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  1. Der Bericht über meine Wanderung auf dem Jakobsweg Camino de Levante ist endlich fertig. Lange genug hat es gedauert. Wer sich sofort erstmal einige Bilder ansehen will, kann in den nachfolgenden Link verzweigen, wo man in einem GoogleDrive-Verzeichnis landet. Bilder Jakobsweg Camino de Levante Die Karte zeigt in unterschiedlichen Farben die einzelnen Jakobswege, die ich bei dieser Wandertour komplett oder teilweise gelaufen bin: Camino de Levante (violett, komplett von Valencia bis Zamora gelaufen) Via de la Plata (blau, Teilstück von Zamora bis Astorga gelaufen) Camino Frances (rot, Teilstück von Astorga bis Santiago de Compostela gelaufen) Camino Finisterre (grün, von Santiago de Compostela bis zum Kap Finisterre, nicht gelaufen) Idee In meinem Wanderprojekt SJW Spanische Jakobswege, das ich im August 2019 in meinem Blog vorgestellt habe, spielt auch der Jakobsweg Camino de Levante eine Rolle. Dieser Jakobsweg ist einer der weniger bekannten Jakobswege. In vielen Veröffentlichen zu spanischen Jakobswegen wird er oft nicht erwähnt. Statistische Daten, wie die Anzahl der Wanderer, die diesen Jakobsweg in Angriff nehmen, sind schwer zu finden. Ich glaube gelesen zu haben, dass 200-300 Wanderer diesen Jakobsweg jedes Jahr gehen. Auf dem bekanntesten Jakobsweg, dem Camino Frances, sind jedes Jahr ca. 200000 Wanderer unterwegs. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Genau dieser Unterschied hat den Jakobsweg für mich so interessant gemacht. Zusätzlich habe ich mich wieder für den Zeitraum Oktober/November entschieden. In diesem Zeitraum sind wegen der Jahreszeit und der zu erwartenden Wetterbedingungen weitaus weniger Wanderer anzutreffen. Planung Auch diesmal habe ich mich nach einem geeigneten Wanderführer umgesehen. Mit der OUTDOOR-Reihe des Conrad-Stein-Verlags habe ich auf einigen Langstreckenwanderungen gute Erfahrungen gemacht. Der Verlag bietet auch für den Jakobsweg Camino de Levante einen Wanderführer an (Spanien: Jakobsweg Camino de Levante, Von Valencia nach Zamora, Band 271, Autorin: Ulrike Bruckmeier, 1.Auflage 2010). Ein Wanderführer, der bereits 9 Jahre auf dem Buckel hat, da wird nicht mehr alles aktuell sein. Trotzdem habe ich mir den Wanderführer zugelegt. Den Wanderführer habe ich vor allem für einen Grobüberblick über die Tagesetappen genutzt. Weitere Informationen, wie Tracks und Unterkünfte in den einzelnen Ortschaften, waren nicht leicht zu finden. Dazu musste ich das Internet intensiv durchforsten. Mit einiger Mühe habe ich dann alles gefunden, wonach ich gesucht habe. Die Tracks aus dem Internet waren von sehr schlechter Qualität. Offenbar stammen diese Tracks von Aufzeichnungen, die dann ohne Nachbearbeitung ins Internet gestellt wurden. Mit Hilfe der Tracks aus dem Internet habe ich dann manuell 52 Tagesetappen (mit Camino Finisterre) erarbeitet. Zusätzlich habe ich für 8 Tagesetappen nach Wegevarianten gesucht. Diese Wegevarianten habe ich entweder aus dem Wanderführer entnommen oder selbst geplant. Selbst geplante Wegevarianten verwende ich nur, wenn die geplanten Tagesetappen zu überlangen Tagesetappen mit mehr als 40 km geführt hätten. Für solche Tagesetappen habe ich dann nach einer Alternativroute gesucht, die ich dann auch meistens gefunden habe. Diesmal habe ich meine Tagesetappen immer an einer Unterkunft (Wegpunkt) beginnen und enden lassen. Zusätzlich habe ich weitere Unterkünfte entlang der Tagesetappen als Wegpunkte hinzugefügt. Dadurch konnte ich mir die Länge der Tagesetappen tagesaktuell einteilen und sogar von meinen geplanten Tagesetappen abweichen. Das hat mir einen sehr großen Handlungsspielraum verschafft, speziell bei der Suche nach Unterkünften. Zusätzlich konnte ich durch die gute Verteilung der Unterkünfte entlang fast aller Tagesetappen sehr gut auf wetterbedingte Besonderheiten (Regen, Schneefall und Kälte) reagieren. Ruhetage habe ich nicht speziell nach einer bestimmten Anzahl von Wandertagen oder in einem bestimmten Ort geplant. Das wollte ich situationsbedingt und auch wetterbedingt entscheiden. Die Planung der Tagesetappen hat eine Gesamtlänge von 1301 km (mit Camino Finisterre) ergeben. Damit hat sich in der Planungsphase sofort ein Problem aufgetan. Auf meiner letzten Langstreckenwanderung (Deutscher Küstenweg, entlang an der Ost- und Nordsee über 1189 km) habe ich nach ca. 700 km meine halbhohen ALTRA-Trailrunner gegen neue Schuhe ausgetauscht. Die neuen Schuhe habe ich per Post vorausschicken lassen. Diesmal wollte ich das ebenfalls so machen. Dafür hatte ich mir die Stadt Zamora ausgesucht. Die Stadt Zamora ist das Ende des Jakobsweg Camino de Levante und liegt ca. 800 km vom Startort, der Stadt Valencia, entfernt. Das schien mir eine vertretbare Strecke für meine Schuhe zu sein. Solange mussten die Schuhe durchhalten. Dann habe ich Kontakt mit der Pilgerherberge in Zamora aufgenommen und wollte mich erkundigen, ob ich meine Schuhe in die Pilgerherberge vorausschicken kann. Aber ich habe keine richtige Antwort erhalten. Dann habe ich mich daran erinnert, dass ich im Jahr 2018 auf dem Jakobsweg Via de la Plata schon einmal in der Pilgerherberge in Zamora übernachtet habe. Dort habe ich eine kanadische Wanderfreundin getroffen, die da für einige Wochen als „Hospitalero“ (Herbergsbetreuerin) gearbeitet hat und von der ich noch die Kontaktdaten hatte. Nach einem intensiven Mail-Verkehr hat sie mir eine zuverlässige private Adresse mitgeteilt, wo ich meine neuen Schuhe hinschicken könnte. Das Problem war, dass diese Adresse ca. 950 km vom Startort Valencia entfernt war. Meine Schuhe mussten also nicht nur 700 km halten, sonder sogar kapp 1000 km. Nach kurzer Überlegung bin ich das Risiko eingegangen und habe ein Paket mit den neuen Schuhen und der Adresse in Spanien vorbereitet. Meine Frau musste dann nur noch das Paket zu einem bestimmten Zeitpunkt zur Post bringen. Den Zeitpunkt wollte ich ihr dann per Telefon mitteilen. Der Zeitpunkt sollte nicht zu früh und nicht zu spät sein. Ich war gespannt, wie das ausgehen würde. Bei dieser Aktion durfte nichts schief gehen. Meine speziellen Schuhe sind für mich unverzichtbar. In spanischen Sportgeschäften kann ich diese Schuhe nicht käuflich erwerben, da bin ich mir ziemlich sicher. Insgesamt hat die Planung 52 Tagesetappen (mit Camino Finisterre) ganz unterschiedlicher Länge (15 - 40 km) ergeben. Dabei war mir schon bei der Planung klar, dass ich da einige Tagesetappen zu einer Tagesetappe zusammenfassen konnte. Das wollte ich aber tagesaktuell entscheiden und von den unterschiedlichsten Faktoren (Wetter, Fitnesszustand, Lust und Laune usw) abhängig machen. Die eine oder andere kurze Tagesetappe wollte ich auch als Nero-Day nutzen, wo ich schon kurz vor Mittag mein Tagesziel erreichen wollte. Die verbleibende Zeit solcher Nero-Days konnte ich dann für die Regeneration nutzen. Das sollte mir einige Zero-Days (Ruhetage) ersparen. Damit war auch der grobe zeitliche Rahmen meiner Wandertour vorbestimmt. So war der Zeitplan: Anreise mit Bus und Bahn am 7.Oktober zum Flughafen Berlin-Schönefeld, Übernachtung in der Nähe des Flughafens, Direktflug am 8.Oktober gegen 6 Uhr nach Valencia, Übernachtung in der Jugendherberge in Valencia, Start der Wandertour am 9.Oktober, Ende November wollte ich mit der Wandertour fertig sein. Den Rückflug von Santiago de Compostela wollte ich erst wenige Tage vor dem Endziel buchen, also Anfang Dezember. Bei der groben Zeitplanung hatte ich auch immer im Blickpunkt, dass sich durch die Zusammenlegung von Tagesetappen das Ende der Wandertour um einige Tage nach vorne verschieben könnte. Vorbereitung Mit der Vorbereitung auf meine Langstreckenwanderung über den Jakobsweg Camino de Levante habe ich es so gehalten, wie es sich schon vor meiner Langstreckenwanderung auf dem Deutschen Küstenweg, entlang der Ost- und Nordsee über 1200 km, bewährt hat. Vier Wochen vor Beginn der Wandertour habe ich mit intensiven Training begonnen. Dabei bin ich ausschließlich auf Kurzstrecken (5-12 km) im Umkreis meines Wohnortes unterwegs gewesen. Immer ohne Gepäck und mit höchstem Tempo, um eine ordentliche Belastung zu simulieren. Ich wollte möglichst fit an den Start meiner Wandertour gehen. Die Eingewöhnungsphase von 6-8 Tagen nach dem Start, die ich bei meinen anderen Langstreckenwanderungen immer gebraucht habe, wollte ich vor den Start der Wandertour verlegen. Das ist mir auch diesmal sehr gut gelungen. Meine Ausrüstung ist schon seit einiger Zeit relativ konstant und für die drei Jahreszeiten Frühjahr, Sommer und Herbst ausgelegt. Kleidungsmäßig habe ich trotzdem etwas aufgerüstet, weil ich im Oktober/November 2018 auf dem Jakobsweg Via de la Plata Temperaturen um den Gefrierpunkt hatte. Darauf wollte ich vorbereitet sein und habe zusätzlich einige Kleidungsstücke eingepackt. Diese „Aufrüstung“ sollte sich als Glücksgriff erweisen. Anreise Die Anreise mit Bus und Bahn am 7.Oktober zum Flughafen Berlin-Schönefeld verlief problemlos. Ich hatte auch keinen Zeitdruck, weil ich erst am nächsten Morgen per Direktflug nach Valencia fliegen wollte. Da ich schon um 4 Uhr am Flughafen sein musste, der Flieger ging gegen 6 Uhr, wollte ich in der Nähe des Flughafens übernachten. Zuerst habe ich mit einer Übernachtung im Zelt in der Nähe des Flughafens geliebäugelt. Aber über GoogleMaps habe ich keine geeignete Übernachtungsstelle (Sichtschutz, nicht zu weit vom Flughafen entfernt) für mein Zelt gefunden. Dann habe ich diesen Gedanken aber verworfen und mich um eine Pension bemüht. Das hat wunderbar geklappt. Früh hatte ich nur einen Fußweg von ca. 10 Minuten zum Flughafen. Der Direktflug am 8.Oktober nach Valencia verlief ohne Probleme. Zeitdruck hatte ich auch hier