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Ultraleicht Trekking

Mia im Zelt

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Alle erstellten Inhalte von Mia im Zelt

  1. Danke @naturbezogen Kann mir jemand berichten, wie diese Stammtisch-Treffen früher abliefen? Ich wohne etwas weiter weg und hätte somit eine nicht ganz unbeträchtliche Anreise. Vielleicht besteht ja die Möglichkeit, sich zu (Winter-)wanderungen zu treffen, dann würde sich bestimmt eher ein Tag am Wochenende anbieten? Ich kenne mich rund um München nicht sonderlich gut aus, aber da dürfte es doch bestimmt was geben. Im südlichen Raum kenne ich einige Wege bzw. Berge, die auch bei moderater Schneelage noch wanderbar sind, aber das wird wohl für die meisten zu weit weg sein.
  2. Danke für deine ausführliche Antwort. Das wirft noch ein anderes Licht auf diese heiklen Passagen. So klingt es für mich schon eher machbar. Dann nehme ich an, dass die Leiter an sich an der Felswand befestigt war? Dann sollte schon dadurch ja ein gewisser Halt entstehen. Die von mir beschriebenen Strickleitern aus dem Kletterwald waren komplett freischwingend, da sie nur oben und unten fixiert waren und quasi komplett in der Luft hingen.
  3. Jetzt verstehe ich, wie ein konischer Hüftgurt grundsätzlich genäht wird. Die Bogenform ergibt Sinn. Falls du einen konischen Hüftgurt genäht hast, würde mich das Schnittmuster tatsächlich interessieren. Richtig, der Hüftgurt vom Mariposa ist austauschbar. Aber das meine ich gar nicht. Der Hüftgurt befindet sich beim aktuellen Modell hinter einer Schaumstoffplatte und einem Rückennetz. Beides ist auf der gesamten Breite vom Rucksack angebracht und breiter als mein Rücken. Ich hänge zum Verständnis ein Foto an. ___ Den FlexCap habe ich nun erneut mit 14kg Gesamtgewicht getestet und kann nun ein besseres Foto liefern. Der Hüftgurt saß diesmal auch etwas besser, rutschte aber trotzdem beim Gehen etwas runter. Möglicherweise weil ich den ganzen Sack noch etwas stärker komprimiert habe? Ganz so toll fühlte sich der Rucksack trotzdem nicht an (aber viel besser als der Exped!), denn er zieht etwas vorne an der Schulter. Auch der Abstand zum Rücken gefällt mir wenig. Da passend locker zwei Hände durch. Am Atompacks The Mo habe ich zwei Modifikationen angenäht. Zwischen der Anbringung der Schultergurte und dem Beginn der Polsterung war etwas "Luft". Außen habe ich eine Naht eingefügt, damit der Schultergurt schräg sitzt. Die äußere Seite liegt dadurch deutlich tiefer als die innere. Außerdem habe ich eine Art "Beckenkamm-Bremse" aus einer sehr Polsterung am Hüftgurt an beiden Seiten angebracht. Dadurch soll bewirkt werden, dass der Hüftgurt sich oberhalb vom Beckenkamm "festkrallen" kann. Getestet habe ich ihn so ebenfalls mit dem gl. Gewicht. Und tatsächlich hatte ich den Eindruck, dass der Hüftgurt so deutlich satter aufliegt und nicht (!) rutscht. Bei den Schultergurten lag die (von mir aus) linke Seite richtig gleichmäßig an. Schon so gut, dass ich den Schultergurt kaum bemerkt habe, wenn alles passend eingestellt ist. Bei der rechten Seite (da ist meine Schulter noch etwas steiler) war es noch etwas zu ungleichmäßig. Ich habe versucht, es zu fotografieren. Den Mariposa habe ich ebenfalls mit fast 14kg aufgesetzt. Er fühlt sich besser an als der FlexCap, bringt aber einen kleinen Zug auf die vordere Schulterpartie. Den Atompacks fand ich mit den Modifikationen besser.
  4. Das ist tatsächlich in meinen Augen ein klarer Nachteil vom SI. Der soziale Aspekt ist gering, wenn man nicht gerade fließend italienisch spricht. Im Sommer, als die Tage lang waren, hat mich das nicht so sehr gestört, da ich bis spät in den Abend hinein wandern konnte. Ein paar mehr Gespräche mit Wanderern am Wegesrand hätte ich trotzdem gerne mehr gehabt. Als die Tage kürzer und die Nächte länger wurde, fand ich dies zunehmend störend. Über Telefonate mit Freunden und Verwandten habe ich mich in der Zeit daher ganz besonders gefreut.
  5. Das wäre zu hoffen. Der Hüftgurt vom Damenmodell des GG Blaze war leider gerade geschnitten. Andere Hersteller kriegen das vielleicht besser hin. Zumindest wenn der Hüftgurt hinten tendenziell zu tief sitzt. Denn wenn ich den Hüftgurt ein klein wenig anhebe, sitzen die Schultergurte nicht mehr so perfekt. Alle getesteten Ruckis würden dann ein Stückchen höher sitzen. Danke für diesen Impuls! Das würde tatsächlich irgendwie Sinn ergeben. Ich weiß ja nicht, wie das "normalerweise" ist, aber bei mir befinden sich zwischen dem 7. Wirbel und der Mitte der Schulter locker 5 cm Abstand. Wenn ich ein Schnittmuster o. Ä. hätte und vorher wüsste, dass der dann auch passt, hätte ich wahrscheinlich schon längst einen genäht. Die letzte Variante finde ich besser - wobei ich keine Ahnung habe, wie ich einen Hüftgurt konisch nähen kann. Allerdings fände ich dieses Projekt mit dem Atompacks The Mo erfolgsversprechender, denn da ist die Fläche, wo der Hüftgurt angebracht ist viel schmaler. Beim Mariposa müsste ich auch die Rückenpolsterung und das Netz entfernen. Ich versuche ein "richtiges" Fotos (also kein Selfie) zu liefern. Weder noch. Etwa die Mitte von beidem. Für das Minimalvolumen reicht der Platz mit Ausrüstung + 5kg Essen nicht. Meinst du die Ausrichtung am Rücken, wo sich diese Lücke zur Belüftung befindet. Der ganze Sack hängt irgendwie runter. 100%ige Zustimmung! Warum sind deiner Meinung nach Rucksäcke von Osprey nur in der ersten Woche bequem und danach nicht mehr? Meinst du die generelle Marke oder ein bestimmtes Modell? Das würde ja auf eine geringe Qualität der verwendeten Materialien schließen lassen.
  6. Ja, er gefällt mir schon in vielerlei Hinsicht. Das bezweifle ich jedoch sehr, es ist sogar gar nicht möglich. Denn der Hüftgurt sitzt an der Unterkante auch am Übergang zwischen Hüfte und Rücken auf, aber an der oberen Hälfte nicht. Denn direkt oberhalb vom Beckenkamm bin ich viel schmaler, d.h. es ist zu viel Stoff da. @Gibbon Das ist echt lustig! Welche Ruckis hast du noch getestet? Ja, normalerweise laufe ich mit zwei Flaschen am Schultergurt. Genau aus diesem Grund um das Gewicht aus dem Rucki rauszukriegen. Den Zug am Schultergurt reduziert das aber nicht. In Norwegen werde ich wohl nur eine Flasche brauchen und kann an der anderen Seite etwas anderes reintun. ___ Der geliehene Sierra Designs Flex Capacitor in Gr. S/M ist nun auch angekommen und wurde heute getestet. Das Gesamtgewicht betrug rund 12,5kg. Die Schultergurte passen sich aufgrund der Anbringung mit dem Gurtband gut an meine Schulteranatomie an. Die Lastübertragung fühlt sich auch gut an, die Schultern werden kaum belastet. Nur auf der vorderen Schulterpartie lastet wie bei allen ein ganz kleiner Zug. Jedoch habe ich auch bei diesem Modell das Problem, dass der Hüftgurt am hinteren Beckenkamm rutscht. Die Einkerbung für den Beckenkamm sitzt etwa 3cm tiefer. Insgesamt fühlt es sich an, als würde die Last hauptsächlich auf dem Steiß liegen. Was mir auch weniger gefällt, ist die im Vergleich zum Atompacks The Mo und GG Mariposa deutlich bauchigere Form. Das Kompressionssystem ist natürlich toll. Den Bergans Helium habe ich inzwischen auch retourniert, da der Hüftgurt sich nur gerade so fest genug schließen lässt. Das ist ein No-Go, denn sollte ich auf dem Trail nur ein kleines bisschen weniger wiegen als jetzt, sind Probleme vorprogrammiert. Die Favoriten bisher sind Atompacks The Mo, Gossamer Gear Mariposa sowie Sierra Designs Flex Capacitor.
