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  1. Nach den ganzen Grundlagendiskussionen, etwa hier will ich von zwei Touren berichten, die geartechnisch meiner Meinung nach extrem nahe am Ultralight-Trekking sind, näher geht nicht - außer man lässt das Rad weg Die Touren, zwei Wochenend-ON, gingen beide Male in eher hier unbekannte Gefilde: Die "Daubaer Schweiz" und angrenzende Gegenden, insbesondere das Böhmische Mittelgebirge und eine ganz unbekannte Gegend, die seit kurzem als "Geopark Ralsko" touristisch vermarktet wird. Abseits der großen Touristenströme, vom "Ibiza Tschechiens" (Hirschberger Großteich) abgesehen, sind das Gegenden für Entdecker, die sehr individuell unterwegs sein wollen. Nachteil: der Statusfaktor ist faktisch Null Es geht los! Samstag früh starte ich in Děčín, um vor der großen Hitze den härtesten Anstieg zu meistern und dann gemütlich durch die Landschaft zu rollen. Ziel ist eine skurrile Ausflugskneipe mit schrägem Humor, passt also zu mir. Dann würde ich eher spontan ein Quartier suchen, also eine Felskammer, was in der Gegend mit dem weichen Sandstein kein Problem sein sollte. Für einen kurzen, kniffligen Trail kommen die Knieschoner mit. Am nächsten Tag ging es noch auf einen Aussichtsturm, dann in den Badesee und nach Melnik zum Zug. Zwei Wochen später: der Crosser will ja auch mal drankommen, also kurbel ich von Hřensko direkt an der Grenze im Elbtal durch die Böhmische Schweiz quer durchs Land, teils alten Bahntrassen folgend, zu einem ehemaligen Truppenübungsplatz, Teil des Geoparks Ralsko, und nächtige in der verrücktesten Höhle, die ich je gefunden habe. Am nächsten Tag ging es auch recht spontan zu einigen Aussichtsfelsen und einer Burg sowie durch das Kummergebirge nach Česká Lípa und dann mit dem Zug nach Hause. Fotos bitte! 1. Tour Auf dem Buková hora Aussicht am Rand des Berges In jedem Dorf zu finden: Lebensmittelladen Blick zurück zum Buková hora Mein Hornet und der DxG-Rucksack Cafe im Nirgendwo: da muss ich im Winter nochmal hin ... Sehr schöne, typische Volksarchitektur. Fast noch Umgebindehaus wie in der Lausitz, aber mit den markanten weißen Mörtelfugen. "Mit letzter Kraft" - kleine Kneipe am Ende eines sacksteilen Aufstiegs Die Deko ist nicht von IKEA verstecktes Camp der tschechischen Tramper ... Fortsetzung folgt!
  2. Hallo zusammen, eine Frage aus reinem Interesse: Wo/wie platziert ihr denn eure Bikes, wenn ihr auf ungnädigen Bikepacking-Touren outdoor übernachtet? Man könnte ja geradezu auf die Idee kommen, das Fahrrad bei Regen neben dem Schlafsack in einem geräumigen HMG Ultamid 2 zu parken... Bislang war ich immer nur bei Schönwetter unterwegs und habe das Rad entsprechend einfach neben dem Biwakplatz abgelegt. Bei Schlechtwetter wäre eine derartige Handhabe nicht unbedingt materialschonend... Sollte die Ultamid-Lösung tatsächlich nicht all zu realitätsfremd sein, dann kommt neben der Entscheidungslosigkeit zwischen Drift 2 und Stratospire noch eine dritte Option ins Spiel... Existiert bei Zelten etwa auch eine n+1 Regel? Update: Mir fielen doch zwei Regentage ein... Cargobike as Support Pole rules.