nicht, weil ich in Valencia in einer Jugendherberge übernachten wollte. Den Nachmittag habe ich für eine ausgiebige Besichtigung der Stadt Valencia genutzt. Dabei habe ich den Startpunkt des Jakobsweges Camino de Levante und die ersten Wegmarkierungen gesucht. Lange habe ich nicht richtig finden können, wo der Jakobsweg beginnt und mit den Wegmarkierungen hatte ich auch Schwierigkeiten. Dann habe ich endlich die ersten Wegmarkierungen gefunden, eingelassen in die Fußwege und nicht leicht zu finden, wenn der Blick nur nach oben gerichtet ist, auf der Suche nach Schildern und nach Markierungen an Häusern. Strecke/Wanderung Der Jakobsweg Camino de Levante ist ein selten begangener Jakobsweg in Spanien. Deshalb hatte ich mich darauf eingestellt, dass die Wegmarkierungen nicht so gut sein würden, wie auf den bekannteren Jakobswegen. Aber da wurde ich positiv überrascht. Die Markierungen mit dem gelben Pfeil waren vorbildlich. Auch in den meisten Ortschaften, ob groß oder klein. Zusätzlich war vor und nach jeder noch so kleinen Ortschaft ein Hinweisschild aufgestellt. Das Hinweisschild enthielt die Information, wie weit es noch bis zur nächsten Ortschaft ist und wie lange man dafür braucht. Die Zeitdauer bis zur nächsten Ortschaft wurde dabei mit einem Stundendurchschnitt von 4 km berechnet. Für mich war das immer ein sehr guter Anhaltspunkt, weil ich mich von der Durchschnittsgeschwindigkeit her genau in diesem Bereich bewegt habe. Von den anderen Jakobswegen, die ich bereits gegangen bin, kenne ich diese Art der Beschilderung nicht. Für mich ist das vorbildlich gelöst. Im Großraum Valencia konkurriert der Camino de Levante oft mit örtlichen Jakobswegen (zB dem eher unbekannten Camino del Cid). Teilweise sind Streckenverläufe identisch, dann trennen sich die Wege wieder. Bei den Markierungen dominieren dann die Markierungen für die örtlichen Jakobswege. Man darf sich da nicht durcheinanderbringen lassen. In solchen nicht eindeutigen Wegeverläufen habe ich mich ausschließlich auf mein Navi verlassen. Diese Aussage trifft auch auf den Camino de Sureste zu, der immer wieder den Camino de Levante kreuzt oder identische Wegstrecken mit ihm hat. Man muss da höllisch aufpassen, damit man nicht plötzlich in eine ganz andere Richtung läuft. Bei der Planung dieser Wandertour habe ich wegen der vermuteten schlechten Markierungen besonderes Augenmerk auf meine Tagesetappen gelegt. Alle Tagesetappen habe ich an einer Herberge beginnen und enden lassen. Das hat mir bei der Herbergssuche oft geholfen, nicht immer, aber ich hatte erstmal einen Anlaufpunkt. Wegen der Schlüsselsuche für die Herbergen habe ich mir für viele Orte zusätzliche Wegpunkte für Touristeninformationen, Verwaltungsämter und Polizeistationen angelegt. Diese Informationen habe ich mir aus dem Internet besorgt und mit GoogleMaps abgeglichen. Das war ein zeitaufwändiger Prozess für jede Tagesetappe, aber der Aufwand hat sich gelohnt. Trotzdem gab es bei der Herbergssuche auch immer wieder Probleme, die ich in den Punkten (siehe weiter unten) Übernachtungen und Menschen näher beschrieben habe. Bei der Planung bin ich manchmal bewusst von den markierten Wanderwegen abgewichen. Das habe ich gemacht, weil ich zu große Umwege vermeiden wollte. Geplant habe ich diese Wandertour im Winter 2018, begangen habe ich sie im Oktober/November 2019. Das ist fast ein Jahr Differenz. Diese Zeitdifferenz hat während der Wandertour ein „kleines“ Problem zum Vorschein gebracht, was ich bei der Planung nicht genau durchdacht hatte. Immer, wenn ich auf solchen geplanten „Abweichungen“ des tatsächlichen Wanderweges unterwegs war, wurde ich von Einheimischen darauf hingewiesen, dass ich nicht mehr auf dem markierten Wanderweg laufe. Das war freundlich gemeint, hat mich aber am Anfang etwas irritiert. Wenn ich dann mein Navi befragt habe, konnte ich sehen, dass ich durchaus auf meiner geplanten Wanderroute war. Nach fast einem Jahr wusste ich aber nicht mehr genau, ob das Absicht war oder nicht. Zusätzlich haben auf solchen Abweichungsabschnitten die gelben Pfeile gefehlt und ich musste öfters das Navi benutzen als sonst. Um dieses kleine Problem der Verunsicherung zu vermeiden, werde ich in Zukunft an den Stellen, wo ich geplant von den markierten Wanderwegen abweiche, zusätzliche Wegpunkte, sogenannte Abweichungspunkte, anlegen. Das reicht mir als zusätzliche Information für geplante Abweichungen von den markierten Wanderwegen. Auf der 5.Tagesetappe von La Font de la Figuera nach Almansa habe ich mir sozusagen selbst „ein Bein“ gestellt. Bei der Planung der Tagesetappen will ich manchmal schlauer sein als die Routenplanungssoftware BaseCamp. Die Software hatte mir auf dieser Tagesetappe im Bereich einer Autobahn einen Wegeverlauf vorgeschlagen. Bei genauerer Betrachtung habe ich für diesen Bereich eine viel kürzere Variante über die Autobahn gefunden. Diese führte über eine Brücke. Kurzerhand habe ich die Tagesetappe manuell geändert und über die „vermeintliche“ Brücke geführt. Als ich dann bei der Wandertour an den entscheidenden Punkt gekommen bin, wo sich die Software-Variante und meine Variante getrennt haben, musste ich kurz anhalten und überlegen. Die Markierungen haben eindeutig auf die Software-Variante verwiesen. Stur, wie ich bin, habe ich aber meine eigene Variante über die Brücke verfolgt. Das war ja so geplant. In der Ferne war eine Brücke zu sehen, also vorwärts zur Brücke. Nach ca. 2 km war ich an der Brücke angelangt, die aber nur zur Hälfte über die Autobahn führte. Der Rest war noch nicht gebaut und das war aus der Ferne nicht eindeutig zu erkennen. 2 km zurücklaufen und damit 4 km wegen Sturheit zusätzlich laufen? Erstmal wollte ich mich nicht geschlagen geben. Dann habe ich die mannshohe Unterführung ca. 50 Meter neben der Brücke gesehen. Diese Unterführungen dienen der Ableitung von Oberflächenwasser von der Autobahn. Wenn auf dieser Seite der Autobahn ein Zugang existiert, dann muss auch auf der anderen Seite der Autobahn ein Zugang sein. Dann bin ich in die Unterführung gestiegen und unter die Autobahn gegangen. Schon auf halber Strecke konnte ich erkennen, dass der Zugang auf der anderen Seite anders war. Er war nicht so flach und leicht zugänglich, wie auf der Seite wo ich eingestiegen war. Als ich das andere Ende des Tunnels erreicht hatte, stand ich in einem Betonschacht. Der war an 3 Seiten ca. 2,5 Meter hoch, an der vierten Seite lediglich ca. 2,20 Meter hoch. Diese 4.Seite war offensichtlich der Zulauf für das Wasser. Der Schacht hatte eine quadratische Grundfläche von ca. 1,5 Metern. Aus diesem Betonschacht würde ich ohne Hilfsmittel niemals rauskommen, das war mir sofort klar. An den glatten Betonwänden würde ich nicht hochkommen, weil ich auch nicht die kleinste Unebenheit an den Betonwänden erkennen konnte. Dann habe ich meinen Ausweg gesehen, der mir im ersten Ärger wegen meiner Sturheit entgangen war. An der nicht so hohen Betonwand stand schräg angelehnt ein Brett, ca. 1 Meter hoch, 10 cm breit und vielleicht 15 mm dick. Das Brett war schon leicht angebrochen. Wenn das Brett durch das Wasser in den Schacht gekommen wäre, würde es auf dem Boden des Schachtes liegen und nicht schräg an der Betonwand stehen. Hier ist schon vor mir ein „superschlauer“ Wanderer auf die Idee gekommen die Tagesetappe abzukürzen. Wie ich, ist er in dem Betonschacht gelandet und hat nach einem Ausweg gesucht. Dann muss ihm das auf dem Boden liegende Brett aufgefallen sein. Ich hatte folgende Idee. Meinen Rucksack musste ich vorher aus dem Betonschacht werfen. Dann wollte ich mich mit einem kurzen Anlauf mit der rechten Fußspitze auf das schräg angelehnte Brett stellen, so dass ich mich mit den Unterarmen auf der Oberkante des Betonschachtes abstützen konnte. Wenn die Unterarme irgendwo aufliegen, kann man sich sehr leicht hochziehen und dem Betonschacht entkommen. Weil das Brett schon angebrochen war, hatte ich nur einen Versuch. In Gedanken habe ich den Bewegungsablauf mehrmals durchgespielt. Dann ging es los. Kurz Schwung geholt, soweit es der Platz in dem Betonschacht zugelassen hat, die rechte Fußspitze auf das Brett gesetzt, die Unterarme auf die Oberkante des Betonschachtes gelegt und Sekunden später war ich aus dem Betonschacht raus. Vollkommen dreckig wegen des vielen Staubs, aber ich war raus. Nach einer kurzen Säuberung konnte ich meinen Weg wie geplant fortsetzen. Auf der 15.Tagesetappe von Tembleque nach Mora hatte ich zwei Wegevarianten ausgearbeitet. Tagesaktuell habe ich mich dann für die Variante entschieden, wo auf halber Strecke eine kleine Ortschaft war, die ich gegen die Mittagszeit erreichen würde. In dieser Ortschaft habe ich eine Bar vermutet und der Kaffeeduft stieg mir beim Start schon in die Nase. In der Nacht hatte es heftig geregnet. Für Schotterpisten und Straßen ist das in der Regel kein Problem. Die schlucken den Regen. Aber an diesem Tag war ich ausgerechnet auf einem richtigen Feldweg unterwegs. Der war abgrundtief schlammig. Nach 2 km habe ich entnervt aufgegeben, weil meine Sachen vollkommen verschlammt waren. Einen Ausweg konnte ich nicht finden, so dass ich die 2 km zurücklaufen musste. Ich hatte ja noch die 2.Variante. Kurze Zeit später hat sich herausgestellt, dass auch die 2.Variante eine „Schlammvariante“ werden würde. Ein Blick auf das Navi hat gezeigt, dass die 2.Variante immer entlang einer Straße bis nach Mora führt. Dann bin ich über ein abgeerntetes Getreidefeld zur Straße gelaufen. Dort habe ich mich in einer Pfütze am Straßenrand grob von den Schlammresten gereinigt. Die Tagesetappe war dann ein Gewaltmarsch über 28 km bei leichtem Regen immer am Straßenrand entlang. In Spanien sind die Seitenstreifen an den Straßen meistens viel breiter als zB in