg (DGW)) gehört ebenfalls zu meinem DLW-Wanderprojekt. Das habe ich verneint und ihnen erklärt auf welcher Wandertour ich unterwegs bin. Nach einer kurzen Unterhaltung stellte sich heraus, dass die beiden Radfahrer auf dem selben Campingplatz übernachten würden. Auf dem Campingplatz haben wir uns dann sehr intensiv unterhalten. Die beiden sind Ultraläufer und bewältigen extreme Distanzen an einem Stück. Zufällig haben wir auch über meine leichten Wadenkrämpfe gesprochen und dass die schon seit 2 Tagen auftreten. Sie erklärten mir, dass die weißen Ränder an meiner Kleidung Salzausscheidungen meines Körpers waren. Sofort war mir klar, was am vorigen Tag passiert war. Ich hatte durch die extreme Hitze und durch die große Belastung übermäßig viel Salz ausgeschieden. Durch die Getränke und die Ernährung habe ich dieses Salz-Defizit an diesem Tag nicht ausgleichen können. Wenn ich nicht langsamer gelaufen wäre, hätte mich das gleiche Schicksal ereilt, wie beim Wandermarathon 2016 in Kulmbach. Dort musste ich nach 25 km wegen schwerer Wadenkrämpfe den Wandermarathon beenden und mit dem Besenwagen ins Ziel fahren. Ursache für den Abbruch war damals eine falsche Ernährung und ein zu hohes Gehtempo. Die beiden Ultraläufer haben mir dann noch genau erklärt, was da in einem Körper unter solch extremen Belastungen passiert und was man dagegen als Sofortmaßnahmen ergreifen kann. Ein Mittel sind Salztabletten, die sie mir dann auch gegeben haben. Scherzhaft meinten sie dann noch, wenn Salztabletten köstlich schmecken, ist es bereits zu spät und der Salzverlust zu groß. Auch Bananen sind gut. Unglücklicherweise habe ich gerade an diesen beiden Tagen keine Bananen kaufen können. Jedenfalls bin ich jetzt vorgewarnt und weiß worauf ich in Zukunft bei solchen extremen Tagen achten muss. Ab sofort gehören auch Salztabletten zu meiner medizinischen Ausrüstung. Menschen Auf der ganzen Wandertour habe ich insgesamt 2 Wanderer, alle an der Ostsee, mit großen Rucksäcken getroffen, von denen ich wegen der Größe der Rucksäcke annehmen konnte, dass sie auf einer längeren Wandertour unterwegs waren. In einer Bushaltestelle habe ich eine ca. 50jährige Frau getroffen, die dort einen Regenschauer abgewartet hat. Erst wollte ich nicht anhalten, aber als ich den riesengroßen Rucksack gesehen habe, hat es mich förmlich in die Bushaltestelle gezogen. Die Frau hat mich erst mürrisch gemustert, aber dann hatten wir noch ein sehr nettes Gespräch. Ich habe lange überlegt, ob ich etwas wegen ihrem Rucksack sagen sollte. Dann habe ich mich doch zurückgehalten und sie hat selber angefangen zu erklären, dass sie bisher alles gebraucht hat, was im Rucksack verstaut ist. Als der Regen vorbei war, haben sich unsere Wege getrennt. Ich konnte beobachten, dass sie neben dem Rucksack zusätzlich in der einen Hand eine große Isomattenrolle und in der anderen Hand das Zelt getragen hat. Sprachlos habe ich ihr hinterhergeschaut. Ich konnte nicht begreifen, wie man so wandern kann. Bei meiner einzigen Übernachtung in einer Schutzhütte war ich nicht allein. Ein Wanderer, auch mit einem riesigen Pfadfinder-Rucksack, hatte die Absicht das Grüne Band zu bewältigen. Da diese Wandertour ebenfalls zu meinem DLW-Wanderprojekt gehört, haben wir uns den ganzen Abend ausgiebig über diesen Wanderweg unterhalten. Was seinen riesengroßen Rucksack betrifft, habe ich mich wieder zurückgehalten meine Meinung zu äußern. Vor einigen Jahren war ich ja selbst mit einem „übergewichtigen“ Rucksack unterwegs. Dabei denke ich daran, wie ich reagiert hätte, wenn mir jemand etwas von seiner ultraleichten Ausrüstung vorschwärmen würde. Wenn das dann noch im „falschen“ Ton erfolgt, ist das für den anderen Wanderer weniger schön. Erst wenn ich ausdrücklich nach meiner Ausrüstung gefragt werde, gebe ich gerne eine Auskunft. An der Nordseeküste habe ich einen italienischen Radfahrer getroffen, den Guiseppe aus dem Ruhrgebiet. Er war auf dem Weg von Deutschland nach Island. Dort wollte er die Insel umrunden und dann wieder zurück nach Deutschland fahren. Wir hatten ein sehr nettes Gespräch in perfektem Deutsch. Dabei hat er meine leichte Wanderausrüstung bestaunt. Im Gegenzug bat er mich sein Fahrrad anzuheben. Vorher hatte ich schon bemerkt, dass er mit einem sehr alten und offenbar