  7. @BitPoet Super, darauf freue ich mich schon sehr. Der PCT steht auch noch auf meiner Liste. Freut mich auch, dass dir der SI so sehr zusagt. Mit englisch und deutsch kommt man vielerorts nur schlecht durch, denn meiner Erfahrung nach sprechen nur weniger Italiener im ländlichen Bereich Englisch. Deutsch noch seltener. Es hilft also schon, vor dem Trail noch etwas italienisch zu lernen. Ich habe vorab ein paar Wochen mit dem Smartphone italienisch gelernt. Es hat auf jeden Fall geholfen, auch wenn ich keine richtigen Gespräche führen konnte. @Mars Warum hattest du denn nach dem Bericht von @German Tourist keine Lust durch Italien zu wandern? Was hat dich daran abgeschreckt? Aggressive Hunde gab es reichlich. In den Dörfern gibt es viele freilaufende Hunde, die ihr Grundstück verteidigen. Diese waren zwar nervig, haben mich aber meist in Ruhe gelassen, wenn ich nicht mehr in der Nähe ihres Grundstücks war. Mit einem Stein in der Hand (oder einem Trekking-Stock), kann man die Hunde mit Gesten mit Gesten warnen. Das hat mir zumindest geholfen. Viel nerviger und auch gefährlicher fand ich die Herdenschutzhunde, die grundsätzlich alle Schafs- und Ziegenherden begleiten und diese beschützen. Diese sollte man am besten weiträumig umgehen, am besten so, dass man außer Sichtweite der Hunde ist. Ich habe auch versucht zu warten, bis die Herde weiterzieht. Doch die Hunde haben gleichzeitig darauf gewartet, dass ich verschwinde...
  8. @BitPoet Ich fürchte diesen Virus wird man nie wieder los. Kommt eigentlich von dir auch ein PCT-Bericht? Würde mich darüber freuen. ___ Latium und Abruzzen --> San Martino di Acquasanta bis Bivacco Campitelli --> 326 Kilometer & 14500 Höhenmeter --> 12 1/2 Tage Der Beginn dieser Etappe war nass, denn es gewitterte mal wieder. Die Regenmenge war ausreichend um für sehr nasse Wege zu sorgen. Das ist dann immerhin ein Grund sich in der Mittagspause eine Pizza zu gönnen. Wenn es schon mal die Möglichkeit gab, wollte ich diese nutzen. Solche Möglichkeiten gab es nämlich eher selten. Zwar führte der SI durch zahlreiche Dörfer, doch insbesondere Mittags sind viele Lokale geschlossen oder aber sie haben zwar auf, haben es aber nicht nötig, Gäste zu bewirten. Solche Gespräche laufen dann ungefähr so ab: Mia sieht eine Ristorante, wo groß das Wort "Pizzeria" zu lesen ist. Daneben befindet sich ein Aushang mit der Speisekarte. Mia: "Guten Tag, ich würde gerne eine Pizza essen." Kellner: "Nein, Pizza gibt es erst ab 19 Uhr!" Mia: "Und Pasta?" Kellner: "Erst ab 13 Uhr!" Mia schaut auf die Uhr, da es erst 12 Uhr ist, beschließt sie weiterzulaufen. Das alles dann natürlich auf italienisch. Auch in den Regionen Abruzzen und Latium bewegt man sich auf dem SI immer wieder zwischen beiden Regionen hin und her. Dabei werden die Berge mit Rang und Namen mitgenommen und man befindet sich immer in einem Nationalpark. Bloß der Name vom Nationalpark ändert sich, man bemerkt es dann an der Beschilderung. Besonders beliebt ist der Corno Grande, welcher mit 2912m der höchste Berg vom Apennin auf dem Festland darstellt. Der Weg bergauf hat es nicht nur von der Anzahl der Höhenmeter in sich. Genussorientierte Wanderer können sich per Seilbahn ca. 600 davon sparen. Der letzte Abschnitt bergauf ist nicht nur sehr steil, sondern auch technisch anspruchsvoll. Es gibt ein paar seilversicherte Stellen und generell ist es mehr eine Kraxelei als wandern. Gut, dass meine Schuhsohlen noch frisch waren. Zusammen mit zahlreichen Ausflüglern kämpfte ich mich den Berg hoch. Am Gipfel soll man eine ganz tolle Aussicht haben. Danke Wolken sah ich nichts davon. Als dann die Luft auf einmal elektrisch geladen war, machte nicht ich mich rasch auf den Weg nach unten. Noch während des ersten Teils vom Abstieg fing es an zu donnern. Der Regen hielt zum Glück nicht lange an und weiter unten war die Aussicht trotz der dunklen Wolken grandios. Ich kam mir vor, wie in den Alpen. Für die Nacht hatte ich mir eine Übernachtung im Rifugio duca degli Abruzzi reserviert und konnte mich erholen. Kurz nach Ankunft gewitterte es erneut. Ein Gewitter reicht in Italien wohl einfach nicht aus. Eine italienische Familie, die dort ebenfalls übernachtete, sorgte für heitere Stimmung. Im mittelalterlich wirkenden Dorf Santo Stefano hatte ich mir zwei Nächte in einem B&B mit riesigem Zimmer gemietet. Die Unterkunft hatte sogar eine Küche, doch leider war die Auswahl an Lebensmitteln im örtlichen Dorfladen mehr schlecht als recht. Es gab nicht mal Obst oder Gemüse. Da ich an dem Ruhetag dann auch noch meine kaputte Trekkingstock-Spitze auswechseln musste, bekam ich nur wenig Erholung. Das auswechseln der Spitze gestaltete sich nämlich sehr schwierig. Vorsorglich hat Leki die Spitze so fest montiert, dass wohl nur Meister Proper sie ohne Probleme entfernen kann. Immerhin entging ich einem heftigen Unwetter. Der Weg nach Santo Stefano war zwar überwiegend flach, aber trotzdem anstrengend. Ungefähr eine Millionen Fliegen kreisten stundenlang um mich herum und raubten mir damit den letzten Nerv. Da wäre mir Regen dann doch lieber gewesen... Der Corno Grande war natürlich nicht der einzige hohe Berg, den ich bestieg. Im Prinzip wechselte der Trail immer zwischen Tagen mit sehr vielen Höhenmetern Anstieg und Tagen, an denen es überwiegend bergab ging. Manchmal gab es auch flache Abschnitte wie z.B. zwischen Santo Stefano und Populi. In den tieferen Lagen war die Landschaft stark von der mediterranen Landwirtschaft geprägt. Auch diese eher karge Natur gefiel mir. Die Dörfer (unten: Pacentro) zeigten sich überwiegend sanft in die Natur eingebettet und