Deutschland. Deshalb konnte ich dort bequem und schnell auf der linken Seite gehen, ohne besonders auf den Verkehr achten zu müssen. Meinen ersten und einzigen Ruhetag habe ich nach 16 anstrengenden Wandertagen eingelegt. Für den Ruhetag hatte ich mir die Stadt Toledo ausgesucht. Die Stadt Toledo war mal einige Jahre der Sitz der spanischen Könige und ist heute noch berühmt wegen seiner Schwertschmiedekunst. Gefühlt 50 Geschäfte habe ich gesehen, die Schwerter aller Zeitepochen verkaufen. Jeder zweite Laden war eine "Schwerter-Laden". Natürlich habe ich mir einen Schwerter-Laden näher angesehen. Dabei habe ich die unterschiedlichen Schwerter (Wikinger-Schwert, Kreuzritter-Schwert, Sarazenen-Schwert, Samurai-Schwert usw) in die Hand genommen und "ausprobiert". Der Ladenbesitzer hat mir zu jedem Schwert interessante Informationen über die Herstellung, die Zeitepoche und die Verwendung geliefert. Überrascht war ich über das Gewicht der Schwerter. Im Fernsehen sieht das immer so leicht aus. Aber alle ausprobierten Schwerten hatten ein unglaubliches Gewicht. Wie man mit diesen Schwertern stundenlang kämpfen konnte, bleibt mir nach diesem Besuch im Schwerter-Laden ein Rätsel. Meinen uneingeschränkten Respekt haben die Schwertkämpfer der unterschiedlichen Zeitepochen nach diesem Besuch im Schwerter-Laden auf jeden Fall. Wandertechnisch sind die spanischen Jakobswege, speziell der Camino de Levante, keine besonders große Herausforderung. Spezielle Umstände (wie Wegeverhältnisse, Wetterunbilden) machen manche Tagesetappen trotzdem zu einem unvergesslichen Abenteuererlebnis. Wetter Im Zeitraum Oktober/November kann man alle Wetterbedingungen antreffen. Darauf muss man sich kleidungsmäßig unbedingt einstellen. Meine Kleiderordnung nach dem Zwiebelprinzip hat sich wieder ausgezeichnet bewährt. Mittlerweile habe ich ein Gespür dafür entwickelt, wann ich Kleidungsschichten aus- und anziehen kann. Oberste Prämisse bei der „Umziehorgie“ auf manchen Tagesetappen war das Ziel nicht zu frieren und nicht zu schwitzen. Das ist eine Gratwanderung. Pullover an, Pullover aus, Regenjacke (=Windjacke) an, Regenjacke aus, Zipperbeine an, Zipperbeine ab. Oft habe ich das auf offener Strecke tun müssen. Die Wechselsachen habe ich deshalb immer außen am Rucksack. Das hat mir einen schnellen Zugriff erlaubt, wenn sich die Witterungsbedingungen plötzlich geändert haben. Auf den Tagesetappen von Arevalo nach Zamora hat es an 4 aufeinanderfolgenden Tagen einen heftigen und stürmischen Gegenwind aus nordwestlicher Richtung gegeben. Das ist ungefähr die Hauptrichtung in der ich mich bewegt habe. Also kam der Wind in der meisten Zeit seitlich von links oder von vorn. Manchmal war der Wind so stark, dass ich mich nur mit weit nach vorn gebeugtem Oberkörper vorwärts bewegen konnte. Weitere Begleiterscheinungen dieser Windtage war ein leicht bewölkter Himmel, Sonnenschein und Temperaturen von 10°C bis 15°C. Unter normalen Bedingungen ist das ideales Wanderwetter. Aber in Kombination mit den stürmischen Winden waren das hammerharte Tagesetappen. Geht es noch schlimmer? Ja, es geht noch schlimmer. Fast in jedem noch so kleinen Ort gibt es eine oder sogar mehrere Bars. Diese Bars sind entlang der Jakobswege auf die Pilger eingestellt und haben tagsüber meistens durchgehend geöffnet. Diese Bars waren einer meiner Anlaufpunkte für die Versorgung mit Lebensmitteln. In diesen Bars läuft ständig ein Fernsehgerät, bei größeren Bars sogar mehrere Fernsehgeräte gleichzeitig. Weil ich die spanische Sprache nicht beherrsche, waren die laufenden Fernsehgeräte für mich weniger interessant. Eine Ausnahme gab es jedoch. Das waren die Wetterberichte. Anhand der bildlichen Darstellung auf den Wetterkarten konnte ich erahnen, was mich langfristig in den nächsten Wochen wettermäßig erwarten sollte. Soweit war alles ok. Ab der 30.Tagesetappe zeichnete sich in Galizien im Nordwesten von Spanien ein gravierender Wetterumschwung ab. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch ca. 1 Woche von diesem Gebiet entfernt. Ursache dieser tiefgreifenden Wetteränderung war ein Tiefdruckkeil, der sich von Skandinavien bis nach Südeuropa (Norditalien, Südfrankreich und Nordspanien) vorgeschoben hatte. Dieser spezielle weit nach Süden reichende skandinavische Tiefdruckkeil hat in der Vergangenheit schon für große Unwetter (Überschwemmungen) in den betroffen Gebieten Südeuropas gesorgt. Ich hatte gehofft, dass das eine Woche später schon wieder anders aussieht. Aber da hatte ich mich gewaltig geirrt. Auf der 37.Tagesetappe, von Trabadelo nach Hospital da Condega, führte mich mein Weg über den O Cebreiro, einen Berg, der ca. 1300 Meter hoch ist. Das ist eigentlich kein Problem. Zum Problem wurde diese Tagesetappe, weil der anfängliche starke Regen im Tal in ein heftiges Schneetreiben beim Aufstieg auf den O Cebreiro übergegangen ist. 20 cm Neuschnee, leichte Minusgrade und das kombiniert mit einem so starken Sturm, dass der Schnee waagerecht durch die Gegend gepeitscht wurde. In der Herberge in Trabadelo habe ich eine kleine Wandergruppe, bestehend aus zwei deutschen Wanderern und einer kroatischen Wanderin getroffen. Den Aufstieg auf den O Cebreiro haben wir gemeinsam in Angriff genommen. Bei sich abzeichnenden komplizierten Bedingungen, hervorgerufen durch die Wegstrecke oder Wetterbedingungen, finden sich die Wanderer gern in Gruppen zusammen. Die Gruppendynamik erleichtert bei solchen Bedingungen die Bewältigung komplizierter Wegstrecken. Dieses Phänomen habe ich in der Vergangenheit schon mehrfach beobachten können. Vollkommen durchnässt, frierend und erschöpft haben wir uns zur Herberge im Zielort durchgekämpft. Vor der Herberge mussten wir noch eine Wegstrecke von ca. 50 Metern durch 50 cm hohe Schneewehen bewältigen, die durch den starken Wind und den Schnee entstanden waren. In der Herberge gab es eine Heizung, wo wir unsere Sachen trocknen konnten. Eine heiße Dusche hat dann die Lebensgeister wieder erweckt. Auch am Folgetag, der 38.Tagesetappe, gab es wegen des Schnees große Probleme. Einen Großteil dieser Tagesetappe mussten wir auf der Straße bewältigen, weil der Jakobsweg total zugeweht war. Erst zur Mittagszeit konnten wir wieder auf dem Jakobsweg entlanggehen. Ausrüstung Auf einer Langstreckenwanderung werden alle Ausrüstungsgegenstände automatisch einem Härtetest unterzogen. Das liegt vor allem auch an der Dauer einer Langstreckenwanderung. In einer Nachbetrachtung entscheide ich dann, ob abgenutzte und verbrauchte Ausrüstungsgegenstände durch neue ersetzt werden. Oft ersetze ich Ausrüstungsgegenstände, wo ich mit bestimmten Details nicht zufrieden war, durch vollkommen andere Ausrüstungsgegenstände. Meine ALTRA-Schuhe (576 g) haben auch diesmal den Härtetest auf den Schotterwegen der spanischen Jakobswege mit Bravour bestanden. Nach ca. 1000 km habe ich die abgelaufenen Schuhe durch neue Schuhe ersetzt, die meine Frau an eine bestimmte Adresse auf dem Camino Frances vorausgeschickt hat. Die Schuhe waren schon stark abgelaufen und hätten sicherlich noch die restlichen 200 km bis Santiago de Compostela durchgehalten, aber für den Aufstieg zum O Cebreiro mit ca. 20 cm Neuschnee wollte ich Schuhe mit einem vernünftigen Profil verwenden. Deshalb sind die alten Schuhe mit einem Seufzer und Dankesworten in die Tonne gewandert. Mit „Zero Drop“ (Ferse und Ballen haben den gleichen Abstand zum Boden, d.h. die Schuhe sind dem Barfußgehen nachempfunden) habe ich von Anfang an keine Probleme gehabt. Auch das „schwammige“ Laufverhalten, hervorgerufen durch die weiche Dämpfung, was von manchen Benutzern kritisiert wurde, empfand ich eher als positive Eigenschaft der Schuhe. Außerdem spricht das Gewicht der Schuhe auch eindeutig für den Ultraleicht-Gedanken. Für mich gibt es im Moment keine besseren Schuhe für Langstreckenwanderungen Acht Wochen vor dem Beginn meiner Wandertour habe ich noch meinen neuen Rucksack zpacks Nero (303 g in der Auslieferungsversion) erhalten. Von dem Rucksack habe ich erstmal das Rückenpolster, die Verschnürung für das Rückenpolster und alle anderen Schnüre entfernt, so dass ich auf ein Ausgangsgewicht von 275 g gekommen bin. Das ist nicht schlecht für einen Rucksack. Mit einer Regenhülle (zpacks, Cuben, 44 g), zwei Hüftgurttaschen (zpacks, 42 g), zwei Netztaschen (zpacks, 28 g), einer Schultergurttasche (zpacks, 14 g), einer Trekkingstockhalterung (zpacks, 12 g) und zusätzlichen Schnüren und Lochösen (12 g) habe ich den Rucksack meinen Bedürfnissen angepasst. Das ergab ein Gewicht von 427 g. Warum habe ich den Rucksack so stark „umgerüstet“? Wenn ich einen „normalen“ Wandertag erlebe, will ich meinen Rucksack möglichst nur zweimal öffnen. Das ist am Morgen, wenn ich meinen Rucksack packe. Und das ist am Abend, wenn ich an meinem Tagesziel angekommen bin. Das bedeutet andererseits, dass alle wesentlichen Dinge, die ich tagsüber benötigen könnte, außen am Rucksack verstaut sein müssen. Die zwei Wasserflaschen stecken in den Seitentaschen. Nahrung, die ich tagsüber benötige, steckt in den beiden Netztaschen über den Seitentaschen. Zelt/Tarp, Heringe und Isomatte sind außen quer in einem Cuben-Beutel angebracht. Alle Regensachen sind ebenfalls außen quer über dem anderen Cuben-Beutel in einem separaten Cuben-Beutel verstaut. In der großen Rückentasche des Rucksacks steckt der Rest (Regenhülle für den Rucksack, Wechselsachen (für Wetterumschwung, zB Pullover usw), Wanderführer (wenn vorhanden), Wasserfilter, Notsender, Toilettenpapier). Oben auf dem Rucksack ist das Solarpanel mit einer elastischen Kordel befestigt. Die entfalteten Trekkingstöcke, wenn sie nicht benutzt werden, hängen unter dem linken Arm in einer speziellen Trekkingstockhalterung. Wenn ich meinen Rucksack so