sehr schweren Fahrrad unterwegs war. Nur mit sehr großen Schwierigkeiten gelang es mir sein Fahrrad anzuheben. Ich habe das Gewicht auf ca. 30-35 kg geschätzt. Unglaublich, dass man mit einem solchen Fahrrad überhaupt vorwärts kommen kann. Ich war sprachlos. Dann habe ich zum Abschluss noch ein paar Fotos gemacht. Guiseppe hat dann noch ein kleines Video mit seinem Handy von uns gedreht. Dann sagte er mir noch, dass er seine Videos auf YouTube stellt, wo ich es unter den Stichpunkten „Guiseppe, Mit dem Fahrrad von Deutschland nach Island“ finden könnte. Über eine ganz besondere Spezies von Menschen muss ich noch ein paar Worte verlieren. Das sind die eBike-fahrenden älteren Urlauber bzw. Rentner. Gefühlt 95% aller Radfahrer an der Ost- und Nordsee sind mit dem eBike unterwegs. An der Nordsee ist das kein Problem. Dort sind die Wege breit genug, so dass sich Wanderer und Radfahrer aus dem Weg gehen können. Ich habe schon bemerkt, das ich von den Radfahrern an der Nordsee mitleidig wie ein vom aussterben bedrohtes seltenes Tier betrachtet wurde. An der Ostsee verhält sich das etwas anders. Speziell auf den schmalen Trampelpfaden an der Steilküste ist es mir nicht nur einmal passiert, dass ich mich nur durch einen gewagten Sprung in die Büsche neben dem Trampelpfad vor heranstürmenden älteren eBike-Fahrern retten konnte. Kaum hatte ich mich von dem Schreck erholt, waren sie auch schon ohne sich umzudrehen in hohem Tempo verschwunden. Wahnsinn, was da manchmal abgegangen ist. Radfahrer, mit denen ich mich auf Campingplätzen unterhalten habe und die sich noch mit eigener Muskelkraft fortbewegen, waren auf die älteren eBike-Fahrer überhaupt nicht gut zu sprechen. Manche haben wahre Schimpfkanonaden auf die älteren eBike-Fahrer losgelassen. Abreise Die Abreise hat sich einfach gestaltet. Nach dem Erreichen des Wandertour-Ziels, dem Bahnhof in Emden, wo ich nach einer Tagesetappe von 23,2 km so gegen 11 Uhr angekommen bin, habe ich mein Bahnticket gebucht und bin mit dem IC nach Magdeburg gefahren. Dort ging es dann weiter mit dem RegionalExpress nach Halle. In Halle hat mich dann meine Frau mit dem Auto abgeholt. Alles ist ohne nennenswerte Verspätungen abgelaufen. Statistik Die Planung dieser Wandertour hat insgesamt 40 Tagesetappen unterschiedlicher Länge ergeben. Tatsächlich habe ich die Wandertour in 36 Wander-Tagesetappen bewältigt. Nachfolgend sind hier einige statistische Daten zu dieser Wandertour. Streckenlänge … …Grobplanung 1200 km (mit Insel Rügen) …Feinplanung 1183 km (ohne Insel Rügen) …tatsächlich gelaufen 1189 km …Ostsee 620 km …Überführung Ostsee zur Nordsee 60 km …Nordsee 509 km Tage gesamt… 38 …davon Wandertage 36 …davon Ruhetage (Zero-Days) 2 …davon an der Ostsee 21 …davon an der dänischen Grenze 2 …davon an der Nordsee 15 Tagesetappen gesamt… 36 …davon < 15 km (Nero-Days) 0 …davon 15 - 19 km 0 …davon 20 - 29 km 13 …davon 30 - 39 km 20 …davon >= 40 km 3 Längste Tagesetappe… 45,5 km Kürzeste Tagesetappe… 20,7 km Tagesdurchschnitt … …mit Ruhetagen 31,3 km/Tag …ohne Ruhetage 33,0 km/Tag Übernachtungen… 38 …davon im Tarp 5 …davon im Zelt 25 …davon in Schutzhütte 1 …davon in FeWo 1 …davon in Jugendherbergen 6 Wetter… 38 …davon Sonnentage 21 …davon bedeckte Tage 9 …davon Regentage 8 Tracks, Wegpunkte und Bilder Bei der Beschreibung meines Wanderprojektes Deutsche Langstreckenwanderungen (DLW) habe ich darauf hingewiesen, dass ich vorerst meine Tracks nicht veröffentlichen werde. Das Wanderprojekt soll aus frei geplanten Wandertouren bestehen, wo sich jeder selbst seinen Weg suchen soll. Aber darüber ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Vielleicht überlege ich mir das noch und veröffentliche meine Tracks. Bilder von meiner Wandertour an den deutschen Küsten stelle ich sehr gerne zur Verfügung. Der nachfolgende Link (hoffentlich funktioniet der Link) verzweigt in ein GoogleFotos-Verzeichnis. Zu jedem Bild habe ich einen kurzen Kommentar hinzugefügt. WT008_DE_DKW_Deutscher_Kuestenweg Fazit Alles ist in den vorherigen Punkten gesagt wurden. Deshalb fällt das Fazit zu dieser Wandertour kurz, knapp und auch hart aus. Die Ostseeküste ist ein Paradies für Wanderer und Radfahrer. Die Nordseeküste ist nur ein Paradies für Radfahrer.
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