störten das Landschaftsbild weniger als die Dörfer in Deutschland. Ansonsten ist es mir nämlich lieber, wenn ich vom Berg aus keine Zivilisation sehe. Unterkünfte zu bekommen war immer noch schwierig. Auf meine Anfragen bekam ich, so wie z.B. in Pietracamela, überwiegend Absagen. Pietracamela ist das Dorf, welches ich am Tag des Aufstiegs zum Corno Grande durchquert habe. Hinter Populi ging es rund 2000 Höhenmeter auf gut markierten und schmalen Pfaden bergauf bis zum Monte Rotondo. Ganz einfach war der Weg zwar nicht, aber dafür umso schöner. Es ging an einem schmalen Grat entlang. Solche Gratwege gefallen mit ganz besonders. Genauso wie dieser. Am Gipfel war ich dann mal sogar nicht alleine, denn eine italienische Wandergruppe war auch dort. In einer schön gelegenen Biwakhütte übernachtete ich, bevor es am nächsten Tag hinauf zum Monte Morrone ging. Doch bevor ich zum Monte Morrone lief, sah ich einen Gipfel mit christlichen Statuen neben dem Gipfelkreuz. Diese gefielen mir so sehr, dass ich einfach querfeldein hinauf lief. Wie man sehen kann, hat sich die Optik der Berge im Vergleich zu denen in Marken und Umbrien merklich verändert. Das Gras ist überwiegend grün statt gelb und es gibt häufiger felsige Abschnitte. Generell fühlte ich mich oft, als wäre ich "dahoam" in den Alpen, denn optisch könnte ich die nicht immer vom Apeninn unterscheiden. Wie z.B. hier: Grandiose Aussichten waren insbesondere nach langen Anstiegen garantiert, wie z.B. hier mit Blick auf den Lago Campotosto. Die dunklen Wolken kündigten ein (weiteres) Gewitter an und so genoss ich den Ausblick nur kurz. Der Weg bergab zum See war ein richtiger Genuss. In diesem Teil vom Sentiero Italia lernte ich die, wie ich sie nenne, "weglosen Wege" kennen. Diese kommen im südlicheren Verlauf vom SI häufiger vor und zeichnen sich überwiegend durch das das nicht Vorhandensein von einem Pfad aus. Allerdings sind diese meistens sehr gut markiert, wie z.B. in diesem steilen Abstieg durch den Buchenwald. Wenn man von einer Markierung bis zur nächsten läuft, ist die nächste meistens irgendwo in der Ferne erkennbar. Hin und wieder fehlten aber auch die Markierungen, wie z.B. in diesem Abschnitt oberhalb der Baumgrenze. Da hilft dann nur noch GPS. In den Beschreibungen der einzelnen Etappen wird auf den Umstand der fehlenden Markierung oder der fehlenden Wege hingewiesen. Zwar sieht man manchmal "Pfade", doch sollte man es meiden, diesen zu folgen. Fast immer führen sie ins nichts. Öfters mal bin ich ihnen gefolgt und musste mich mit GPS zurück zum Trail navigieren. Manchmal sind die Wege zwar vorhanden, aber mit Pflanzen überwuchert und daher kaum zu erkennen. Wenn es aber nur Farne sind, kommt man trotzdem gut voran. Nicht nur die Wege zu den besonders hohen Gipfeln können anspruchsvoll sein. Manchmal sind es eher die unscheinbaren Wege, die in ein kleines Dorf hinab führen. Bergab nach Cesacastina war der Weg nicht bloß schwer zu erkennen, sondern ich musste auch um steile Felsvorsprünge herum navigieren. Nicht nur fehlende Wege oder Wegmarkierungen können einem das Wanderleben erschweren. Als noch viel nerviger empfand ich die Schafsherden mit ihren mindestens fünf riesigen Herdenschutzhunden. Diese reagieren sehr aggressiv auf alles, was sich auch nur grob in die Nähe ihrer Herde bewegt. Meistens suchte ich mir einen weiten Weg drum herum, wo es nicht selten durch wegloses Gelände ging. Wenn der Schäfer bei der Herde war, war es viel einfacher, denn dieser rief seine Hunde zurück und so konnte ich passieren. Auch die Wälder fand ich wieder sehr schön. Aufgrund der hohen Lage gab es einen hohen Anteil an Buchenwald, der von vielen Wegen durchzogen ist. Die suche nach einem Zeltplatz empfand ich im Buchenwald als besonders unkompliziert. Manchmal wachsen die Bäume an interessanten Stellen. Aber die schönsten Zeltplätze fand ich lustigerweise in Regionen, wo die Suche mir schwieriger erschien. Aufgrund des nahenden Herbstes fand ich am Wegesrand einige interessante Pilze. Seltener sah ich auch schöne Blümchen. Zu Beginn der Etappe sah ich einen sehr schönen Wasserfall. Im Vergleich zu den Alpen sieht man diese im Apennin seltener. Am Ende der Etappe, traf ich mit Ulf den ersten anderen Fernwanderer in Italien. Er prophezeite mir, dass er auch der letzte bleiben werde. Wo er recht behielt... Erfreut darüber, nach so langer Zeit mal jemanden aus Deutschland zu treffen, mit dem man ein längeres Gespräch führen kann, entschieden wir uns dazu, ein paar Tage gemeinsam zu laufen. Die erste Zeltnacht verbrachten wir nach einem heftigen Gewitter mit Hagel direkt auf dem Wanderweg. Nach dem Gewitter wurde es dann auch wieder gemütlicher. Er war im Gegensatz zu mir weniger ängstlich gegenüber den Herdenschutzhunden und lief einfach mitten durch eine große Herde. Es ging alles gut, aber der Schäfer war auch in der Nähe. Dieser empfahl uns ein nahegelegenes Café. Wir beide freuten uns schon auf einen heißen Kaffee, doch leider war das Café geschlossen. Bevor wir die Region Molise betraten, überquerten wir noch einen idyllischen Pass.
  9. Hey, ich hatte für den Arizona Trail eine Windhose aus 7D-Nylon genäht. Sie hat schon ein paar kleine Löcher und Risse bekommen. Der Untergrund auf dem ich gesessen bin, war aber auch oft felsig.
  10. Ich habe ansonsten noch dieses No-Name Ladegerät. Hat aber nur 20 Watt, man kann immerhin zwei Geräte gleichzeitig laden. Es wiegt 51g und funktioniert seit einem Jahr zuverlässig. Messungen kann ich aber nicht vornehmen. Wenn ich nur einen USB-C Port mit 25 Watt braucht, nehme ich mein Ladegerät von Samsung mit. Es wiegt 56g.