packe, muss ich den Rucksack tagsüber äußerst selten öffnen. Wichtige Dinge sind sofort griffbereit. Der Aufbau des Zeltes/Tarps im Regen ist auch kein Problem, weil der Rucksack in der Regenhülle bleiben kann und nicht geöffnet werden muss. Lediglich den Cuben-Beutel mit dem Zelt/Tarp muss ich unter der Regenhülle hervorholen. Im Auslieferungszustand besitzt der zpacks Nero zu wenig Außentaschen. Was ich als noch gravierender empfand, sind die wenigen Befestigungslaschen, wo man zusätzlich etwas anbringen kann (zB Netztaschen). Diese kleinen Laschen habe ich ebenfalls nachgerüstet, damit ich an der Seite über den Seitentaschen meine zwei Netztaschen anbinden konnte. Ich kann nicht verstehen, warum die Hersteller von Rucksäcken solche Laschen, die in ihrer Gesamtheit nur wenige Gramm wiegen, nicht von Anfang an vorsehen. Fehlende Laschen setzen der Erweiterbarkeit von Rucksäcken sehr enge Grenzen. Beim Rucksack zpacks Arc Haul ist das mit den Laschen übrigens vorbildlich gelöst. Dort gibt es viele zusätzliche Laschen, wo etwas angebunden werden kann. Auf Langstreckenwanderungen werde ich daher in Zukunft wieder auf meinen Rucksack zpacks Arc Haul zurückgreifen. Dadurch erhöht sich zwar mein Basisgewicht um ca. 300 g, aber das ist es mir wert. Wie immer plane ich bei meinen Wandertouren die Übernachtungen im Zelt/Tarp. Aber die preiswerten Herbergen an den spanischen Jakobswegen sind einfach zu verlockend. Im Zeitraum Oktober/November sind, außer im Großraum Valencia, schon mal in der Nacht Temperaturen um den Gefrierpunkt anzutreffen. Obwohl mir das vom Jahr 2018, wo ich zum gleichen Zeitpunkt in Spanien unterwegs war, bekannt war, hat mich dass doch wieder überrascht. Meine Ausrüstung ist für solche Temperaturen einfach noch nicht optimal ausgelegt. Da gibt es eindeutig noch Nachholbedarf. Nachdem ich festgestellt habe, dass die Dichte der Herbergen auf dem einsamen Camino de Levante nicht so schlecht ist, habe ich nach dem 8.Wandertag in Albacete mein Zelt mit der Post nach Hause geschickt. Als Notunterkunft habe ich meine Isomatte und meinen Biwaksack behalten. Den Quilt habe ich ebenfalls behalten, weil ich den in manchen Herbergen, wo es keine Decken gab, benutzen musste. Gab es Decken in den Herbergen, was meistens der Fall war, habe ich in einem leichten Hüttenschlafsack (142 g) geschlafen. Dadurch musste ich nicht meinen Quilt aus dem Rucksack auspacken, der wegen dem großen Packmaß immer im Rucksack ganz unten liegt. Die Breite des Hüttenschlafsacks von 80 cm ist für mich als Seitenschläfer (angewinkelte Beine) nicht ausreichend. Deshalb denke ich darüber nach mir einen eigenen Hüttenschlafsack aus Seide zu nähen. Die angestrebte Breite ist 100 cm. Meine nächste Wanderung auf einem Jakobsweg werde ich wieder für den Zeitraum Februar/März oder Oktober/November planen. Für mich ist das einfach ein ideales Zeitfenster. Damit ich in Zukunft bei Übernachtungen im Zelt/Tarp besser auf Temperaturen um den Gefrierpunkt vorbereitet bin, taste ich mich im Augenblick an das Winter-Camping heran. Mein Ziel ist es meine Ausrüstung (Zelt/Tarp, Isomatte, Quilt ua) so zu optimieren, dass ich ohne Komfortverlust im Zelt/Tarp in den genannten Zeiträumen übernachten kann. Meine Regenjacke von zpacks (Vertice Rain Jacket, 196 g) scheint nicht mehr richtig wasserdicht zu sein. Den Verdacht hatte ich schon auf meiner Küstenwanderung an der Ost- und Nordsee im Mai/Juni 2019. Auf dieser Wandertour hat sich dieser Verdacht bestätigt. Am Ruhetag in Toledo habe ich mir deshalb eine billige und leichte Regenjacke aus dem örtlichen Decathlon-Geschäft gekauft. Beide Regenjacken habe ich je nach Wetterlage einzeln getragen oder sogar zusammen. Während ich diesen Bericht schreibe, überlege ich fieberhaft, was ich mit meiner Regenjacke mache. Die Regenjacke ist einer meiner wichtigsten Ausrüstungsgegenstände und muss zu 100% funktionieren. Der erste Versuch war eine Imprägnierung nach Vorschrift, wie sie auf der Internet-Seite von zpacks empfohlen wird. Nach ersten Tests im häuslichen Umfeld war das Ergebnis nicht befriedigend. Offenbar hat die Regenjacke ihren Leistungszenit überschritten. Jetzt überlege ich gerade, ob ich mir nicht selbst eine Regenjacke aus atmungsaktivem Cuben herstelle. Das muss ich aber bald machen, denn in wenigen Wochen beginnt wieder die neue Wandersaison. Meine Ausrüstung ist für die 3 Jahreszeiten Frühjahr, Sommer und Herbst ausgelegt. Für den speziellen Zeitraum Oktober/November habe ich meinen Kleiderbeutel etwas aufgemotzt. Eine dickere Legging (250 g), dickere Socken (zpacks, PossumDown Bushman’s Friend Socks, 71 g) für den Abend, einen Schlauchschal (36 g), eine Fleecemütze (zpacks, Micro-Fleece Hat, 27 g) und dünne Fleecehandschuhe (Liod, Linerhandschuhe, 24 g) habe ich zusätzlich eingepackt. Tatsächlich benutzt habe ich nur die Legging und den Schlauchschal. Die dicken Socken, die Fleecemütze und die Fleecehandschuhe sind im Kleiderbeutel geblieben, trotz Schneetreiben, 20 cm Neuschnee und -2°C auf dem O Cebreiro. Was nützen mir dünne Fleecehandschuhe im Schneetreiben, wenn ich sie nicht vor Nässe schützen kann. Deshalb werde ich auf zukünftigen Wandertouren in diesen Zeiträumen dünne wasserdichte Wegwerfhandschuhe von der Tankstelle als Nässeschutz verwenden. Für ein oder zwei Tage, wo ich Handschuhe verwenden könnte, reicht das vollkommen aus. Meine Stromversorgung für das Handy habe ich ausschließlich über das Solarpanel Sunnybag Leaf+ (402 g mit 10000 mAh-Powerbank) realisiert, obwohl ich nur in Herbergen übernachtet habe. Das war einfach ein gewollter weiterer Test über einen längeren Zeitraum. Diesmal hatte ich viele bedeckte und regnerische Tage, trotzdem hat das Solarpanel mein Handy immer zuverlässig geladen. Von mir erhält das Solarpanel eine ganz klare Empfehlung. Einzig das Gewicht stört mich ein wenig. Es gibt leichtere Selbstbaulösungen, die gewichtsmäßig bereits unter 200 g liegen. Ich war zwar auf markierten Wanderwegen unterwegs, aber es gab auf fast jeder Tagesetappe Situationen, wo ich einfach mein Navigationsgerät, ein iPhone SE mit der Navigations-App Topo GPS, über den weiteren Wegverlauf befragen musste. Mein Handy hat mich bei der Navigation nie in Stich gelassen. Alles hat wunderbar funktioniert. Während der Tagesetappen habe ich das Handy im Flugmodus und mit Offline-Karten betrieben. Eine Ersatz-Navigation hatte ich diesmal nicht dabei. Trotzdem werde ich bei zukünftigen Langstreckenwanderungen darauf achten, dass ich eine Ersatz-Navigation in meinem Rucksack habe. Ich denke dabei an das Garmin GPSmap 66i. Das Gerät erlaubt mir die Navigation und besitzt zusätzlich auch eine Notruf-Funktion. Für den Notfall habe ich schon seit Jahren den Notsender Spot Gen 3 (137 g) in meinem Rucksack. Die SOS-Funktion musste ich noch nie auslösen. Ein schöner Nebeneffekt des Notsenders ist die OK-Funktion. Mit der OK-Funktion habe ich jeden Abend meine Familienangehörige über meine aktuelle Position informiert. Mit GoogleMaps bzw. mit Hilfe einer speziellen App konnten sich die Familienangehörigen über meine genaue Position informieren. Irgendwann habe ich gemerkt, dass die OK-Nachrichten nicht immer korrekt übertragen werden. Anfangs habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Aber als ich im Internet durch Zufall gelesen habe, dass andere Benutzer des Gerätes von den gleichen Problemen berichteten, bin ich hellhörig geworden. In einem Notfall kann ein nicht korrekt übertragener SOS-Notruf tödlich sein. Deshalb denke ich aktuell über eine Alternative für den Notsender nach. Das Navigationsgerät Garmin GPSmap 66i ist daher in meinen Fokus gerückt. Das Gerät kann ich zur Navigation und für den Notruf verwenden. Das wäre eine Mehrfachnutzung und ganz im Sinne des Ultraleicht-Gedankens. Bei der Übernachtung in Herbergen hat mich ein Detail maßlos gestört. Ich hatte in meinem Rucksack keine Zweitschuhe dabei oder zumindest etwas, was dafür genutzt werden konnte. Die Wanderschuhe mussten in den meisten Herbergen immer am Eingang abgestellt werden. Da ich keine Zweitschuhe dabei hatte, musste ich mich entweder in meinen Wandersocken oder sogar barfuß in den Herbergen bewegen. Das geht ja noch, aber in den Waschräumen und den Toiletten war das äußerst unangenehm. Ich habe mir keine Krankheit an die Füße geholt, aber ich habe mir in solchen Situationen geschworen, dass ich niemals wieder ohne Zweitschuhe oder etwas ähnliches unterwegs sein würde. Als Zweitschuhe habe ich mir deshalb die Sandalen von Xero Shoes (Z-Trail, 306 g) für zukünftige Wandertouren ausgesucht. Mit diesen Sandalen kann ich auch längere Strecken wandern, wenn ich einmal Probleme mit meinen Füßen haben sollte. Die Überquerung von Wasserläufen ist ebenfalls möglich. Meine eigentlichen Wanderschuhe bleiben dann trocken. Und in Herbergen muss ich nicht mehr in Strümpfen oder barfuß herumlaufen. Abends im Camp kann ich dann in die bequemen Sandalen schlüpfen und etwas Luft an die Füße lassen. Einen weiteren kleinen unscheinbaren Ausrüstungsgegenstand will ich auf meinen Wandertouren nicht mehr missen. Das ist ein kleines Handtuch (Pearl, Microfaser, 70 g), womit ich mich immer notdürftig abtrocknen kann. Wer schon einmal im Oktober/November in den heizungslosen ausgekühlten spanischen Herbergen geduscht hat, wird wissen wovon ich rede. Meine Trekkingstöcke (Leki Micro RCM, 348 g) sind lebenswichtig für mich. Ich benutze die Trekkingstöcke sehr intensiv. Auf dieser Wandertour hat nach 10 Tagen einer der Trekkingstöcke den Geist aufgegeben. Was ist passiert? Meine Trekkingstöcke sind aus Gewichtsgründen keine Teleskopstöcke, sondern nur faltbar. Gleich unterhalb des Griffs ragt ein Stift aus dem Trekkingstock, der, wenn er ordnungsgemäß