  3. Moin! Da ich mich in der Gegend hier noch nicht so gut auskenne, wollte ich mal im Forum rumfragen: Hat jemand einen Tipp für eine Wochenendtour/Overnighter um Schwerin in MV oder SH? Dürfen ruhig zwei lange Tagesmärsche sein mit guter Übernachtungsmöglichkeit im Zelt. Optimalerweise Rundtour oder gute An-/Abreise mit Bus und Bahn. Beste Grüße
  4. Hallo allerseits, heute Nacht hab ich als kleines Microabenteuer gegen Corona-Blues draußen übernachtet. Ich wollte mal das VBL-Prinzip ausprobieren und so meinen Cumulus Lite-Line 400 pimpen, da ich mit dem bei + 3 Grad C schon friere. Heute Nacht hatte es -3 Grad . Das Setup, gewollt spartanisch für meine Verhältnisse: Isomatte TLD 3mm (130g) Isomatte TAR Z-Lite SOL (420g) Schlafsack Cumulus LiteLine400 (705g) VBL Mountain Equipment Ultralite Bivy (105g) - Rettungssack Gesamt 1340g. Tja, es funktioniert, aber schön ist anders . Ich hatte lange Merino Schlafklamotten an und nicht gefroren, aber schlußendlich gart man im eigenen Saft und wenn man am Morgen aufsteht ist es gleich wirklich unangenem kalt. Ich stand dampfend auf der mit Rauhreif bedeckten Wiese und fror. Dann muss man trockene Extra-Kleidung dabeihaben, in die man wechseln kann... Auf alpinen Touren werde ich den Rettungssack als ebensolchen weiterhin mitnehmen, aber sonst werde ich mir etwas anderes überlegen... wie einen wärmeren Schlafsack z.B. Bis denn, mosven
  5. Hallo Leute Auf der Suche nach möglichen Overnighter Touren in der Gegen rund um Karlsruhe (Pfalz) habe ich westwärts des Rheins folgende Homepage gefunden: https://www.trekking-pfalz.de/de/trekking-plaetze/ Kennt jemand ostwärts des Rheins auch ähnliches oder hat nette Tips?! Danke schon jetzt!
  6. OT: Diesen Tourenbericht habe ich aus meiner Anfänger-Perspektive verfasst und all meine Gedanken und Erfahrungen zum Trekking im Allgemeinen und zum Ultraleicht-Trekking im Besonderen hinein gepackt. Die Profis unter euch wird das wahrscheinlich eher langweilen - aber vielleicht findet sich doch jemand, den es interessiert? 08:00 VERSCHLAFEN! Mist. Eigentlich wollte ich jetzt gerade das Haus verlassen und zum Bahnhof düsen. Naja, nehmen wir halt den Zug eine Stunde später Als ich dann tatsächlich abmarschbereit bin, noch schnell ein Foto von mir mit Rucksack und auf zur Bushaltestelle. 09:30 Ich stehe am Hauptbahnhof und ziehe erst mal die Windjacke drüber. Ganz schön frisch heute morgen, der Herbstnebel hängt noch in der Luft und von der Sonne ist nichts zu sehen. Soll sich aber ändern bis zum Mittag, sagt der Wetter-Heini im Radio. Jedenfalls freue ich mich auf die Tour und ganz besonders darüber, nicht nach München zu müssen wie die geschätzten 183.829 Leute, die sich am Bahnsteig gegenüber tummeln: Es ist Wiesn-Zeit… 09:58 Endlich kommt der Zug! Ich hab extra einen Bus früher genommen, um noch genug Zeit zum Geld Abheben und Fahrkarte Kaufen zu haben, aber ne Viertel Stunde später loszufahren wär auch locker möglich gewesen. Langsam schwindet die Morgenmüdigkeit und die Aufregung nimmt überhand: Dies hier ist nicht nur die erste Testtour für meinen MYOG-Rucksack, sondern auch für meinen neuen Schlafsack, die neue Therm-A-Rest, den neuen Biwacksack, den neuen Catstove… Und es wird das erste Mal sein, dass ich im Wald biwakiere. Mutterseelenallein! Hui - Klein Pip auf großer Abenteuerfahrt! 