  11. Hab mir auch einen Anker 521 Nano Pro bestellt und mit der Küchenwaage ebenfalls 93g gewogen.
  12. Danke, ebenfalls fürs nachmessen. Dann kommen die Rucksäcke von Bach doch in Frage. Gregory-Rucksäcke gibt es in München (näher dran nicht). Aber da ich in München auch noch mehr versch. (halt eher traditionelle) Modelle. Da stimme ich dir zu. Ich finde bereits den Exos bzw. Eja unbequem. Da brauche ich die weniger komfortable Variante nicht auch noch zu probieren. Das hoffe ich... Richtig!! Den Flex Cap kann ich dankenswerterweise bei einem Mitglied im Forum ausleihen. Einen HMG mit rund 60 Litern habe ich bereits ausprobiert. Doch der saß, trotz passender Rückenlänge, sehr schlecht an den Schultern und hat schon nach fünf Minuten gedrückt. Meines Wissens nach sind die HMG Rucksäcke am Schultergurtansatz alle gleich geschnitten - sollte ich mich da irren, ändere ich gerne meine Meinung. Zudem fällt die Polsterung sehr dünn aus - laut den Testerinnen von Outdoorgearlab wird der Rucksack bei Lasten bis max. 13,5 Kilo als angenehm empfunden. Den Granite Gear Crown 2 habe ich nicht bestellt, aber den Blaze in der Damenvariante. Laut Fotos wirkt die Schulteranatomie vom Crown 2 unpassend. Und wenn der Hüftgurt der gleiche ist, wie beim Blaze, wird der mir nicht passen. Dazu unten mehr. ____ In den letzten Tagen sind alle fünf Rucksäcke bei mir eingetrudelt. Inzwischen kann ich besser erkennen, wie ein Rucksack für mich sitzen soll und was stört. Einen Vorteil muss meine Rucksack-Odyssee ja haben... Nach und nach habe ich sie mit mehr und weniger Gewicht probegetragen. Heute habe ich alle 5 mit insg. ca. 12kg getestet. OT: Ehrlich gesagt fällt es mir schwer überhaupt so viel Gewicht in die Säcke zu bringen - da muss ich mir schon Mühe geben. Alle wurden mit dem gleichen gepackt, auch die Packtechnik war die gleiche. Einzig in den Atompacks konnte ich meinen Schlafsack nicht quer reinstopfen. Keinen der Rucksäcke finde ich wirklich perfekt, aber manche sind deutlich besser als andere. Aber der Reihe nach... Der Vaude Zerum 48+ hat ziemlich versagt. Der Hüftgurt umfasst die Hüfte nicht komplett, am Übergang zwischen Rücken und Hüfte bildet sich eine Lücke. Auch die Lastübertragung funktioniert nicht gut, es liegt viel Gewicht auf der Schulter. Zudem sorgen die umgreifenden Schultergurte für einen großen Abstand zum Rücken. Den kann ich nur verringern, wenn ich die Lastenkontrollgurte sehr straff ziehe. Diese funktionieren gut, bringen aber zu viel Zug auf die vordere Schulterpartie. Die weiche Polsterung ist bei diesem Rucksack aber sehr gut, ebenso die sehr schlanke Form. Der Bergans Helium 55 W hat einen Hüftgurt, der selbst bei mir gut sitzt. Jedoch muss ich diesen maximal eng ziehen, sonst sitzt er zu locker. Spielraum ihn enger zu ziehen habe ich also keinen. Die Rückenlänge lässt sich clever mit einem am Rückenteil festgenähten Gurtband und einem Haken schnell und einfach einstellen. Verschiedene Einstellungen habe ich ausprobiert, die dritte von unten hat sich als am besten herausgestellt. Stelle ich sie länger ein, bildet sich eine Lücke zwischen Schultergurten und Schultern. Die Lastübertragung auf Hüfte + Wirbelsäule wirkt ok. Trotzdem spüre ich von Anfang an einen deutlichen Zug auf der vorderen Schulterpartie. Lasse ich die Lastenkontrollriemen locker, erhöht sich der Zug. Das war auch schon beim Exped so. Die Schultergurte liegen an der Innenseite etwas mehr an als außen. Der Granite Gear Blaze Womens hat sehr viele Möglichkeiten Einstellungen vorzunehmen, hat aber trotzdem versagt. Den Hüftgurt musste ich mittels Re-Fit-System für schmale Hüften einstellen, auch die Schulterhöhe hatte ich mal auf 18 und mal auf 19 inch eingestellt. Die Schultergurte liegen sehr ungleichmäßig (va. an Halsseite) an, sie passen sich gar nicht an meine Anatomie an. Auch der Hüftgurt umschließt die Hüfte nur unzureichend, es bleibt eine Lücke am Übergang zum Rücken. Das führt dazu, dass der Hüftgurt nach unten rutscht, auch wenn ihn ihn möglichst eng ziehe. Auch spüre ich einen deutlichen Zug auf der vorderen Schulterpartie. Die Ausstattung und das Kompressionssystem sind top. Das Volumen empfinde ich als zu groß. Der Hüftgurt vom Gossamer Gear Mariposa umschließt meine Hüfte ebenfalls nicht komplett, es bildet sich die bekannte Lücke und der Hüftgurt rutscht ein Stück nach unten. Der Hüftgurt ist am Rückenteil auf einer sehr breiten Fläche angebracht (darüber liegt ein Polster und ein dünnes Netz) - so kann der Hüftgurt die Hüften von zierlichen Personen gar nicht komplett umschließen. Trotzdem wirkt die Lastübertragung überraschend gut. Es bildet sich weniger Zug auf die Schultern, als bei den oben genannten Modellen. Die Ausstattung ist sehr gut, ebenso die schlanke Form. Die Schultergurte liegen auch hier nicht gleichmäßig an, aber es ist weniger ausgeprägt. Die weiche Polsterung gefällt mir. Der Atompacks The Mo hat am Hüftgurt ein ähnliches Problem, Mithilfe der zweigeteilten Einstellungsmöglichkeit lässt sich dies reduzieren, wenn ich den Hüftgurt sehr eng ziehe. Tue ich dies nicht, rutscht der Hüftgurt runter. Ähnlich wie beim Mariposa funktioniert die Lastübertragung ganz gut. Trotzdem entsteht ein etwas stärkerer Zug auf die vordere Schulterpartie als beim Mariposa. Doch Tom Gale hat ohne es zu wissen ein top Feature eingebaut: Etwa mittig ist eine Verschlussmöglichkeit für den Rucksack angebracht, der sich prima anders benutzen lässt. Verwende ich ihn wie einen Unterbrustgurt, verschwindet die Last komplett von den Schultern. Die Schultergurte liegen nicht gleichmäßig auf, aber besser als beim GG Blaze. Solange kein Gewicht darauf liegt, ist das vielleicht weniger problematisch? Aus Neugier habe ich noch einen Deuter Air contact 65 + 10 SL von meinem Mann anprobiert, die Rückenlänge lässt sich hier einstellen. Diesen Rucksack fand ich schon mit etwa 8 Kilo Zuladung als ziemlich unbequem, die eher hart gepolsterten Schultergurte drückten an der vorderen Schulterpartie und oben an der Halsseite. Der riesige Hüftgurt saß ganz gut. Naja mit Deuter bin ich schon früher nicht zurecht gekommen. Drei Baustellen haben sich herauskristallisiert: Abgesehen vom Bergans Helium liegen bei allen anderen Rucksäcken die Hüftgurte nicht überall gleichmäßig an. Es bildet sich am Übergang zwischen Hüfte und Rücken eine je nach Modell mehr oder weniger große Lücke. Hier beispielsweise beim GG Mariposa. Dadurch rutschen die Hüftgurte. Alle Hüftgurte, die dieses Problem haben, sind gerade (also nicht konkav) geschnitten. Demnach ist ein nicht zu weicher und stark vorgeformter Hüftgurt (d.h. oben enger als unten) besser. Oder ein Hüftgurt, der an dieser Stelle durchbrochen ist. @ULgeher Die abnehmbaren Hüftgurte haben sich übrigens tatsächlich als völlig in Ordnung herausgestellt. Sie müssen halt nur wirklich fest sitzen. Die andere ist die Passform der Schultergurte, bei keinem Modell liegen sie bei meiner stark abfallenden Schulterform gleichmäßig an. Immer ist die Innenseite enger. Ich vermute jedoch, dass dies nur ein Problem ist, wenn Gewicht auf die Schultern übertragen wird. Am besten ist Anpassbarkeit an meine Anatomie noch beim Vaude Zerum, u.a. da die Schultergurte nicht ganz so breit sind. Generell mag ich lieber schmalere und weich gepolsterte Schultergurte, da sich diese leichter anpassen können. Leider sind abgesehen vom Vaude Zerum alle breit. Alle Rucksäcke üben einen mehr oder weniger starken Zug auf die vordere Schulterpartie aus. Insbesondere bei Modellen mit umlaufenden Schultergurten mit dem dadurch entstehenden Abstand zum Rückenteil des Rucksacks scheint dies stärker ausgeprägt. Nur beim GG Mariposa und beim Atompacks The Mo ist dies besser.
  13. @ULgeher Danke für deine Erklärungen zum Hüftgurt. Die erscheinen mir tatsächlich logisch. Vielleicht funktioniert die Lastübertragung ja tatsächlich, wenn die Verbindung zum Rucksack sehr fest ist und zudem eine sinnvolle Verbindung zum Tragesystem besteht. Es haben inzwischen ja sehr viele Rucksäcke abnehmbare Hüftgurte. Update: Rückenlänge wurde erneut gemessen. Wenn ich sie wie im Video von Atompacks messe (d.h. dem Körper folgend), komme ich auf 46cm. Messe ich gerade, komme ich auf knapp über 43cm. Ich habe mir folgende Rucksäcke bestellt: - Atompacks The Mo in Gr. M - Gossamer Gear Mariposa Gr. M - Granite Gear Blaze 60 Gr. Regular - Vaude Zerum 48 - Bergans Helium 55 --> Der Test folgt bald. Der Sierra Designs Flex Cap war in allen dt. Shops in Gr. S/M mit Hüftgurt S/M ausverkauft. @Nero_161Den Bach Molecule habe ich nicht bestellt, da laut den Angaben die Rückenlänge zu lang für mich ist.
  14. Das Gewicht und das Packmaß von dem Ladegerät finde ich super. Ebenso das recycelte Material. Jedoch wären mir 2x USB-C und insg. 40 Watt Leistung auch lieber. @khyal Soweit ich das verstehe unterstützt der Anker Nano mit 2x USB-C wohl kein Power Delivery.