herausspringt, den Trekkingstock spannt. An einem meiner Trekkingstöcke sprang der Stift eben nicht mehr heraus. Offenbar war die Feder nicht mehr stark genug, um den Stift herauszudrücken oder die Feder war sogar gebrochen. Dadurch ist ein Teil des Trekkingstocks bei der Benutzung in den Griff gerutscht, der Trekkingstock hat sich entspannt und ist in sich zusammengefallen und war damit nicht mehr benutzbar. Was tun? Das, was vorher der Stift getan hat, zu verhindern, dass ein Teil des Trekkingstocks im Griff verschwindet, musste ich nun irgendwie auf andere Weise bewerkstelligen. In meiner Not habe ich die Stelle direkt unter dem Griff mit einigen Lagen Panzerband umwickelt. Was soll ich sagen, das Panzerband hat allein durch seine Klebekraft verhindert, dass der obere Teil des Trekkingstocks in den Griff rutscht. Ich benutze meine Trekkingstöcke nicht wie Spazierstöcke, wie ich das bei vielen anderen Wanderern beobachten konnte, sondern ramme sie bei jedem Schritt leicht nach hinten versetzt in den Boden. An der mit Panzerband „behandelten“ Stelle müssen dann enorme Kräfte wirken. Trotzdem hat der „notreparierte“ Trekkingstock bis zum Ende der Wandertour durchgehalten. Nur einmal habe ich den „Panzerband-Notverband“ erneuert. Einen kleinen Vorrat an Panzerband habe ich immer in meinem Rucksack. Nur diesmal habe ich keine komplette Rolle mitgenommen. Aus Gewichtsgründen habe ich etwa 1 Meter von der Rolle abgewickelt und wieder auf einen dafür geeigneten Gegenstand aufgewickelt. So konnte ich das Gewicht von ursprünglich 100 g auf 30 g drücken. Durch die zweimalige Reparatur des defekten Trekkingstocks mit dem Panzerband war nicht mehr viel von dem Panzerband übrig. Dann habe ich noch einem anderen Wanderer bei der Reparatur seines Ponchos ausgeholfen. So ist mein Vorrat langsam dahingeschmolzen. In dieser Situation habe ich mir geschworen in Zukunft immer eine komplette Rolle Panzerband einzupacken. Das sind ca. 70 g mehr an Gewicht, aber man kann nie wissen, wie dumm einige „Sachen“ laufen können. Meine Ausrüstung hat sich im Wesentlichen bewährt. Bis auf wenige Ausnahmen, wo ich aus Gewichtsgründen (zB zpacks Nero statt zpacks Arc Haul, keine Zweitschuhe, Panzerband reduziert) unüberlegte Einsparungen vorgenommen habe, bin ich sehr zufrieden. Trotzdem suche ich weiter nach Einsparpotential. Bei der Gramm-Suche muss ich aber darauf achten, dass der Komfort nicht zu sehr leidet und das „unvorhergesehene Dinge“ (zB Notreparaturen) auch noch zufriedenstellend gelöst werden können. Übernachtungen Ich habe ausschließlich in Herbergen übernachtet. Geplant war, dass ich im Zelt/Tarp übernachten würde. Aber die spanischen Herbergen sind, bis auf wenige Ausnahmen, unschlagbar preisgünstig, so dass ich meine Planungen über den Haufen geworfen habe. Das ist mir jetzt schon zweimal passiert. Aber im Zeitraum Oktober/November, bei Regen und Temperaturen um den Gefrierpunkt, ist das eben nicht so leicht im Zelt zu schlafen. Die Herbergen auf dem Camino de Levante von Valencia nach Zamora und auf dem Via de la Plata von Zamora nach Astorga sind generell geschlossen und nicht mit Personal besetzt. Einzige Ausnahme ist die sehr schöne Herberge in Zamora. Bei der Suche nach den Herbergen habe ich ungemein von der guten Vorbereitung meiner Wandertour profitieren können. Meine Tagesetappen habe ich immer an einer Herberge beginnen und enden lassen. Trotzdem war die Herbergssuche manchmal ungemein schwierig. Auch der 9 Jahre alte Wanderführer war da selten hilfreich. Meistens habe ich nach den öffentlichen (=Municipal) Herbergen gesucht. Wenn ich die Herbergen dann endlich gefunden hatte, was manchmal bis zu 2 Stunden gedauert hat, stand ich vor dem nächsten Problem. Wie komme ich an den Schlüssel für die Herberge? Für den Schlüssel gibt es mehrere Anlaufpunkte. Das sind, je nach Größe des Ortes, -Touristeninformationen (vor allem in größeren Städten) -Polizeistationen -Verwaltungsämter (Bürgermeisterämter) -Bars (vor allem in kleinen Orten) -kirchliche Einrichtungen (vor allem für kirchliche Herbergen) Wenn man Glück hat, steht an der Tür eine Telefonnummer, mit der man Kontakt aufnehmen kann. Für die telefonische Kontaktaufnahme hatte ich mir einige Sätze in Spanisch zurechtgelegt, so dass ich mein Anliegen einigermaßen verständlich vortragen konnte. An Wochenenden sind auch in Spanien die Verwaltungsämter spärlich oder überhaupt nicht besetzt. Das hat die Schlüsselbeschaffung manchmal sehr schwierig gemacht. Deshalb war es für mich wichtig, dass ich meine Tagesetappen, auch wenn sie lang waren, möglichst zeitig beenden konnte. So hatte ich einen genügend großen zeitlichen Spielraum für die Herbergs- und Schlüsselsuche. Und diesen Spielraum habe ich öfters benötigt, als mir lieb war. Das Extrembeispiel für eine sehr komplizierte und zeitaufwändige Herbergs- und Schlüsselsuche war die Tagesetappe von Torrijos nach Escalona (siehe Unterpunkt Menschen). Ohne die Hilfe von zwei Frauen hätte ich erstmals in der freien Natur im Biwak übernachten müssen. Manche Orte (zB Tembleque) haben keine öffentlichen und privaten Herbergen. Dann muss man auf Hotels (Hostals) ausweichen. Mit Hotels habe ich sehr gute (=preiswert und sauber), aber auch sehr schlechte (=überteuert und dreckig) Erfahrungen gemacht. Als Extrembeispiel im negativen Sinn mag hier der zuvor genannte Ort Tembleque dienen. Dort gibt es keine privaten und öffentlichen Herbergen. Also bin ich auf ein Hotel ausgewichen. Ich will hier niemand zu nahe treten, aber wegen des arabischen Hotelnamens hätte ich vorgewarnt sein müssen. 40 Euro für ein dreckiges Zimmer, das war die blanke Abzocke. Aber bei strömenden Regen hatte ich kaum eine andere Alternative. Das wusste der arabische Hotelbesitzer. In manchen Orten habe ich für weniger als den halben Preis (also unter 20 Euro) ein bestens ausgestattetes Zimmer erhalten. Auf den letzten 9 Tagesetappen war ich auf dem Camino Frances unterwegs. Dort ist die Herbergssuche kein Problem. Das Herbergsnetz ist unglaublich dicht. Auch zu dieser Jahreszeit sind die meisten Herbergen noch geöffnet. Fast alle Herbergen sind mit Personal besetzt. Je näher man Santiago de Compostela kommt, desto größer werden die Herbergen. Teilweise haben sie gewaltige Ausmaße, was die Bettenzahl (mehr als 100 ist keine Seltenheit) angeht. Das Problem in solch riesigen privaten und öffentlichen Herbergen ist der Schlafkomfort. Bis spät in die Nacht herrscht in solchen Herbergen eine rege Betriebsamkeit. Ich wollte spätestens ab 20 Uhr schlafen, oft sogar früher, aber das war nur mit Ohrenstöpseln möglich. Dafür habe ich mir bei einem bekannten Hörgeräte-Spezialisten passgerechte Ohrenstöpsel anfertigen lassen. Die Kosten (ca. 100 Euro!!!) für diese Ohrenstöpsel haben sich auf alle Fälle als eine sehr lohnenswerte Investition erwiesen. Ohne Ohrenstöpsel hätte ich in solch riesigen Herbergen nicht ausreichend und erholsam schlafen können. Viele Herbergen haben Decken, so dass ich in diesen Herbergen in meinem Hüttenschlafsack, darüber eine Decke, gut schlafen konnte. In den großen Herbergen auf dem Camino Frances gab es, bis auf wenige Ausnahmen, keine Decken. Dann habe ich in meinem Kunstfaser-Quilt geschlafen. Das war kein Problem. Mein Quilt ist der Ausrüstungsgegenstand mit dem größten Packmaß (=Volumen). Deshalb ist der Quilt in meinem Rucksack immer ganz unten verstaut. Wenn ich meinen Quilt in den Herbergen benutzen wollte, musste ich immer meinen ganzen Rucksack auspacken. Das ist immer noch kein Problem. Zum Problem wurde es erst, wenn ich als Frühaufsteher morgens so gegen 6 Uhr aufgestanden bin. Dann schliefen alle anderen Wanderer noch. Wenn ich dann meinen Rucksack (aus „knisterndem DCF“ (=Dyneema Cuben Fabric)) packen wollte, den Quilt unten, dann der Rest in „knisternden DCF-Beuteln“ darüber, habe ich mir manche böse Bemerkung, wegen Schlafstörung usw, anhören müssen. Diese Bemerkungen versteht man wegen des oft barschen Tonfalls auch ohne Übersetzung in allen Fremdsprachen. Später bin ich dazu übergegangen am Abend meinen Rucksack „provisorisch“ zu packen, außer dem Quilt, die Wandersachen und das Waschzeug. Am Morgen habe ich dann meinen Rucksack, den Quilt, die Wandersachen und das Waschzeug genommen und habe leise den Schlafsaal verlassen. Außerhalb des Schlafsaals habe ich dann meinen Rucksack vollkommen neu gepackt, den Quilt wieder unten, alle anderen Ausrüstungsgegenstände darüber. Ganz oben sind dann die Ausrüstungsgegenstände, auf die ich tagsüber schnell Zugriff haben wollte. Diese ganze Prozedur des „provisorischen Packens“ des Rucksacks am Abend und das wiederholte „genaue“ Packen des Rucksacks am Morgen hat mich immer maßlos genervt. Im Moment habe ich noch keine Lösung, wie ich das anders machen könnte. Ideal wäre es, wenn ich am Abend meinen Rucksack schon packen könnte, bis auf die noch am Morgen benötigten Sachen. Am Morgen verstaue ich dann den Rest. Meinen Quilt müsste ich dann irgendwo unterbringen, wo er mich tagsüber nicht stört. Dieses „Packproblem“ gilt es noch zu lösen. Eine Idee habe ich bereits... Versorgung Auf den spanischen Jakobswegen, auch auf den weniger bekannten Jakobswegen, wie dem Camino de Levante, stellt die Versorgung mit Nahrungsmitteln kein Problem dar. Jeden Tag bin ich durch Ortschaften gekommen, wo es Einkaufsmöglichkeiten gab. Lediglich auf die Öffnungszeiten (Siesta) muss man achten. Zusätzlich sind in fast allen Ortschaften die sogenannten „Bars“ zu finden. Die sind auf die Wanderer eingestellt und haben auch zu ungewöhnlichen Zeiten (Siesta) geöffnet. Dort kann man kleinere Gerichte kaufen. Bei den kleineren Gerichten habe ich mich persönlich immer schwer getan zu erkennen, welche Lebensmittel in den Gerichten enthalten