10:34 Bahnhof Donauwörth - endlich! Ganz schön spät geworden. Also nix wie los! Ich folge den Wegmarkierungen in die entgegengesetzte Richtung bis zum offiziellen „nullten Kilometer“. Also bin ich auf den ersten Kilometern tatsächlich auf dem Süd- statt auf dem Nordrandweg unterwegs. Fast verlaufe ich mich gleich am Anfang einmal - gut, dass ich aus den Augenwinkeln noch den roten Pfeil am gegenüberliegenden Straßenrand gesehen habe! Am Rathaus das obligatorische Startfoto und dann bin ich tatsächlich unterwegs auf dem Albsteig! Die erste halbe Stunde geht es auf asphaltierten Spazierwegen durch einen Park, einen ehemaligen Eisenbahntunnel und an einem Supermarkt vorbei bis zu einer Pferdekoppel, auf der ein falsches Zebra steht. Danach geht es weiter auf einem ebenen Schotterweg in Sichtweite der Wörnitz zusammen mit etlichen Feiertags-Spaziergängern und auch einigen Radfahrern. Niemand hat einen Wanderrucksack dabei. Okay, es ist schon Anfang Oktober, aber angesichts der schier unfassbaren Anzahl an Fernwanderwegen, die sich diese Strecke teilen (Nordrandweg, Main-Donau-Weg, Romantische Straße, Bayerisch-Schwäbischer Jakobuspilgerweg, Frankenweg), hätte ich doch den einen oder anderen Kollegen erwartet. Wahrscheinlich bin ich einfach zu spät dran. Egal, ich freue mich jedenfalls, endlich wieder zu Fuß unterwegs zu sein. Seit dem Jakobsweg vor einem Jahr hab ich kaum noch Bewegung gehabt. Hinter Felsheim bietet ein Maisfeld den perfekten Sichtschutz „für kleine Ultraleichttrekker“ und ich muss auch meine kleine 0,5l-Flasche schon aus dem großen Wasserbeutel im Rucksack nachfüllen, nach gerade mal 6km. Immerhin ist die Sonne mittlerweile herausgekommen und ich setze gleich mal das Visor-Buff auf: Will mir nicht die vorderen Dreadlock-Ansätze verbrennen, das gibt immer so ein doofes rotes Schachbrettmuster auf der Kopfhaut. Der Rucksack sitzt übrigens sehr bequem und ich komme sogar, ohne ihn abzusetzen mit einer Hand an die seitlichen Netztaschen, in denen die Karte bzw. die Flasche stecken, ein Umstand, den ich bei gekauften Rucksäcken bisher immer vermisst habe. Hinter Wörnitzstein beobachte ich vier Milane, die die Thermik über dem sonnenbeschienen Hang genießen, und dann beginnt die Alb: Die erste Strecke im Wald und auch der erste nennenswerte Anstieg. Doch bevor man so richtig ins Schnaufen kommt, ist man auch schon oben. Alle paar Meter steht hier ein Hochsitz, einmal komme ich sogar direkt an einer Anfütterungsstelle vorbei. Scheint, als würde der Weg tatsächlich nicht sehr viel begangen, sonst müsste man die wohl etwas weiter abseits aufbauen? Die goldene Oktobersonne malt tolle Effekte auf die Waldkulisse. Auf dem Eichbühl haben die hiesigen Wanderfreunde einen tollen Rastplatz installiert: Es gibt Getränke zum Selbstbedienen, ein Wanderbuch, in das ich mich natürlich gleich eintrage - bei der Gelegenheit stelle ich fest, dass heute genau eine Person vor mir hier vorbei gekommen ist, die auch auf dem HW1 Nordrandweg unterwegs ist - etliche Rastbänke, einen Mülleimer (ich leere meine Taschen und freue mich, dass ich die rotzigen Tempos und leeren Müsliriegelpapierl nicht heute Abend in den mitgenommenen Müllsack stopfen muss) und eine Mahnung an alle Wanderer. Belustigt über diesen drolligen Rastplatz marschiere ich weiter und mampfe unterwegs immer wieder aus meiner Snacktüte. Die ist schon ganz schön geschrumpft seit dem Start. Ich glaube, ich hätte mehr frühstücken sollen. Die eine Apfeltasche hat leider nicht sehr lange vorgehalten, sonst wären noch mehr M&Ms und Studentenfutter in der Tüte Irgendwann führt der Weg aus dem Wald raus, auf Asphalt durch einen kleinen Weiler hindurch und dann wieder durch einen Wald, wo man den Weg auf keinen Fall verlassen darf, sagt ein Warnschild, um nicht von den Steinbrucharbeiten erschlagen zu werden. Dann