  15. Meiner Erfahrung nach sind sie richtig. Mein Mann hat einen Antelope. Wenn du möchtest, kann ich den Loft nachmessen. Auch die Angaben zur Komforttemperatur finde ich nach meiner Erfahrung mit meinem Apache realistisch.
  16. Umbrien und Marken --> Bocca Trabaria bis San Martino di Acquasanta --> 323 Kilometer & 13800 Höhenmeter --> 12 1/2 Tage Vor meinem Thruhike in Italien habe ich den Namen der Region Umbrien zumindest schon mal gehört, den von Marken aber nicht. Ab hier folgte der Sentiero Italia nicht mehr anderen bekannten und etablierten Weitwanderwege. Dieser Abschnitt versprach schon allein deshalb abenteuerlicher und wilder zu werden als die beiden bisherigen. Das hat sich auch erfüllt, doch insgesamt hat mich dieser Abschnitt extrem positiv überrascht. Es ist schwer zu sagen, welchen Abschnitt ich am schönsten fand, den alle waren auf ihre Art und Weise schön, doch Marken und Umbrien sind mein Favorit. Doch lest selbst: Auch diesmal bewegt sich der Fernwanderweg Sentiero Italia immer wieder zwischen beiden Regionen hin und her. Der erste Tag war wenig spannend, denn es ging den ganzen Tag an einer Forststraße entlang, wo jedoch keine Autos fuhren. Immerhin war es flach und ich kam schnell voran. Am Abend fand ich dafür einen sehr idyllischen Zeltplatz an einer Art Mini-Gipfel in der nähe einer ungenutzten Kirche. Manchmal fand ich die Zeltplätze an Tagen, wo ich nicht damit gerechnet hätte. Schon am nächsten Tag wurde es spannender, denn es ging zuerst hinauf auf den Monte Nerone (1525m). Der Weg bergauf war top gepflegt, das Wetter perfekt zum wandern, doch es war niemand unterwegs. Zwei bewirtschaftete Hütte unterhalb waren jedoch rappelvoll. Kein Wunder: Parkplätze gab es direkt daneben. Bergab ging es ins winzige Bergdörfchen Pieia, wo es nicht mal eine Bar gibt. Der anschließende Weg führte an einem Berghang vorbei, der für mich ein großes landschaftliches Highlight darstellt. Zuerst ging es durch zwei brückenförmige Gesteinsformationen (ital.: Arco), wie ich sie bisher nur in den USA gesehen habe. Der anschließende Hangweg bot weite Aussichten auf die gegenüberliegende Bergkette. Trotz der Jahreszeit August waren manche Bäume richtig stark orange gefärbt, was einen tollen Kontrast zu den übrigen grünen Bäumen ergab. Mein Zelt baute ich an einer kleinen Stelle am Hang auf. In Ligurien und Toskana/Emilia Romagna waren die Wege fast immer sehr gepflegt, in Umbrien und Marken änderte sich dies deutlich. Bevor es hinab ins Dorf Cagli ging, musste ich den Berg Monte Petrano bezwingen. "Bezwingen" im wahrsten Sinne des Wortes, denn der kleine Pfad bergauf wird sehr selten begangen und ist insbesondere in steilen Abschnitten stark überwuchtert - viele Brombeeren machen einem das Wanderleben schwer. Aus der Beschreibung vom SI wusste ich, was auf mich zukommt, und hatte sicherheitshalber alles innen im Rucksack verstaut. Das Foto zeigt den "Wanderweg": Oben gab es als Belohnung eine Pause bei toller Aussicht. Überwachsen waren die Wege häufiger, aber im späteren Verlauf nicht mehr so schlimm. Wenn es sich bei den invasiven Pflanzen nicht um dorniges Gestrüpp handelt, stört es mich weniger. Laut Beschreibung wäre es zwischen Cagli und Cantiano noch schlimmer geworden - in der Beschreibung wird ausdrücklich davor gewarnt den originalen Weg zu begehen. Daher plante ich an meinem Ruhetag eine Alternative ohne Cantiano über den Weg Nr. 260. Dieser Weg war in gutem Zustand, nur manchmal verlor sich die Pfadspur auf den weiten Weideflächen. Schon seit ein paar Tagen waren die Wiesen mit violetten Blumen überwuchert, die zwar schön anzusehen, aber sehr stachelig sind. Auch in diesem Abschnitt führte mich der SI häufig über Wege an Graten oder entlang von Berghängen, was mir persönlich besonders gefällt. Gemeinsam haben beide Arten das Panorama während des Gehens. Hier z.B. mit Rückblick auf ein Kloster. Oder mit Fernblick auf die hohen Berge wie z.B. den Monte Vettore. Anfangs hatte ich aufgrund der teils sehr niedrigen Lage der Dörfer befürchtet, die Temperaturen würden noch heißer werden als in Ligurien. Bewahrheitet hat sich dies überhaupt nicht, es war stattdessen meist angenehm. Häufig war der Himmel bewölkt und ich erlebte einige zum Teil heftige Gewitter. Ein Tag ist mir besonders im Gedächtnis geblieben, denn es war ein Tag, an dem sogar in den deutschen Medien von heftigen Unwettern in Italien berichtet wurde. Am Abend zuvor war es noch schön, doch schon in der Nacht hatte es gewittert. Auch am Vormittag war es zuerst nur bewölkt und windig. Da der Weg extrem schön war, hatte ich sehr gute Laune. Der Kontrast zwischen den schroffen Felswänden, den grünen Wäldern und den vereinzelten orange gefärbten Bäumen überwältigte mich. Doch dann regnete es so stark, dass Bäume überhaupt keinen Schutz mehr boten, da von deren Stämme Wasserfälle nach unten flossen. Am Boden hatte sich der Pfad in einen Bach verwandelt. Unterstandsmöglichkeiten fand ich leider nicht. Völlig durchnässt lief ich im strömenden Regen weiter. Erst am späten Abend nach zwei weiteren Gewittern klarte der Himmel ein wenig auf. Der anschließende Gratweg war sehr anstrengend zu begehen, da ein sehr starker Wind wehte und die Sicht in den Wolken gleich null war. Im Rückblick sah der Abschnitt spektakulär aus. Erschöpft schlug ich für eine Pause mittags irgendwo im Nirgendwo mein Zelt auf, um etwas Schutz vor der Witterung zu haben. Dann konnte ich zumindest die nasse Kleidung ausziehen. Oftmals führte mich der SI über einsame Bergwiesen, auf denen Pferde oder Kühe weideten. Das Gras war überwiegend gelb gefärbt, was mir persönlich sehr gut gefällt. Seltener war es grün. Andere Wanderer traf ich abgesehen von kleineren Hotspots selten, es war insgesamt sehr einsam. Kulturell haben Marken und Umbrien auch einiges zu bieten, denn es gibt viele Dörfer, die z.B. 2016 durch mehrere heftige Erdbeben völlig zerstört wurden. Bis heute sieht man einiges davon, denn manche Häuser sind immer noch kaputt. Im Dorf Campi wurde ein Fußballplatz in einen Campingplatz umgewandelt, um Besucher anzulocken, den auch Wanderer spontan nutzen können. Die Nacht dort empfand ich als sehr angenehm, gab es doch auch einen Container mit Duschen. Außer mir waren hauptsächlich Jugendgruppen da, die in riesigen Zelten von Decathlon schliefen. Wasserquellen gab es reichlich am Wegesrand, auch wenn viele nicht in der Karte eingezeichnet waren. Auch jedes noch so kleine Dörfchen hatte mindestens einen Brunnen. Die Wälder bestanden in Ligurien und Toskana/Emilia Romagna zu einem großen Teil aus Buchenwald. Ab diesem Abschnitt wurde der Baumbestand vielfältiger. Insbesondere Eichenwälder gab es häufig. Manchmal war der Bewuchs so dicht, dass es richtig wie im Dschungel aussah. Ein ganz besonderes Highlight war der Aufstieg zum Monte Vettore, welcher stattliche 2476m hoch ist. Der Tag zuvor war mit 2000 Höhenmetern und 30km weniger anstrengend als ich erwartet hatte, da es weder warm noch steil war. Mäßig ansteigend schraubten sich ein gut gepflegte Wege in die Höhe bis zum Monte Patino. Kurioserweise verfolgte mich den ganzen Aufstieg ein Hund aus dem Dorf. Irgendwann verließ ich wohl sein Territorium und er verfolgte mich dann irgendwann doch nicht mehr. Darüber war ich froh, denn ich wollte schließlich niemandem seinen Hund wegnehmen. Die Aussieht vom Monte Patino wirkt auf mich gar nicht wie das Italien, was ich bisher kannte. Hinter dem touristischen Dorf Casteluccio ging es erneut mäßig ansteigend, bis der Pfad auf einem Grat entlang mit grandiosen Aussichten in alle Richtungen weiter bis zu einem Bivacco ging. Die Wälder hatte ich aufgrund der großen Höhe schon längst zurück gelassen. Auf dem Weg zum Bivacco sah ich zum ersten Mal in meinem Leben Edelweiß. Schon lustig, in den Alpen habe ich diese berühmt berüchtigte Pflanze noch nie erblickt. Erst am nächsten Tag ging es direkt in der Früh hinauf zum Gipfel des Monte Vettore, wo ich die Aussicht ganz alleine genießen konnte. Am Weg bergab strömten mir Heerschaaren an Ausflüglern entgegen, doch die waren zu spät, denn kurz nach meinem Abstieg hüllte sich der Gipfel in Wolken. Dahinter war es nicht mehr sehr weit bis zur nächsten Region, die der SI durchquert.