sind. Nur, wenn ich den Inhalt einigermaßen identifizieren konnte, habe ich solche Gerichte bestellt. Der spanische Kaffee (cafe con leche) dagegen schmeckt unvergleichlich gut. Cola, mein Dopingmittel, gibt es zu dieser Jahreszeit auch mit Eiswürfeln. Und nebenbei bemerkt, das spanische Bier kann man nach einem harten Wandertag mit Genuss trinken. Und über den spanischen Rotwein muss ich sicherlich nicht viele Worte verlieren. Ich habe immer drauf geachtet, dass ich etwas Obst (Äpfel und Bananen), Nüsse und andere Snacks im Rucksack hatte. Mehr habe ich tagsüber nie benötigt. Etwas anders sieht das mit der Wasserversorgung aus. Öffentliche Trinkwasser-Entnahmestellen habe ich so gut wie nicht vorgefunden. Deshalb ist es wichtig sich vorab zu informieren, wo die aktuelle Tagesetappe entlang führt. Wenn ich in Ortschaften gekommen bin, dann sind da entweder Bars, wo ich mich mit Wasser versorgen kann oder ich frage mal einen Einwohner der gerade vor seinem Haus steht. Die Spanier sind freundlich und helfen sehr gern. Habe ich Leitungswasser getrunken? Ja, das habe ich. Probleme hatte ich nie, obwohl es manchmal stark nach Chlor geschmeckt hat. Was mich nicht umbringt, macht mich härter. Das war meine Devise. Verletzungen Auf meinen letzten Langstreckenwanderungen hatte ich immer mal wieder Probleme mit einer Sehnenentzündung am linken Fuß. Im Oktober/November 2018 war ich auf dem 2.Teil des Jakobsweges Via de la Plata (von Salamanca bis Santiago de Compostela) unterwegs. 7 Tage nach dem Start in Salamanca hatte mich eine handfeste Sehnenentzündung erwischt, die sich schon einige Tage vorher angekündigt hat. Damals habe ich die ersten Anzeichen ignoriert und ich konnte die vorhandenen Anzeichen auch nicht richtig deuten. Dann war es zu spät und ich wollte die Wandertour beenden. Durch die Hilfe einer Pilgerin musste ich die Wandertour nicht abbrechen und ich konnte den Jakobsweg erfolgreich in Santiago de Compostela beenden. Auf meiner Küstenwanderung an der Ost- und Nordsee im Mai/Juni 2019 hat sich nach 10 Tagen wieder eine Sehnenentzündung angebahnt. Diesmal habe ich die Vorzeichen richtig gedeutet und ich konnte erfolgreich gegensteuern. Eingedenk dieser Erfahrungen habe ich mich diesmal noch intensiver auf die Wandertour vorbereitet. Ich bin topfit an den Start gegangen. Mit einer Sehnenentzündung hatte ich auf dieser Wandertour diesmal keine Probleme. Aber ein anderes Problem hat mir große Sorgen bereitet. Im Februar 2019 habe ich mich am Innenmeniskus des rechten Knies (Anriss) erfolgreich operieren lassen. Schon auf meiner Küstenwanderung im Mai/Juni 2019 hatte ich auf jeder Tagesetappe Probleme mit meinem rechten Knie. Mehr als einmal habe ich mich mit dem Gedanken beschäftigt die Wandertour abzubrechen. In Deutschland ist das ja kein Problem. Ab in den Zug und es geht heimwärts. Irgendwie habe ich die Wandertour dann doch beendet. Vor dem Start dieser Wandertour habe ich lange überlegt, ob es Sinn macht mit solchen Beschwerden nach Spanien zu fliegen und die Wandertour zu starten. Wochenlang habe ich im Sommer darüber nachgedacht. Auf Tageswanderungen in meiner Wohngegend habe ich mein Knie getestet und argwöhnisch beobachtet. Dann habe ich das Flugticket nach Valencia und die erste Übernachtung in der Jugendherberge in Valencia gebucht. Jetzt gab es kein zurück mehr. Schon auf den ersten Tagesetappen hatte ich Probleme mit meinem rechten Knie. Ich hatte vorsorglich Schmerztabletten dabei, aber ich wollte möglichst keine Tabletten nehmen. Immer dann, wenn es nicht mehr auszuhalten war, habe ich mein Knie mit Voltaren eingerieben. Auch in der Nacht hatte ich als Seitenschläfer manchmal große Probleme, wenn die Knie übereinander lagen. Notgedrungen musste ich daher oft in der Rückenlage schlafen. Wie sollte das enden? Mit einem Abbruch? Aber ich konnte überrascht feststellen, dass es nicht von Tag zu Tag schlimmer wurde. Nach ca. 6 Tagen habe ich sogar eine leichte Besserung verspürt. Bis zum Ruhetag, nach dem 16.Wandertag, wurde es jeden Tag besser, so dass ich manchen Tag beschwerdefrei genießen konnte. Nach dem Ruhetag hatte ich wieder leichte Probleme mit dem Knie, aber nicht so, wie zum Start meiner Wandertour. Nach einigen weiteren Wandertagen wurde es immer besser und ich konnte die restlichen Wandertage, ca. 20 Stück, ohne Probleme hinter mich bringen. Auch gedanklich haben mich meine Knieprobleme in den ersten Tagen stark beschäftigt. Ständig habe ich in meinen Körper hineingehört, um frühzeitig aufkommende größere Probleme zu erkennen. Bei größeren Problemen hätte ich evtl. einen weiteren Ruhetag einlegen müssen. Auch ein Abbruch stand am Anfang meiner Wandertour im Raum. Warum sich meine Knieprobleme in Wohlgefallen aufgelöst haben, kann ich medizinisch nicht erklären. Dafür fehlt mir das Fachwissen. Bei nächster Gelegenheit werde ich aber einen Arzt befragen, der über das entsprechende Fachwissen verfügt. Im Augenblick bin ich vollkommen beschwerdefrei. Sehr seltsam die ganze Angelegenheit. Sprache Vor meiner Wandertour habe ich mir überlegt, ob es sinnvoll wäre, einen Grundkurs in Spanisch zu besuchen. Hintergedanke war, dass mein Wanderprojekt SJW Spanische Jakobswege noch einige Wandertouren bereit hält, die es gilt zu bewältigen. Insofern wäre es nützlich, wenn ich die Sprache besser verstehen und auch sprechen könnte. Aber dann war ich doch zu bequem dazu. Das Ergebnis meiner Bequemlichkeit (=Faulheit!) war der Umstand, dass ich immer große Schwierigkeiten hatte mich verständlich zu machen. Mit Händen und Füßen, mit Übersetzungs-App und manchmal auch mit der Hilfe von anderen Leuten ging es dann doch irgendwie. Wenige Spanier sprechen Englisch, die älteren Spanier so gut wie nicht. Deshalb habe ich mir etwa 20 Sätze (Wortfetzen?) in Spanisch eingeprägt, die mir das „Überleben“ (Wegfindung, Herbergssuche, Essenbeschaffung) gesichert haben. Wenn ich mich mit spanischen Menschen länger unterhalten wollte, die kein Englisch konnten, musste ich das über meine Übersetzungs-App machen. Das war sehr langwierig und mühselig. Jetzt bin ich wieder am Überlegen, ob ich nicht doch einen Grundkurs in Spanisch besuchen sollte. Zusätzlich denke ich über eine App nach, mit der ich Spanisch lernen kann. Auch mein Englisch will ich verbessern. Das will ich aber über eine App machen, während ich auf einer meiner nächsten Langstreckenwanderungen unterwegs bin. Menschen Den Jakobsweg Camino de Levante habe ich mir ausgesucht, weil da im Jahr nur ca. 200-300 Pilger unterwegs sind. Dieser Jakobsweg ist bei weitem nicht so stark frequentiert, wie zB der Jakobsweg Camino Frances, wo im Jahr ca. 200000 Pilger in Santiago de Compostela ankommen. Dass ich tagsüber in den 28 Tagen, die ich von Valencia bis nach Zamora für den Jakobsweg Camino de Levante gebraucht habe, überhaupt keinen einzigen Menschen antreffen würde, das hatte ich nicht erwartet. Auch auf dem Teil des Jakobsweges Via de la Plata von Zamora nach Astorga, für den ich 5 Tage brauchte, habe ich keinen einzigen Menschen während der Wanderung angetroffen. Ich war also insgesamt 33 Tage hintereinander vollkommen allein bei meinen Tagesetappen. Bis auf die Menschen in den Bars/Gaststätten, in den Geschäften und in den Herbergen, hatte ich mit niemand Kontakt. Eine kanadische Wanderfreundin, die ich im Oktober/November 2018 in Zamora in der Pilgerherberge kennengelernt habe, schrieb mir über Facebook, dass ich mich in Astorga (dort trifft der Jakobsweg Via de la Plata auf den Jakobsweg Camino Frances) auf einen Schock vorbereiten sollte. Ich konnte mir das nicht so richtig vorstellen, weil ich in den vorangegangenen 33 Tagen auf der Strecke und teilweise auch in den Herbergen vollkommen allein war. Aber sie sollte recht behalten. Die Pilgerherberge in Astorga, eine schöne und große Herberge, war fast vollkommen ausgebucht. Menschen aus vielen Ländern haben dort übernachtet. Welche Begegnungen mit Menschen sind mir in besonderer Erinnerung geblieben? Am Ende der 3.Tagesetappe habe ich in der Herberge in Moixent ein fr. Ehepaar getroffen, die ebenfalls auf dem Camino de Levante unterwegs waren. Wir konnten uns sehr gut in Englisch unterhalten. Auch am Abend der 4.Tagesetappe in der Herberge in La Font de la Figurera habe ich das fr.Ehepaar nochmal angetroffen. Dann haben sich unsere Wege getrennt, weil sie wesentlich langsamer und gemütlicher gewandert sind. In der Herberge in Almansa, die schwer zu finden war, habe ich einen Italiener (Buchautor Adriano Gasperi, Buch: Schritte in Camino) getroffen. Der Italiener war auf dem Jakobsweg Ruta de la Lana unterwegs. Im Gebiet von Almansa sind die Wege der beiden Jakobswege identisch. Im Ort San Clemente, nach der 10.Tagesetappe, war ich wieder mal auf der Herbergssuche. Nach einem vergeblichen 1.Versuch habe ich zwei junge Frauen im Außenbereich eines Cafés angesprochen, die dort gemütlich ihren Kaffee getrunken haben. Es stellte sich heraus, dass eine diese Frauen als Englisch-Lehrerin in dem Ort arbeitet. So konnte sie mir bei der Suche nach der Herberge und bei den Anmeldeformalitäten in der örtlichen Touristeninformation behilflich sein. Anschließend habe ich die beiden jungen Frauen zu einem Kaffee eingeladen, wo wir uns noch lange sehr nett unterhalten haben. Am 19.Wandertag, nach einer relativ kurzen Tagesetappe, war ich schon gegen 14 Uhr an meinem geplanten Zielort Escalona angekommen. Die Herbergssuche war sehr schwierig. Die Guardia Civil, die ich durch Zufall auf der Straße getroffen habe, konnte oder wollte mir nicht helfen. Nach ca. 2 Stunden hatte ich endlich die Herberge gefunden, die natürlich verschlossen war. Der Schlüssel für die Herbergen ist in solchen Fällen bei den örtlichen Behörden (Polizei, Bürgermeisteramt, Touristeninformation) abzuholen. Es