geht es auf einem Wiesenweg am Waldrand entlang. Genauer gesagt ist das einfach nur ein breiter Streifen Gras, auf dem man läuft, was das Gehen ganz schön anstrengend macht. Vor allem die Trekkingstöcke verheddern sich dauernd in den Halmen. Also klemme ich sie mir unter den Arm und marschiere ungestützt weiter. Bisschen mühsam, das. Anschließend geht es auf einem breiten Schotterweg über sanfte Grashügel in Richtung Harburg. Laut Karte müsste ich demnächst an einem kleinen Bachlauf vorbei kommen, der ganz in der Nähe entspringt. Ich halte angestrengt danach Ausschau, da meine Wasservorräte langsam aufgebraucht sind und ich außerdem den Sawyer Wasserfilter testen möchte. Aber Fehlanzeige: kein Bach weit und breit. Entweder ist der zu dieser Jahreszeit ausgetrocknet oder so von Pflanzen zugewuchert, dass man ihn nicht findet. Plätschern höre ich es jedenfalls nirgends. Also laufe ich weiter bis zum Rand des Harburger Ortsteils Stadelhof, wo ich eine nette Dame, die auf ihrer Terrasse die Sonne genießt, ganz lieb frage, ob sie mir wohl meine Flaschen auffüllen könnte. Das macht sie tatsächlich gerne und erzählt mir von einem Aussichtspunkt kurz hinter Harburg, von dem man einen tollen Blick über das Ries haben soll. Ich bedanke mich und bin gespannt, ob ich die Stelle finde. Doch zunächst verlaufe ich mich erst mal: Laut meiner Karte - die mich bis dahin wirklich sehr gut gelotst hat - muss ich am Fuße der Burg entlang den Hügel hinunter bis zur Hauptstraße. Unten angekommen ist aber nirgendwo mehr eine Wegmarkierung zu sehen und die Wegbeschreibung, die ich mir heute morgen noch schnell ausgedruckt habe, verrät mir, dass die Streckenführung vor kurzem geändert wurde. Also den Hügel wieder rauf. Bei der Gelegenheit biege ich schnell noch in den Burghof ab und benutze das dortige Besucherklo. Hier hätte ich auch eine Möglichkeit zum Flaschenauffüllen gehabt - zu spät Auf einem asphaltierten Wiesenweg geht es den nächsten Hügel hinauf, wo sich unter einem Kastanienbaum eine Bank befindet. Ich beschließe, hier etwas zu essen zu kochen. Immerhin ist es schon kurz vor 18 Uhr und mein Snackbeutel schon eine ganze Weile leer, weswegen ich im Moment in einem kleinen Energieloch stecke. Und dann des Umweges, den mir die nicht mehr aktuelle Karte beschert hat, auch in einem Motivationsloch. Also Catstove ausgepackt, befüllt angefeuert und den Topf mit Wasser aufgesetzt. Leider ist es hier auf dem Hügel ganz schön windig, sodass die Flamme gleich mal erlischt und ich mich nach dem erneuten Anzünden in den Wind setze, um meinem Kocher als zusätzlicher, lebender Windschutz zu dienen. Danach funktioniert alles super: Als das Wasser kocht, rühre ich es in den Beutel, in den ich die beiden 5-Minuten-Terrinen umgefüllt habe und genieße kurz darauf Kartoffelbrei mit Erbsen und Möhren. Kein Gourmet-Menü, aber wenn man Hunger hat, gar nicht so schlecht. Von der Bank aus habe ich nicht nur einen tollen Blick zurück auf die Harburg, die in der Abendsonne regelrecht leuchtet, sondern kann auch eine Schafsherde beobachten, die gemächlich daran vorüber zieht. Outdoor-Fernsehen vom Feinsten Nach dem Essen packe ich meine sieben Sachen wieder in den Rucksack zurück und marschiere über die nächste Hügelkuppe - das Energietief habe ich hinter mir gelassen! - und erhasche einen ersten Blick auf das Gipfelkreuz des Bockbergs. Naja, die Bezeichnung „Berg“ ist bei 570m ü.N.N. ein bisschen übertrieben, aber er ist immerhin die höchste Erhebung hier in der Gegend und man hat eine tolle Aussicht über das Ries. Ob das die Stelle ist, von der