  17. OT: Als OT markiert, da es bestimmt Leser gibt, die sich mehr für den Bericht über Italien interessieren. Da stimme ich dir absolut zu. Vom UL-Rucksack bin ich schon längst wieder weg - ist einfach nichts für mich. Der Tragekomfort ist mir wichtiger. Danke auch für den Tipp mit Gregory. Der Gregory Deva wird als sehr belastbar und komfortabel bewertet. Eine Idee für den Fall, dass die leichteren Modelle zwischen 1 und 1,5kg, die ich bestellt habe, nicht komfortabel genug sind. Die Außenbefestigungsmöglichkeiten am Modell von Millet scheinen mir für meine Zwecke eher suboptimal - hab außer eine 3mm Evazote kaum was zum außen dranhängen. Brauche eher Aufbewahrungsmöglichkeiten für Regenzeugs und Snacks. OT: Da stimme ich dir auch zu, sofern sich der Rucksack auch bei hoher Last (für mich schon ab 10kg und mehr) gut trägt. OT: Danke. Ich hoffe es sehr. Die Last lag gar nicht so stark oben auf den Schultern, sondern vorne. Einen 35kg Rucksack könnte ich gar nicht hochheben. Das ist mehr als 50% von meinem Eigengewicht.
  18. Wie kommst du darauf, dass der WM Antelope nur 15cm Loft haben soll? Meines Wissens nach hat der 18cm Loft. 15cm Loft hat mein WM Apache. Meiner Erfahrung nach sind die Komforttemperaturen, die WM angibt, realistisch. Wie das bei Marmot aussieht weiß ich nicht.
  19. Auch von mir eine kleine Bastelei. Da ich insbesondere am Hals sehr schnell friere geht für mich nichts ohne einen Schal. Da ich für meine geplante Tour in Norwegen statt Daune auf etwas weniger feuchtigkeitsempfindliches setzen wollte, habe ich mir einen Schal aus Apex 200 im Halskrausenstil genäht. Bei dem verwendeten Stoff handelt es sich um ultraleichtes Argon 49. Zur Befestigung habe ich je drei Klettstreifen angenäht. Das Apex habe ich zudem mit mehreren kleinen Nähten am Rand am Stoff fixiert, damit es nicht verrutscht. Gewicht: 40g. Im Vergleich zu meinem Daunenschal ist das anziehen leider etwas fummeliger, weil sich Apex weniger gut an die Körperkontur anschmiegt als Daune.
  20. 145er Stocklänge bei Trekkingstöcken ist kein Problem. Gängig sind zwar 130-135, aber es gibt z.B. bei Leki auch XL-Varianten, die sich bis 145cm ausfahren lassen. Gibt es bestimmt auch bei den anderen Herstellern von Trekking-Stöcken. Ich und mein Mann haben z.B. die Leki Sherpa XL OT: (aber nicht aufgrund der Körpergröße, sondern weil sich mit der Länge das TT Double Rainbow freistehend aufbauen lässt).
  21. Vielen Dank fürs Teilen deines wundervollen Berichts! Es war ein Hochgenuss ihn zu lesen, insbesondere der Wüstenabschnitt. Deine Landschaftsaufnahmen sind der Hammer! Aber auch der Abschnitt nördlich von Arad ist interessant und spannend berichtet. Die Geschichte mit deiner Hilfe bei der Suchaktion nach der Frau, die sich verlaufen hat, ist etwas ganz besonderes. Auch die Gastfreundschaft der Israelis (z.B. als der Imbiss nichts vegetarisches für dich hatte) finde ich außergewöhnlich. Wie hast du eigentlich die trail angels gefunden? Sind die in der App vom Israel National Trail aufgelistet? Ich habe noch eine andere Frage: Du hast im letzten Abschnitt der Wüste (Paran - Eilat) von dem abenteuerlichen Abstieg berichtet. Diesen habe ich auch in einem Youtube-Video erkannt. Kannst du dazu mehr berichten? Ich kann auf dem ersten Foto leider nicht erkennen, wo oben und unten ist. Gerade eine lose Strickleiter stelle ich mir mit einem 15kg-Rucksack schon fast unmöglich zu bewältigen vor. Aber ich kenne solche Strickleitern auch nur aus dem Klettergarten. Freischwingende Strickleitern neigen meiner Erfahrung nach dazu in einen Überhang zu kommen, sobald man sie besteigt. Das schaffe ich schon ohne Rucksack aufgrund geringer Armkraft kaum. Wie war dies auf dem Shvil?
  22. OT: @Jever Danke für deinen Rucksacktipp. Klingt interessant, nur 80 Liter sind eindeutig zu viel. Laut Herstellerangabe kann der Exped Lightning auch bis zu 24kg tragen, was ich aber für sehr optimistisch halte. Jedoch ist das auch wieder sehr individuell. Glaube nicht, dass es einen Rucksack gibt, mit dem ich 20kg+ noch bequem tragen könnte. Meistens gelten diese Angaben doch eher für 80kg+ Männer... @TopperHarley Ah okay. Ich fand sowohl die Alta Via als auch die GEA sehr ansprechend. Die Alta Via ist einsamer als die GEA, letztere bietet aber noch mehr Aussichten. Die Wasserversorgung fand ich auf der GEA einfacher als auf der Alta Via, denn die GEA führt durch Berglandschaften, wo es selbst im Sommer noch die ein oder andere Quelle gibt. Zudem gibt es dort mehr bewirtschaftete Hütten, wo man sein Wasser auffüllen kann. Auf der Alta Via waren die Bäche fast immer trocken. Ich habe Komoot zur Navigation genutzt. Komoot nutzt ja auch Open Street Maps. Die Wasserquellen waren dort schon eingezeichnet, aber erst sichtbar, wenn ich ganz nah ran gezoomt habe. Auf www.vasentiero.org findest du in den Beschreibungen der Etappen auch Infos zu Wasserquellen. Mehr als 3,5 Liter habe ich nie getragen.