war aber Sonntag und alle Behörden, speziell in den kleineren Orten, hatten geschlossen bzw. waren nicht besetzt. In meiner Not habe ich mich schon damit abgefunden, dass ich außerhalb des Ortes an einer passenden Stelle biwakieren musste. Dann habe ich eine junge Frau, ca. 35 Jahre, mit ihrer Mutter angesprochen. Beide konnten kein Englisch und ich musste mein Anliegen, die „Schlüsselsuche“ für die Herberge, über eine Übersetzungs-App (Google) vortragen. Das war kompliziert und mühsam. Als sie mein Problem verstanden hatten, haben sie ca. eine halbe Stunde telefoniert. Sie meinten nur lachend, dass hier jeder jeden kennt. Der Schlüssel für die Herberge war aber nicht aufzutreiben. Nach einer endlos erscheinenden Zeit hatten sie aber eine Frau ausfindig gemacht, die Zimmer vermietet. Die Frau wollte uns in einem Kaffe treffen, wohin ich die beiden Frauen wegen ihrer Hilfe eingeladen hatte. In diesem Zusammenhang hat die Übersetzungs-App für den Besitzer des Schlüssels den Begriff „Lord of the key“ ausgespuckt. Im Café haben wir uns dann noch angeregt unterhalten und uns köstlich über den Begriff „Lord of the key“ amüsiert, in Anlehnung an den Film „Herr der Ringe (Lord of the rings)“. Dann stand plötzlich die Vermieterin des Zimmers an unserem Tisch. An diesem Abend bin ich zufrieden und erschöpft in einem gemütlichen und sauberen Bett eingeschlafen. Im Ort Gotarrendura habe ich nach der 23.Tagesetappe in einer sehr schönen Herberge übernachtet. Am Abend bin ich in die einzige Bar des kleinen Ortes gegangen. Dort bin ich wegen der fehlenden Gäste um diese Tageszeit (so gegen 18 Uhr) mit der Bedienung, einer jungen Kolumbianerin, ins Gespräch gekommen. Sie hat mir ihre Lebensgeschichte erzählt und wie sie nach Spanien gekommen ist. Das war sehr interessant und hat mich wegen ihres Lebensweges sehr nachdenklich gestimmt. Die gesamte Unterhaltung (ca. 2 Stunden) habe ich mit der Übersetzungs-App (Google) bestritten, was unglaublich mühselig war. Auf der 34.Tagesetappe von Astorga nach Foncebadon habe ich sie erstmalig auf einer Tagesetappe erlebt, die Asiaten (hauptsächlich Südkoreaner und Taiwanesen), die die spanischen Jakobswege, speziell den Camino Frances, regelrecht überfluten. Mit weit nach vorn gebeugtem Oberkörper, leichtem Gepäck (,worüber ich mich anfangs gewundert habe) und unglaublich hoher Schrittfrequenz rasen sie in kleinen Gruppen förmlich über die Jakobswege. Angestachelt durch dieses hohe Tempo, habe ich versucht mit den Asiaten mitzuhalten. Eine Stunde ist mir das sehr gut gelungen, auch weil ich wegen meiner Körpergröße eine nicht so hohe Schrittfrequenz gehen musste. Als sie gemerkt haben, dass sie mich nicht abschütteln konnten, haben sie nochmals das Tempo erhöht, wobei sie sich ständig umgesehen haben, ob ich noch an ihren Fersen in einem Abstand von ca. 50 Metern klebe. Dann habe ich die Asiaten ziehen lassen, auch weil ich diesen sportlichen Wettkampf, das war es offenbar für die Asiaten, nicht weiterführen wollte. Später habe ich dann mitbekommen, dass diese asiatischen Wandergruppen Begleitfahrzeuge dabei haben, die das „große“ Gepäck von Unterkunft zu Unterkunft bringen. Mit „kleinem“ Gepäck toben sie sich dann auf den Jakobswegen aus. Ein Kerl, wie ein Baum, Erik aus Schweden. So stelle ich mir einen Wikinger vor, riesengroß und blond. Ihn habe ich mehrmals in den Herbergen auf dem Camino Frances angetroffen, wo ich die letzten 9 Tage unterwegs war. Erik ist ein Weltenbummler, der 4 Fremdsprachen beherrscht (Englisch, Französisch, Spanisch und Deutsch). Mit ihm konnte man sich sehr gut über die Dinge des Lebens unterhalten. Ab Sarria (Camino Frances), das sind ca. 100 km vor Santiago de Compostela, habe ich auf den letzten Tagesetappen mehrmals einen jungen Amerikaner getroffen. Er hat sich immer, wenn wir uns über den Weg gelaufen sind, an meine Fersen geheftet und hat sich nicht abschütteln lassen, egal wie schnell ich gewandert bin. Offenbar hat er sich durch mein Tempo angestachelt gefühlt. Jeden Tag sind wir bei Pausen ins Gespräch gekommen und haben uns ausgiebig unterhalten. Er hatte gerade sein Studium beendet und wollte die Zeit vor dem Arbeitsbeginn bei einer Bank in Kalifornien etwas in der Welt herumreisen. Tiere Gefühlt besitzt jeder Spanier einen Hund. In den Ortschaften, die ich während meiner Wandertour durchquert habe, hörte man fast auf jedem Grundstück einen oder sogar mehrere Hunde bellen, wenn jemand vorbeigegangen ist. Ich habe selten ein alleinstehendes Gehöft angetroffen, wo es nicht einen oder sogar mehrere Hunde gegeben hat. Wenn es da einen Zaun gibt, der keine Löcher enthält, ist das kein Problem. Einmal habe ich allerdings eine böse Überraschung erlebt. Schon von einiger Entfernung habe ich bemerkt, dass es in einem alleinstehenden Gehöft mehrere Hunde geben musste. Das konnte ich an den unterschiedlichen Tonlagen des Bellens erkennen. Da war einmal die dunkle Tonlage eines großen Hundes. Das sind meistens die „gutmütigen“ Hunde. Dann war da noch das schrille Kläffen der kleinen „Gernegroß“-Hunde zu hören. Die mittlere Tonlage ordne ich den mittelgroßen Hunden zu. Das sind in der Regel die angriffslustigen und gefährlichsten Hunde. Alle drei Tonlagen habe ich in diesem Gehöft gehört, also mussten dort mehrere Hunde sein. Da das Gehöft eingezäunt war, habe ich mir keine weiteren Gedanken gemacht. Als ich in Höhe des Grundstücks angekommen war, standen plötzlich 5 bellende Hunde vor mir auf dem Weg. Erschrocken habe ich mich umgesehen, ob irgendwo auf dem Grundstück eine Person zu sehen war, die die Hunde zurückrufen könnte. Aber da war niemand. Der große Hund, ein Schäferhund, hat mich kurz gemustert und ist dann wieder auf dem Grundstück verschwunden. Die 3 kleinen Kläffer (Mischlinge) haben auch sehr schnell den Rückwärtsgang eingelegt, als ich mehrere Schritte mit nach vorne gerichteten Trekkingstöcken auf die Hunde zugegangen bin. Hunde erkennen instinktiv, dass die nach vorne gerichteten Trekkingstöcke mit den Stahlspitzen eine Gefahr darstellen. Der mittlere Hund, ebenfalls ein Mischling, hat sich nicht vertreiben lassen. Mit gesenktem Kopf knurrte er mich an und blieb mitten auf dem Weg stehen. Kurz habe ich jetzt überlegt, was ich machen könnte. Neben dem Weg war ein frisch gepflügtes Feld. In der Nacht hatte es geregnet und dementsprechend tief und schlammig war der Boden. Wenn ich dem Hund weiträumig auf dem Feld ausweichen würde, müsste ich meine Schuhe und Hose anschließend reinigen. Darauf hatte ich aber keine Lust. Mir blieb also nur der Vorwärtsgang übrig. Auf das schlammige Feld wollte ich nicht ausweichen. „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“, woher kenne ich diesen Spruch nur? Mit nach vorne gerichteten Trekkingstöcken bin ich auf den letzten verbliebenen Hund zugegangen. Als ich 2 Meter vor dem Hund angekommen war, ist der Hund knurrend zur Seite ausgewichen, aber nicht auf das Gehöft zurückgegangen. Als ich an dem Hund vorbei war, hat er mich in einem Abstand von ca. 5 Metern knurrend weiter verfolgt. Ich musste jederzeit mit einem Angriff rechnen. Rückwärts gehend habe ich den Hund mit meinen Trekkingstöcken auf Abstand gehalten. So ging das noch ca. 100 Meter weiter. Erst als ich den Bereich des Gehöfts verlassen hatte, blieb der Hund stehen und hat mich nicht weiter verfolgt. Mir war in dieser Situation an diesem Tag nicht nach Spaß zumute, aber das nenne ich trotzdem mal einen guten Wachhund. Später, in bergigem Gelände, hatte ich nochmals eine Begegnung mit freilaufenden Hunden. Gerade bin ich um einen großen Felsblock herumgegangen, als in ca. 100 Meter Entfernung 2 große Hunde meinen Weg kreuzten. Ich war mir nicht sicher, ob sie mich bemerkt hatten. Schnell habe ich mich hinter dem Felsblock versteckt. An Wochenenden sind in Spanien viele Jäger mit ihren Hunden unterwegs. Die Jagdhunde entfernen sich nie weit von ihren Herren und hören aufs Wort. Wenn ein Jäger einen Wanderer ausmacht, der evtl. den Weg seiner vorauslaufenden Hunde kreuzen könnte, rufen die Jäger sofort ihre Hunde zu sich. Mit Jägern und ihren Hunden hatte ich nie Probleme. Stutzig hat mich gemacht, dass es kein Wochenende war. Wer weiß, vielleicht sind einige Jäger auch unter der Woche aktiv. Meine Vermutung war, dass in wenigen Augenblicken der Herr der Hunde erscheinen würde. Aber da kam niemand. Auch nicht nach 5 Minuten Wartezeit. Langsam dämmerte mir, dass das herrenlose wilde Hunde sein mussten, die auf Beutesuche waren. Eine größere Gefahr konnte ich mir nicht vorstellen, als auf freilaufende wilde Hunde zu stoßen. Und das gleich in doppelter Ausführung. Fieberhaft habe ich überlegt, was ich machen könnte, wenn mich die Hunde bemerken würden. Nach 10 Minuten habe ich meine Wanderung fortgesetzt, immer den Blick auf den Wegesrand gerichtet, bereit für eine Überraschung. Zum Glück gab es in dieser bergigen Gegend viele kleine und große Felsbrocken. Mit dem linken Auge habe ich den Wegesrand beobachtet, mit dem rechten Auge habe ich immer nach einer Fluchtmöglichkeit auf einen Felsbrocken gesucht. Die nächsten Kilometer habe ich mich so vorwärts bewegt, immer gefasst auf die 2 Hunden zu stoßen. Meine Augen müssen in dieser Situation nicht weit von meinen Ohren entfernt gewesen sein. Ich glaube mich zu erinnern, dass das auch Schielen genannt wird. Nach mehreren Kilometern haben meine Sinne vom Alarm- und Fluchtmodus wieder in den Normalmodus zurückgeschaltet. Trotzdem war ich den restlichen Tag sehr aufmerksam unterwegs. Pilgerausweis Auch diesmal habe ich mir den Pilgerausweis lange vor Antritt der Wandertour bestellt. Was ich nicht bedacht hatte ist der Umstand, dass der Platz für die Stempel nicht ausreichen könnte. Nach ca. 30 Tagen (von insgesamt 42 Tagen) habe ich mit Schrecken festgestellt, dass der Platz im Pilgerausweis knapp wird. Gerne hätte ich mir in den letzten 12 Tagen meiner Wandertour an jedem Tag mehrere Stempel abgeholt. Durch den Platzmangel konnte ich mir deshalb in den letzen Tagen immer nur einen Stempel leisten. Meistens habe ich die Stempel dann selber in den Pilgerausweis gesetzt. Dadurch konnte ich die verschwenderische Nutzung des Platzes durch die Herbergsbetreuer etwas eindämmen. Für meine nächste Wandertour auf einem Jakobsweg werde ich mir neben dem Original-Pilgerausweis gleich noch eine Zusatzeinlage für den Pilgerausweis bestellen oder selbst anfertigen und in den Pilgerausweis einkleben. Abreise Im Jahr 2018 konnte ich bei meinen Wandertouren im Februar/März und Oktober/November auf dem Jakobsweg Via de la Plata noch per Direktflug von Madrid oder Santiago de Compostela nach Deutschland fliegen. In diesem Jahr war das nicht mehr möglich. Ca. 5 Tage vor dem Ende meiner Wandertour wollte ich wieder einen Direktflug buchen. Das ist trotz intensiver Bemühungen seitens meiner Tochter Romy nicht gelungen. Wir habe keinen Anbieter für Direktflüge von Santiago de Compostela in eine beliebige Stadt von Deutschland gefunden. Deshalb musste ich mit einem Zwischenstopp über Madrid nach Berlin-Tempelhof fliegen. Die Zeit für den Zwischenstopp in Madrid war ausreichend, so dass ich bequem den Anschlussflug erreichen konnte. Der Flug nach Berlin-Tempelhof war zwar pünktlich, aber ich hatte trotzdem wenig Zeit um den ICE von Berlin nach Halle/Saale zu erreichen. In Halle hat mich dann meine Frau mit dem Auto vom Bahnhof abgeholt. Trotz der manchmal knappen Umstiegszeiten verlief alles (2 Flüge, 1 Bahnfahrt mit dem ICE) relativ pünktlich. Eine weniger schöne Angelegenheit gibt es aber noch zu berichten. Auf dem Flughafen in Santiago de Compostela musste ich mich leider von meinen Leki-Trekkingstöcken trennen. Bei Flügen innerhalb von Europa versuche ich immer meinen Ultraleicht-Rucksack als Handgepäck durchzukriegen. Vom Gewicht und von der Größe des Rucksacks hat es da nie Probleme gegeben. Diesmal wurden allerdings meine Leki-Trekkingstöcke beanstandet. Obwohl ich sie in meinen Rucksack gepackt hatte, sind die Stöcke nicht durch die Kontrolle gekommen. Als Extragepäck wollte ich die Stöcke auch nicht aufgeben. Schweren Herzens habe ich mich von den Stöcken getrennt. Ich habe mir keine Mühe gegeben das Kontrollpersonal von der Harmlosigkeit der Stöcke zu überzeugen. Bei einem Stock war nämlich der Falt- und Spann-Mechanismus defekt und nicht mehr zu reparieren. Neue Stöcke mussten eh gekauft werden. Neue Leki-Trekkingstöcke habe ich noch im CheckIn-Bereich des Flughafens im Internet geordert. Statistik Streckenlänge gesamt 1212 km …davon Camino de Levante 812 km …davon Via de la Plata 142 km …davon Camino Frances 258 km Tagesetappen gesamt 42 …davon Camino de Levante 28 …davon Via de la Plata 5 …davon Camino Frances 9 …davon Wandertage 41 …davon Ruhetage 1 …davon Sonnentage 20 …davon Regentage 5 …davon Schneetage 2 …davon bedeckte Tage 15 …davon < 15 km (Nero) 0 …davon 15 - 19 km 3 …davon 20 - 29 km 17 …davon 30 - 39 km 20 …davon >= 40 km 1 Längste Tagesetappe 41,4 km Kürzeste Tagesetappe 17,4 km Tagesdurchschnitt … …mit Ruhetagen 29,0 km/Tag …ohne Ruhetage 29,7 km/Tag Übernachtungen gesamt 42 …davon in Jugendherbergen 3 …davon in öffentl.Pilgerherbergen 27 …davon in privaten Herbergen 11 …davon in kirchl. Einrichtungen 1 Nachbearbeitung Nach dem Ende der Wandertour gibt es noch einige Dinge zu tun. Da ist einmal der Bericht über diese Wandertour, den ich in meinem Blog veröffentlichen will. Zusätzlich wird in meinem Facebook-Account ein Link auf meinen Bericht im Blog gesetzt. Im Forum Ultraleicht-Trekking.com wird der Bericht in leicht abgewandelter Form ebenfalls erscheinen. Dann wähle ich aus den vielen Bildern, die ich während meiner Wandertour angefertigt habe, diejenigen aus, die ich ebenfalls über einen Link öffentlich zugänglich machen will. Diese Bilder stelle ich dann in einem GoogleDrive-Verzeichnis zur Verfügung. Meine Tracks stelle ich ebenfalls über einen Link in meinem Blog in einem GoogleDrive-Verzeichnis für den Download bereit. Vorher korrigiere ich meine Tracks mit Hilfe von Aufzeichnungen aus meinem Tagebuch. Ein weiteres Hilfsmittel für die Korrektur der Tracks sind Track-Aufzeichnungen von Abweichungen von den geplanten Tagesetappen mit dem Navigationsgerät (Handy oder Garmin-Navi). Erst dann, wenn diese 3 Punkte (Bericht, Bilder, Tracks) erledigt sind, wird die Wandertour zu den Akten gelegt. Tracks, Wegpunkte und Bilder Wie immer gibt es am Ende des Berichts noch einen Hinweis auf wichtige Daten meiner Wandertour. Das sind vor allem meine eigenen Tracks und Wegpunkte, die ich zur Navigation verwendet habe. WT002_ES_Jakobsweg_Camino_de_Levante_Tracks.gpx Fazit Der Jakobsweg Camino de Levante hat mich überrascht. Einmal wegen der über weite Strecken hervorragenden Markierungen und den Hinweisschildern vor und nach jeder Ortschaft. Zum anderen wegen der Einsamkeit. Wer die Einsamkeit auf seinen Wandertouren mag, der ist auf diesem Jakobsweg genau richtig. Auf den ersten 33 Tagesetappen auf dem Jakobsweg Camino de Levante (von Valencia bis Zamora) und auf dem Jakobsweg Via de la Plata (von Zamora bis Astorga) habe ich keinen einzigen Wanderer getroffen. Das ganze Gegenteil war der Jakobsweg Camino Frances (von Astorga bis Santiago de Compostela). An jedem Tag bin ich vielen Wanderern aus allen möglichen Ländern begegnet. Landschaftlich bietet der Jakobsweg das gewohnte Bild, was ich auch von den anderen Jakobswegen kennengelernt habe. Unendliche Schotterpisten, einsame Straßen, Plantagen aller Ausprägungen (Orangen, Oliven, Wein), kleine beschauliche Dörfer und schöne historische Städte (Toledo, Avila, Astorga). Auch die Jahreszeit (Februar/März oder Oktober/November) für meine Wandertouren in Spanien hat sich als ein Vorteil erwiesen. Die bekannten Jakobswege sind nicht mehr so stark frequentiert und bei der Herbergssuche gibt es kaum Probleme. Mit der richtigen Allwetterausrüstung (Regen und gelegentlich Temperaturen leicht unter dem Nullpunkt) ist das alles kein Problem. Was das Ganze noch besonders macht, sind die freundlichen Spanier. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich bei meinen bisherigen 3 Wandertouren (2018 und 2019) in Spanien jemals Probleme mit den einheimischen Bewohnern hatte. Sie helfen, wo sie können. In meinen vorherigen Ausführungen habe ich die eine oder andere Episode für die außergewöhnliche Hilfsbereitschaft der Spanier erzählt. Ausblick Meine nächste Wandertour in meinem Wanderprojekt SJW Spanische Jakobswege wird der Jakobsweg Ruta de la Lana sein. Dieser Jakobsweg ist noch unbekannter als der Jakobsweg Camino de Levante. Ich freue mich darauf und ich bin gespannt, was mich dort erwarten wird… Update (April 2020) Ganz aktuell ist die Information, während ich diesen Bericht geschrieben habe, dass der Wanderführer über den Camino de Levante im März 2020 in einer Neuauflage erschienen ist, die von einem anderen Autor verfasst wurde. In meiner Planungsphase hat mir diese brandaktuelle Ausgabe leider nicht zur Verfügung gestanden. Trotzdem habe ich diesen neuen Wanderführer gekauft. Man weiß ja nie, ob ich nochmals den Jakobsweg Camino de Levante laufen werde.
  2. Wie angekündigt bin ich am 8.Oktober nach Valencia in Spanien geflogen. Dort habe ich dann am 9.Oktober mit dem Camino de Levante begonnen. Mein Plan war: Start in Valencia weiter auf dem Camino de Levante bis Zamora weiter auf dem Via de la Plata bis Astorga weiter auf dem Camino Frances bis Santiago de Compostela weiter auf dem Camino Finisterre Ziel ist der Kap Finisterre Insgesamt sind das ca. 1300 km. BIs auf den Camino Finisterre habe ich in 42 Tagen (1 Ruhetag in Toledo) in einem ThruHike von Valencia bis Santiago de Compostela eine Strecke von 1217 km zurückgelegt. Den letzten Teil, den Camino Finesterre, habe ich auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Verschoben ist nicht aufgehoben. In meinem Wanderprojekt "Spanische Jakobswege" gibt es noch mehrere weniger begangene Jakobswege, die ich in den nächsten Jahren realisieren will. Bei dieser Gelegenheit werde ich den Camino Finisterre dann auch wandern. Ein Bericht über diese Wandertour ist in Vorbereitung. Zur Einstimmung sind hier einige Bilder von mir... Don Quijote und Sancho Panza in La Mancha... Kurz über meinem Kopf... Morgenstimmung vor einer 40 km-Tagesetappe... Der skandinavische Tiefausläufer hat auch in Nordspanien seine Spuren hinterlassen und mich mit 20 cm Schnee beim Aufstieg zum O Cebreiro (ca. 1400 Meter) beglückt...
  3. Hallo zusammen ich bin neu hier und möchte mich kurz vorstellen: Seit ein paar Jahren bin ich etappenweise auf dem Jakosweg unterwegs. Mein Freund und ich sind in der Stuttgart Gegend gestartet und inzwischen in Frankreich angekommen. Insgesamt sind wir schon über 1000km unterwegs. Im Oktober soll es zwei Wochen von LePuy nach Cahors gehen (ca.360km). Meine Ausrüstung habe ich im Lauf der Jahre immer weiter optimiert und vor allem an Gewicht gespart. Dieses Jahr gab es einen neuen Rucksack (Hyberg Atilla), der nur halb so schwer ist wie der alte. Meine Softshell-Jacke habe ich durch eine Windjacke ersetzt. Auf dem Jakobsweg übernachteten wir bisher etwa die Hälfte der Nächte mit dem Zelt und sonst in Pilgerherbergen. Kochausrüstung hatten wir nur einmal dabei, ist aber nicht nötig, weil man immer was zu essen bekommt. Unter diesem link (https://lighterpack.com/r/ce74sd) findet Ihr meine Packliste. Wer kann mir ein paar Tipps geben? Vielen Dank und bon camino Ernie
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