die Dame vorhin gesprochen hat? Die Sonne ist mittlerweile hinterm Horizont verschwunden und es wird nicht nur merklich kühler, sondern auch sehr schnell dunkler. Obwohl es erst kurz nach Sieben ist, beschließe ich, mich auf die Suche nach einem Lagerplatz zu machen und finde ihn, als ich den Bocks“hügel" zu etwa einem Drittel umrundet habe in einem kleinen Wäldchen außer Sichtweite vom Weg. Ich packe den Bivi, die Them-A-Rest und den Schlafsack aus, ziehe Fleecepulli und Mütze über, wechsle von meiner Wanderhose, die unten an den Beinen etwas schmuddelig geworden ist, in die Unterzieh-Leggins und tausche die schwitzigen Wandersocken gegen Omas handgestrickte. Das alles geschieht nahezu ohne Licht. Irgendwie traue ich mich nicht, die Stirnlampe anzuschalten aus Angst vom Jäger oder sonst wem entdeckt zu werden. Zwar sind nirgendwo Hochstände oder ähnliches zu sehen, aber man weiß ja nie… Ich bilde mir ein, von irgendwo her leise Stimmen zu hören und einmal fährt oben auf dem Waldweg sogar ein Auto vorbei. Aber wahrscheinlich spielen mir meine Nerven einen Streich und es kann mich hier überhaupt niemand sehen oder hören. Jedenfalls ist es wirklich stockdunkel, als ich um 20:11 eine Sms nach Hause schicke, dass es mir gut geht, und so krieche ich vollständig in den Biwaksack, schließe das Moskitonetz und lausche in die Dunkelheit. Es dauert über zwei Stunden, bis ich einschlafen kann, was zum einen daran liegt, dass ich mir immer wieder einbilde, menschliche Geräusche in der Nähe zu hören - vor Tieren habe ich im Moment irgendwie gar keine Angst - und zum anderen daran, dass ich bald dringend auf’s Klo muss. Also Stirnlampe nun doch angeschaltet, aus dem warmen Schlafsack gekrochen und ein paar Meter weiter ein stilles Örtchen gesucht. Ganz schön kalt mittlerweile! Merkt man gar nicht, wenn man unter 300g Daunen liegt. Anschließend lausche ich wieder in die Nacht. Ich glaube, meine Einschlafprobleme rühren vor allem daher, dass nach über zwei Monaten Semesterferien mein Schlafrhythmus ein wenig durcheinander geraten ist, und für meinen Kopf noch überhaupt keine Schlafenszeit ist. Mein Körper könnte die Ruhe übrigens ganz gut gebrauchen, ich spüre die Tageskilometer ziemlich in den Beinen, auch wenn es gar nicht soooo viele waren, jedenfalls nicht, wenn man sie mit den anderen Tourenberichten hier im Forum vergleicht. Wie viele es genau waren, kann ich gar nicht sagen: Die Wanderkarte behauptet, es wären etwa 18, das GPS (das ich allerdings zuhause gelassen habe) hat mir für die Route 23 angezeigt. 23 klingt besser Für mich ist das aber mehr als genug, bin ich doch von Natur aus etwas kurz geraten und habe entsprechend eine kürzere Schrittlänge, außerdem bin ich ziemlich unsportlich und hab mich schon länger nicht mehr ausreichend bewegt… Irgendwann schlafe ich dann doch ein. Um kurz nach Eins schrecke ich hoch: Vom gegenüberliegenden Waldrand, etwa 200m entfernt, höre ich immer wieder etwas knacken und rascheln. Schleicht da ein Tier entlang? Irgendwie scheint das immer näher zu kommen. Eine Weile ist es wieder still, dann, plötzlich, knackt es ziemlich laut ganz bei mir in der Nähe. Ich fahre wie von der Tarantel gestochen in die Höhe und schalte meine Stirnlampe an. Nichts zu sehen, aber anscheinend habe ich irgend etwas genau so erschreckt wie es mich, denn ich höre ein lautes Fauchen, nur einen Steinwurf von mir entfernt und etwas trappelt davon. Aus einiger Entfernung kann ich kurz darauf das gleiche Fauchen noch einmal hören, dann ist wieder Ruhe. War das ein Fuchs? Kann sein. Vielleicht wollte der