  23. @J_P Job gekündigt. @Matthias Das Profil war schon vorher ziemlich flach geworden. Doch wenn die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort so begrenzt sind, schiebe ich den Ersatz der Schuhe auch mal vor mich her. @TopperHarley In welchem Teil vom Apennin möchtest du denn eine Tour machen? Dieses Gebirge ist schließlich etwa 1500km lang. ___ Toskana und Emilia Romagna --> Passo Cento Croci - Bocca Trabaria --> 394 Kilometer & 15500 Höhenmeter --> 14 1/2 Tage Der Ruhetag in Varese Ligure tat richtig gut. Da ich ein paar Tage zuvor meine Sonnenbrille verloren hatte, musste ich mir in dem Dorf eine neue kaufen. Zur Auswahl hatte ich nur eine mit 15€ überteuerte und billige. Diese hielt auch nicht sonderlich lange, denn die Beschichtung rieb sich rasch ab und die Sonnenbrille musste im weiteren Verlauf der Tour erneut ersetzt werden. Der Sentiero Italia verläuft immer an der Grenze zwischen der Toskana und Emilia Romagna und wechselt immer wieder zwischen beiden Regionen hin- und her. In diesem Abschnitt verläuft der SI zu 90-95% gleich mit der "Grande Escursione Appennica", die auch markiert ist. Noch häufiger sind allerdings die Markierungen vom E1, der in diesem Abschnitt außerordentlich gut markiert ist. Die Markierungen vom Si findet man selten, eigentlich nur dann, wenn der Weg anders verläuft als die GEA. Ab Varese Ligure erfolgte für mich der längste Resupplyabstand auf dem ganzen Trail, denn ich musste für sechs Tage Lebensmittel einpacken. Zusammen mit 3,5 Litern Wasser wog mein Rucksack mehr als 12kg. Viel zu schwer für dieses Modell, wie ich spätestens dann feststellen musste. So richtig auf der Hüfte lag das Gewicht nicht und an dem ersten Tag taten ständig meine Schultern weh. Dies führte zu zahlreichen kurzen Pausen, einfach um den Rucksack absetzen zu können. Auch war es eine Motivation viel zu essen, um das Gewicht zu erleichtern. Natürlich ging es anfangs fast nur bergauf - das ist ja irgendwie immer so. Zumindest führte der Weg überwiegend durch schattigen Wald, was bei den sommerlichen Temperaturen ganz angenehm war. Am nächsten Tag ging es dann in die Berge - aber nicht für ein paar Stunden, sondern für mehrere Tage. So lange sollte ich oben auf baumlosen Hängen und über aussichtsreiche Gipfel wandern. Doch zuerst musste ich noch den Passo della Cisa überqueren - ein bei Motorradfahrern sehr beliebten Pass. So beliebt, dass es mir vorkam, als würde dort eine Großveranstaltung stattfinden. Die Auswahl in den kleinen Läden am Pass war sehr bescheiden. Die Landschaft war nur kurz "toskanatypisch", danach ging es bergauf in die Berge. Zuerst noch durch Wald, welcher bald mit Gras und Heidelbeeren bewachsenen Hängen wich. Diese verführten ebenfalls zu vielen kleinen Pausen. Da die Tage noch sehr lang waren, musste ich mich nicht zu sehr beeilen um mein Tagespensum zu schaffen. Die Pfade führten häufig oben am aussichtsreichen Grat oder durch breite Hochtäler und waren oftmals sehr steil, doch selten schwierig. Da die Sonne mehrere Tage am Stück durchgängig schien und Wolken nur zu Dekorationszwecken am Himmel zu finden waren, war es schwierig einen schattigen Platz für eine längere Pause zu finden. Der Versuch mit meiner 3mm-Evazote Schatten zu erzeugen, misslang aufgrund des Windes. Auch wenn die Wetterapp für die Talorte immer noch Temperaturen um 30 Grad anzeigte, fand ich es hier deutlich angenehmer als in Ligurien. Die Berge sind etwas höher und zudem wirkte der leichte Wind erfrischend. Eine besondere Erfrischung aber waren die Bergseen, die es in diesem Abschnitt gab. Nach einem Bad fühlte ich mich frisch und sauber - zumindest bis der nächste Anstieg erfolgte. Die Anstiege waren meistens sehr steil aber nur ein paar hundert Höhenmeter lang. Trinkwasser konnte ich häufiger auffüllen als in Ligurien. Neben den Bergseen gab es auch ein paar Bäche. Der Skiort Abetone liegt ein klein wenig abseits vom Trail, doch nach fast sechs Tagen ohne Einkaufsmöglichkeit gibt es keine Alternative. Auf eine Übernachtung verzichtete ich, da die Hotels dort mit über 100€ pro Nacht sehr teuer waren. Anschließend ging es natürlich mal wieder viele Höhenmeter steil bergauf. Im Gegensatz zu Ligurien waren hier deutlich mehr andere Wanderer unterwegs. Auf vielen Gipfeln teilte ich mir die Aussicht zusammen mit italienischen Wanderern. Da die Italiener selten Englisch sprechen erfolgten Gespräche mit Händen und Füßen - auch wenn ich vor Beginn meiner Tour ein paar Worte Italienisch gelernt hatte. Zudem sah ich in diesem Abschnitt auch ein paar Pfadfindergruppen, die sich mich sehr großen Rucksäcken die Berge hochschleppten. Südlich von Toskana und Emilia Romagna sah ich sie nicht mehr. Die meisten Nächte zeltete ich wild oder neben verschlossenen Hütten. Einmal sah ich dabei einen ganz besonders imposanten Sonnenuntergang. Immer wieder sah ich Plätze, die wie inoffizielle Zeltwiesen aussahen. Neben flachen Stellen mit plattem Gras gab es auch einige Feuerstellen. Eine Nacht verbrachte ich in einem Rifugio, nachdem ich dort mehrfach angerufen hatte. Interessanterweise sah ich auch neben den Rifugios immer wieder ein paar Zelte stehen. Nach der Nacht im Rifugio passierte ich meine erste Schafsherde. Da diese eingezäunt direkt neben einer Forststraße in Laufweite von zwei Berghütten weidete, machte ich mich zunächst keine Sorgen. Die Herdenschutzhunde entdeckten mich (und ich sie) erst, als ich schon fast an der Herde vorbei war. Bevor ich reagieren konnte, hatte bereits ein Hund zugebissen. Zum Glück traf er nur mein Hosenbein. Geschockt und zitternd machte ich mich auf den Weg. Die weiteren Herden in diesem Abschnitt waren zum Glück weiter weg oder wurden von menschlichen Schäfern begleitet. Im Dorf Pracchia nahm ich den Zug und fuhr in die Stadt Pistoia, wo ich ein Ruhetag im Hotel machte. Auf dem Trail selber war es schwer eine Unterkunft zu bekommen, da im August ganz Italien Ferien hat und die meisten Hotels & B&Bs restlos ausgebucht sind. Übrig bleiben nur noch ein paar teure Hotels oder die Städte. Das Hotel weigerte sich meine Wäsche zu waschen. Dies sollte mir in Italien noch häufiger passieren. Zwar gibt es in vielen Ortschaften Wäschereien mit Selbstbedienungswaschmaschinen, doch wenn die Anleitung nur auf Italienisch ist, kann dies tückisch sein. Südlich von Pracchia führt der SI wieder vermehrt durch bewaldete Abschnitte und es sind auch weniger Touristen unterwegs als zuvor. Trotzdem gibt es immer wieder tolle Aussichten, da die Pfade gerne an Hanglagen verlaufen. Die Einkaufsmöglichkeiten nehmen ebenfalls zu, was den Rucksack merklich erleichtert. Auch das Wetter wurde angenehmer, gab es doch den ein oder anderen erfrischenden Schauer. Die Gewitter waren jedoch nie gefährlich, da die dichten Buchenwälder einen guten Schutz boten. Rund um das Dorf Varghereto, wo ich eine Nacht im sehr empfehlenswerten Astro Camp zeltete, wurde die Landschaft richtig spektakulär. Zwar war die Landschaft immer noch stark bewaldet, doch die grauen Hügel aus feinem grauen Gestein sahen sehr interessant aus. Gesehen habe ich so eine Landschaft sonst noch nirgendwo in Europa. Zumeist hatte ich diese Pracht auch noch für mich alleine. Auch die Berggrate bestanden manchmal aus diesem Gestein. Bocca Trabaria ist eine Passstraße, die bei Motorradfahrern beliebt ist, aber für Wanderer nichts zu bieten hat. Es gibt nicht mal eine Bar oder ein Restaurant. Doch hier endet der Abschnitt in Toskana und Emilia Romagna, denn die Region Marken beginnt dort.
  24. Ligurien --> Garessio - Passo Cento Croci --> 258 Kilometer & 10900 Höhenmeter --> 10 Tage Die Anfahrt erfolgte mit dem Zug. Natürlich ging es nicht ohne die übliche Verspätung, die so eine Bahnfahrt mit sich bringt. Gerade noch so erwischte ich in Turin den letzten Zug nach Ceva, wo ich mir eine Nacht in einer Unterkunft reserviert hatte. Denn bevor es mit der Wanderung auf dem Sentiero Italia losgehen konnte, musste ich am nächsten Tag den lokalen Bus nehmen, um ins kleine Dorf Garessio zu gelangen. Hier beginnt nämlich der Teil vom SI, der Ligurien durchquert. Dieser folgt der "Alta via dei Monti Liguri" oder zu deutsch "Ligurischer Höhenweg". Dieser sehr gut beschilderte und markierte Fernwanderweg führt wie der Name schon sagt durchgängig oben am Berg entlang und bietet dadurch jeden Tag viele grandiose Aussichten. Erstaunlicherweise habe ich keinen einzigen anderen Fernwanderer gesehen, der diesen Weg gegangen ist. Selbst Tageswanderer waren nur in der Nähe von Parkplätzen anzutreffen. Schon am Vorabend um 22 Uhr als ich mit dem Zug in Ceva ankam, war es draußen noch sehr warm. Ich wusste, mir würden eine Menge Höhenmeter bevorstehen, doch bei dieser Hitze hatte dies eine ganz andere Qualität als daheim vor dem Computer. "Vielleicht ist es doch eine beknackte Idee im Hochsommer durch Italien zu laufen?" fragte ich mich. Nun war ich aber schon da und es ging tatsächlich los. Die ersten Kilometer waren ein Segen, denn es ging durch dichten Wald. "Wälder sind schon was tolles, denn sie spenden Schatten." dachte ich mir und so fühlte sich die Wärme gar nicht mehr so schlimm an. Sobald sich der Wald allerdings lichtete, was immer mal wieder vorkam, brannte die Sonne erbarmungslos vom Horizont. Die Mittagspause fiel bereits am ersten Tag zwei Stunden lang aus. Um 17 Uhr lief ich weiter und entschied, dass es immer noch zu warm ist. So ging es dann erst um 18 Uhr weiter. Dafür lief ich dann auch bis 22 Uhr, obwohl ich eigentlich schon etwas eher einen Zeltplatz suchen wollte. Doch Wassermangel trieb mich weiter. Die nächsten Tage ging war es weiterhin heiß und trocken. Noch nie habe ich so viel geschwitzt wie in den Tagen auf dem SI in Ligurien. Mittags machte ich zwischen zwei und drei Stunden Pause - um der Hitze zumindest ein wenig zu entfliehen. Jedes Wölkchen am Himmel flehte ich an, sich zu vermehren und Regen zu bringen. Doch erst am 5. Tag war es zumindest bewölkt - regnen tat es aber nicht. Der kam stattdessen am Morgen des 6. Tages, doch nach wenigen Minuten war der Schauer schon wieder vorbei. Erfrischend war es trotzdem. Wenn es mal ein wenig geregnet hatte, rochen die Wälder intensiv würzig. Gegen Ende der Etappe sah ich nachts auffällig häufig Wetterleuchten. Der Himmel zuckte nur so vor fernen Blitzen - doch abgesehen von einer Nacht blieben die Gewitter fern. Das sollte sich in den südlicheren Regionen ändern. Am dritten Tag passierte mir ein Malheur. Es war mal wieder ein furchtbar heißer Tag und der Weg führte ausgerechnet zur Mittagszeit nicht durch schattigen Wald, sondern über eine breite Wirtschaftsstraße, an deren Rand gerade neue Windkrafträder aufgestellt wurden. Einen Platz für die Pause fand ich auch nicht und so schleppte ich mich schwitzend voran, bis ich endlich den rettenden Wald erreichte. Doch die Mittagspause endete in einem Frust, denn ich stellte fest, dass die Flüssigkeit meiner Wasserdesinfektion ausgelaufen war. Das Ergebnis war ein kaputtes Feuerzeug - die warme Mahlzeit fiel aus. Um mir ein neues Feuerzeug zu kaufen, stieg ich am nächsten Tag nach Masone ab, wo ich mir ein B&B reserviert hatte. Doch als ich einchecken wollte folgte der 2. Schock: Booking hatte meine Buchung automatisch storniert, da die App automatisch meine alte Kreditkarte belasten wollte, statt meine neue. Da das Zimmer noch frei war, konnte ich trotzdem einchecken. Das war der erste und einzige Moment, wo ich am liebsten nach Hause gefahren wäre. An den wenigen Tagen, wo der Himmel bewölkt war oder es sogar ein klein wenig geregnet hatte, fiel mir das Wandern bedeutend einfacher. Abends konnte ich oft noch lange draußen sitzen und die Aussicht genießen, wenn ich einen Zeltplatz mit entsprechender Aussicht gefunden hatte. Die Nächte waren durchgängig warm - so warm, dass ich mich nur notdürftig mit meinem Schlafsack-Hybriden zudeckte. Da der Weg sehr einsam war, war es für mich einfach einen Platz zum wildzelten zu finden. Nur wenn der Weg in der Nähe von Siedlungen oder Bauernhöfen entlang führte, musste ich genauer schauen. Die Siedlungen am Wegesrand sind oft dermaßen winzig, dass es dort nichts zum Einkaufen gibt. Dazu musste ich fast jedes Mal kleinere Umwege in Kauf nehmen, wollte ich doch nicht unnötig viel Gewicht in Form von Lebensmitteln mit mir rumtragen. Aufgrund der warmen Witterung trug ich regelmäßig 3,5 Liter Wasser. Die Landschaften in Ligurien sind von den südlichen Ausläufern der Alpen und dem nördlichen Apennin geprägt. Am 2. Tag überquerte ich den "Colle di Cadibona". Dieser Pass ist zwar optisch unscheinbar, hat aber eine besondere Bedeutung, denn hier enden die südlichen Alpen und gehen in den nördlichen Apennin über. Mir war es bei der Planung der Tour wichtig, diesen Pass mitzunehmen, damit ich den kompletten Verlauf vom Apenningebirge bis in den Süden begehen konnte. An den Hängen der Berge wächst dichter Laubwald und da die Berge hier nicht sonderlich hoch sind, reicht dieser manchmal bis zum Gipfel hoch. Es gibt jedoch genügend Lichtungen im Wald, sodass weite Fernblicke garantiert sind. Die Wege sind überwiegend gut gepflegt und meistens leicht zu begehen. Manchmal führen sie aber auch über schmale Grate oder sind sehr steil angelegt. Es gibt Abschnitte, die mit Pflanzen überwachsen sind, doch in Ligurien sind dies bloß Farne oder hohes Gras. So kam ich trotzdem gut voran, musste mich aber jeden Abend intensiv nach Zecken absuchen. Denn von den kleinen Biestern gibt es in Ligurien viele. Säugetiere wie z.B. Rehe, Hasen, Wildschweine und Füchse sah ich einige, insbesondere in den Morgen- und Abendstunden. Am Abschluss dieser Region, fuhr ich vom Passo Cento Croci mit dem Bus nach Varese Ligure herunter. Doch die Busfahrt war schwieriger als geplant, denn statt vom Passi Cento Croci fuhr dieser nur noch ab dem Ristorante Alpini ab. Dort konnte ich mich nicht mal mit einer warmen Mahlzeit belohnen, denn das Ristorante hatte geschlossen. Die Besitzerinnen waren zwei alte Damen, die mich netterweise mit Wasser und Obst versorgten, als ich auf den Bus wartete. Der Kauf einer Fahrkarte war auch ein Mysterium für sich, denn die Tickets muss man vor der Fahrt kaufen. Bloß sind nicht alle Haltestellen mit Ticket-Shops ausgestattet. Die beiden Damen vom Ristorante Alpini hatten zu meinem Glück eine Fahrkarte und gaben sie mir. Die Fahrt nach Varese Ligure war nicht nur aufgrund meines dortigen Ruhetages strategisch wichtig, sondern auch, weil es die letzte Resupply-Möglichkeit für die nächsten 6 Tage in der neuen Region war.
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