nachsehen, was sich da so einfach in seinem Revier einquartiert hat? Jedenfalls stehe ich so unter Adrenalin, dass an Einschlafen erst einmal nicht zu denken ist. Über eine Stunde liege ich hellwach im Schlafsack, lausche auf jedes noch so kleine Geräusch und versuche, mein Herzklopfen wieder etwas unter Kontrolle zu bringen. Stell dich nicht so an, Mensch, Füchse fressen Mäuse, keine Pips! Irgendwann traue ich mich, mein Lager zu verlassen, da ich noch mal pieseln muss, und als mein Hintern anschließend wieder einigermaßen aufgewärmt ist, schaffe ich es tatsächlich, wieder einzuschlummern. Einmal wache ich noch auf in dieser Nacht, entdecke eine Nacktschnecke unmittelbar neben dem Kopfteil des Biwaksacks (igitt!), schnippe sie mit einem Stöckchen weg und schlafe schnell wieder ein. Als ich das nächste Mal aufwache, ist es bereits 06:45 Uhr und das Morgengrauen hat längst eingesetzt. Offizieller Sonnenaufgang ist laut meinem Kalender um 07:20, also krabble ich aus meinem Lager, ziehe die Wanderhose wieder an, außerdem noch die Handschuhe, denn es ist verdammt kalt heute morgen. Ich denke dran, noch ein Erinnerungsfoto vom Lager zu schießen, bevor ich alles einpacke und mich auf den Rückweg mache. Bei Tageslicht ist der Trampelpfad auf den Gipfel des Bocksberg, über den auch der Albsteig führt, sehr einfach zu finden. Oben angekommen gibt es das obligatorische Gipfel-Beweisfoto mit Rucksack und Wanderstöcken drauf, dann suche ich mir ein windgeschütztes Plätzchen, mache Wasser heiß und frühstücke erst mal: Porridge mit Äpfeln, Rosinen und Zimt. Jummy! Die Stimmung hier oben ist wirklich magisch: Auf der einen Seite die Morgensonne, die sich mühsam einen Weg durch den Nebel bahnt, auf der anderen ein dicker Nebelteppich im Ries, aus dem nur die Hügel und eine einsame Kirchturmspitze herausragen (letztere ist auf dem Foto leider nicht zu sehen). Außer mir ist noch niemand zu sehen. Erst als ich mich weit nach acht Uhr auf den Rückweg zur Harburg bzw. zum Bahnhof mache, kommen mir die ersten Gassigeher entgegen. Beim Abstieg vom Burgberg in den Ort hinunter zickt mein linkes Knie etwas herum. Letztes Jahr hatte ich dort eine Verletzung - so wie es aussieht, ist das Knie seither eine Schwachstelle in meinem Körper. Eine von vielen. Was soll’s: immer schön weiter gehen. Gut, dass es mir nicht pressiert. Der Harburger Bahnhof liegt zwischen den Gebäuden der Merker-Werke, die u.a. den steinbruch betreiben, an dem ich gestern vorbei gekommen bin. Das Bahnhofsgebäude ist mindestens genauso hässlich wie die Umgebung, in der es liegt, sodass es mir kein Foto wert ist. Ich löse eine Fahrkarte, setze mich etwas abseits auf einen gefällten Baumstamm und telefoniere mit meinen Eltern: Ja, es geht mir gut, ich habe einigermaßen schlafen können und hatte nur ein ganz, ganz kleines bisschen Angst in der Nacht. Um 10:34 kommt dann endlich der Zug (der leider nicht nur nach Augsburg, sondern noch weiter Richtung München fährt), ich zwänge mich zwischen die ganzen feierwütigen Wiesn-Fahrer und stopfe mir meinen Ipod in die Ohren. Am liebsten hätte ich mir auch noch irgendwas in die Nase gestopft, denn manch einer hat bereits eine ordentliche Bierfahne. Ich hoffe, mein durchgeschwitztes T-Shirt stinkt ebenbürtig zurück! In Gedanken bin ich immer noch auf dem Weg, in all den magischen Momenten, die ich erleben durfte. Mir fällt auf, dass zwischen meiner Ankunft in Donauwörth und meiner Abfahrt in Harburg ziemlich exakt 24 Stunden liegen. Was man in dieser Zeit nicht alles erleben kann!
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